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Reg.-Nr.: 2003-3-01Aufgabe: Neugestaltung des Friedrich-Ebert-Platzes in Heidelberg sowie Neubau einer Tiefgarage für 250 Stellplätze auf drei Ebenen unter dem Platz durch eine integrierte Gesamtbetrachtung
Auslober: Stadt Heidelberg
Wettbewerbsbetreuung: Büro ANP, Kassel
Wettbewerbsart: Städtebaulicher Realisierungswettbewerb als interdisziplinärer Einladungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR-Mitgliedsstaaten
Teilnahmeberechtigung: Freie Garten- und Landschaftsarchitekten und Fachingenieure für Verkehrsplanung in Arbeitsgemeinschaften mit Freien Architekten und/ oder Freien Stadtplanern
Teilnehmer: 7
Fachpreisrichter: Dieter Haberland, Kassel; Wolfgang Kessler, Heidelberg; Gunter Kölz, Stuttgart; Heike Roos, Weimar; Jan Wehberg, Berlin (V)
Wettbewerbssumme: 30.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 22.05.2003
Vorgeschlagen wird ein großzügiger Platzraum mit eindeutiger Längsausrichtung. Die Verfasser binden den Platz niveaugleich unter Erhaltung der Kolonnaden an und orientieren ihn klar nach Süden, so dass die Hügelkulisse im Hintergrund geschickt einbezogen wird. Er reduziert sich in den Freiraumelementen auf zwei zu den Hausfronten parallel verlaufende Baumreihen, welche von - allerdings eher modisch wirkenden - Bänken begleitet werden. Diesem Prinzip folgt auch die konsequente Ausrichtung des Bushaltepavillons, welche hinsichtlich Praktikabilität zu prüfen ist. Positiv zu bewerten ist das "Herüber-springen" von zwei Einzelbäumen in die Friedrich- Ebert-Anlage, was im dortigen Straßenraum zu einer Akzentuierung mit Hinweis auf den Friedrich-Ebert-Platz führt. Durch die bewusste Einordnung der Tiefgaragenrampen in die Friedrich- Ebert-Anlage wird der Platz vom Verkehrsaufkommen der Tiefgarage freigehalten und erfährt somit eine besondere Aufenthaltsqualität. Die so hinzugewonnenen Randbereiche des Platzes müssten jedoch in der Praxis vor unerwünschtem Parken geschützt werden. Die verkehrsberuhigten Bereiche im Osten und Westen der Platzanlage heben die Trennung von Fußgänger- und Fahrverkehr auf. Die Reduktion des Verkehrs im Platzraum auf den reinen Anliegerverkehr entspricht der heutigen Situation.Der Entwurf ersetzen den in die Kolonnaden eingestellten, massiven Baukörper durch einen gläsernen Zugangskubus. Bei dem Entwurf handelt es sich um eine große zusammenhängende Platzfläche, welche keine Gewichtung bzw. Bereichsbildung erfährt. Somit ist er für vielfältige städtische Nutzungen offen. Zu Konflikten mit der Marktbeschickung kommt es nicht. Die große Ruhe, die der Entwurf ausstrahlt, wird positiv bewertet.Großzügigkeit und Ruhe werden erkauft durch die Verlagerung der Tiefgaragenerschließung in den Seitenstreifen der Friedrich-Ebert-Anlage. Das Einfahren in die Tiefgarage und insbesondere das Ausfahren über die Friedrich-Ebert-Anlage werden jedoch als sehr problematisch angesehen. Die Zufahrt in die Tiefgarage aus der Friedrich-Ebert-Anlage lässt den Austausch mit den bestehenden Parkierungsanlagen der Altstadt nur in erschwerter Form zu. Außerdem kann die Anlage in der vorgeschlagenen Form nur von Osten angefahren werden. Die Anbindung über die Friedrich-Ebert-Anlage lässt großen technischen und finanziellen Aufwand erwarten.Das gewählte innere Erschließungssystem der Tiefgarage entspricht den gestellten Anforderungen. Allerdings erscheinen die Stützenabstände sehr eng und schränken die Übersichtlichkeit der Garage ein.
