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Reg.Nr.: 2003-1-02Aufgabe: Erweiterung des Kreishauses Ludwigsburg und erste Überlegungen für mögliche zukünftige Erweiterungen des Landratsamtes
Auslober: Landkreis Ludwigsburg
Wettbewerbsbetreuung: Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH, Ludwigsburg
Wettbewerbsart: einstufiger, begrenzt offener Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: GPA-Mitgliedsstaaten
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 30 (9 Einladungen + 21 Lose)
Fachpreisrichter: Herr Braunmiller, Bauverwaltung Ludwigsburg; Winfried Engels, Reutlingen; Prof. Frank, Stuttgart; Bürgermeister Schmid, Stadt Ludwigsburg; Prof. Schöfl, Ludwigsburg; Prof. Dr. Wick, Stuttgart (V); Prof. Wulf, Stuttgart; Rainer Zinsmeister, Stuttgart; Gabriele D'Inka, Fellbach; Herr Mihm, Ludwigsburg
Wettbewerbssumme: 74.500 Euro
Preisgerichtssitzung: 07.11.2003
Der Verfasser schlägt vor, das Raumprogramm in einem 5-geschossigen Kubus mit einem überdachten Atrium unterzubringen. Dieser kompakte Baukörper steht als Solitär selbstbewusst in der campusartigen Parklandschaft. Die für Ludwigsburgs Oststadt typische Mauer aus Backstein wird erhalten und ergänzt, was städtebaulich positiv zu bewerten ist. Die Verkehrserschließung erfolgt über die Hindenburgstraße, wo ein Teil der Stell-plätze hinter der Backsteinmauer verschwindet. Die geforderten Stellplätze in der Tiefgarage sind nur durch eine technische Anlage (Schiebepalette) zu bewerkstelligen. Die Tiefgarage hat keine Erweiterungsmöglichkeiten zum 2. Bauabschnitt. Die fußläufige Erschließung führt über die bestehende Tiefgarageneinfahrt des Kreishauses. Dies erfordert die Überwindung des Höhenunterschiedes in diesem Bereich.Der Steg über die Eugenstraße kommt durch den Erhalt der Mauer gut zur Geltung, schließt aber auf der Höhe des Zwischenpodestes an und benötigt einen Lift, um be-hindertengerecht anzuschließen. Der Eingang ist in der gleichförmigen Fassade zu unauffällig formuliert. Die Eingangssituation im Innern ist sehr beengt. Das Atrium sollte vom Eingang her zugeschaltet werden können. Die Wartebereiche auf zwei Seiten des Gebäudes sind platzsparend untergebracht. Die Büros in den Gebäudeecken sind zu groß, können aber durch spezielle Nutzungen organisiert werden. Die Büros zum Atrium sind zu schmal ausgebildet. Insgesamt ist die Bürofläche er-heblich (ca. 250 m²) unterschritten. Die Belichtung der äußeren Büros ist gut, jedoch wird der Sonnenschutz der Öff-nungsflügel nur durch eine Sonnenschutzverglasung bewerkstelligt, was zu Überhit-zungsproblemen führen kann. Die horizontale Gliederung der Fassade durch Gesimsbänder, welche durch farblich wechselndes Lochblech gegliedert ist, wirkt sehr ruhig und passt zu dem disziplinier-ten Baukörper. Allerdings wird die Reinigung der verglasten Fassaden mit den vorgehängten Lochblechen sehr aufwendig. Das Verhältnis von BRI zu BGF ist wegen dem überdachten Atrium sehr hoch. Die Büros sind jedoch sehr wirtschaftlich erschlossen.
