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Reg.Nr.: 2007-4-04Aufgabe: Städtebauliche Ordnung und Gestaltung der Schulareale und des Schulumfeldes von Hans-Thoma-Gymnasium, Hebelgymnasium und Theodor-Heuss-Realschule
Auslober: Stadt Lörrach
Wettbewerbsart: städtebaulicher Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: Baden-Württemberg, Teilnahme außerhalb des Zulassungsbereichs mit Bezug auf Artikel 49 des EWG-Vertrags zulässig
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Landschaftsarchitekten, Stadtplanern zwingende Arbeitsgemeinschaft aus Architekten und Landschaftsarchitekten
Teilnehmer: 30 (21 + 9) Eingeladene, 27 Abgaben
Fachpreisrichter: Karl Bauer, Karlsruhe; Prof. Peter Fierz, Basel; Prof. Kai Haag, Stuttgart; Dr. Eckart Rosenberger, Fellbach (V); Klaus Stein, Lörrach; Prof. Sophie Wolfrum, München; Prof. Cornelia Bott, Korntal; Franz Häring, Stuttgart; Walther Schwenzer, Lörrach
Wettbewerbssumme: 45.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 14./15.12.2007
Städtebauliches: Der Neubau bildet mit seinem höheren Turm den Abschluß des "Boulevards" Baumgartnerstraße und das Merkzeichen des Campus zum Rosenfelspark. Der längliche Baukörper bildet den nördlichen Abschluß eines neuen Schulhofs mit spiegelnder Wasserfläche und hochstämmigen Bäumen.Architektonisches: Die architektonische Gestalt ist aus der betrieblichen Ordnung und der Anbindung an den Altbau entwickelt. Die Ebenen von Alt- und Neubau sind niveaugleich miteinander verbunden. Die Musiksäle sind angrenzend gebündelt, die Kunstsäle sind über Eingang und Foyer gestapelt. Der Mehrzweckraum ist zwischen den Türmen eingespannt, eine verglaste Galerie verbindet die beiden Türme mit dem Altbau. Das Dach des Mehrzwecksaales dient als attraktiver erhöhter Pausenhof. Das Gebäude soll als plastischer Baukörper in Sichtbeton erstellt werden, mit präzise gesetzten Verglasungen. Die Kunsträume haben richtigerweise große Fensterflächen nach Norden und Osten, das Innere der Ateliers ist weiss gestrichen. Die Musikräume haben kleinere Öffnungen und indirektes Licht, als Klangkörper ist das Innere der Räume in Holz ausgestattet.Würdigung: Die bauliche Komposition ist durch klare innere Zuordnung der funktionellen Bereiche geprägt. Musik und Kunst und Saal können autonom betrieben und separat erschlossen werden. Die ungewohnte Anordnung der Kunstateliers ermöglicht konzentriertes Unterrichten und Arbeiten, erfordert jedoch ein besonderes, innovatives Lehrkonzept, dass eher auf einer Studiokultur basiert. Die südliche Längsseite des Mehrzwecksaales öffnet sich auf einen ruhigen Außenbereich der klar seine Reverenz dem Rosenfelspark erweist. Der Turm ist ein inhaltlich geprägtes Merkzeichen zu der Schnittstelle Rosenfelspark und Rosenfelscampus, er steht stellvertretend für die offene, zukunftsbezogenen Ausrichtung der Trägerschaft.Anmerkung: Obwohl das Gebäude plastisch geprägt ist, weist es ein verhältnismäßig geringes Bauvolumen auf; die Wirtschaftlichkeit ist somit gegeben. Aus baukonstruktiver Sicht lässt das architektonische Konzept und die Randlage einen rationellen und immissionsarmen Bauvorgang erwarten. Die Krone des Kunst-Turmes sollte genau gleich hoch festgelegt sein wie die Trauflinie des bestehenden Schulturmes, so dass die Turmpyramide auch in Zukunft alle Campus-Bauten überragt.