Der Platzraum wird durch Bauwerke im Süden (neuer Glaskubus) und im Norden (Erhaltung Kolonna-den/Integration neure Glaskubus) gefasst. Positiv ist die einheitliche Belagswahl, die bewusst die tangierenden Straßenräume integriert und damit selbstverständlich Raumkanten definiert. Hierdurch entsteht eine räumliche Verknüpfung zur Plöck, der die Kolonnaden jedoch eher im Wege stehen. Im Süden wird ebenfalls versucht, durch die Materialausweitung Teile der Friedrich-Ebertanlage mit einzubinden. Der Entwurf ist kennzeichnet durch die Ausbildung von Teilräumen, die untereinander gleichwertig sind. Für die Marktbeschickung sind klare Voraussetzungen geschaffen.Die räumliche Wirkung des Platzes wird durch Querstreifen und effektvolle Leuchtstreifen geweitet, durch Baumgruppen zoniert und gegliedert. Die Einordnung der Platanenblöcke soll Aufenthaltsqualität an der Zufahrt des Platzes/Zufahrt zur Tiefgarage bieten, welche qualitativ zu hinterfragen ist. Denn die bewusste Bündelung der Tiefgaragen-Rampen an der Ostseite bietet zwar stadträumliche Vorteile, führt jedoch auch zu hoher Lärmbelastung auf dem Platz, da Umfahrung notwendig. Eine halbhohe Wasserwand von 60 m Länge erzeugt eine neue Raumkante im Osten des Platzes. Das "Verstecken" der Tiefgaragenrampe hinter dieser Wand erscheint zunächst intelligent, ist jedoch hinsichtlich Dimension und Raumwirkung nochmals separat zu prüfen. Auch in Bezug auf die Sichtbeziehungen stellt die Kolonnade im Norden einen städtebaulichen Nachteil dar, auch wenn der eingestellte Baukörper abgebrochen und durch einen gläsernen Baukörper ersetzt ist. Die Fassaden des westlichen Platzrandes werden durch die Baumgruppen verdeckt, zugleich werden die östlichen Fassaden der Randbebauung durch den Entwurf freigestellt. Der Blick nach Süden ist durch ein neues- ebenfalls gläsernes - Bauwerk geprägt, wozu der Entwurf jedoch keine genaueren Angaben macht.Die Glaskuben beherbergen die notwendigen Verkehrs- und Funktionsflächen. Ihre identische Ausbil-dung in Material und Kubatur erscheint unverständlich. Die Anordnung beider Rampen auf der östlichen Seite des Platzes ist aus verkehrstechnischer Sicht gut gelöst. Allerdings ist bei der Zufahrt in die Tiefgarage sowohl die westliche, als auch die nördliche Platzseite (Plöck) zu umfahren. Deshalb entspricht die Trennung von Fußgänger und Fahrverkehr diesem konzeptionellen Ansatz.Durch die ebene Gestaltung des Platzbereiches ist die Andienung an Markttagen gut gewährleistet. Die innere Erschließung der Tiefgarage ist funktional gut gelöst und lässt in ihrer Überschaubarkeit eine hohe Akzeptanz erwarten. Dies gilt auch für die vorgeschlagene Konstruktion der Anlage, die einerseits eine Übersichtlichkeit besitzt und gleichzeitig eine wirtschaftliche Bauweise erwarten lässt.
