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Reg.Nr.: 2009-4-05Aufgabe: Neubau (Hochbau) für den Bade- und Campingplatz im Ortsteil Hegne der Gemeinde Allensbach
Auslober: Gemeinde Allensbach, BM Helmut Kennerknecht
Wettbewerbsart: nichtoffener Realisierungswettbewerb (RPW 2008)
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 10 Bewerbungen, 10 ausgewählte Teilnehmer, 8 Arbeiten
Fachpreisrichter: Ralf-Joachim Fischer, Architekt, Konstanz (V); Andreas Hartung, Freier Architekt, Allensbach; Johannes Senner, Landschaftsarchitekt, Überlingen; Volker Trostdorf, Freier Architekt, Stuttgart; Barbara Wilhelm, Freie Architektin, Lörrach; Agnes Moschkon, Freie Architektin, Hagnau; Klaus Schuhmacher, Architekt, Konstanz; Helmut Hornstein, Freier Landschaftsarchitekt u. Stadtplaner, Überlingen
Wettbewerbssumme: 30.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 07.08.2009
Mit der Nord-Süd-Ausrichtung des langgestreckten Baukörpers wird eine Betonung der Blickachse Kloster Hegne zur Kirche St. Georg erkennbar Parallel begleitende Hecken gliedern Wohnwagen- und Zeltplätze in strenger Ordnung und schaffen einen Rahmen in der Landschaft und eine definierte Zone auch für Nichtcamper/Besucher. Das zweigeschossige Haus in Anlehnung an die hohen Bäume im Nordosten bewirkt einen einladenden Auftakt zur Anlage. Die klare Gliederung der verschiedenen Funktionsbereiche wird positiv beurteilt. Restaurant und Camperaufenthalt liegen an attraktiver Stelle mit Blick zum See, zur Reichenau-Allee und zu St. Georg. Sehr gut angelegt ist die Anfahrt mit ausreichend großen Wendeplatten. Die Rezeption liegt an richtiger Stelle, einladend und auch mit guter Übersicht auf den Entsorgungsbereich. Die Zufahrten für die Campingwagen zu ihren Plätzen nach Osten und Westen ist sehr geschickt gelöst und vermag eine verkehrsfreie Zone zu schaffen. Die Nassräume sind von beiden Seiten direkt aufzufinden und sind für den Winterbetrieb gut zu separieren. Ob hier die vorgeschlagene, natürliche Belüftung ausreicht, wäre sorgfältig zu prüfen. Die begrünten „Screens“ vor den WC- und Duschräumen werden als Sichtschutz und Schattenspender anerkannt. Nach den Kenntniszahlen der Flächen und der Kubatur liegt der Entwurf im günstigen Bereich. Erkennbar in den Plänen ist eine einfache Konstruktion, die eine angemessene Wirtschaftlichkeit verspricht. Allgemeine Angaben zu ökologischen Anforderungen und Nachhaltigkeit sind im Erläuterungsbericht erwähnt. Die Wettbewerbsarbeit zeichnet sich aus durch die besondere Idee, der Sichtachse einen erweiterten Rahmen zu geben und damit gleichzeitig eine "verkehrsberuhigte Zone" zu schaffen. Dort kann nahe dem See ein attraktiver Ort entstehen.