Die städtebauliche Grundfigur wird entlang der Eugenstraße entwickelt und bildet ein adäquates Gegenüber zum bestehenden Landratsamt. Durch das leichte Zurücksetzen an der Hindenburgstraße behält der Altbau mit seiner diagonalen Öffnung das Hauptgewicht. Gleichzeitig setzt der Neubau mit seiner Eingangssituation ein selbstbewusstes, aber angemessenes Zeichen und korrespondiert mit dem Haupteingang. Die für Ludwigsburg wertvolle charakteristische Allee der Eugenstraße soll bewusst nicht durch Stegverbindungen gestört werden und die vorgeschlagene Reduzierung der Stellplätze trägt weiter zur Verbesserung der Qualität des Straßenraums bei. Die Haupterschließung parallel zur Eugenstraße lässt im Inneren eine großzügige Zone mit Treppenanlage und Lufträumen entstehen. Die Orientierung wird durch die klare Führung erleichtert. Die Zufahrt von der Hindenburgstraße erfolgt ebenerdig und liegt richtig zur Erweiterung des 2. Bauabschnittes. Durch den gewollten (aber nicht grundsätzlich ausgeschlossenen) Verzicht auf die oberirdische Stegverbindung wird eine Verbindung der beiden Tiefgaragen auch für Fußgänger und für den Transport von Materialien notwendig, was zu Mehraufwendungen führt.Für die Bürobereiche werden gut proportionierte und ausreichend belichtete Räume vorgeschlagen und Varianten für andere Büroorganisationen dargestellt. Die Breite der 3geschossigen Innenhöfe dürfte jedoch nicht weiter verschmälert werden, um die Belichtung auch im Erdgeschoss zu gewährleisten. Das Raumprogramm wird im Prinzip erfüllt, die geforderten Nebenräume sind jedoch nur teilweise nachgewiesen und die Registratur weist eine Minderfläche von 235 m² auf. Die Fassaden entwickeln sich aus dem Gesamtaufbau und der Konstruktion und sind nachvollziehbar dargestellt. Die gestalterische Absicht mit vorgehängter Fassade aus Ziegelplatten ist erkennbar. Die gewählte Stahlbeton-Konstruktion mit wirtschaftlichen Spannweiten und sich wiederholenden Elementen der Fassade und des Ausbaus lassen eine kostengünstige Bauweise erwarten. Die berechneten wirtschaftlichen Kenndaten liegen im mittleren Bereich.Zusammenfassend ein Entwurf, der mit einer einfachen, schlüssigen Figur hohe städtebauliche Qualitäten entwickelt. Das Hauptgebäude des Landratsamtes wird respektiert und gleichzeitig entsteht im Zusammenspiel zwischen Alt und Neu eine Gesamtanlage.
Die Arbeit nimmt den Kontext der umgebenden Bebauung gut auf, indem die ortstypischen Backsteinmauern als Begrenzung des Straßenraumes weitgehend erhalten werden. Im Sinne der südlich der Hindenburgstraße befindlichen campusartigen Bebauung weicht der Neubau zurück und gibt den Blick auf das Konferenzzentrum des bestehenden Landratsamtes frei. Durch die Eingangssituation des Neubaus an der Ecke Hindenburg-/Eugenstraße wird durch eine angenehm dimensionierte Pflasterfläche die Verbindung zum bestehenden Haupteingang überzeugend gewährleistet. Damit kann die bestehende Einfahrtsrampe in ihrer seitherigen Lage belassen werden. Der Parkierungsvorschlag, ebenerdig von der Hindenburgstraße unter das Gebäude zu fahren, ist ein interessanter Beitrag, der natürlich belichtete und belüftete, angenehme und sichere Stellplätze gewährleistet. Dies wird allerdings durch eine gewisse optische Beeinträchtigung im Innenhof erreicht, die durch die Pergola gemildert wird. Auch das Problem der Abgas-Emission ist zu bedenken. Die Stegverbindung zum 3. BA sowie zum bestehenden Landratsamt ist gut platziert, der Höhenunterschied zum bestehenden Landratsamt wird durch eine zu große Steigung überwunden. Die äußere Gestaltung hebt sich durch ihre leichte Metall-Glas-Konstruktion mit auskragendem Umgang von den bestehenden Bauten ab. Der wichtige Bezug zum Bestand wird aber über den Erhalt der Ziegelmauern gewährleistet. Vom gut dimensionierten Foyer entwickelt sich eine räumlich interessante, gut belichtete Treppenhalle über 3 Geschosse, die eine leichte Orientierung und gute Übersicht bietet und zusammen mit der durchgehenden Flurerschließung funktionelle, kurze und übersichtliche Verbindungen bietet. Leider sind die Vorgaben des Raumprogramms bezüglich der Standardbüros nicht exakt erfüllt (218 Büros nachgewiesen). Das Konstruktionssystem erlaubt vielfältige Anordnungen und Aufteilungen der Bürozonen, die überzeugend nachgewiesen sind. Die Wirtschaftlichkeit erscheint durch überdurchschnittliche Kennwerte im guten Bereich, wobei zu bedenken ist, dass das Raumprogramm nicht ganz erfüllt ist.Die Arbeit stellt trotz einiger ungelöster Fragen einen interessanten Beitrag dar.
