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Reg.-Nr.: 2007-1-05Aufgabe: Innenrenovierung Heilig-Kreuz-Kirche in Schönaich
Aufgabe: Innenrenovierung der Pfarrkirche "Heilig-Kreuz" in Schönaich
Auslober: Katholische Kirchengemeinde "Heilig-Kreuz"
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb
Teilnahmeberechtigung: Freie Architekten
Teilnehmer: 14 Ausgewählte, 12 Abgaben
Fachpreisrichter: Gabriele D´Inka, Fellbach; Heiner Giese, Rottenburg; Johannes Krämer, Mainz; Prof. Peter Schenk, Schwäbisch Gmünd (V); Wilhelm Huber, Betzigau; Thomas Jüttner, Rottenburg
Wettbewerbssumme: 23.000 Euro (inkl. MwSt.)
Preisgericht: 27.04.2007
Der Entwurf zur Innenrenovierung der Heilig–Kreuz–Kirche in Schönaich orientiert sich an dem Potential der vorhandenen städtebaulichen Situation und der Qualität des bestehenden Bauwerks. Da sich die städtische Umgebung seit der Erbauungszeit der Kirche 1959 entscheidend verändert und verdichtet hat, sieht der vorliegende Entwurf eine Öffnung des derzeitigen Kirchplatzes zum nördlich Grünbereich vor. Die Entfernung des Zwischenbauwerks zwischen Kirchenbaukörper und Turm schafft nicht nur zwei gut sicht- und identifizierbare kirchliche Bauwerke, sondern eröffnet die Möglichkeit eine städtische Parklandschaft zwischen Gemeindehaus und Laurentiusheim zu entwickeln. Auf der anderen Seite ist die Achtung vor der überkommenen Architektur der Maßstab aller vorgeschlagenen Renovationsmaßnahmen. So sehen die Verfasser drei Eingriffe zur Verbesserung der Belichtungssituation vor: Neben einer lichtlenkenden, geometrischen Modellierung der Deckenuntersicht werden ein Oberlichtstreifen über dem Altarrückwandrelief und die Ausstülpung einer Beicht- und Taufkapelle an der Nordwand vorgesehen. Diese Kapelle nimmt dabei die aus dem südlichen Seitenfenster ausgebauten Geyer – Fenster auf und wirkt als signifikantes Element auf der nördlichen Kirchenwand nach außen. Die liturgischen Orte Altar, Ambo und Tabernakel sind auf einem gemeinsamen Supedaneum frei vor der östlichen Kirchenwand platziert und erlaubt auf diese Weise großzügig vielfältige liturgische Nutzungen. Der Standort des Ambos wird als zu nahe zu den Kirchenbänken angesehen. Der Tabernakel gehört nicht in den liturgischen Handlungsraum, sondern eher in die Werktagskapelle. Die Werktagskapelle ist im südlichen Seitenschiff angeordnet und lässt sich als getrennte Raumeinheit nutzen. Die disziplinierten, angeordneten Maßnahmen erhalten nicht nur den Raumeindruck der vorhandenen Kirche, sondern stärken an entscheidenden Punkten seine aktuelle Gebrauchsfähigkeit. Die modifizierte Belichtung der Kirche unterstützt deren monumentale Wirkung. Die gewählten Materialien Gussasphalt, Holz und verputzte Wände entsprechen dem zurückhaltenden und disziplinierten Duktus des Entwurfs. Das Energiekonzept sieht eine geothermische Anlage und ein Niedertemperatur–Flächen–Heizsystem vor. Die geplanten Maßnahmen lassen wegen ihres zielführenden Einsatzes eine gute Wirtschaftlichkeit erwarten. Insgesamt gelingt es dem vorliegenden Entwurf durch zurückhaltende, jedoch in Schwachpunkten entschieden eingreifenden Maßnahmen, ein Konzept vorzuschlagen, das die Heilig–Kreuz–Kirche umfassend aktualisiert und als kirchlichen Standort mitten in Schönaich erkennen lässt.
Städtebaulich wird der Vorplatz geringfügig durch einen neuen Pflasterbelag, die Bepflanzung mit neuen Bäumen und die Aufstellung von sechs Sitzbänken aufgewertet. Der Freiraum bleibt als großer Platz erhalten. Nur der Zugang aus der Richtung des Hauses St. Laurentius wird von der Hauptwand in den Zwischenbau (zwischen Turm und Kirchbau) verlegt. Der Entwurf schafft durch relativ geringfügige Änderungen einen neuen positiven Raumeindruck. Er sieht vor das große Fenster auf der Südseite zu entfernen und die Seitenwände ab einer Höhe von circa drei Metern bis unter die Oberlichter aufzudoppeln. Damit gleicht er die Knicke in den Seitenwänden aus und vereinheitlicht bzw. beruhigt die Wandzonen. Zudem unterbricht er die als negativ empfundene Wandhöhe. Durch das neu einzubauende Gewebe aus Bronze wird der Raum "dreischiffig" gegliedert und die Wirkung der jetzigen Raumwirkung kaschiert. Die Bronzebespannung wird über dem Altarbereich „aufgefaltet“ und betont damit den Altar im Raum. Durch das hinterleuchtete und ausgesparte Kreuz wird dem Raum eine klare Orientierung gegeben und auch Bezug zum Patronat der Kirche Heilig – Kreuz genommen. Die Vorgaben der Auslobung wurden im großen Umfang erfüllt. Durch die Verlegung der Taufe in den Altarraum ist genügend Fläche für die Tauffeier vorhanden, wobei der Ort für den Taufstein ebenso wie für den Tabernakel beliebig erscheint. Fraglich ist, ob die Sitzplätze wie vom Entwurfsverfasser angedacht, genutzt werden. Durch die Konzeption ist eine Wegeanordnung vorgegeben; eine Gemeindeanordnung mit einer zentralen Altarstellung ist nicht möglich. Durch den großen Altarraum ist eine Nutzung für Chöre, Krippenspiele usw. möglich. Der Entwurf 1008 ist als umsetzbar anzusehen, wenn von der Gemeinde eine Wegeanordnung bevorzugt wird. Eine Communio-Raumlösung ist mit diesem Konzept nicht möglich.
