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Reg.Nr.: 2009-1-04Aufgabe: Vorplanung einer neuen Festhalle in Neckartailfingen
Auslober: Gemeinde Neckartailfingen
Wettbewerbsart: nichtoffener einphasiger Realisierungswettbewerb (RPW 2008)
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 36 Bewerbungen, 25 (21 + 4) ausgewählte Teilnehmer, 24 Arbeiten
Preisrichter: Prof. Gerd Baldauf; Prof. Peter Fierz (V); Gabriele D´Inka
Wettbewerbssumme: 40.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 13.05.2009
Die Verfasser wählen eine städtebauliche sehr geschickte Lage des Gebäudes: von Süden her erreichbar über einen kleinen und interessant gestalteten Vorplatz, im Norden über den baumbestandenen Naturraum. Dadurch wird eine qualitätsvolle Eingangsbeziehung auch vom Neckar her erreicht. Der Park- und Festplatz ist wohltuend vom Gebäude abgerückt. Die richtig platzierten Nebenräume bilden das funktionale Rückgrat der Gesamtanlage. Die inneren und äußeren Funktionsabläufe entsprechen weitgehend den Anforderungen des Auslobers. Hervorzuheben ist die geschickte Lage des Mehrzweckraumes am kleinen Eingangsplatz. Der Abstellraum müßte noch einen direkten Zugang von außen erhalten. Die Küche hat zwar keinen direkten Zugang von außen, erlaubt aber die notwendigen Funktionsabläufe auch zum Festplatz und zur Außenbewirtung. Das Stuhllager ist in Größe und Ausbildung unzureichend. Die Neckarallee müsste nach Norden weitergeführt werden. Besonders hervorzuheben ist die klare, prägnante und die städtebauliche Situation stark aufwertende Architektur des Gebäudes. Die Blickbeziehungen auf dem Grundstück werden neu definiert und eröffnen heute nicht vorhandene Qualitäten. Die gestaltprägende Ausbildung der Dachkonstruktion fügt sich selbstverständlich in die Gesamtidee des Gebäudes ein. Insgesamt stellt der Entwurf einen hervorragenden Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe dar.
Der polygonale Bau liegt im Westen des Baufeldes mit dem Hauptzugang von Norden bzw. der Neckarallee. Der flache Baukörper basiert auf einem unregelmäßigen vieleckigen Grundriß. Die Dachform besteht ebenso aus vieleckigen, leicht ansteigenden Flächen, welche dem gesamten Bau einen organischen Ausdruck verleihen. In dieses Volumen sind zwei konkave Bereiche geschnitten, welche zum Foyer führen oder eine Pausenloggia zum Neckar bilden. Der ebenso polygonale Saal hat seinen Bühnenraum im Süden, mit geschlossener Fassade zum Parkfeld, was nachvollziehbar ist. Die Blickrichtung im Saal zur Bühne ermöglicht allerdings keinen natürlichen Ausblick in die Neckarallee. Der Saal ist durch eine seltsame Anordnung von Stützen vom Foyer getrennt. Auch ist die einwandfreie temporäre Trennung in zwei Säle nicht nachgewiesen. Zu dem ist ein Teil des Saales nur über einen Stichgang erschlossen. Die Lüftungszentrale im Dachbereich gestattet kurze Leitungswege. Der konstruktive Sonnenschutz ist u.a. durch den geringen Verglasungsanteil leicht zu bewerkstelligen. Sehr schön ist die architektonische Erscheinung der Festhalle als verschindelter, ruhiger Körper mit kompetent proportionierten und gesetzten Öffnungen. Leider sind die Zuschnitte von Foyer und Saal betrieblich, konstruktiv und räumlich nicht befriedigend, so dass der Gesamteindruck des Projektes relativiert wird.
Die Verfasser schlagen einen in den Auenwald eingebetteten Solitär vor, ein polygonaler Baukörper, der sich wie ein bearbeiteter Stein unter die Kastanienbäume legt. Eine freiraumplanerisch mit Hecken und Bänken gestaltete Vorfläche führt zum leicht erhobenen Vorplatz auf der Südseite. Parkierungsanlage und der Platz für das Festzelt liegen richtig zum Eingang ohne diesen Bereich zu beeinträchtigen. Baukörper-Einkerbungen erzeugen geschützte und gedeckte Freibereiche, auf der Südseite der Eingangsbereich vor dem Foyer und auf der Nordseite die Terrasse vor den Sälen. Die klare Anordnung der Funktionen wird begrüßt. Alle dienenden Räume liegen stirnseitig zum Saal. Als besonderer Beitrag wird die Lage des Mehrzweckraumes direkt am Foyer bemerkt, er kann als Foyererweiterung dienen und ist ebenso von Außen separat erschlossen. Leider sind die beiden zugehörigen Sanitärräume nicht barrierefrei zugänglich. Die Erschließung des Stuhllagers im Untergeschoss über Hubpodien ist aufwendig. Die Beziehung Foyer zu Saal und die Erschließung beider Hallenteile wird optimal gelöst, Foyer und Saal bilden von der Vorzone bis zum Park eine durchgängige Raumzone mit Blickbeziehungen in beide Richtungen aus. Die Proportionen des Saales mit der Höhenentwicklung zur Bühne weisen gute Qualitäten auf. Die Arbeit liegt im Vergleich aller Beiträge im günstigen Bereich, der kompakte Baukörper weist gute Werte auf und die beschriebene Konstruktion aus Fertigteil-Bindern verspricht eine hohe Wirtschaftlichkeit. Zusammenfassend ein Entwurf, der mit dem Thema Festhalle als Stein unter den Kastanien einen qualitätvollen und sensiblen Beitrag darstellt, der die Besonderheiten des Ortes betont und hervorhebt.