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Reg.Nr.: 2005-2-06Aufgabe: Neubau eines Altenpflegeheimes mit 76 Betten in Wangen
Auslober: Hospitalstiftung zum Heiligen Geist Wangen
Wettbewerbsart: Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Freie Architekten und Freie Garten- und Landschaftsarchitekten in Arbeitsgemeinschaft mit Freien Architekten
Teilnehmer: 13
Fachpreisrichter: Michael Eltrich, Karlsruhe; Eckart Rosenberger, Fellbach; Volker Rosenstiel, Freiburg (V); Michael Weindel, Waldbronn; Herbert Weiß, Wangen; Thomas Stumper, Ravensburg; Walter Buttler, Wangen; Berthold Pfau, Wangen
Wettbewerbssumme: 51.300,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 18./19.11.2005
Mit zwei über ein Gelenk verbundene und gegeneinander versetzte "Pavillons“ erreicht der Verfasser mit sparsamen Mitteln eine hohe städtebauliche Qualität:Das Bauvolumen gegenüber der kleinteiligen Bebauung am Klösterle bleibt maßstäblich; der Eingang liegt gut auffindbar und eindeutig der Stadt zugewandt. Gleichzeitig entsteht nach Südwesten zur Argen hin orientiert ein großzügiger und sonniger Freiraum. Die inneren Funktionen führen diese Klarheit weiter und bilden jeweils um einen Innenhof eigene Nutzungseinheiten. Im nördlichen Erdgeschossteil sind die Sonderfunktionen untergebracht und vernünftig um den Eingang herumgruppiert. Leider ist der Foyerbereich hier etwas eng und der angrenzende Mehrzweckraum nicht hierhin öffenbar. Der südlich angrenzende Demenzbereich mit innerer Rundlaufmöglichkeit und dem zugeordneten Außenbereich funktioniert gut. Der Nachteil der vorgeschlagenen Anordnung ist die Abtrennung des restlichen Wohnbereiches 1 in das 1. Obergeschoss. Dies wird mit der Möglichkeit einer dortigen Abtrennbarkeit einer weiteren Demenzgruppe über ein gut organisiertes Gelenk gerne in Kauf genommen. In den beiden Obergeschossen entstehen jeweils um den Innenhof orientierte Wohngruppen mit schöner Atmosphäre und hoher Identität mit jeweils leicht differenzierter Ausbildung. Die Orientierung vom zentralen Gelenk aus fällt leicht. Die Flure sind abwechslungsreich gegliedert und in der Länge gut proportioniert - erscheinen jedoch unter Berücksichtigung der Konstruktion etwas eng. Speiseräume und dienende Räume sind gut zugeordnet; teilweise ist der Weg zu den WC’s etwas weit; im 2.OG fehlt der Putzraum; im EG ist er zu klein; der Pflegestützpunkt liegt richtig. Die äußere Gestaltung verspricht mit wenigen klar gesetzten Mitteln und der Betonung der Deckenkanten sowie raumhohen Verglasungsanteilen eine adäquate Qualität, bedarf aber einer guten Durcharbeitung.Die Konstruktion ist einfach und unproblematisch. Die Programmflächen sind präzise eingehalten. Volumen und BGF sind sehr günstig (und belegen die knapp angesetzten Neben-Verkehrs- und Konstruktionsflächen).Der Entwurf läßt eine wirtschaftliche und kostengünstige Erstellung erwarten und schafft mit wenigen sparsamen aber wohl überlegten Mitteln einen überzeugenden Beitrag zur gestellten Aufgabe.