Die Heilig–Kreuz–Kirche wird durch die Anordnung einer großzügigen Platzfläche deutlicher im Straßenraum wahrgenommen und eingebunden in den städtebaulichen Kontext. Der Platz lädt ein zum Verweilen und steht für Feste zur Verfügung. Die Veränderungen des Sakralraumes bestehen aus einer dreiseitigen Aufdoppelung der Außenwände, die eine hohe Plastizität entwickeln und einen eindeutigen Kirchenraum entstehen lassen, der in sich konzentriert, eine besondere Ausstrahlung erfährt. In verschieden ausgeformten Nischen werden unterschiedliche spezifische Orte, für Beichte, Pietà, Orgel, Statue für Diakonie und Taufe entwickelt, die unterstützt durch die Lichtführung hohe Raumqualitäten aufweisen und in spannungsvoller Beziehung zum Hauptraum stehen. Der Sakralraum kann mit der Bestuhlungsmöglichkeit für 234 Personen dem normalen Gottesdienst gerecht werden, er erfüllt jedoch nicht die geforderte Anzahl von 400 Personen für einen Festgottesdienst. Der liturgische Handlungsraum nach dem Prinzip der Wegkirche bleibt weiter bestehen, auch wenn die vorgelagerte quadratische Altarinsel die Möglichkeit einer mehrseitigen Umlagerung suggerieren könnte. Die Platzierung der Orgel in einer seitlichen Nische wird zwar innenraumgestalterisch begrüßt, es wird jedoch die Frage nach einer guten Klangwirkung gestellt. Der Taufstein sollte mehr in den Blickraum der Kirche rücken. Der Raum für den Kreuzweg ist zu klein, um den Kreuzweg gehen zu können. Das dargestellte Energiekonzept ist nachvollziehbar und kann mit relativ geringen Aufwendungen verwirklicht werden. Insgesamt ein Entwurf, der die bestehende Kirche mit einem völlig neuen Raumkonzept verändert und eine Innenraumgestaltung mit besonders hohen räumlichen Qualitäten entstehen lässt. Das Konzept kann jedoch der gewünschten Flexibilität der Nutzungen nicht voll gerecht werden.
Der Verfasser versucht ein gänzlich neues Raumgefühl zu schaffen, in dem er eine frei im Raum stehende Empore als Gestaltungs- und Nutzungselemente und in den Kirchenraum setzt. Dadurch wird eine flexible Nutzung des Raumes für eine unterschiedliche Anzahl von Gottesdienstbesuchern erreicht. Der Entwurf erfüllt fast alle gestellten Anforderungen zufriedenstellend. Der Kirchplatz mit seinen Elementen ist jedoch gestalterisch zu wenig artikuliert, die Großzügigkeit und Öffnung zur Straße im Hasenbühl wird vermisst. Der Windfang wirkt überdimensioniert, der Charakter des weit auskragenden Vordachs geht dabei leider verloren. Die Idee des Entwurfs, die Empore durch eine Raumskulptur zu ersetzen, gelingt dem Verfasser nur zum Teil. Zum Einen, kann die Werktagskapelle bezüglich der Belichtung und Belüftung nicht überzeugen, zum Anderen wirkt der vorgeschlagene Baukörper massiv und wuchtig. Die auf der Empore seitlich platzierte Orgel scheint akustisch bedenklich. Der Ort der Pietà und Diakoniestatue sind in den vorgeschlagenen Nischen wie Ausstellungsstücke platziert, ein Platz zur Anbetung wird dort nicht erreicht. Der Versuch mit der Sitzanordnung die Situation des offenen Rings darzustellen, ist aufgrund der Verengung im Altarbereich nicht ganz überzeugend gelöst. Der Ambo auf der Altarinsel ist an die falsche Stelle platziert, weil zu viele Gottesdienstbesucher im Rücken des Lektors sitzen. Tabernakel und Taufort sind ebenfalls nicht zufriedenstellend platziert. Der angegliederte Spielbereich ist in seiner Wirkung nicht überzeugend gelöst. Die Idee der eingestellten Empore verkleinert mit ihrer Massivität den Kirchenraum künstlich, ohne dass das Nutzungskonzept ganz überzeugt.