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Reg.Nr.: 2004-3-01Aufgabe: Neubau und Freiraumplanung einer Gewerbeschule und kaufmännischen Berufsschule in Baden-Baden
Auslober: Stadt Baden-Baden
Wettbewerbsart: beschränkt offener Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Losverfahren
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: Freiberufliche Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit freiberuflichen Garten- und Landschaftsarchitekten
Teilnehmer: 30 (24 Geloste + 6 Gesetzte)
Fachpreisrichter: Holger Haag, Heidelberg; Bernd Fahle, Freiburg; Michael Eltrich, Karlsruhe; Nikolaus Kränzle, Karlsruhe (V); Günter Telian, Karlsruhe; Andreas Löffler, Karlsruhe; Karl Bauer, Karlsruhe
Wettbewerbssumme: 78.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 25.06.2004
Das Aufnehmen von Bezügen zum Fünffingergebäude zur städtebaulichen Einfügung des neuen Schulgebäudes wird anerkannt. Der Campus bleibt noch ausreichend weit und insbesondere das Freihalten der V-förmigen Blickachse zum Merk ist positiv anzumerken. Wenig verständlich ist das Hineinführen von Baumachsen den Campus mit der dort den Freiraum prägenden vorhandenen lockeren Baumstellung. Die äußere Erschließung von der Bushaltestelle über den AKA-Point zum Schuleir gang vom Campus aus ist folgerichtig entwickelt. Der Zugang zur Schule über einE Brücke, die den Werkhof überquert, führt in ein helles räumlich interessantes Foye Über die Haupttreppe sind alle Schulräume übersichtlich erreichbar. Die inneren Raumzusammenhänge müssten im Bereich des Malersaals und der Plastikerwerk statt verbessert werden. Das weitere Raumgefüge ist von guter Funktionalität, der zweite bauliche Rettungsweg fehlt für Teilbereiche. Das Parkierungskonzept weist in der ersten Phase nur 176 Stellplätze aus. Dies is nicht ausreichend und macht bereits in der ersten Phase den Bau der vorgeschlag nen Tiefgarage erforderlich; dabei sollte geprüft werden, ob das Parken auf dem Campus mit 49 Stellplätzen vermeidbar ist. Die Raum- und Flächendaten liegen im'günstigen Bereich. Die Konstruktion des G bäudes ist so gewählt, dass es wirtschaftlich zu errichten ist. Durch das vorgeschla gene Energiekonzept werden die energetischen und ökologischen Belange erfüllt. Aus der Übereinstimmung von Konstruktion, räumlichem Gefüge und Architektursprache entwickelt sich ein interessantes, die Nutzung widerspiegelndes Gebäude, dass sich angemessen in die Gesamtsituation einfügt.
Die Verfasser bieten ein äußerst kompaktes und damit auch wirtschaftliches Baukonzept an. Es berücksichtigt das bestehende bauliche Umfeld angemessen und positioniert das Gebäude an stadtgestalterisch richtiger Stelle mit repräsentativem Auftaktplatz zur Erschließung des nachfolgenden Innenraumes. Eine Baumreihe an der Breisgaustraße stärkt die neue Baukante sinnvoll. Besonders beeindruckend und konsequent sind die Vorschläge für stufenweise Ergänzungen (Gebäude) oder Ausbauqualitäten (z.B. Parkplätze). Allerdings muss aus heutiger Sicht ein vollständiger Ausbau aller Parkplätze von Anfang an erfolgen. Die Verknüpfung mit den angrenzenden Landschaftsräumen im Osten und Süden erfüllen ihren Zweck. Respekt vor der geschützten Bau- und Gartensubstanz sind ausreichend und die geschwungene Baumreihe unterstützt diese Absicht zwar, stört jedoch den Blick in den Schwarzwald erheblich. Der Grundriss mit der Organisation der Klassenräume, der Erschließung und der Belichtung insgesamt ist funktional gut. Der Charme des Entwurfes entwickelt sich aus der Schlichtheit und Sachlichkeit der Auffassung der Verfasser. Durch Transparenz wird eine größtmögliche Offenheit und Kommunikation erzeugt. Die Architektursprache ist eigenständig und bis ins Detail feinsinnig, hält außerdem zusätzlich Zwiesprache mit der früheren Bausubstanz, z.B. durch die Betonung der Horizontalen. Das energetische Konzept ist ansatzweise richtig vorgeschlagen, bedarf aber weiterer Vertiefung.
