Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Reg.Nr.: 2004-2-06Aufgabe: Neubau eines Gemeindehauses für die katholische Kirchengemeinde St. Laurentius in Rottenburg-Hailfingen
Auslober: Katholische Kirchengemeinde St. Laurentius
Wettbewerbsbetreuung: Kohler Mizsgar Grohe Architektengesellschaft, Stuttgart
Wettbewerbsart: Realisierungswettbewerb als begrenzt offener Wettbewerb im vereinfachten Verfahren
Zulassungsbereich: Diözese Rottenburg-Stuttgart
Teilnahmeberechtigung: Architekten sowie Stadtplaner, Garten- und Lanschaftsarchitekten und Innenarchitekten in Arbeitsgemeinschaft mit Architekten
Teilnehmer: 20 (15 Geloste+5 Gesetzte)
Fachpreisrichter: Heiner Giese, BDA, Rottenburg; Holger Keppel, Rottenburg; Wolfgang Schwinge, Stuttgart (V); Horst Eberhardt, Rottenburg; Christoph Hendrich, Freiburg; Christiane Hüpping, Rottenburg
Wettbewerbssumme: 9.000 Euro
Preisgerichtssitzung: 23.07.2004
Für den Neubau des Gemeindehauses St. Laurentius greifen die Entwurfsverfasser die vorgeschlagene Situation der Ortsmitte von Hailfingen ebenso wie die ortsbildhaften und architektonischen Gegebenheiten auf und interpretieren sie typologisch neu. Ein solitärer plastischer Baukörper umfasst sämtliche Funktionen und ordnet sie auf zwei Ebenen an. Über eine Platzfolge, die in Foyer, Saal und Gartenhof ihrer Fortsetzung findet, werden Pfarrkirche und Gemeindehaus miteinander verbunden und aufeinander bezogen. Das Raumkontinuum aus Eingangshof, Foyer Saal und Gartenhof bietet die Möglichkeit von variablen Schaltungen und Nutzungen. Der Kirchplatz wird zudem über eine Rampe von der Rosengartenstraße barrierefrei erschlossen. Eine mögliche nachbarschaftliche Beeinträchtigung konnte weitgehend vermieden werden. Lediglich der Gartenhof könnte Einschränkungen erfahren. Die Aufenthaltsqualität aller Räume wird durch den gewählten und gestalteten Außenbezug positiv beeinflußt. Die Küche wurde so positioniert, daß alle Bereiche problemlos bedient werden können, auch wenn auf ein eigenes Fenster zum Außenbereich nicht verzichtet werden kann. Die Lage des behinderten-WC als gefangener Raum hinter dem Damen-WC ist nicht akzeptabel. Die Höhe des Saals mit 3 Meter erfüllt die vom hohen Gebäudevolumen evozierten Erwartungen nicht. Die Räume im Obergeschoss sind großzügig erschlossen und einfach, effizient sowie variabel angeordnet. Alle Hauptnutzungsräume werden gut belichtet und belüftet. Die Nebenräume entbehren dieser Qualität. Die vorgeschlagene Entwurfskubatur fügt sich gut in den vorhandenen städtebaulichen Kontext ein, ohne auf einen eigenständigen Ausdruck zu verzichten. Der topografischen Situation wurde mit einfachen Mitteln Rechnung getragen, so das sich der Kirchplatz bis in das Foyer des Gemeindehauses hinein fortsetzen kann. Aussagen zur Wirtschaftlichkeit sind nur in Teilbereichen zu treffen. Die Gebäudekubatur ist überdurchschnittlich, die Konstruktion vermutlich anspruchsvoll. Aussagen zur Materialität fehlen vollständig. Der vorliegende Entwurf ist ein engagierter Beitrag, dem es gelingt die Fülle des Gestaltungspotentials selbst in der kleinen Bauaufgabe wie der Neubau eines Gemeindehauses mit eigenständigen Architekturformen zum Ausdruck zu bringen. Dessen Angemessenheit muß sich im Weiteren erweisen.