Der Verfasser sieht die verschiedenen Schulareale als „Stadtfelder" deren Freiflächen sich als grüne Finger mit dem Rosenfelspark verzahnen sollen. Leider wird bei dieser an sich gut nachvollziehbaren Idee der interne Verbund der verschiedenen Schulen im Sinne der Campusidee teilweise vernachlässigt. Wünschenswert wäre z.B. eine bessere Anbindung der Realschule an den neu definierten Schulboulevard. Die Umgestaltung und Gliederung der Baumgartnerstraße ist jedoch von hoher Qualität: Sowohl die Definition des Anfangs mit Platz und Campanile am Bahngleis als auch der Vorschlag des Kiosks als Ziel und Umlenkpunkt im Rosenfelspark. Die Lage des Cafes sollte jedoch den Park nicht zweiteilen. Sehr gelungen ist auch die Längsteilung des Boulevards in eine Verkehrszone und einen ruhigen Schulvorbereich mit Möblierung und durchlaufender Baumreihe. Der sehr kompakte quadratische Neubau für Saal/Musik und Kunst ist in seiner Dimension sowohl in Höhe und Breite, als auch vor allem in seiner aus der Flucht der Schulgebäude entlang der Baumgartnerstraße herausgerückten Stellung intelligent platziert: – er definiert ein räumliches Ende der Eingangszone der Schulen, lässt aber den Blick zum Cafe und zum Park frei. - gleichzeitig entsteht auf der Südseite ein baulich gefasster Pausenhof. Der vorhandene halbgeschossige Versatz wird geschickt im Gebäude aufgenommen und gliedert die Freiflächen. Allerdings wäre eine Ausrichtung des Saals nach Süden attraktiver gewesen als in den räumlich beengten Tiefhofbereich im Osten. Die Erschließung der Obergeschosse mit Aufzug und notwendiger Treppe ist knapp und wenig einladend. Dafür ist die sehr klare Organisation der beiden Obergeschosse mit den Musik- und Zeichenräumen und die Anbindung an die Hebelschule gut gelungen. Die Fassaden drücken auf angenehme Weise diese versetzte Anordnung aus. Reizvoll ist auch der zweigeschossige Luftraum der Erschließungszone mit Oberlicht in den Obergeschossen. Insgesamt besticht die Arbeit durch einen wohlüberlegten Städtebau als auch einen gut platzierten und organisierten Baukörper. Lediglich die Lage und Ausrichtung des Saals als auch eine mögliche unabhängige Erschließung der Klassengeschosse vom Saalniveau aus müsste nochmals überdacht werden.
Eine äußerst markante grüne Wand aus geschnittenen Linden führt von der Brühlstraße in den Rosenfelspark, eine schöne starke Geste, allerdings wird der jährlich notwendige Schnitt kaum zu bewältigen sein. Ein Eingangsplatz an der S-Bahn-Haltestelle eröffnet den Campus, jeweils orthogonal abzweigende Seitenwege führen zu den diversen Entrees der verschiedenen Schulen. Den Plänen ist nicht ganz zu entnehmen, wo die begrünten Flächen in Hartbeläge übergehen, es sei denn, der Schulhof vor der neuen Mensa wäre auch ein Rasen. So wird sich die markante Setzung der Plätze bei der Realisierung wieder verwischen. Das gilt auch für den Platz am Rosenfelspark, das Ende des Campus-Boulevards, an dem das neue Kunst- und Musikhaus stehen soll. Flächen vor und hinter dem Haus verbleiben schematisch in der Darstellung, was die Textur der Oberflächen betrifft. Die Modellierung der verschiedenen Höhenanschlüsse ist jedoch gut bewältigt. Gut ist auch, wie das Haus aus der Flucht vorrückt und Zielpunkt des Boulevards wird. Die Organisation des Hauses ist intelligent, es spielt mit der Topographie hervorragend und wird einen guten Betrieb im Alltag ermöglichen. Der Saal in minus ½, die Empore auf plus ½, Musiksäle akustisch getrennt im 1. OG und darüber die Zeichensäle mit partiellem Oberlicht. Auch die Nebenräume liegen gut, der Betrieb des Multifunktionssaales, Behindertenzugang und Lasten (wie Klaviere) bewegen: alles ist perfekt organisiert. Die Fassade verbleibt allerdings recht schematisch, die verschiedenen Himmelsrichtungen und Orientierungen des Hauses werden in den Obergeschossen nicht genutzt. Auch bleibt eine Skepsis bezüglich der Hauptausrichtungen des Saales auf den Altbau des Hebelgymnasiums, zumal vom jetzigen Baumbestand nichts übrig bleiben wird. Auch wird der Mehrzwecksaal mit 3 Glasseiten akustisch problematisch, natürlich kann man mit Vorhängen Gegenarbeiten, aber ist die Situation nach allen 3 Seiten so, daß eine Vollverglasung die zwingende Wahl ist? Eine gewisse Starre und Schematismus muß dem Entwurf also dennoch trotz aller erwähnten Vorzüge angelastet werden.
