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Reg.Nr.: 2007-2-18Aufgabe: Bauwerksplanung und Freianlagenplanung für den Neubau des Gemeindezentrums Heilig-Geist in Balingen
Auslober: Katholische Heilig-Geist, Balingen
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: Baden-Württemberg
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 30 (24 + 6) Arbeiten
Fachpreisrichter: Dr. Heiner Giese, Rottenburg; Prof. Valerio Olgiati, Chur; Ernst Steidle, Balingen; Julia Klumpp, Aichtal (V); Theo Kurtenbach
Wettbewerbssumme: 40.000 Euro (inkl. MwSt.)
Preisgericht: 25.04.2008
Dieses Projekt schlägt einen kleinen präzisen Stadtbezirk vor. Der Außenraum bewegt sich frei und offen zwischen den Gebäuden. Der alles umfließende Bodenbelag schafft den Zusammenhalt. Das Kirchengebäude ist im Verbund aller Solitäre am größten. Die neuen Gebäude mit Giebeldächern stricken den Charakter der umgebenden Stadt weiter. Die Stadt bewegt sich sozusagen um die Kirche herum. Der Zugang vom Süden über die Pergola gefällt. Die architektonische Ausgestaltung der Gebäude ist schön und praktisch. Geschätzt wird insbesondere die offene und zuschaltbare Ausführung im Erdgeschoss des Gemeindehauses, innen wie auch außen, sowie die räumliche Aufteilung des Kindergartengebäudes. Nicht gelöst ist die Erschließung und Anlieferung des Gemeinde- sowie des Pfarrhauses. Der Außenbereich des Kindergartens ist gut angegliedert, jedoch zu klein. Das gesamte Bauvolumen ist etwa 10 % zu groß, die Wirtschaftlichkeit wäre deswegen zu optimieren. Prinzipiell schätzt das Preisgereicht am Projekt die städtebaulichen, architektonischen und praktischen Aspekte.
Der bauliche Gesamteindruck der neuen Gebäudekomposition spricht eine durchgängig deutliche Sprache und schafft sowohl entlang der Kleemeisterreistrasse als auch im nördlichen Kreuzungsbereich klare Raumkanten. Durch die konsequente Umbauung des Grundstückbereichs zirkelt sich der Nutzungsbereich von der differenzierten Umgebungsbebauung ab und definiert qualitätsvolle Innenbereiche mit klösterlicher Atmosphäre, die sich konkret dem einzelnen Funktionsbereichen zuordnen lassen. Neues und altes Pfarrhaus werden sensibel umgriffen und ins neue Konzept mit einbezogen. Es entstehen Freibereiche die den jeweiligen Situationen des Kindergartens und des Gemeindehauses klar zugeordnet sind und durch deutliche bauliche Fassungen räumlich definiert sind. Ob die verwendeten Gestaltungselemente in aller Konsequenz auf der Südseite Pfarrhaus und Kirche verbinden sollten bleibt fraglich. Die Zugänge zu den einzelnen Funktionseinheiten sind mit Ausnahme des neuen Pfarrhauses durchdacht und sinnvoll. Die gestalterische Qualität des Gesamtkomplexes ist konsequent und wird in ihrer durchgängigen Haltung positiv beurteilt. Durch die vorgeschlagene helle Fassadengestaltung wird der Kirchbau in seiner Bedeutung nicht bedrängt, sondern eher als Solitär im Gesamtkomplex bestätigt. Die innere Organisation sowohl des Kindergartens, als auch des Gemeindehauses besticht durch seine Lesbarkeit und innere Logik. Entsprechend des geforderten Raumprogramms sind alle funktionalen Zusammenhänge überdurchschnittlich gut gelöst. Die Unterbringung der Hauptnutzungen des Kindergartens im Erdgeschoss und der Gemeindehausnutzung in ihrer geforderten Trennung (Veranstaltungen / Jugend) werden positiv bewertet. Die einfache Gestaltung der Einzelgebäude lässt einerseits eine wirtschaftliche Realisierung erwarten, andererseits ist in der Ausgestaltung mit zahlreichen architektonischen Elementen (wie Wandscheiben und Arkaden) eine deutlich aufwändige Erstellung des Gesamtkomplexes zu vermuten. Insgesamt bietet der vorliegende Entwurf einen begrüßenswerten, konsequenten Ansatz, der diesen innerstädtischen Bereich Gestalt gibt und Raumkanten klar definiert, jedoch in seiner Gestik ansatzweise zu ambitioniert und zu viel gestaltet. Des weiteren erschließt sich die Offenheit der inneren Organisation des Bezirks leider erst nach beteten der Gesamtanlage, die sich im städtebaulichem Zusammenhang doch eher introvertiert präsentiert.
