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Reg.Nr.: 2003-1-04Aufgabe: Entwurfsplanung für die Erweiterung und Neustrukturierung des Beruflichen Schulzentrums in Backnang
Auslober: Landratsamt Rems-Murr-Kreis
Wettbewerbsbetreuung: Klotz und Partner, Stuttgart
Wettbewerbsart: Realisierungswettbewerb als Einladungswettbewerb mit vorgeschaltetem Verhandlungsverfahren
Zulassungsbereich: EWR-Mitgliedsstaaten
Teilnahmeberechtigung: Architekten und Garten- und Landschaftsarchitekten in AG mit Architekten
Fachpreisrichter: Hartmut Kämpf, Waiblingen; Karin Neise, Waiblingen; Eckart Rosenberger, Fellbach; Wolfgang Schwinge, Stuttgart; Rainer Zinsmeister, Stuttgart (V)
Wettbewerbssumme: 51.900,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 24.07.2003
Dem Entwurf liegt ein klares städtebauliches Konzept zu Grunde. Der Schulbau wird durch einen prägnanten zweigeschossigen Baukörper in Ost-West-Richtung ergänzt. Durch die einfache und entschiedene Zuordnung des neuen Bauwerks ergeben sich klar gegliederte großzügige Außenräume. Mit der Aufnahme von Fluchten der Bestandsbauten, die geringe Bauhöhe und Rücksichtnahme auf Topographie und Baumbestand steht die neue Anlage in hohem Maße im Einklang mit den örtlichen Gegebenheiten. Der durchlaufende Grünraum zwischen Bundesstraße und Schule bleibt im Wesentlichen erhalten, ebenso wie die Wegeverbindung vom westlichen Parkplatz zum Pausenhof. Die innere Wegeführung ist klar und übersichtlich, die Funktionsbereiche einander günstig zugeordnet. Die Klassenräume sind klar geschnitten und in ihrer Nutzung flexibel. Leider unterschreiten die Klassen und Fachräume die vorgegebenen Flächen um 5 - 7 %. Aula und Bücherei erfüllen alle Anforderungen und sind am Kopf des Bauwerks geschickt untergebracht. Auch das helle Treppenhaus führt zu einer angenehmen und freundlichen Atmosphäre. Die architektonische Durchbildung des Baukörpers und der Fassaden entspricht der Klarheit der Gesamtkonzeption und ist der Aufgabe angemessen. Der sehr kompakte Entwurf ist natürlich belichtet und belüftbar. Die freie Nachtlüftung ist noch technisch zu realisieren. Auf Grund höherer Investitionskosten ist die Doppelfassade auf der Südseite zu hinterfragen. Vom energetischen Standpunkt her ist die raumhohe Verglasung auf der Südseite gegebenenfalls zu überarbeiten . Weiterhin wäre die Kühle der EDV-Räume durch eine Betonkernaktivierung denkbar, wobei die Kälte über Erdsonden (Pfahlgründung) gewonnen wird. Der außenliegende Sonnenschutz reduziert den Wärmeeintrag im Sommer wobei eine Lichtlenkung im geschlossenen Zustand wichtig ist. Für das Oberlichtband im Flur ist ein außenliegender Sonnenschutz wünschenswert. Die Konstruktion lässt keine Schwierigkeiten erwarten. Nach den wirtschaftlichen Kenndaten liegt die Arbeit im günstigen Bereich. Hinzu kommt, dass so gut wie keine Veränderung an den Außenanlagen erforderlich wird. Insgesamt stellt der Entwurf in der Anordnung und Ausformung des Baukörpers, im Umgang mit den Freiflächen sowie Nutzungsqualität, Ausgewogenheit und Maßstab einen überzeugenden Beitrag zur Lösung der Aufgabe dar. Er besticht durch seine Klarheit.
