Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Reg.Nr.: 2003-3-05Aufgabe: Neubau eines Werkstattgebäudes (Werkhaus) für das Nationaltheater Mannheim unter Berücksichtigung der komplexen Raumbeziehungen und des spannungsvollen städtebaulichen Umfelds
Auslober: Nationaltheater Mannheim
Wettbewerbsbetreuung: StadtBauPlan Darmstadt
Wettbewerbsart: beschränkt offener Realisierungswettbewerb als vereinfachtes Verfahren
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: Freie Architekten
Teilnehmer: 25 (17 Geloste + 8 Gesetzte)
Fachpreisrichter: Günter Pfeiffer, Freiburg (V); Peter Formhals, Darmstadt; Jens Junghans, Darmstadt; Robert Bechtel, Mannheim; Peter Gresser, Wiesbaden; Harald Thiele, Mannheim
Wettbewerbssumme: 40.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 29.10.2003
Die VerfasserInnen reagieren mit der vorgeschlagenen Gebäudestruktur auf die unterschiedlichen vorgefundenen städtebaulichen Gegebenheiten. Zur Wohnbebauung der Mozartstraße wird eine für das Wohnumfeld moderate Höhenstaffelung des Gebäudekomplexes vorgeschlagen. Zur Collinistraße wird ein Baukörper abgebildet, der mit dem gegenüberliegenden AOK-Gebäudekomplex korrespondiert und nachvollziehbare Raumkanten erzeugt, die einen Platzeindruck ermöglichen. Durch die stringente Kantenausbildung im Kreuzungsbereich Mozartstraße/ Ifflandstraße/Collinistraße entsteht zusätzlich eine Stadtloggia, die die Architektursprache der Glasfassade des Nationaltheaters in Erinnerung ruft und einen attraktiven Einblick in die Arbeitsweise der Theaterwerkstatt vermittelt.Durch die gegeneinander versetzten Baukörper entsteht in der Fuge von Alt- und Neubau ein intimer dreieckiger Platz, der höher gelegt ist und unter dem sich die An- und Ablieferung von Material und Dekoration vollzieht. Die Erreichbarkeit dieses attraktiven Platzes wird durch zwei Treppenpaare von der Mozart- und der Collinistraße gewährleistet. Dieser Platz formuliert somit einen neuen Eingangbereich, der gleichzeitig eine angenehme Kommunikationszone mit Kasino darstellt. Raumgrößen, Transportwege und Andienung erfüllen die Anforderungen. Das Angebot für Maler und Plastiker ist ideal. Positiv ist die Lösung der Sozialräume zu bewerten. Die Andienung muss eingehaust werden. Die Brandschutz- anforderungen sind prinzipiell erfüllt. Zwischen Verwaltung und Werkstattgebäude ist eine Brandabschnittstrennung erforderlich.
Die gewählte Kubatur besetzt das vorgegebene Grundstück in städtebaulicher und architektonischer Ausformung überzeugend. Die selbstbewusste Auskragung wird zwar dem Standort gerecht, jedoch nicht den Inhalten. Statische Probleme werden aufgeworfen und der Straßenraum muss beansprucht werden. Durch die Übernahme der Traufhöhen der Nachbarschaft wird die Einfügung gewährleistet, wenngleich die Fassadenausbildung und Materialwahl den Nutzungsinhalt nicht vermuten lässt, darüberhinaus wirkt der repräsentative Eingang an der Spitze des Grundstücks überzeichnet. Das neue Haus wird ohne Wegebeziehung zum Altbau organisiert. Eine Beziehung zum Bestand wird allein durch die großzügige Einsehbarkeit in den Malersaal vom neugestalteten Platz aus hergestellt. Dies bedeutet auch, dass letztlich an 2 bzw. 3 Eingängen Überwachungen hergestellt werden müssen.Der sehr schöne Einblick in den Malersaal für die Passanten und die großzügige Andienung in der Spitze des Gebäudes müssen jedoch durch die Anordnung aller anderen Werkräume in den Obergeschossen erkauft werden. Die Gewerke sind richtig dimensioniert. Positiv für den Brandschutz ist die Traufhöhe unter 20 m, die bauliche Trennung zwischen Alt und Neu, separat abgeschlossene Treppenhäuser und die Wahl von Stahlbeton als Konstruktion. Dies alles lässt auch auf effektive Wirtschaftlichkeit bei der Ausführung folgern.