Auflassung der Hindenburgstr. Das entstehende Quartier mit den Baukörpern des Gemeindehauses und Kindergartens zu markieren. Auf der Rückseite der Pfarrkirche entsteht ein wohlproportionierter Gemeindehof, der von Pfarrkirche, Gemeinde- und Dekanatshaus umrahmt ist. Die Bündelung der Erschließung kirchlicher Gebäude über den Gemeindehof wird begrüßt, da hierdurch der öffentliche Charakter aller Funktionen unterstrichen wird. Die Erschließung des Kindergartens an der Kleemeisterstraße erlaubt einen übersichtlichen, gesicherten Zugang und kurze gewünschte Verbindungswege zum Gemeindezentrum. Der Zugang zum Pfarrhaus sollte auf die Südseite des Gebäudes verlegt werden. Die notwendigen Stellplätze werden in einem ausgewogenen Verhältnis als Tiefgarage oder oberirdischen Stellplätze vorgesehen. Die Präsentation des Gemeindehauses und Kindergartens als plastisch durchgearbeitete architektonische Kuben mit spannungsreichem Verhältnis von offenen und geschlossenen Flächen wird kontrovers diskutiert. Die Proportion der Raumzuschnitte erscheint harmonisch hervorgehoben. Die Funktionen im Gemeindehaus sind plausibel, besonders die großzügige Anordnung vom Foyer und Mehrzweckraum im Eingangsbereich. Im Kindergarten könnte ein Austausch der Funktionen Ruheraum und Personalraum / Büro erwogen werden. Zudem wäre ein Unterstellplatz für Kinderwagen und eine Außentreppe am Balkon zu ergänzen. Die Materialwahl für die Außenwände des Gemeindehauses Sichtbeton mit Muschelkalkzuschlag korrespondiert harmonisch mit den Baumaterialien der Kirche. Die Außenanlage berücksichtigt die vorhandene Topographie. Die etwas zu kleine Freifläche des Kindergartens fügt sich harmonisch in das Gesamtgefüge und grenzt sich dezent vom Gemeindehof ab. Der Baumfilter an der Kleemeisterstrasse wirkt als räumliche Grenze zwischen der öffentlichen Strasse und kirchlichem Quartier. Der Gemeindehof, weitgehend eben, stellt mit der großen Linde ein selbstverständliches Zentrum des städtischen Quartiers dar, dem es sogar gelingt, die Häuser der westlichen Nachbarn als sinnhafte Umrahmung zu integrieren. Der Schallschutz zur Paulinenstrasse ist ein offenes Problem und kann durch den vorgeschlagenen Baumfilter allein nicht gelöst werden. Die Daten des umbauten Raumes liegen unter dem Durchschnitt und lassen ebenso wie die kompakte Bauweise eine wirtschaftliche Erstellung und niedrige Betriebskosten erwarten. Eine schrittweise Realisierung ist möglich. Ein Energiekonzept fehlt. Insgesamt gelingt es dem Entwurf ein kirchliches Quartier mit qualitätvollen Freiflächen und markanten Bauwerken zu schaffen, das durch gute Funktionalität und angemessene Repräsentation als kirchliches Gemeindezentrum Heilig-Geist in Balingen erkannt werden kann.