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Reg.Nr.: 2004-2-05Aufgabe: Neugestaltung des Eingangsbereichs zum Kloster Beuron und Planung für Pforte, Tagungs- und Ausstellungsbereich
Auslober: Erzabtei St. Martin zu Beuron
Wettbewerbsbetreuung: Wick+Partner, Stuttgart
Wettbewerbsart: Realisierungswettbewerb als Einladungswettbewerb
Zulassungsbereich: Baden-Württemberg (+ Art. 49)
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 7
Fachpreisrichter: Hanns Jana, Zimmern; Peter Cheret, Stuttgart; Agnes Moschkon, Sigmaringen; Detlev Simons, Stuttgart; Wolf-Dietrich Weigert, Karlsruhe (V)
Wettbewerbssumme: 47.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 16.07.2004
Der vorgeschlagene Gebäuderiegel ist in seiner Prägnanz sinnfällig aus dem Kontext der bestehenden Struktur der Klosteranlage entwickelt. Der Neubau komplettiert das Ensemble, indem er zusammen mit dem Südflügel den Mariengarten umschließt und ein Geviert bildet. Der daraus entstehenden Vorbereich ist großzügig dimensioniert und überzeugt mit seiner einladenden Geste. Der Verfasser schlägt vor, das bestehende Verlagsgebäude durch einen Neubau zu ersetzen, um dem Vorplatz eine präzise geometrische Fassung zu geben. Das wäre zwar begrüßenswert, jedoch scheint die Großzügigkeit des Vorplatzes selbst beim Erhalt des Altbaus nicht wesentlich eingeschränkt. Der Eingriff in die Topographie mit der Herstellung der ebenen Fläche ist konsequent und stützt die außenräumliche Qualität. Allerdings entsteht mit dem Höhensprung zum Wirtschaftshof hin eine Barriere, die aus funktionalen Gründen zu beheben wäre. Kritisch zu bewerten ist die Situation der Pforte. Der alte Zugang wird im Alltag des Klosterlebens auch künftig als „Haupteingang“ genutzt werden. Mit der baukörperlichen Überschneidung ist die alte Pforte jedoch entwertet. Darüber hinaus hat der neue Pförtnerraum keine gleichzeitige Einsicht zu beiden Zugängen. Im Inneren des Neubaus eröffnet sich mit der Abfolge unterschiedlicher Raumhöhen ein differenziertes komplexes Gefüge. Die sehr schöne Treppensituation des Vorgängerbaus von Rudolf Schwarz bleibt erhalten und trägt wesentlich und wie selbstverständlich zur innenräumlichen Qualität des Ausstellungsbereichs bei. Die Beuroner Kunst wird anspruchsvoll dimensionierten Raum angemessen ausgestellt. Eine besondere Qualität birgt das zenitale Licht, das auf die Wand zum Mariengarten hin fällt. Leider wird dieses Prinzip nicht auf die ganze Länge der Wand durchgehalten, so daß die Erschließung des Mehrzweckraumes im Erdgeschoß trotz der vorgeschlagenen Oberlichter als Flur erscheint. Die Breite des Flures ist im Vergleich zur sonstigen Großzügigkeit des Entwurfs zu schmal dimensioniert. Die vertikale Erschließung ist nicht barrierefrei. Der Aufzug in der bestehenden Klosteranlage ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, da er im Klausurbereich liegt. Die Lage der neuen Vetus Latina liegt zu exponiert am Vorplatz und an der inneren Erschließung. Man wünscht dieser Raumgruppe mehr Kontemplation und vor allem eine größere Nähe zur Bibliothek. Die geometrisch präzise Fassade zum Vorplatz wird unterschiedlich diskutiert – kritisch dagegen die Firstverglasung. Vor dem Hintergrund der klimatischen Gegebenheiten gibt es Vorbehalte gegenüber der innenliegenden Rinne im Bereich zum Mariengarten. Der Anschluß des Gebäuderiegels an den Bestand im Norden ist kritisch, weil geometrisch nicht gelöst. Der Neubau in Bauabschnitten scheint machbar, wenn auch mit Einschränkungen während der Zwischenphase. Hinsichtlich der Verhältnisse BRI/NF und BRI/BGF liegt der Entwurf im günstigen vorderen Bereich. Insgesamt bietet die vorgeschlagene Lösung einen besonders guten Beitrag zur gestellten Aufgabe. Er überzeugt mit klarer architektonischer Haltung im Inneren wie im Äußeren.
Durch den Neubau entsteht ein angemessener und gut dimensionierter Vorplatz. Allerdings könnte seine Wirkung als Bindeglied zwischen Kloster und Beuron noch besser sein, wenn die Unterscheidung in Eingangshof und Vorplatz wegfiele. Das Flachdach für einen Teil des Neubaus ist aus Sicht des Denkmalschutzes möglich, weil es der Klosteranlage die gewünschte Dominanz beläßt und sich dem zu einer neuen Einheit hergestellten Bereich Mariengarten unterordnet. Der unverändert belassene Verlagsbau fügt sich gut in das neue Ensemble ein. Die hier vorgeschlagenen Stellplätze für PKW’s werden begrüßt, ebenso die neue Zugangs- und Anliefermöglichkeit. Gelungen ist die Zuordnung der Eingänge Alte Pforte/Eingang Neubau. Das Gefüge aus schmalem Ausstellungsteil mit Flur/Foyerzone und Saalbereich ist gut funktionsfähig und schön geschnitten. Besonders zu erwähnen ist die ideale Zuordnung der Pforte und der ruhige Innenhof der Säle. Ebenso die Galerie des Ausstellungsbereichs mit ihrer Referenz an das alte Vetus Latina – Gebäude sowie die zurückgezogene Lage des neuen Vetus Latina – Bereichs bei der Bibliothek. Sowohl die gewählte einfache Struktur der Bauteile wie auch die geringen Flächen- und Volumenwerte lassen Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Unterhalt erwarten. Die Realisierung in Bauabschnitten ist nachgewiesen, allerdings erscheint ein dritter Bauabschnitt weder notwendig noch im dann innenliegenden Grenzbereich zum Mariengarten leicht machbar. Insgesamt erfüllt die Arbeit eine Vielzahl der gestellten Programmforderungen mit hoher gestalterischer Qualität, besonders begrüßt wird die Ausbildung und Zuordnung der beiden Eingänge Alte Pforte und Neubau zueinander.