Der städtebauliche Ansatz ist in sich gelungen und schlüssig. Bemerkenswert ist die trichterförmige Fuge zwischen Werkstatt- und Verwaltungsgebäude, sodass diese Fläche sogar Platzqualitäten erhält. Die Gesamterscheinung ist einem Werkstattgebäude angemessen. Der durch die Einsicht in die Montagehalle erzielte Schaufenstercharakter ist erfreulich. Die semitransparente Fassade lässt gute Belichtung erwarten. Hinsichtlich der Materialität ist keine Aussage getroffen, im Falle von Glas ist mit hohen Kosten zu rechnen. Die Höhenentwicklung ist maßstäblich, da die Traufhöhe unter dem Höhenniveau des Verwaltungsgebäudes liegt. Fraglich ist, ob eine Anpassung der Raumhöhen an die Notwendigkeiten diesen Effekt beeinträchtigt. Die Ausführung der Konstruktion ist fraglich, ein 2. Flucht- und Rettungsweg ist nicht vollständig ausgebildet. Insgesamt ist der Entwurf aus brandschutztechnischen Gründen problematisch. Die Anordnung der Pforte im derzeitigen Casino Werkhaus ist weder durchdacht noch praktikabel.Hinsichtlich Funktionalität und Raumgrößen erfüllt der vorliegende Entwurf die Anforderungen nicht. Im einzelnen sind die Abteilungen Deko, Schreinerei und Schlosserei sowie Montagehalle, Spritzraum und Farblager deutlich zu klein ausgebildet. Dieser Mangel ist nicht korrigierbar, ohne den Entwurf grundsätzlich zu verändern. Die Transportsituation im Gebäudeinneren ist ungelöst, da der Lastenaufzug nicht andienbar ist. Seitliches Entladen in der Andienungszone ist nicht möglich.In den Sozialräumen fehlt die natürliche Belichtung.
Der Entwurfsverfasser reagiert in angemessener Weise auf die vorhandene städtebauliche Situation in Bezug auf Gebäudehöhen und Kubatur. Die äußere Gestaltung lässt die Funktionen des Baukörpers nicht erkennen und findet keine überzeugende Struktur und Formensprache. Die Ausformung und die Anbindung an den Altbau ist in der Grundrissfunktion machbar, jedoch in der Fassadengestaltung ohne entsprechende Aussage. Die Stärke des Entwurfs liegt in der klaren Gliederung und Zonierung der Tätigkeiten und Arbeitsabläufe. Die Andienung im EG ist sehr gut gelöst. In den Verkehrszonen gibt es jedoch erhebliche Mängel für den Transport der Materialien. Die für den Brandschutz wichtigen Rettungswege sind zu lang, zudem gibt es nur einen Treppenraum. Verwaltung und Neubau müssten durch einen Brandabschnitt getrennt werden. Über die Tragwerkslösung wird keine weitere Aussage getroffen. Mit der geplanten Kubatur und den dargestellten Fassaden liegt der Entwurf über den Durchschnittswerten der Wettbewerbsarbeiten.
Die von den Verfassern vorgeschlagene Faltung als Interpretation des Schaffensprozesses eines Theaterwerk- stattgebäudes wird sich in der realen Durchführung so nicht abbilden lassen. Weiterhin wird die im Konzept/Modell dargestellte und für die Konzeption wichtige Fuge in Wirklichkeit durch Zubauung nicht mehr erkennbar sein. Weiterhin bestehen Zweifel, ob die für die Idee der Faltung durchgängige Materialwahl in Realität so durchführbar ist.Positiv zu bemerken ist, dass die dem Altbau benachbarte Wand der neuen Konzeption von ihm weggeneigt ist und somit die historische Fassade in höherem Maße wieder zur Geltung kommen lässt. Somit werden ebenfalls die sich im Altbau befindenden Büroräume gut belichtet werden.Durch die Verlegung der Andienung in den vorgeschlagenen Baukörper entsteht in der ehemaligen Durchfahrtshalle ein neuer öffentlicher Raum als attraktive Kommunikationszone.Die neu erzeugte Baumasse ist in der Höhenentwicklung als mit dem Umfeld verträglich anzusehen. Durch die großen Glasfassaden an den Seitenflächen der Gebäudestruktur wird ein aufwendiger Sonnenschutz (durch die Faltung geneigte Ausformung) notwendig, um die sonst zu erwartende starke Aufheizung der Fassade zu verhindern. Die Raumgröße der Schlosserei ist etwas, die von Deko und Spritzraum deutlich zu klein. Die Montagehalle ist nur funktionsfähig, wenn die Transportzone dazu gerechnet wird, die Höhenanforderung ist hier nicht durchgehend gewährleistet. Im 1. OG sind Spritzraum und Hochdruckreinigung nicht mit dem Transportwagen anfahrbar. Die Glasfassaden der Schreinerei bieten nicht die benötigten Abstellmöglichkeiten. Alle Anforderungen an den Brandschutz sind erfüllt.