Das Gebäude zeigt Haltung. Im Dialog zwischen Kloster Hegne und der Reichenauer Kirche St. Georg verdichtet der goldene Schnitt zu einer "Pforte". Klar und unprätentiös in zurückhaltender Formensprache erhält das Gebäude durch den schwebenden Umgang und die Pergola seine filigrane Leichtigkeit. Wohltuend harmlos umspielen Wiese und Solitärbäume das Haus, welches – ohne künstliche Freiräume zu bilden – wie ein Bindestrich die Sichtachse samt deren Allee akzentuiert. Stufenfrei fließen Räume und Freiraum ineinander. Geschickt sind Räume der Geselligkeit, von gut auffindbaren und einfach organisierbaren Funktionsräumen getrennt. Achsiale Konstruktionen sollten jedoch nicht starres Korsett für Einzelräume sein. Der Entwurf weist aufgrund seiner Kompaktheit eine geringe Bruttogeschossfläche und Kubatur auf. Allerdings wird das überzeugende Angebot der umlaufenden, überdachten Loggia, sowie der inneren platzartigen Halle mit einem ungünstigen Verhältnis Kubatur zu Programmfläche erkauft. Die gewählte Holzständerbauweise ist wirtschaftlich zu erstellen und führt durch die Möglichkeit der Vorfertigung auch zu kurzer Bauzeit. Durch die Vielzahl von Außentüren, insbesondere im Nassbereich, ist in den Übergangszeiten der Energieverbrauch zwar hoch, wird aber durch die Ausführungen in Energiekonzept kompensiert. Ökologische Anforderungen und Nachhaltigkeit sind durch das gewählte Material Holz für Konstruktion und Anbau berücksichtigt. Das architektonische Konzept ist schlüssig aus der städtebaulichen Grundidee entwickelt und zeigt souveränen Umgang mit der Materialkombination Holz/Glas. Die Anmutung des Gebäudes zeigt große Leichtigkeit. Die allseitig umlaufende Loggia wird vom Uferboden abgelöst und verstärkt den Eindruck eines in der Landschaft schwebenden Gebäudes von großer Eleganz. Der Entwurf besticht durch seine klare städtebauliche Disposition als auch durch einen dem Ort angemessenen architektonischen Ausdruck. Ein überzeugender Beitrag zum Thema Bauen in sensibler Uferlandschaft., wenngleich die Stellung des Gebäudes quer zur Sichtachse Kloster Hegne/Kirche St. Georg und die damit verbundene Unterbrechung der Achse auch kritisch gesehen werden kann.
Der Entwurf schlägt einen quadratischen Baukörper auf der Ostseite der historischen Achse zwischen Hegne und der Insel Reichenau vor. Diese geschichtlich gewachsene Linie bleibt somit unberührt, was als äußerst angenehm empfunden wird. Durch die Kompaktheit des Gebäudes wird der Eingriff in die Landschaft minimiert. Für diesen Ort, unmittelbar am Bodensee gelegen und umgeben von den mit Europadiplom ausgestatteten Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried, ist dies nachvollziehbar, angemessen und richtig. Die Anordnung von Rezeption und Restaurant sind richtig gewählt. Die innenliegenden und zu schmalen Flure führen zu schlecht belichteten Sanitärräume. Dies mindert auch die erhoffte Wirtschaftlichkeit. Die Raumgrößen sind knapp bemessen, die Größe der Neben- und Sanitärräume erscheint teilweise nicht auskömmlich. Die Lage und Ausrichtung der Außenterrasse verspricht eine hohe Aufenthaltsqualität. Dagegen liegt der Grillplatz durch seine Beengtheit am temporär wasserführenden Graben eher ungünstig. Das einfache und unspektakulär konzipierte Bauwerk verspricht eine hohe Wirtschaftlichkeit. Die vorgeschlagenen, großflächigen Solarkollektoren unterstützen diese Zielsetzung. Dachbegrünung, Holz- und Glasfassaden erfüllen die ökologischen Anforderungen nachdrücklich. Das architektonische Gesamtkonzept zeigt eine für den Ort äußert angemessene und stimmige Haltung des Verfassers.
Die Sichtachse ist eingehalten, es gibt leichte Behinderungen durch den Mittelteil der Überdachung. Die Anbindung zum Freiraum ist gegeben und kann als erfüllt angesehen werden. Die kompakte Nordansicht des gesamten Gebäudes ist als negativ zu bewerten und regelt die Sicht des gesamten Areals ab. Der Ostteil des Gebäudes hat keine klare Nutzungsdefinition, die Verkehrsanbindung der Camper ist nicht ausreichend. Keine konsequente Erweiterung der Sichtachse nach Süden. Gelungene Trennung der einzelnen Nutzungsbereiche. Leichte Überschreitung der geforderten Raumgrößen, Terrasse und Wintergarten gut gelungen, Empfang und Zulieferung sowie Entsorgung sind richtig platziert. Gute Zugangsmöglichkeiten für An- und Belieferung, gute Lüftungsmöglichkeiten sowie gute Belichtung. Wirtschaftlichkeit durch Vorfabrizierung eingeschränkt möglich. Durch die freie Form ergeben sich eine leichte Kostenbelastung. Positiv zusammenhängende Sanitärräume sind wirtschaftlich angeordnet. Alle ökologischen Möglichkeiten, sowohl in der Bauweise, als auch in der technischen Ausstattung sind positiv. Die Qualität ist als gut zu bezeichnen. Durch die freie Form sind Einschränkungen zu machen.