Der Eingangsbereich wirkt einladend und der Freiraum maßstäblich wohltuend. Die gegenüberliegenden Eingänge korrespondieren überzeugend und liegen funktional richtig. Von denkmalpflegerischen Standpunkt bestehen erhebliche Bedenken hinsichtlich des kubischen Baukörpers, dieser fügt sich in seiner Dimension und seiner Höhe nicht in das Ensemble. Die Veranstaltungsräume liegen ungünstig an den entgegengesetzten Enden des Gebäudes. Der Erschließungsgang hat Oberlicht im OG aber kein Tageslicht im EG. Die Funktionsräume in jedem einzelnen Geschoß sind zu aufwendig. Positiv ist die Lage des Ausstellungsraums im UG aus Sicherheitsgründen. Das Kunstverlagsgebäude bleibt bestehen und ist wichtig für die Platzbegrenzung. Die NF ist mit 13 % überzogen und bleibt dabei im Bereich des möglichen. Die Erstellung des Gebäudes in Bauabschnitten ist vom Verfasser nicht angegeben und auch nicht vorstellbar/schwierig durchführbar. Die Gesamtkonzeption, besonders hinsichtlich der Empfangssituation, entspricht den Vorstellungen des Auslobers, jedoch wirkt der Kubus zu solitär.
Dieses Projekt überschreitet das Raumprogramm im Pfortenbereich, in den Empfangsräumen im Ausstellungs- und Tagungsbereich bis zu 36 %. Daraus resultiert die Weitläufigkeit der geplanten Gesamtanlage. Positiv ist die Lage und Zuordnung der Alten und Neuen Pforte am Eingangshof zu werten. Dieser Großzügigkeit widerspricht die kleinteilige Abmessung des Eingangshofes. Der neue Hauptbaukörper rückt sehr nahe an die Alte Pforte und verengt damit den Eingangshof noch stärker als im Istzustand vorhanden. Die Stellung des Baukörpers als Abgrenzung des quadratischen Mariengartens folgt der historisch gewachsenen städtebaulichen Struktur der Klosteranlage. Durch den Abbruch des Verlagsgebäudes öffnet sich zwar das Kloster mit einer breiten Front zur Abteistraße hin, wird aber durch den vorgelagerten Seminargarten wieder abgeriegelt. Das zweigeschossige als Flachdach versehene Zwischenelement zwischen Klosteraltbau und geplantem Neubau gewährt beiden Bauwerken ihre Eigenständigkeit, welche die vorgelagerte Blende das überdimensionierte Portal als Bindeglied wieder aufhebt. Die Dreigeschossigkeit des Baukörpers ist nach denkmalpflegerischer Beurteilung nicht vertretbar. Es stellt eine bauliche Konkurrenz zur historischen Fassade dar. Das gutgemeinte Satteldach erfährt durch die Abstufung zum Mariengarten eine ungewünschte pagodenhafte Aufwertung. Die Abtrennung des Eingangshofs vom Abteiplatz durch das Portal überzeugt weder räumlich noch gestalterisch. Die innere Erschließung durch zwei Treppenhäuser überzeugt. Der Aufzug ist nah am Eingang und richtig plaziert. Pforte und Empfang zu trennen, scheint problematisch. Die Öffnung der Seminarräume zum Saal ist zwar möglich, ergibt aber einen sehr lang gestreckten Raum. Der Ausstellungsbereich im EG ist nur durch zwei Vitrinen präsent. Erst im OG entwickelt sich dieser Bereich, was seine Akzeptanz beeinträchtigt. Der Vorschlag für die Vetus Latina und deren Zuordnung zur Bibliothek überzeugt. Die Gebäudestruktur ist klar. Die Fassade zur Straße betont eine große Wandfläche und wirkt damit eher abweisend. Die vorgelagerten Pfortenräume sind davor gestellt und wirken kapriziös. Die Innenräume sind großzügig disponiert und gewinnen durch ihre Schlichtheit. Die Freiflächen dagegen nehmen diese Großzügigkeit wieder zurück. Die Verlagerung des Verlags beengt den Wirtschaftshof zu sehr. Die Elektrowerkstatt und Schreinerei werden für Fahrzeuge blockiert. Die Wirtschaftlichkeit scheint gegeben. Die Aufteilung der Bauabschnitte 1 und 2 ist nicht realisierbar. Die 2 Gebäudeteile werden aufgeschnitten. Die Stärke des Entwurfs liegt in der räumlichen Zuordnung der Innenräume, weniger in seinem äußeren Erscheinen.