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Reg. Nr.: 2003-3-03Aufgabe: Neubau eines Gemeindezentrums mit Jugendräumen in Mannheim-Neuhermsheim
Auslober: Evangelische Kirchengemeinde Mannheim
Wettbewerbsart: offener zweiphasiger Wettbewerb
Zulassungsbereich: GPA-Mitgliedsstaaten
Teilnahmeberechtigung: Freie Architekten
Fachpreisrichter: Prof. Eisele, Darmstadt; J. Keller, Mannheim; V. Ruser, Karlsruhe; A. Sick, Karlsruhe; Prof. Steiger, Zürich; Prof. Striffler, Mannheim (V)
Wettbewerbssumme: 35.000,00 Euro
Preisgerichtssitzungen: 06.06.2003, 26./ 27.09.2003
Wichtigster Entwurfsgedanke ist das „aus dem Boden gestanzte“, geometrisch klar definierte (Quadrat) „grüne Carrée“, das mitten in der Gemeinde liegt und sich dennoch abschirmt. Diese Idee wird glaubwürdig durchgehalten, und zwar mit den Elementen a) Angebot eines öffentlichen Flanierweges als Verbindung zwischen Gerd-Dehof-Platz und Hermsheimer Strasse, b) Öffnung eines amorph ausgeformten grünen Innenhofs -Gegensatz zur Strenge des Quadrats-, der sich zu den nördlich anschließenden Grünflächen der anschließenden Nachbargrundstücke öffnet, c) offene und gleichzeitig „abschirmende Einhausung“ des gesamten Carrées durch transparente, teils tragende und vor Montage wandelbare Stahlbetonfertigteile mit skulptural-vegetabilen Formen. Diese erzeugen eine „äußere Gebäudehülle“, hinter der sich –mit nichttragenden eigenen Bauteilen (Pfosten-Riegel-Konstruktionen) der jeweils nutzungsbezogene Grundriss frei organisiert. Alle Nutzungsteile haben –da das Carrée mit einer weit gespannten Stahlbetondecke (mit Styropo-Füllkörpern, teilentlastet) zusammengefasst ist- gleiche Raumhöhen, was wohl für den Gemeindesaal Nachteile bedeutet (im Umkehrschluss überhohe Räume für die dienenden Funktionen). Städtebaulich ist die Raumkante zum Dehof-Platz erheblich zu schwach. Die äußeren Erschließungsangebote entsprechen der Idee vom „offenen Zentrum“ mit autarker Nutzung der Einzelbereich in vorzüglicher Weise. Das „Verstecken“ der Jugendzentrumscontainer hinter der vegetabilen äußeren Fassade und unter dem gemeinschaftsstiftenden begrünten Dach ist ein Ansatz, die Peinlichkeit des 2.BA-Problems souverän zu übergehen. Zur inneren Grundrissorganisation ist festzustellen, dass die Trennbarkeit bzw. Erweiterbarkeit des Gemeindesaals nur stark eingeschränkt möglich ist- unvermeidliche Folge der autarken äußeren Erschließungsorganisation und der Strenge des Quadrats. Die Funktionen sind einwandfrei zugeordnet. Doch ist die formale Durcharbeitung der Innenraumqualität in vielerlei Hinsicht verbesserungswürdig. Die vielversprechende Anmutung des Äußeren findet keine adäquate innenräumliche Entsprechung.Die Wirtschaftlichkeit erscheint anhand der Kubatur als sehr günstig, die Herstellungskosten der gewählten Konstruktionen können ohne weitere Durcharbeitung nur eingeschränkt beurteilt werden; sie scheinen jedoch realisierbar. Die Gestaltqualität der strengen Form mit Zusammenfassung und gleichzeitiger Abschirmung durch die skulpturale äußere Hülle ist –trotz der stadträumlich zu schwachen Dehof-Platzkante- außerordentlich hoch. Die äußere Wirkung wird in ihrer Qualität noch gesteigert durch die konsequenten Angebote teilöffentlicher Räume im Westen und Norden durch strenge Baumstellungen (Abgrenzung zum diffusen Umfeld) bzw. klare Öffnung an den Süd- und Ostfassaden (Dehof-Platz).