Nicht über die Sackgasse "Am Klösterle", sondern direkt am Argenwehr, am nächsten Punkt zur Altstadt wird das neue Pflegeheim der Spitalstiftung städtebaulich optimal über den Bleicheweg an der Argen erschlossen. Die Lage parallel zur Argen ist attraktiv für die Eingangssituation des Pflegeheimes; leider wurde der 10 m-Abstand zur Argen deutlich unterschritten. Auf der Südseite zur Einfamilienhausbebauung bleibt folglich viel Platz für Terrassen oder einfach Abstand zu den Nachbarn. Die lange Gebäudespange ist durch Einschnitte, Rücksprünge, Unterschneidungen und Dachterrassen sehr fantasievoll gegliedert. Damit ist eine sensible Integration des großen Baukörpers in die kleinteilige umgebende Bebauung gelungen. Die Freiräume des Hauses liegen nach Süden und Südosten; sie öffnen sich zu den Sportflächen und zur freien Landschaft. Durch diese konzeptionelle Idee befreit sich der Entwurf aus der Enge des Grundstückzuschnittes. Man betritt das Gebäude über einen Vorhof; an der Ecke liegt die Cafeteria, die ja auch öffentlich zugänglich sein soll, auf angenehme Weise. Beim Eingang liegen die Gemeinschaftsräume des Heimes und die Verwaltung richtig zugeordnet. Die Wohngruppenzuordnung entspricht nicht der Auslobung. Die Wohngruppe 2 ist über zwei Geschosse im EG und im 1. OG untergebracht; sie erfordert bei Nacht und am Wochenende damit zusätzliches Aufsichtspersonal. Die Demenzstation im 1. OG entspricht ebenfalls nicht ganz den Vorgaben. Der Rundgang mit Begegnungsverkehr und Zugang zum Freibereich auf der Dachterrasse ist für Dementkranke nach heutigen Erkenntnissen nicht die beste Lösung. Die Wohnbereiche mit 2 x 12 Einzelzimmer im zweiten OG sind gut zugeordnet und abwechslungsreich mit schöner Aussichts- und Besonnungssituation angeordnet. Der Entwurf ist sehr versiert plastisch durchgearbeitet, die dargestellten Ansichten und Grundrisse zeigen eine hohe gestalterische Qualität und viel Sinn für Proportionen. Auch die innenräumliche Zuordnung, Zuschnitte und Wegführungen sind angenehm und abwechslungsreich ausgeformt. Eine Unstimmigkeit zwischen Präsentations- und Berechnungsplänen bei der Darstellung der Nebenräume für Pflegemittel und Wäsche trübt das gute Gesamtbild. Die Kennwerte für Bruttorauminhalt und Bruttogeschossfläche sind ausgesprochen günstig und lassen eine gute Wirtschaftlichkeit erwarten. Die große Hüllfläche des stark plastisch gegliederten Entwurfs ist konstruktiv aufwändig und lässt höhere Investitions- und Unterhaltskosten erwarten als ein kompakter Entwurf. Insgesamt überzeugt der vorliegende Entwurf bei der schwierigen Aufgabenstellung mit einem plastisch und ästhetisch gut durchgearbeiteten Baukörper. Die Begeisterung, die das Konzept auslöst, erfährt bei der funktionalen Zuordnung und der Wirtschaftlichkeit des Entwurfs einen kritischen Dämpfer.
Der Entwurf will der gestellten Aufgabe so gerecht werden, dass auch ausreichend Freiflächen verbleiben und eine Baukörperdifferenzierung der örtlichen Situation entspricht. Es entsteht eine weitestgehende dreigeschossige klar gegliederte Lösung, die dennoch einen sehr kompakten Eindruck hinterlässt. Die vorgesehene bauliche Verbindung zwischen dem Argenuferraum und der Straße am Klösterle wird begrüßt, gut gelöst ist auch die Anbindung von Eingangshalle, Cafeteria und Mehrzweckraum, die auch eine flexible Nutzung gewährleisten. Die Lage des Demenzgarten erscheint isoliert; die Eingangssituation erfährt keine besondere Betonung. Die Verbindungen mit dem Wegenetz sind gegeben; eine landschaftsgerechte Gestaltung der Außenbereiche ist realistisch möglich. Die Architektur unterstreicht gut einen Wohncharakter, unterstützt wird dies in den Obergeschossen mittels durchgehender Balkone. Dem steht allerdings eine schematisch wirkende Strenge entgegen, die einer wünschenswerten Individualität nicht förderlich ist. Die Baukörper sind klar für eine Ost-West-Belichtung orientiert; Funktionsräume und Gemeinschaftsräume sind im Kernbereich angesiedelt und versprechen gute Kommunikationsmöglichkeit und wirtschaftlichen Betrieb. Eine Belichtung ist durch zwei Lichthöfe gewährleistet. Die peripheren Baukörper sind zweibündig vorgesehen; an den Zäsuren besteht eine Belichtungsmöglichkeit. Der Demenzbereich befindet sich im Erdgeschoss mit Anbindung an den Demenzgarten. Der zu dieser Wohngruppe zugeordnete Wohnbereich befindet sich allerdings im 2. Obergeschoss, so dass damit eine Betreuungsmöglichkeit für eine Gruppeneinheit in Frage gestellt ist. Der Wohnbereich 2 befindet sich auf einer Ebene im 1. Obergeschoss. Die Orientierungsmöglichkeit für Bewohner und Besucher ist gut, die innenliegenden Flure, die an den zentralen Bereich anschließen, wirken beengend, die anschließende Aufweitung bei den peripheren Baukörpern verspricht eher Aufenthaltsqualität. Küche und Verwaltungsbereich bilden eine Einheit, die Andienung ist funktional gelöst; allerdings ist die Gestaltung dieses Bereiches im Hinblick auf die Freiraumqualität eher problematisch. Die Funktionsräume der Pflegebereiche sind zum großen Teil innenliegend angeordnet. Die Programmfläche ist nicht unwesentlich unterschritten, zum Teil fehlen Räume. Daraus resultiert ein günstiges Ergebnis, bei Flächen und umbautem Raum; die klare Architektur bietet Voraussetzung für wirtschaftliche Realisierung und Betrieb. Der Entwurf stellt eine gut strukturierte Lösung dar, die schematisch wirkende Gliederung kann in der örtlichen Situation aber nicht überzeugen.