Als blockhaftes viergeschossiges Atriumhaus ist das Gebäude deutlich von der Hindenburgstraße zurückgesetzt. Der Vorbereich zur Straße ist offen und nicht weiter definiert. Das Gebäude ist begleitend zur Eugenstraße sinnfällig fußläufig erschlossen, so dass ein räumlicher Zusammenhang mit dem Vorplatz des Altbaus ergibt, indem sich der Neubau aber deutlich unterordnet, da die Eugenstraße als Raum- und Erschließungsstruktur bestehen bleibt. Trotzdem meint der Verfasser, auf die bestehende Tiefgaragenzu- und Abfahrt zum Altbau verzichten zu müssen und ordnet diese für die gesamte Tiefgarage in der Nord-West-Ecke des Neubaus an. Die Eugenstraße muss dafür aufwendig unterfahren werden. Es sollte überprüft werden, ob die bestehende Zufahrt erhalten werden kann, ohne die fußläufige Verbindung zwischen Alt- und Neubau zu beeinträchtigen. Die geforderte Stellplatzzahl ist wesentlich unterschritten. Das Gebäude erscheint plausibel als Teil der Solitärbebauung im Zusammenhang mit dem ehemaligen Garnisonslazarett. Zur Eugenstraße erscheint es als Straßenrandbebauung, was den Straßenraum stärkt. Von der Hindenburgstraße aus gesehen überlässt es dem vorspringenden Konferenzbereich des Altbaus richtigerweise das Signal des öffentlichen Gebäudes. Die Baumasse ist zweispännig als schlanke Vierflügelanlage gegliedert. Als Erweiterung erscheint der nach Süden gespiegelte gleiche Bautyp sinnvoll. Die vorgeschlagene flächige, großformatige Glasfassade steht im deutlichen Kontrast zur bestehenden Klinkerfassade des Altbaus. Die vorgesehenen individuell regelbaren Faltschiebelemente beleben die Fassade und lösen Blend- und Hitzeprobleme effektiv. Die aufwendige elektrische Steuerung erscheint anfällig. Die Zonen für Publikumsverkehr und allgemeine Erschließung haben eine großzügige Wirkung mit guten Orientierungs- und Ausblickmöglichkeiten. Der Innenhof stellt sich als gut proportionierter, großzügiger Freiraum dar. Alle Büros sind angemessen geschnitten und gleichmäßig gut natürlich belichtet und belüftet. Zur Freiflächengestaltung werden keine genaueren Aussagen gemacht. Hier ist auch die Anordnung weiterer Stellplätze zu prüfen. Die Fahrerschließung von der Hindenburgstraße tritt in ihrer Deutlichkeit hinter die fußläufige Erschließung von der Eugenstraße zurück. Das Gebäude ist über die einbündige, zum Vorplatz transparente Halle übersichtlich und großzügig erschlossen. Alle Nutzflächen sind auf kurzem Wege erreichbar. Dies wird durch zwei diagonal in den Hofecken gegenüberliegende Treppen- und Aufzugskerne unterstützt; die Orientierung im gesamten Gebäude fällt leicht. Die zukünftige Erweiterung wird durch einfache Verlängerung des Hauptflures angebunden.Der Entwurf stellt eine wirtschaftliche Lösung dar, auch in seinen Standardkonstruktionen.
Der Bau setzt gegen die differenzierte Baumasse des Altbaus einen einfachen Solitär und rückt ihn soweit von der Straße ab, dass das Konferenzensembles im Straßen-raum seine dominierende Stellung behält. Die alte Mauer, hinter der der Garagenhof liegt, nimmt den Blockrand auf. Die Eugenstraße bleibt als Teil des Straßenrasters erhalten. Die beiden Eingangsbereiche werden durch den Deckel der Tiefgarage des Altbaus voneinander getrennt. Die in den Plänen direkte Verbindung ist nicht zu realisieren. Der Behindertenzugang ist wegen der Höhendifferenzen ungünstig. Insgesamt ist die Eingangssituation und die Verbindung der beiden Teile des Kreishauses nicht harmonisch geordnet. Positiv sind die offen angelegten Stellplätze, die sich hinter der historischen Mauer und im Tiefhof befinden. Die dadurch notwendige Anhebung des Erdgeschossniveaus ermöglicht den Blick über die Autos hinweg und schafft Distanz zu ihnen. Die Konsequenz des Heraushebens ist die oben beschriebene ungünstige Höhenlage des Eingangs. Durch die Bedienungsgänge und den vorgezogenen Sonnenschutz entsteht eine horizontale Profilierung des Gebäudes, das in seinem einfachen quadratischen Umriss im Kontrast steht zum plastisch ausgeformten Altbau – eine einfache spröde Architektur.Die innere Ringerschließung der Büroräume ist ökonomisch. Die Verkehrselemente liegen gut zum Eingang. Die Führung der Besucher ist übersichtlich. Die Orientierung fällt leicht. Die Sparsamkeit geht zu Lasten der direkten Belichtung der Besucher-gänge in den Obergeschossen. Die Anbindung an den Hauptbau über einen Steg führt konsequent in die Gangzone des Altbaus. Mit den Werten BRI/BGF von 3,4 - BGF/NF von 1,68 sowie NF/VF von 3,62 weist der Entwurf günstige bis sehr gute Kennwerte der Wirtschaftlichkeit auf. Dies ist mit Blick auf die Nichterfüllung des Raumprogramms um 10 Standardbüros sowie einer um 120 m² zu kleinen Registratur zu relativieren. Städtebauliche und funktionale Mängel im Eingangsbereich und die spröde Architektur werden in einer Gesamtbewertung schwerer wiegen als die sich aus der Kompaktheit ergebenden Vorteile.