Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
“Atmosphären“ lautet die Überschrift über dem Kirchbauforum 2025, einer Kooperationsveranstaltung von AKBW und Evangelischer Akademie Bad Boll. Der Titel spielt auf die mögliche Multifunktionalität und -nutzbarkeit von Kirchen an – als Orte der Gemeinschaft und Begegnung, aber auch Orte der Transzendenz und der Kunst. Die Veranstaltung im Haus der Architektinnen und Architekten ging besonders der Frage nach, wie viel Funktionalität Kirchenräume von morgen vertragen, kurz: Was können wir aus den Räumen machen?
Für Architektur- und Stadtplanungsbüros seien kirchbauliche Entwurfsaufgaben „Königsklasse“, eröffnete Markus Müller, Präsident der Architektenkammer BW, das Kirchbauforum. In diesen Fragestellungen manifestiere sich die Transformation auf besondere Weise, denn: „Viele ‚gesetzt‘ geglaubte Sicherheiten sind einem dramatischen Akzeptanzverlust unterworfen“, so Müller. Zentralitäten funktionierten heute nicht mehr, was sich städtebaulich als Verlust der Mitte zeige. Kirche als „Herz der Stadt“ habe an Relevanz verloren, sei aber noch in der ursprünglichen, verblassten Funktion reanimierbar - als Ort der Zusammenkunft und der Gemeinschaft. Die Frage laute zuvorderst: Was sind die Stärken des Ortes? Viele junge Menschen, berichtete eine Forumsbesucherin aus dem Hochschulbereich, suchten Gemeinschaft, brauchten „dritte Orte“ des Zusammenkommens.
Eine eindrucksvolle Referenzliste mit Sakralbauten brachte Prof. Wolfgang Lorch, büro wandel lorch götze wach, mit – unter anderem das IBA’27-Projekt Brenzkirche am Weißenhof in Stuttgart. Allen gemein war der behutsame Umgang mit Licht („göttliches Licht“) und Materialität. “Wir müssen uns der Sache annehmen“, ist er überzeugt. Der letzte Lehrstuhl in Deutschland, der sich mit diesem Feld befasste, sei in München gerade abgeschafft worden. Ein Fehler, ist mit Lorch das Plenum überzeugt. Denn „Erhalt durch Nutzung“ in Bezug auf kirchliche Bauten sei eine „ganz große Gegenwartsaufgabe für unsere Städte“, zumal ein Gros Nachkriegsbauten von „katastrophaler Qualität“ seien. Ein Drittel könne als Gotteshaus bewahrt werden, der Rest stehe entweder an der falschen Stelle (bürgerentleerte Cities) oder müsse umgebaut werden. Doch: „Was kann man dem Raum zumuten?“ Und was wird mit dem Raum? Lorch stellte die stadtplanerisch spannende Frage in Bezug auf den Kölner Dom: „Was wäre, wenn wir die Silhouette der Kirche aus der Stadt herausnähmen?“ Dann werde schnell klar: Kirchbauten geben selbst in der säkularen Welt Orientierung, weshalb die Kommunen ebenso in Verantwortung stünden wie die Kirchen selbst. Als „Raum für alle“ neu definiert, müssten Kirchbauten „sich einordnen und gleichzeitig aus der Reihe tanzen“, so Lorch.
Andreas Knapp, KÜSSDENFROSCH Düsseldorf, war schon bei den AKBW-Architekturgesprächen zu Gast. Im Forum stellte er zahlreiche Bestandsumnutzungen vor. „Es gibt immer eine zweite Möglichkeit“, ist Knapp überzeugt, schränkte jedoch ein, Kirchen eigneten sich nicht für alle Nutzungsmöglichkeiten. Wichtig sei die Offenheit von Kirche und Kommune für andere Nutzungen. Als Gelingbeispiel stellte Knapp eine große Kirche in Düsseldorf vor, die durch eine Haus-in-Haus-Lösung eine Art Hochregallager für Urnen implantiert erhielt und längst erfolgreich als lebendiger Gedenk- und Veranstaltungsort genutzt wird. „“Wir ziehen die Leute in die Kirchen hinein.“
Knapp berichtet, viele Anfragen von Bistümern auf dem Tisch zu haben. Der stattliche kirchliche Gebäudebesitz hat längt auch das Interesse von großen Projekt- und Immobilienentwicklern geweckt, berichtet Moderatorin Renz und hakte nach, ob hier eine gestalterische „Superaufgabe“ verlorenzugehen drohe. „Gotteshäuser sind keine Abschreibungsobjekte, die nach 15 Jahren zusammenfallen dürfen – sie dürfen altern“, so Lorch. Und Knapp, der ebenfalls Projekte entwickelt, betont den Unterschied: „Immobilienentwickler denken nur an Rendite, nicht an Charakter, Historie, Zweck etc.“ Sein Büro wolle nicht übersanieren, nichts übertünchen oder verdecken. „Die Abwesenheit jeglicher Form von Anspruch ist Realität“, antwortete AKBW-Präsident Müller. Die Strategie der Kammer sei, sich mit jenen zu verbünden, die wertschätzend über die Welt nachdächten und nicht nur Geld verdienen wollten. Wichtig, ins Boot zu holen und für die Aufgabe zu sensibilisieren, seien die Kommunen – Bürgermeister:innen, Baubürgermeister:innen, Baudezernet:innen. Müller brachte ein Engagement der Kammer ins Spiel für die Zielgruppe der Entscheider aus den Kirchen, um „gegen platte Lösungen zu immunisieren“.
Das Qualifizierungsprogramm liefert Kenntnisse zu Methoden und Prozessen des zirkulären Bauens und qualifiziert, diese in der täglichen Bau-, Planungs- und Beratungsarbeit einzusetzen.Modul 1 wieder am 20./21.11.2025