Das Gesamtkonzept wird bestimmt durch einen vielfältig ausgebildeten "Campusboulevard". Er markiert einerseits eine deutliche Klammer zwischen Stadt und Park und vervollständigt andererseits mit dem Neubau einen klaren Schlusspunkt innerhalb des Schulareals. Gekonnt wird ein Campus-Entree an der Brühlstraße geschaffen; die rhythmisch angeordneten Bäume bilden das räumliche Rückgrat aus, wobei die Anzahl zu hinterfragen ist, da Räume zu den einzelnen Schulen unterbrochen und nicht verbunden werden. Die Zugänge zu den Eingängen der Schulen werden dagegen durch einen Bodenbelag teppichartig betont und schaffen die Vernetzung. Die in der Folge weiter differenzierten Teilräume der Schulhöfe ermöglichen sympathische Aufenthaltsbereiche. Das Verhältnis zwischen "urbanen" und mehr grünbetonten Freiräumen, ist gut gewählt. Die Platanenreihe im südlichen Bereich wird nach Nordosten sinnvoll weitergeführt und schaffte die notwendige Trennung zur Wohnbebauung. Die Erschließung und ruhender Verkehr ordnen sich dem Gesamtkonzept funktionsgerecht unter. Der Schlusspunkt "Milchcafe" im Park ist gut vorstellbar, zumal er über den Schulbetrieb hinaus ein zusätzliches Angebot für Besucher der Anlage schafft. Der differenziert gegliederte Übergang von Neubau Musik/Kunst, Atelierhof und Pausenhof greift die Staffelung der Randzone selbstverständlich auf und bildet eine räumlich harmonische Verzahnung in den Park. Der Charakter des Hinterhofes wird damit gelöst. Das Gebäude Musik/Kunst nimmt als ruhiger, klar gegliederter Baukörper die Fläche selbstbewusst und in guter Proportion ein. Transparente Ein- und Ausgänge ermöglichen eine gute Orientierung gute Durchwegung. Der Multifunktionsraum liegt auf dieser Ebene richtig. Die Räume auf der 2. und 3. Ebene erhalten eine klare Funktionszuweisung, wobei die Nebenräume eher isoliert dargestellt sind. Eine Zusammenlegung in der Mitte könnte zu einer besseren und direkten Kommunikation der Lehrer dienen und ebenso schallschutztechnische Funktionen übernehmen. Insgesamt wird das Gesamtkonzept schlüssig dargelegt, die Freiräume tragen zu einer besseren Aufenthaltsqualität im Schulquartier und darüber hinaus bei, das Musik- und Kunstgebäude schafft neue Identität in der sonst recht heterogenen Schulgebäudestruktur.
Die weit in den Rosenfelspark ausgreifende Geste mit der Überdachung / Pergola zergliedert den schmalen Campus Baumgartnerstraße in Längsstreifen mit geringer räumlicher Qualität. Die ohne Bezug zur Umgebung gleichmäßig aufgereihten Baumpaare unterstreichen dies noch. Der gewünschte Witterungsschutz durch die Überdachung wird wegen der Höhe des Dachs nicht erreicht. Durch die starke Längsausrichtung treten die sinnvollen Queranbindungen in den Hintergrund. Der Eingriff in den Rosenfelspark ist für diesen keine Verbesserung, sondern macht einen zentralen Parkteil zum Bestandteil des Schulkomplexes. Das Einschieben des Erweiterungsbaues in die Mitte des schmalen Rosenfelsparks wird kritisch gesehen und könnte nur mit einer hochwertigen Nutzung der Villa begründet werden. Im Erweiterungsbau sind alle geforderten Räume in guter funktionaler Zuordnung untergebracht. Die Orientierung aller Räume zum Rosenfelspark ist zu begrüßen, allerdings ist es weniger positiv zu sehen, dass dem Villengarten nur die eher geschlossenen Erschließungsbereiche gezeigt werden. Eine besondere räumliche Qualität verspricht der Eingangsbereich mit dem hohen Luftgeschoß. Die sehr längsgerichtete Proportion des Mehrzwecksaals, insbesondere bei Zuschaltung des Foyers wird kritisch gesehen. Die Ausarbeitung der Fassaden ist so zurückhaltend, dass die Frage nach ihrer architektonischen Qualität schwer zu beantworten ist. Der Beitrag hat bei der Kubatur einen der höchsten Werte; eine Reduzierung könnte für die Eingangshalle und den Saalbereich zu einem Gewinn werden. Trotz des starken Eingriffs in den Rosenfelspark zeigt der Entwurf ein gutes Beispiel für den Erhalt der Villen mit einem gut proportionierten, grünen Villen-/Schulgarten.