Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Foto: Volker Schrank
Malersbuckel 1171263 Weil der Stadt
In Nachbarschaft zur Landesakademie für Jugendbildung ist in Weil der Stadt ein Bildungszentrum des gemeinnützigen Landesverbands für Obstbau, Garten und Landschaft e.V. (LOGL) entstanden. Traditionell fördert der Verein die Vielfalt der Gartenkultur, die Bewahrung der Kulturlandschaft sowie die Vermittlung von Fachwissen aus den Bereichen Obst- und Gartenkultur. Als einer der mitgliederstärksten Verbände in Baden-Württemberg verfolgt der LOGL mit seinem Bauvorhaben in Weil der Stadt das Ziel einen öffentlichen Ort der Wissensvermittlung zu schaffen, an welchem die Themen und Werte des Verbandes kommuniziert werden können. Bei der Gestaltung des Bildungszentrums soll sowohl das landschaftsplanerische Umfeld als auch der architektonische Entwurf die Themen und Werte des Verbandes kommunizieren und somit erlebbar und erfahrbar machen.
Das Vorhaben ist gekennzeichnet durch einen vielfältig gestalteten Naturgarten und eine Streuobstwiese, in die zwei solitäre Holzbauten eingebettet sind. Typologisch lehnen sich die Baukörper an die in süddeutschen Streuobstwiesen charakteristischen Holzscheunen an. Beide Gebäude wurden als Einraum-Architekturen entworfen, welche räumlich durch frei eingestellte Solitärbaukörper zoniert werden. Dabei entstanden ein Hauptgebäude mit Seminarraum, Foyer, Büros und einer Bibliothek sowie ein Nebengebäude als Lager- und Technikgebäude.
Die gewählte konstruktive Ordnung bietet nun die Möglichkeit, die Qualitäten des zeitgenössischen Holzbaus mit seinen vielfältigen konstruktiven und sinnlichen Qualitäten darzustellen. So finden in der Gebäudehülle und der Zwischendecke heimische Nadelhölzer wie die Douglasie, Weißtanne und Kiefer Verwendung, während im Bereich der Solitärbauteile im Inneren des Gebäudes die Qualitäten von verschiedenen Laub- und Obsthölzern exemplarisch aufgezeigt werden. Durch die komplexe, gestalterische und konstruktive Durchmischung von Holzwerkstoffen und Holzarten können die konkreten Eigenschaften des jeweiligen Baustoffes zielgerichtet Verwendung finden. Dies soll modellhaft aufzeigen, dass der moderne Holzbau die große Bandbreite an Möglichkeiten zur Nadel- und Laubholznutzung in einem Projekt vereinen kann. So wie im Lehrgarten des LOGL die Vielfalt der Streuobstsorten und Baumarten und deren unterschiedliche Qualitäten erfahrbar sein wird, soll dies im Inneren des Gebäudes als nun transformierte Kulturlandschaft in gleichem Maße möglich sein.
Das Projekt legt einen besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit, die sich in Form von regionalen Wertschöpfungsketten, einem größtmöglichen Einsatz des nachwachsenden Rohstoffs Holz und der daraus resultierenden Schonung von Ressourcen äußert. Somit können große Mengen an CO₂ im verbauten Holz gespeichert, sowie durch das Anlegen einer Streuobstwiese und die Umwandlung von Grünland in eine artenreiche Blumenwiese in Sauerstoff gewandelt werden. Die Auswahl von regionalen Ressourcen, Herstellern und Handwerkern beschränkt den CO₂ Ausstoß der grauen Energie auf ein Minimum.
Komplementiert wird der Entwurf durch ein energetisches Null-Emissions-Konzept, bestehend aus einer reversiblen Luft/Wasser Wärmepumpe, einer PV-Anlage und minimierter, dezentraler Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, sodass die benötigte Wärme und Energie selbst erzeugt werden kann, ohne weitere Emissionen auszustoßen. Der Einsatz einer in einem sinnvollen Maß eingesetzten, ökologischen Dämmung aus Holzfaser senkt den Primärenergiebedarf in Sommer und Winter. Der außenliegende, flexibel verschiebbare Sonnenschutz vervollständigt das Konzept passiv. Diese Lowtec-Lösung welche ein filigranes Scheunentor zitiert ermöglicht den Verzicht auf technisch aufwendige Fassadenschichten. Eine Regenwasserzisterne sammelt das anfallende Niederschlagswasser, sodass auch diese wertvolle und schützenswerte Ressource gespeichert werden kann und bei der Gartenbewässerung zum Einsatz kommt.
Das Projekt des LOGL veranschaulicht in seiner Konzeption und Umsetzung ein besonderes Maß an Komplexität und Vielfalt in der Anwendung zeitgenössischer und nachhaltiger Holzbauthemen. Dabei werden sowohl industriell gefertigte Produkte mit großer Skalierbarkeit als auch traditionelle Nischenprodukte verwendet und somit eine große Bandbreite an Möglichkeiten aufgezeigt. Ebenso soll das Bewusstsein zur Verwendung von Laubhölzern im zeitgenössischen Holzbau angeregt werden. Ergänzend soll der Einsatz von Nischenprodukten aus der großen Artenvielfalt an Holzarten in Baden-Württemberg einen Beitrag zur Wahrung der Tradition der Nutzholzverwendung aus Streuobstwiesen und Mischwäldern leisten.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.