Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Foto: Bernd Borchardt
Paula-Fuchs-Allee 274076 Heilbronn
Das Gebäude SKAIO wurde als Hybridkonstruktion geplant. Die Wände und Decken aus Holz machen den überwiegenden Teil der Konstruktion aus, der Erschließungskern und das Sockelgeschoss wurden aus Stahlbeton gefertigt. Damit ist in Heilbronn nicht nur das höchste Haus in Holzbauweise Deutschlands mit 34 m Höhe entstanden, sondern auch das erste Holz-Hochhaus.SKAIO enthält neben Gewerbe-, Gemeinschafts- und Nebenräumen im Erdgeschoss 60 Mietwohnungseinheiten. Vier davon sind Wohngemeinschaften der Aufbaugilde und der Offenen Hilfe vorbehalten. 40 Prozent der Wohnungen sind öffentlich geförderte Einheiten.Das Erdgeschoss bietet Raum für die Bedürfnisse des Wohnens: Fahrradstellplätze sind in großer Zahl und vor allem sicher im Gebäude verfügbar. Ein Gemeinschaftswaschraum, ausgestattet mit Waschmaschinen und einer vollwertigen Küche zum gemeinschaftlichen Kochen dient als Treffpunkt für die Bewohner. In der Tiefgarage befinden sich 45 Stellplätze.Die im Standard offen und hell gestalteten 1- bis 2-Zimmer-Wohnungen werden über einen Erschließungskern mit Aufzügen und Sicherheitstreppenhaus barrierefrei erreicht, sind zwischen 40 und 90 m² groß und können Dank des Gebäudekonzeptes zusammengeschaltet werden. Nahezu alle Wohnungen verfügen über eine Loggia, alle Wohnungen haben öffenbare, bodentiefe Fenster. Die Wohnungen sind mit Fußbodenheizung und Einbauküche ausgestattet.Eine große Wohngemeinschaft mit acht Zimmern für sechs Bewohner im sechsten Obergeschoss hat direkten Zutritt auf eine Dachterrasse auf dem westlichen Teil des Gebäudes.Das Dach von SKAIO ist teilweise als extensives Gründach geplant und als gemeinschaftliche Dachterrasse nutzbar. Den Bewohnern von SKAIO präsentiert sich so in über 30 m Höhe ein spektakulärer Ausblick über die Stadt Heilbronn und den Neckar.Das Materialkonzept der Architekten verbindet im Gebäudeinneren die Materialien Holz, Sichtbeton und Linoleum. Die Außenwände, sowie die Geschossdecken zeigen raumseitig mit Holzoberflächen das Wesen des Hauses.Über dem verglasten Sockelbereich mit sichtbarem Erschließungskern aus Beton, setzen sich die Obergeschosse mit einer hochwertigen Aluminiumlochfassade ab. Auf den zweiten Blick lassen die Holz-Unterseiten der Loggien auch von außen erkennen, dass SKAIO ein Holzgebäude ist.Das Thema Wohngesundheit wird bei der Stadtsiedlung Heilbronn GmbH besonders beachtet. So werden bei den Neubauten ausschließlich Baustoffe mit geprüfter Zusammensetzung verwendet. Die Überwachung betrifft alle Ausbau-Baustoffe wie z. B. Kleber, Silikone und Wandfarben. Die Qualität der Raumluft wird nach der Fertigstellung gemessen und von einem Prüflabor untersucht. Durch die weitreichenden Untersuchungen ist sichergestellt, dass die Raumluft gesundheitlich unbedenklich ist.
Konstruktion allgemeinDie tragenden Bauteile des geplanten Gebäudes werden im Untergeschoss, im Erdgeschoss sowie im ersten Obergeschoss aus Ortbeton hergestellt. In den weiteren Obergeschossen (2. bis 9. OG) besteht die Tragstruktur aus einer Holz-Stahl-Hybridkonstruktion nach dem Skelettbauprinzip.Die Decken bestehen aus LENO-Brettsperrholz, die Stützen aus Brettschichtholz. Die gesamten Horizontallasten der Aussteifung werden von dem Stahlbetonkern, der auch als not- wendiger Fluchtweg dient, abgetragen. Die sichtbar eingebauten, 240 mm starken, LENO- Brettsperrholzdecken spannen von Innen (dem Stahlbetonkern) in Richtung der Außenwände. Aufgrund der großen Öffnungen in den Außenwänden und auch um Setzungen vorzubeugen, liegen die Decken dort auf Stahlunterzügen auf. Diese wiederum tragen ihre Vertikallast über blockverleimtes Brettschichtholz, das ebenfalls später sichtbar bleibt, in die Gründung ab.Für die nicht tragenden Außenwände wurde LENO-Brettsperrholz gewählt, das außenseitig noch eine Dämmung und eine Fermacellplatte erhält. Dieser Aufbau wird gemeinsam mit den sog. Kastenfenstern (hier gemeint Fenster mit integriertem Sonnenschutz) bereits im Werk vormontiert. Wie auch bei allen anderen Bauteilen wird durch die weitestgehende werkseitige Vormontage Bauzeit vor Ort gespart und höchste Qualität gesichert.Das Erdgeschoss und das 1. Obergeschoss sind gegenüber den weiteren Obergeschossen an der Südseite um 6,70 m und an der Ostseite um 1,75 m zurückversetzt, so dass hier eine Überbauung der Geh- und Radwege entsteht. Die Überbauung wird durch an der Gebäudeaußenkante angeordnete Stahl-Beton-Verbundstützen getragen.Die nichttragenden Außenwände werden aus Brettsperrholz mit einer äußeren Dämmebene nach dem Holztafelbauprinzip sowie einer hinterlüfteten Außenwandbekleidung aus Aluminiumelementen ausgeführt.