Die Zugänglichkeit des Gebäudes ist von der Rosengartenstrasse wie auch vom Kirchvorplatz gewährleistet. Der Hauptzugang präsentiert sich vom neugestalteten Kirchvorplatz, der mit dem Foyer eine Einheit bildet. Der Zugang von der Rosengartenstrasse erfolgt über einen Vorplatz mit Sitzstufen, die in ihrer Gestaltung zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten geben. Die Innen-Aussen Bezüge stellen einen wesentlichen Schwerpunkt der Arbeit dar. Das Foyer bildet eine Einheit mit dem Kirchvorplatz, indem das Material durchgezogen und die Fassade offen gestaltet ist. Der Saal orientiert sich in seiner Zuschaltbarkeit nicht nur zum Foyer sondern auch zum davorliegenden abgeschlossenen Platz. Somit bilden die Sitzstufen einen Rahmen. Der barrierefreie Zugang ist ausschliesslich über den Kirchvorplatz möglich. Natürliche Belichtung und Belüftung ist gewährleistet. Die flexible Schaltbarkeit von Foyer und Saal ist gegeben, die WC´s sind separat zugänglich. Es besteht eine hohe Qualität durch die Blickbeziehungen der Haupträume zum Kirchvorplatz bzw. zur Kirche wie auch die des Saales zum neugestalteten Vorplatz. Ein grosser Mangel stellt der aussenliegende nur über die Rosengartenstrasse erreichbare Aufzug in Bezug auf Anbindung und Funktionalität dar. Der Verfasser versucht mit seinem Solitär eine Anpassung an die vorh. Bebauung zu vermeiden. Der gut proportionierte Baukörper behauptet sich eigenständig. Die Platzierung des Gebäudes auf dem Grundstück ergibt gut nutzbare kleine Plätze, es fallen keine Restflächen an. Die Topographie nutzt der Verfasser zu einer guten Platzgestaltung vor dem Saal. Der Solitär hat die Kraft, sich vor Ort in seiner 2-geschossigen Bauweise zu behaupten. Kritisch wurde die Dachform gesehen. Nachbarschutz ist durch die Platzgestaltung mit abschliessender Mauer wie auch durch die Platzierung des Baukörpers gut gelöst. Die Kubatur überschreitet den vorgegebenen Rahmen ausschliesslich im Bereich der Verkehrsflächen. Die Wirtschaftlichkeit lässt sich durch die Form des Kubus und der kompakten Bauweise im mittleren Bereich ansiedeln. Ein insgesamt sorgfältig durchgearbeiteter Beitrag, wobei die oben genannten Kriterien berücksichtigt werden sollten. Die gewählte Form des Kubus und die kompakte Bauweise des Aukörpers laßt einen wirtschaftlichen Unterhalt erwarten.
Die eigenständige Dachform wird aus den umgebenden Satteldachformen einerseits und den inneren Funktionen andererseits entwickelt. Das Haus öffnet sich programmgemäß zum Kirchplatz und rollt durch den neuen Bodenbelag einen „Teppich“ bis zur Kirche aus. Die vorgeschlagene Möblierung „Begegnungsinseln“ läßt vielfältige temporär wechsende Nutzungen zu.Zur Rosengartenstraße schirmt sich das Gebäude mit einer deutlich und klar ausgebildeten Raumkante ab. Der leicht kombinierbare Foyer- und Saalbereich läßt sich unter einem ausladenden Vordach über die geamte Fassadenlänge öffnen. Der Saal bietet einen weiteren Austritt ins Grüne zu einer kleinen Obstbaumwiese. Die Nebenraumzone ist insbesondere im Garderobenbereich und im Übergang zu den WC’s zu eng bemessen. Eine direkte Außennutzung der WC’s ist nicht möglich. Das Stuhllager ist funktionsgerecht zugeordnet. Die Erschließeung des Technikraumes ist über die Küche ungünstig angeordnet. Die Gruppenräume und das Pfarrbüro sind im Obergeschoß gut erreichbar und untereinander austauschbar. Diesen Räumen sind begehbare Dachterrassen zugeordnet. Der Flurbereich bietet interessante Stellmöglichkeiten für die Bücherei. Die vorgeschlagene Lösung ist als wirtschaftlich zu bewerten, da sie sowohl bei der Inanspruchnahme von Verkehrsflächen, beim Raumprogramm und beim Bruttorauminhalt unterdurchnittliche Werte vorweist. Der Entwurf stellt mit seiner eigenständigen kombinierten Architektur einen guten Beitrag zur gestellten Aufgabe dar.