Das gesamte Raumprogramm ist in einem quadratisch strengem Geviert mit einer Kantenlänge von etwa 25 Metern untergebracht. Die Raumhöhe des zentralen Bereiches ist gegenüber den flankierenden Räumen soweit angehoben, dass zu dessen Belichtung und Belüftung ein umlaufendes Oberlichtband entsteht. Dieses Band ist zu knapp bemessen und der zentrale Raum müsste durch Oberlichter ergänzt werden. Das ganze Gebilde ist mit einem Stahlrost überspannt, der über den seitlichen Räumen einen Luftpuffer entstehen lässt und die Kanalwirkung für die Lüftung des Saals erhöht. An den vier Ecken liegen kleine offene bepflanzte Lichthöfe, die sich zur Belüftung und auch Belichtung der angrenzenden Räume eignen würden. Leider sind solche Möglichkeiten nicht dargestellt. Aus dieser Raumgeometrie entsteht ein Kreuz, in welchem verschiedene Kombinationen von Räumen möglich sind. Die Erschließung sämtlicher Räume erfolgt über einen knapp dimensionierten außen liegenden Umgang. So ist der Zugang zu sämtlichen Räumen bei jeder Raumkombination möglich. Die strengen Wege werden zu einer Art Ritual. Diese mobile Raumaufteilung ist entweder durch große Drehwände oder durch eine zentrale Schiebewand möglich. Die Drehwände sind insofern raffiniert plaziert, als sie in geöffnetem Zustand Wegezirkulation zu allen Räumen vorsehen. Diese Raum- und platzsparende Anordnung der Räume hat aber auch ihren Preis: - Der Saal ist nur über das Oberlichtband belichtet.- Der Blick aus den Funktions- und Gruppenräume erfolgt nur über den äußeren Korridor.- Es entstehen nahezu gleichwertige Gebäudeseiten, nur die Eingangsseite unterschiedet sich durch den Wegfall der äußeren Lamellen.- Dieser Pavillon könnte irgendwo stehen. Er nimmt keinerlei Bezug zur umgebenden Situation auf.Demgegenüber weist das Projekt durch klugen Einsatz der Mittel in energetischer und ökologischer Hinsicht große Vorzüge auf:- Die Einfachheit der Gebäudegeometrie mit materialgerechten Spannweiten lassen auf eine sparsame Bauweise schließen.- Der umlaufende Korridor lässt sich durch die Lamellen auf die äußeren Klimabedingungen einstellen und dient im Winter als Wärmepuffer und im Sommer als Lüftungsraum. Kombiniert mit der Speicherfähigkeit von Materialien ließe sich so ein angenehmes Raumklima erzeugen.Der niedrige quadratische Pavillon weist keine Merkmale auf, die eine städtebaulich unverwechselbare Position ergeben. Leider ist es nicht gelungen diesen Nachteil durch Erfindungen beim Gebäude auszugleichen. Eine geschickte Lage für den nicht nachgewiesenen 2. Bauabschnitt oder eine bessere Lage der Container wäre hierfür eine Chance gewesen.Äußerst sparsam ist auch die Darstellung der Pläne und die Information über die Vorzüge es Projekts, welche vom Betrachter erhebliche Phantasie abverlangt.Insgesamt ist dieser Vorschlag jedoch ein wertvoller Beitrag zum gestellten Problem und ließe sich bei notwendiger Sorgfalt noch weiter verfeinern.
Die Einschätzung der städtebaulichen Situation durch die Verfasser ist treffsicher vorgenommen und wird folgerichtig in ein Entwurfskonzept überführt. Der Hauptbaukörper entwickelt sich überzeugend aus der Koppelung der Raumprogrammforderungen zu einem kompakten Baugefüge. Dessen geometrische Ordnung verhilft der Baufigur zu einer angemessenen stadträumlichen Wirkung. Die Position des Kubus ergibt auf dem Baugrundstück gut dimensionierte Außenräume. Deren wechselseitigen Bezüge sowohl zu den Innenräumen als auch zur Nachbarschaft sind eindeutig und leistungsfähig. Die Position von Jugendräumen (2.BA) und Parkplatz ist gut. Das gewählte Gestaltkonzept macht die Größenverhältnisse sowohl außen als auch innen gut ablesbar. Das feinmaschige Metallgewebe wirkt einer plumpen Monumentalität entgegen. Einschränkend wird jedoch festgestellt, dass man im Rahmen der allgemeinen Architekturentwicklung dem Fassadenmotiv häufiger begegnet. Für die Signifikanz des Gemeindezentrums Neuhermsheim ist dies abträglich. Auch die Auffindbarkeit der Hauszugänge bleibt angesichts der strengen Außenfassade ungenügend. Der Raum unmittelbar beim Haupteingang ist als Vorfeld für Treppe und Aufzug zu knapp. Dagegen ist die großzügig bemessene Höhe der Haupträume sehr positiv zu bewerten. In diesem Zusammenhang wirkt der tief heruntergezogene Sturz zwischen Foyer und Saal unverständlich. Er behindert deren räumliche Koppelung erheblich. Die gewählte Konstruktion unterstützt den Entwurfsgedanken der Verfasser sehr gut; sie ist in ausgewogenem Verhältnis sowohl einfach als auch anspruchsvoll. Für den Nutzer folgt daraus eine gute Praktikabilität. Insgesamt erbringt die Arbeit einen guten Beitrag im Rahmen der gestellten Wettbewerbsaufgabe.