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Reg.Nr.: 2008-3-18Aufgabe: Qualitätsvolle Neugestaltung des gesamten Haltestellenbereichs mit neuen Überdachungen und verbesserter Anbindung an das Bahnhofsgebäude
Auslober: Verkehrsbetriebe Karlsruhe
Wettbewerbsart: einstufiger begrenzt offener Ideen- und Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner und Garten- und Landschaftsarchitekten
Teilnehmer: 30 (23 + 7) ausgewählte Teilnehmer, 23 Arbeiten
Fachpreisrichter: Prof. Hannelore Deubzer, Berlin; Michael Gebhard, Architekt, München; Prof. Anett-Maud Joppien, Potsdam; Prof. Kunibert Wachten, Dortmund; Dr. Harald Ringler, Stadtplaner; Prof. Cornelia Stoll, Landschaftsarchitektin, Osnabrück; Stefan Helleckes, Landschaftsarchitekt, Karlsruhe; Bernhard Schorpp, Architekt, Karlsruhe; Georg Gerardi, Architekt; Siegfried Lorenz
Wettbewerbssumme: 63.000 Euro (inkl. MwSt.)
Preisgericht: 13.02.2009
Das Konzept des Projektes basiert auf der Idee eines schlüssigen Gesamtraumes, der sich in minimalistischen wie sehr präzisen Gestaltungsmotiven entfaltet. Der Platzraum wird mit einem einheitlichen Granitgroßstein überspannt und formuliert so eine klare räumliche Einheit mit den raumbildenden Architekturen. Der rahmende Lichtraum akzentuiert auch eine nächtliche visuelle Präsenz. Die Serie der parallelen schlanken Bahnsteigüberdachungen bildet einen ruhigen, gut proportionierten und gleichsam stabilen "Horizont", der die Blickbeziehung auf den Bahnhof aus dem Platz- und Stadtraum öffnet und dessen Raumkanten respektiert. Gleiches gelingt im Bereich der Bushaltestellen. Die den Flügeln des Empfangsgebäudes vorgelagerten Baumgruppen widersprechen an dieser Stelle jedoch der Offenheit und verstellen den freien Blick. Die Position der Wasserspiele vor den Kolonnaden am Stadtgarteneingang wird hinterfragt. Das großzügige Raumkonzept eignet sich für gastronomische und temporäre Nutzungen. Die unter Bestandsschutz stehende Platane wurde entfernt, was vor allem im Vergleich zu den die Blickperspektive auf das Schlosshotel verstellenden Bäume unverständlich ist, weil diese nicht hinterfragt werden. Das östlich ergänzte Glasdach am Empfangsgebäude entbehrt einer Funktion und Notwendigkeit. Die architektonische Gestaltung der flachen eingefassten, aber transparenten Dächer, die von linearen, recht geschlossenen Kuben zur Aufnahme aller Servicefunktionen getragen werden, besitzt eine zeitlose und konzeptionell starke Sprache. Die Dimension der Überdachungen erfüllt die funktionalen Anforderungen als Witterungsschutz und Orientierungsbereich für die Fahrgäste in hohem Maß. Das Projekt zeichnet sich durch eine zurückhaltende architektonische Geste und eine elegante räumliche Einfachheit aus, die den Bahnhofplatz als eigenständiges und repräsentatives Raumbild Karlsruhes deutlich zu stärken vermögen.