Der Beitrag fasziniert zunächst durch den Konzeptansatz, die Erweiterung des Schulzentrums durch ein völlig eingeständiges, sich bewusst vom Bestand absetzendes Gebäude zu leisten - ein Gebäude, das als IT-Berufsbildungszentrum Backnang zum Markenzeichen werden will und daraus Identität entstehen lässt. Dieser Ansatz wird durchaus auch als Referenz gegenüber dem bestehenden Schulzentrum verstanden, in dem er dieses mit Ausnahme einer schlanken Nabelschnurverbindung an keiner Stelle angreift. Orientierung und Form des neuen Baus sichern die Qualität der derzeit noch zusammenhängend erlebten Freiräume. Auch dies wird positiv vermerkt. Deutlich schwächer wird der Beitrag allerdings im Umgang mit der Topographie. Aufschüttung und Abgrabung, Einbindung und Sockelbildung lassen die im Städtebau vorgetragene Sensibilität schmerzhaft vermissen. Auch die Höhenentwicklung des Baus insgesamt gegenüber dem Bestand wird mit Fragezeichen versehen.Die gebäudekundliche Auslegung des Neubaus setzt die Schlüssigkeit des Konzepts in der grundsätzlichen Ordnung zunächst schlüssig fort. Die Spreizung der beiden Gebäudeflügel folgt den Besucherströmen bildhaft. Horizontale Verteilung und vertikale Verbindungen sind zunächst richtig gesetzt. Ein zusätzlicher Eingang von Süden stärkt die Möglichkeit eines unabhängigen außerschulischen Betriebs. Es werden aber auch als gravierend empfundene Mängel der inneren Organisation sichtbar. Die große Halle in offener gemeinschaftlicher Nutzung muss immer auch Störung aller anderen Unterrichtbereiche bedeuten. In der abgeschlossenen Form ist die "Aula" allein wegen ihrer geringen Größe nicht glaubwürdig. Die Naturwissenschaften werden wegen ihrer peripheren Lage kritisiert. Die grundsätzlich richtige Disposition der EDV-Räume ausschließlich nach Norden und Nordosten und der Bibliothek, bei letzterer gerade auch der sehr attraktive Innen-Außen-Bezug, finden dagegen ausdrücklich Anerkennung. Das Konzept zeigt alle Merkmale einer angemessenen, ja günstigen Kosten-Nutzen-Relation. Kubatur- und Flächenrelationen zeigen die Konsequenzen einer Disziplin, die hier nicht zu Lasten der Architektur geht. Der kompakte Entwurf weist natürlich belicht- und belüftbare Räume aus. Das Lüftungskonzept zur freien Nachtkühlung muss durch einen mechanischen Antrieb unterstützt werden. Bei geschlossenem Sonnenschutz ist künstliche Belichtung erforderlich.Der Beitrag wird in seiner gestalterischen Eigenständigkeit der gestellten Aufgabe gerecht. Das er diese Qualität nicht in allen funktionalen und formalen Ausprägungen durchgängig erreicht, ist vor diesem Hintergrund eigentlich nachrangig.
Respektvoll, aber auch ganz selbstverständlich wird die vorhandene Anlage des Schulzentrums um ein weiteres Cluster erweitert, die Schulstadt um ein weiteres Haus ergänzt. Und ebenso selbstverständlich - und schlüssig - werden dabei die Wegebeziehungen von Ost und West aufgenommen, mit denen von Norden, aus den Zentrum heraus, verknüpft, wird das System der Höfe geordnet und in eine neue, höhere Qualität hineinentwickelt, wird nicht nur in der Kubatur, sondern auch in Fassadenordnung und wohl auch in Material und Farbe am Vorgefundenen orientiert "weitergebaut"! Das ist die große Stärke dieses Beitrags. Hohe Qualität zeigt er dann auch im Zuschnitt und in der Lagebestimmung für die Mehrzahl der Unterrichts- und ergänzenden Räume, deren Umgebungsbezug als ein attraktives Potential gesehen wird, auch und gerade wenn das nicht im Vordergrund des IT-Betriebs steht. Kritisch wird dagegen die Lagestimmung für die Natur- wissenschaften und noch mehr für die Bibliothek gewertet. Erstere liegen zu weit vom vorhandenen Stützpunkt entfernt - letztere hat wohl die Bedeutung der Bibliothek als Treffpunkt und Kommunikationsort deutlich missverstanden. Völlig unbefriedigend bleibt das Konzept in der Anlage der Aula, die nur durch die zeitweise Aufgabe von Unterrichtsräumen überhaupt erst entsteht. Damit kann auch ein gutes Ergebnis der Relation zwischen Programm- und Verkehrsflächen absolut nicht versöhnen. Der Entwurf zeigt ein hohes Maß an Kompaktheit. Die straffe Kubatur schafft so zunächst günstige energetische Ausgangsbedingungen, auch wenn die Höhenentwicklung wohl etwas geschönt erscheint. Positiv wird die gute natürliche Belichtung aller Räume gewertet. Mit freier Nachtkühlung und einer Betonkernaktivierung lassen sich entstehende Wärmelasten ökonomisch angemessen abführen. Allerdings führt die nahezu raumhohe Verglasung auch zu höheren Transmissionswärmeverlusten. Der Beitrag formuliert einen angemessenen und glaubwürdigen Vorschlag zur Aufgabe "Erweiterung" des Schulzentrums. Leider verfehlt er dabei eine wichtige Chance aus dem Anlass dieser Erweiterung den Neubau über die Ergänzung hinaus funktional auch zu einem gleichwertigen Partner des Altbaus zu machen