Zwei klare städtebauliche Grundideen bestimmen in wechselseitiger Beziehung ein insgesamt sehr schlüssiges Entwurfskonzept: 1. Die freiräumliche vertikale Gliederung des Gesamtbereichs in zwei funktional eindeutig abgegrenzte Ebenen (Verkehr auf der unteren Ebene Breisgaustraße, obere reine Fußgängerebene als innerer Campusbereich). 2. Eine bewusst dramatisierende Positionierung des äußerst kompakten neuen Schulbaukörpers sowohl zur vertikalen Vermittlung beider Ebenen wie auch zur Definition funktional und räumlich differenzierter Freiräume. Das vorgeschlagene Parkierungskonzept als Mischung ebenerdiger und durch die "Campusgalerie" überdachter Stellplätze ist funktional eindeutig, gestalterisch prägnant und wirtschaftlich vertretbar. Der autofreie innere Campusbereich verbindet und integriert auf der oberen Ebene alle bestehenden und neu geschaffenen Bauten und Freiräume zwischen der Simulationsbühne und dem Sportplatzareal. Das Motiv einer selbstbewusst akzentuierten Position des neuen quadratischen Schulgebäudes, konkret seiner nordöstlichen Gebäudeecke ist nachvollziehbar, wirkt aber im räumlichen Ergebnis - auch im Sinne des Wortes - überspitzt. Entsprechend des zwei Ebenenkonzepts sind zwei Eingänge in das Gebäude in richtiger Lage zu den Parkierungsflächen einerseits wie auch zu den Fußgängerquellen im Bereich Rotweg andererseits angeordnet. Das kompakte, vom bestehenden Fünffingergebäude deutlich abgerückte neue Schulgebäude eröffnet neue vorteilhafte Blickbeziehungen, stellt jedoch das denkmalgeschützte Gebäude in neuer Weise frei und löst es aus seinem bisherigen Ensemblezusammenhang. Diese neue Situation kann aus der Sicht des Denkmalschutzes auch im Sinne stadtbauhistorischer Weiterentwicklung akzeptiert werden. Der neue viergeschossige Schulbaukörper entwickelt nach dem vorgeschlagenen inneren Atriumkonzept ein ebenso orientierungsleichtes wie räumlich differenziertes Raumgefüge. Ein gewisser funktionaler Nachteil besteht in der Ebenen-Trennung von Malerei- und Plastiksaal, welche aus technischen und organisatorischen Gründen auf einer Geschossebene liegen sollten. Das Angebot an Neben- und Materialräumen sowie Nasszellen unterschreitet den in der Auslobung geforderten Umfang. Die Fassadengliederung des neuen Baukörpers spiegelt in nachvollziehbarer Gestaltung die innere Grundrissorganisation und Lage der primären Nutzungseinheiten des Gebäudes wieder und prägen an den wichtigen Gebäudeseiten das entsprechende Erscheinungsbild. Wichtige Kriterien energiebewusster Gebäudeplanung werden durch den in Fläche und Höhe kompakt dimensionierten Baukörper erfüllt. So stellt die vorgeschlagene Arbeit in städtebaulicher, raumgestalterischer und baulich-funktionaler Hinsicht eine ebenso klare wie spannende Lösung dar.
Die Campusstraße - eine überraschende Geste: als Erlebnisweg verknüpft Sie schlüssig den richtig zugeordneten westlichen Zugangsplatz von der Kirche her mit dem östlich abgesetzten Gebäudekubus der Schule. Gleichzeitig grenzt diese die tiefliegenden, ebenerdigen Stellplätze entlang der Breisgaustraße vom dahinter, damit großzügig entstehenden Campusbereiches. Erkauft wird diese Qualität des Freiraumes mit einer Tiefgarage für die restlichen Stellplätze, die zudem sinnvollerweise mit dem 1. Bauabschnitt entstehen müsste. Der knappe Gebäudekubus mit sehr gutem Verhältnis VIA ist schlüssig gefügt - mit der Werkstattebene inklusiv Anlieferung im Geschoss unterhalb des Hauptzuganges und mit zugehörigem kleinen Werkhof. Die hier gelegene zu schmale Holzwerkstatt funktioniert allerdings nicht; bemängelt wird auch die Trennung zwischen Malsaal und Plastikwerkstatt. Beim VT-Labor fehlt der zugehörige Sammlungsraum. Die übrigen Funktionen sind mängelfrei und knapp wie in einer versetzten Schublade darüber organisiert - ausgerichtet zwischen Platz und Schwarzwald - mit einem vorteilhaftem Verhältnis von Programm-Nutzfläche. Die Struktur und Gestaltung lassen ein wirtschaftliches und angemessenes Schulgebäude erwarten, das mit seinem pointierten und überraschend kompakten Gebäudevolumen einen herausragenden Beitrag zur gestellten Aufgabe darstellt.
Der Neubau der beruflichen Schule formuliert zusammen mit der Simulationsbühne, dem Kindergarten, der Grundschule und der Medien- und Eventakademie einen gut proportionierten Campus, eine neue geschützte Mitte. Die gewählte Form und die Stellung des Gebäudes parallel zur Breisgaustraße öffnen den Campus nach Osten mit herrlichem Blick zu Merkur und Altem Schloß. Die Besonderheit des Ortes und die Eigenständigkeit des 5-Finger-Gebäudes werden gestärkt. Bedauerlich, dass der Neubau sich nicht stärker zum Campus hin öffnet und dass die Hauptzugänge eher versteckt angeordnet sind. Die Organisation der schwierig zu lösenden Parkierung ist gelungen. Lage und Größe des Parkdecks sind sensibel auf den Aussenraum abgestimmt, Konflikte sind zwischen Parkierungsverkehr und Fußgänger ausgeschlossen. Das Gebäude ist innen straff und rational organisiert, die Funktionsfähigkeit gerade in den Labor- und Werkstattbereichen nicht gut entwickelt. Die räumliche Qualität weist in einigen Bereichen Mängel auf. Die Zugangsbereiche empfangen die Schüler nicht gerade freundlich und der Verteilungsflur ist leider nur Verkehrsfläche. Auch die in den schönen Malersaal in einer Ecke abgestellte Farbküche trägt nicht gerade zur Raumqualität bei. Insgesamt muss man feststellen, dass die Innenraumqualitäten unter der extremen Wirtschaftlichkeit leiden. Die Funktionsaufteilung im Innern des Gebäudes wird in der Baukörpergliederung nach außen wohltuend sichtbar. Die Fassadengestaltung wirkt dagegen zu schematisch. Der als Massivbau konstruierte Baukörper erfüllt auf einfache Weise auch ökologische Anforderungen. Insgesamt ein guter Beitrag, der auf die besondere Situation des Ortes eingeht und mit einfachen und präzisen städtebaulichen Mitteln einen angenehmen Campus schafft. Die Qualitäten im inneren des Gebäudes lassen allerdings zu wünschen übrig.