Die Verfasser legen ein Konzept vor, das diesem Stadtraum mit seiner Architektur seine notwendige Geltung lässt bzw. diesen Raum nicht stört. Konsequenterweise müssten noch die bestehenden Bäume an den Stirnseiten beseitigt werden. Die Oberfläche des Platzes ist als "Teppich" einheitlich gepflastert, damit ruhig wirkend und mit Ausnahme der vorhandenen HajekPlastik und eine zu hinterfragende Baumreihe im Südosten frei von Möblierung. Die heute notwendigen Masten werden nach Norden verschoben. Die jeweils 20 m langen Überdachungen der Haltestellen sind scheinbar zufällig zueinander verschoben angeordnet, vermitteln in ihren Lagen aber dennoch eine Stimmigkeit. Der notwendige Komfort für den Aufenthalt ist zu knapp bemessen, was den Wetteschutz für möglichst viele wartende Fahrgäste betrifft. Die Dächer aus transluzentem Material und von kubisch reduzierter Form fungieren bei Dunkelheit als Leuchtkörper. Konsequent ist auch deren Einsatz am Empfangsgebäude als mittleres Vordach und Seitenvordach sowie bei der Wartehalle in der Victor-Gollancz-Straße. Die tragenden Elemente beinhalten alle notwenigen Möblierungen, Automaten und Vitrinen. Ihre Höhe und Länge verstellt nicht die Architektur. Eine Besonderheit, sowohl was die Gestaltung der Platzoberfläche als auch Orientierungshilfe betrifft, sind die Lichtlinien im Boden. Vieles ist mit ihrem Einsatz möglich: Orientierungslinie für Umsteiger vom Bahnhof zu den Bahnsteigen und Bushaltestellen in der Victor-Gollancz-Straße, Ankündigung einfahrender Bahnen, Stimmungsbilder, die Atmosphäre schaffen und anderes mehr. Diskussionswürdig ist die Lichtinstallation dennoch in Bezug auf den für Karlsruhe bedeutsamen Architekturplatz aus der Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Ziel dieser Arbeit ist es, den Bahnhofplatz in seiner architektonischen und räumlichen Dimension wieder zu gewinnen, und diesem Ziel werden alle planerischen Maßnahmen untergeordnet. So wird durch einen einheitlichen Belag die große Fläche präzise herausgearbeitet, ein erster Layer der von Fahrstraßen, Straßeneinmündungen etc schon nicht mehr tangiert wird. Die notwendigen Verkehrverbindungen an den Rändern werden beiläufig akzeptiert. Der Rest ist ganz einfach: Eine Fläche, ein differenziertes Belagsmuster ohne Ausnahme über alles verlegt, im Verlauf der Gieise, auf den Bahnsteigen, überall - alles aus einem Guss großzügig gedacht, ganz im Maßstab dieser großen architektonischen Raumvorgabe. Die überdachungen an den Haltestellen erinnern in Maß und Größe an Wartehäuschen. Sie ordnen sich der Vorgabe des architektonischen Raumes unter und bilden keinen eigenen, "konkurrierenden" Raum. Sie sind eigenwillig gestaltet, das Dach vermutlich ein wenig zu wuchtig, als Infotafel für das Leitsystem aber auch wiederum brauchbar. Komisch ist nur, wie dieses "Paket" auf der Vertikalen balanciert. Die skurrilen Teile erfüllen bei weitem nicht die funktionalen Vorstellungen, hier einen ausreichenden Wetterschutz anbieten zu wollen. Die Akzente auf der östlichen Platzseite, die wie Webfehler in die Platzstruktur eingreifen und Orte für Bänke und Wasserbecken markieren, wirken schwerfällig und irgendwie hinderlich, beinahe kleinlich im Vergleich zum großen Maßstab. Es fehlt das leistungsfähige Vordach am Hauptzugang zum Bahnhof. Differenzierte Beleuchtungsszenarien, rhythmisch gesetzte Leuchtpunkte, unterstreichen wieder die Grundabsicht des großen einheitlichen repräsentativen Stadtraumes. Die Mauer an der Victor-Gollancz-Straße ist nicht vorstellbar, die Perspektive vom Bahnhofplatz in die Straßenmündung belegt dagegen wieder die maßvolle Gestaltungsvorstellung. Mit Disziplin ist also viel erreicht, dann aber leider im Detail formal und kleinlich und vor allem leider auch nicht alltagstauglich gestaltet.