Innovationspotenzial: Entwurf und KonstruktionDie konsequente Anwendung der Holzbauweise verlangt von Beginn an buchstäblich konstruktives Gestalten: Der materialgerechte Entwurf schützt die Konstruktion bei gleichzeitiger Inszenierung. Von außen betrachtet tritt die Architektur beispielsweise durch sichtbar schlanke Deckenaufbauten in Erscheinung. Darüber hinaus sorgt die vorgehängte Aluminiumfassade mit ihrer materialimmanenten Leichtigkeit für Schutz vor klimatischen Einflüssen. Die größtenteils trockene Konstruktion fördert präzises Handwerk: Präfabrikation erlaubt das Anfertigen der Verbindungselemente (z. B. Dornauflager der Wandelemente) unter kontrollierten Arbeitsbedingungen. Dadurch werden Konstruktionen und Montageabläufe ermöglicht, die auf konventionellen Baustellen in dieser Art nicht möglich wären.
Bauteile aus Fichtenholz mit PEFC-ZertifikatEin großer Vorteil der Holzbauweise ist die vergleichsweise kurze Bauzeit; die Holzbauteile werden weitgehend vorgefertigt und vor Ort lediglich montiert. Die Stützen der beiden Neubauten bestehen aus Brettschichtholz – ganz ohne Beton kommt die neuartige Hybrid-Konstruktion aber nicht aus. Sockelgeschoss und Treppenhaus bestehen jeweils aus Stahlbeton und werden zuerst errichtet. Für die Holzwände und -decken wurde ausschließlich Fichtenholz – überwiegend aus deutschen Wäldern und durchweg versehen mit FSC-Zertifikat, dem Siegel für nachhaltige Forstwirtschaft, verwendet.BrandschutzDer Brandschutz ist das anspruchsvollste Thema und eine besondere Herausforderung aufgrund der Gebäudehöhe. Im Falle eines Brandes darf kein Rauch ins Treppenhaus dringen. Dafür wird mit speziellen Ventilatoren ein Überdruck erzeugt, der das Treppenhaus rauchfrei hält. Zum Konzept gehört eine Hochdruck-Feinnebellöschanlage, die Wassernebel produziert, der die Flammen sofort erstickt. Diese Technik kommt aus dem U-Boot-Bau. Im Untergeschoss und Erdgeschoss wurden alle tragenden und aussteifenden Bauteile aus feuerbeständigem Stahlbeton hergestellt. Alle tragenden Elemente, wie Wände, Stützen und Decken aus Holz entsprechen der Feuerwiderstandsklasse F 90.
Beitrag zur Energiewende und zur CO2-MinderungSKAIO trägt durch die Verfolgung des Cradle-to-Cradle-Prinzips zur Energiewende bei. Größtmögliche Wiederverwertbarkeit der Elemente und Materialien waren von der ersten Stunde an erklärte Projektziele. Die Details wurden so geplant, dass der spätere Austausch einzelner Elemente ebenso möglich ist wie der Rückbau und die Wiederverwendung. Die Bauteilaufbauten sind gänzlich trocken und jedes Material ist sortenrein trennbar. Als Bäder kommen vorgefertigte, selbsttragende Sanitärraumeinheiten zum Einsatz. Der Holzbau trägt systematisch zur Minderung von CO2 bei. Während der gesamten Nutzungsdauer der Gebäude (bzw. bei Wiederverwendung der Elemente noch darüber hinaus) wird das CO2 der Atmosphäre entzogen und eingelagert.
ModellcharakterDie Stadtausstellung Neckarbogen zeichnet sich als innovatives Projekt sowohl mit Blick auf die Entwicklung als auch auf Architektur und Städtebau aus. Bauherren verschiedener Couleur realisierten mit verschiedenen Architekten und Firmen eine Vielzahl innovativer Projekte auf einer ehemaligen Brachfläche in urbanem und attraktivem Kontext. SKAIO steht in seiner Eigenschaft als urbaner Holzbau Modell für künftige Vorhaben vergleichbarer Aufgabenstellung.
Das Projekt wird mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.
Generalunternehmer und Baupartner: Ed. Züblin AG, Direktion Stuttgart, Bereich Heilbronn, ZÜBLIN Timber Aichach GmbH, ZÜBLIN Timber Gaildorf GmbHTragwerksplanung: bauart Konstruktions GmbH & Co. KG, BerlinHaustechnik: IFB Ingenieure GmbH, Bad Teinach-ZavelsteinProjektsteuerung, Energieberatung, Brandschutz, etc.: Dehne, Kruse Brandschutzingenieure GmbH & Co. KG, Gifhorn
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.