Der Entwurf nimmt sich insgesamt sympathisch zurück und zeigt eine großzügige Geste und Öffnung zur Plöck. Im Süden erfolgt ein starker räumlicher Abschluss mit einem neuen Bauwerk. Insgesamt handelt es sich um einen ruhigen Gesamtraum, welcher sich nach Süden verjüngt. Mit der Reduzierung der Freiraumelemente auf zwei perspektivisch laufende/wirkende Baumreihen ("bleach") inszenieren die Verfasser den freien Blick auf das Institut. Diese Inszenierung wird jeweils unterstützt durch die Einordnung der Lichtbänke als ein alternatives Sitzangebot, welche untergeordnet den Stadtraum prägen. Konsequent sieht der Entwurf den Abriss der Kolonnaden vor. Durch die Anhebung des Platzniveaus wird der Blick auf den gegenüberliegenden Berghang gelenkt, opfert dafür jedoch die Barrierefreiheit. Es entsteht ein "Platz auf dem Platz" mit teilweise indifferenten Randbereichen. Der Platz bietet viel Spielraum für städtische Nutzungen, verzichtet auf Festlegung, was positiv bewertet wird. Nachteilig sind die schwierige Erschließung für die Marktbeschicker und die deutliche abfallende Aufenthaltsqualität im südlichen Platzbereich.Die Einordnung des südlichen Bauwerkes fasst den Raum zwar neu, es ist jedoch in Dimension und Proportion zu hinterfragen. Dieses Gebäude wird als Neuinterpretation der Kolonnaden verstanden und erhält eine schwebende Stahlbetonscheibe, die Wartemöglichkeit bietet und den Treppenabgang und den Abluftschacht beherbergt. Die Jury bezweifelt allerdings die "schwebende Wirkung" einer 45 cm starken Scheibe. In der Nordostecke des Platzes entsteht anstelle der Kolonnaden ein zweigeschossiges Zugangsbauwerk mit Treppe und Aufzug (Marktleiter im OG?) sowie dem Zuluftschacht. Die Sichtbetonbaukörper sind aus Kuben und Scheiben (Süden) bzw. wie aus einem Block geschnitten (Norden) gestaltet. Großformatige Glasflächen kontrastieren mit der geschlossenen Betonoberfläche.Die Erschließung der Tiefgarage über getrennte Zu- und Abfahrtsrampen an den Platzseiten ist grund-sätzlich gelöst. Allerdings ist die Einfahrtsrampe sehr dicht an den Straßenrand gelegt und dadurch in ihrer Orientierung und in der Stauraumlänge nur eingeschränkt nutzbar. Der Austausch mit den benachbarten Parkierungsschwerpunkten ist möglich. Die Einrichtung eines verkehrsberuhigten Bereiches an der Westseite des Platzes erscheint problematisch.Die Schrägaufstellung entspricht der Vorgabe. Allerdings ist das gewählte innere Erschließungssystem kompliziert und beeinträchtigt die Akzeptanz der Tiefgarage. Durch das innere System entstehen zudem durch vier gewählte Parkgeschosse in einigen Bereichen unwirtschaftliche Geschosshöhen.
Der Entwurf sieht eine Platzfläche mit unterschiedlichen Zonen vor. Der Abschluss des Platzes nach Süden wird durch ein spektakuläres Torbauwerk gestaltet. Zur Plöck hin ist der Entwurf offen, die bestehenden Kolonnaden sind entfernt. Der Verfasser orientiert den Platz klar auf das Institutsgebäude. Er schafft Aufenthaltsschwerpunkte im Übergang zur Akademiestraße, was positiv zu bewerten ist. Die Einordnung der Tiefgaragen-Rampen erfolgt nach der in der Auslobung wiedergegebenen Konzeption und wird intelligent mit Freiraumelementen (Baumriegel und Wasserbecken) gefasst. Im Norden und Süden des Platzes sind aufgeständerte, gläserne Zugangsbauwerke vorgesehen. Das neue Bauwerk im Süden soll den neuen räumlichen Abschluss gegenüber der Friedrich-Ebert-Anlage bilden und "rahmt" den Blick nach Norden. Dimension und Ausbildung des Bauwerkes werden allerdings als nicht angemessen eingeschätzt, die torartige Geste wirkt überinstrumentiert. Eine sinnvolle Nutzung des Brückengeschosses scheint zweifelhaft, zumal es nicht barrierefrei erschlossen wird.Die Gestaltung des "Platzes auf dem Platz" mittels bewussten Höhenunterschieden zwischen Fußgänger- und Fahrverkehr wirkt überinstrumentalisiert. Auch hier gerät der Entwurf in Konflikt mit der gewünschten Barrierefreiheit: der städtische Platz muss allen Stadtnutzern zur Verfügung stehen. Durch das Anheben des Platzbereiches werden außerdem die Andienung an Markttagen und die Nutzbarkeit der Flächen sehr erschwert. Die Platzfläche selbst ist einheitlich ausgeprägt. Die Erschließung der Tiefgarage über getrennte Zu- und Abfahrtsrampen an den östlichen und westlichen Platzseiten ist generell gelöst. Dies gilt auch für die Trennung von Fußgänger- und Fahrverkehr.Das Stützen- und Unterzugssystem innerhalb der Tiefgarage mit den engstehenden Mittelstützenreihen erschwert die Übersichtlichkeit der Parkgeschosse und damit die Akzeptanz der Gesamtanlage.