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Reg.Nr.: 2003-1-28Aufgabe: Neubau eines Schulzentrums bestehend aus Grund- Haupt- und Realschule, einem Gymnasium, einer Schulsporthalle und zugehörender Freiflächen für ca. 1.000 Schüler in 35 Klassen
Auslober: Stiftung Katholische Freie Schule der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Wettbewerbsbetreuung: Feldsieper Architekturbüro, Stuttgart
Wettbewerbsart: Realisierungswettbewerb als begrenzt offener Wettbewerb
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: Freie Architekten und Freie Garten- und Landschaftsarchitekten in Arbeitsgemeinschaft mit Freien Architekten
Teilnehmer: 36 (7 Gesetzte + 29 Geloste)
Fachpreisrichter: Ulrich Frey, Heilbronn; Heiner Giese, Rottenburg; Ernst Kasper, Aachen; Antje Krauter, Stuttgart; Wilhelm Pörtner, Hilter; Wolfgang Schwinge, Stuttgart (V); Jörg Stötzer, Sindelfingen; Rainer Zinsmeister, Stuttgart; Horst Eberhardt, Rottenburg; Manfred M. Scherer, Stuttgart; Anne Sick, Rottenburg
Wettbewerbssumme: 100.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 25.06.2004
Mit zwei gegeneinander versetzten Großformen erreichen die Verfasser sowohl einen schlüssigen Übergang zur angrenzenden Wohnbebauung, als auch eine angemessene Präsenz des Schulgebäudes an der Stuttgarter Straße. Die Freiflächen sind gut verteilt. Die lärmgeschützte Pausenzone bildet einen schönen Mittelpunkt für die gesamte Anlage und bindet das Schulgelände über die Kauffmann- und John F. Kennedy-Straße in die Stadtstruktur ein. Der Schulgrundriss ist so organisiert, dass keine notwendigen Fenster zur Stuttgarter Straße erforderlich sind. Alle Unterrichtsräume sind damit lärmgeschützt. Die geschlossene Gebäudefront bewirkt eine ausreichende Abschirmung für den dahinter liegenden Bereich. Ausreichend leise Zonen sind vorhanden. Die Sportplätze befinden sich an der Stuttgarter Straße, eine Beeinträchtigung der Wohnbebauung ist nicht zu befürchten. Die Grundrissstruktur ist einfach und klar, dadurch ist eine gute Orientierbarkeit auf relativ kurzen Wegen gegeben. Die einzelnen Klassenbereiche sind im Sinne des Marchtaler Plans geordnet. Die Stille-Bereiche könnten eindeutiger ausgeformt sein. Durch mehrere Zugänge werden die Schülerströme gut verteilt, trotzdem hat die Schule eine eindeutige Mitte. Die Grundschule kann im Erdgeschoss ein ungestörtes Eigenleben führen. Die Auslagerung des Tagheimes wird begrüßt, insbesondere weil dadurch eine gute, nicht störende Anlieferung möglich ist. Die Turnhalle kann genutzt werden, ohne das Schulgelände zu öffnen. Der guten inneren Ordnung des Gebäudes entspricht die räumliche Qualität und die Gestaltung der Fassaden. Die Materialvorschläge der Verfasser sind gut nachvollziehbar. Die große zentrale Pausenzone bedarf einer sorgfältigen Auseinandersetzung im Hinblick auf die Verwendung der Materialien und der Nutzungselemente. Das Kleinspielfeld liegt funktional richtig an der John F. Kennedy-Straße, muß aber mit geeigneten Mitteln (Ballschutzzaun) zu den Straßen abgegrenzt werden. Es sind mehr Stellplätze nachgewiesen als gefordert, die Lage der Stellplätze hinter der Sporthalle ist günstig. Die Planungswerte liegen im untersten Bereich aller eingereichten Arbeiten, auch wenn man berücksichtigt, dass die Hausmeisterwohnung fehlt. Die klare und einfache Gliederung der Baukörper läßt keine Probleme bzw. zusätzliche Kosten bei der Realisierung und Unterhaltung erwarten. Insgesamt ist es den Verfassern gelungen ein schlüssiges und kostengünstig zu realisierendes Projekt zu entwickeln, das städtebaulich und architektonisch von großer Qualität ist, und in den wesentlichen Teilen die geforderten Funktionen erfüllt.
Die Plazierung der Baukörper auf dem Baugrundstück reagiert auf die laute Stuttgarter Straße gekonnt. Dicht an die Wohnbebauung gefügt, wird eine Schullandschaft entwickelt, weit abgerückt vom Lärm. Der Zugang zum Gesamtareal ist mit nordwestlicher und südlicher Anbindung gut gelöst. Allerdings ist die schmale Fuge zwischen Sporthalle und Schule als Eingang wenig signifikant und für den zu erwartenden Betrieb zu klein. Die Lage der Kleinspielfelder im Osten ist ebenfalls positiv zu werten, da die schallauswirkungen von diesen auf die umgebende Bebauung, besonders auf die Wohnbebauung, nicht nachteilig sind. Mit der harten Kante des parallel zur Stuttgarter Straße ausgerichteten Baukörpers wird das Bauprogramm weiter vom Lärm abgeschirmt. Der aus dieser Wand herausragende Baukörper (Mensa/ Aula) ist eine positive Geste, lässt sie doch den Schulbetrieb außen erkennen und die SchülerInnen am Leben auf der Straße teilhaben. Ebenso wird der Ausblick auf die Kleinspielflächen und die Laufbahn positiv gesehen. Für die Schule selbst wird ein Typus formuliert, welcher über drei Achsen zu den pavillonartigen , von den Verfassern als Jahrgangscluster bezeichneten, Klassenräumen führt. Dies führt zu mehreren Gebäudezugängen, was eine Hirarchisierung zwischen den Jahrgangsstufen vermeidet und zu einer Entzerrung in der Erschließung führt , aber hinsichtlich der Übersichtlichkeit nachteilig ist. Der separate Zugang zur Grundschule ist kaum auffindbar und entspricht nicht den Anforderungen. Die Gebäudemasse der im Norden angeordneten Sporthalle dominiert den kleinteiligen Schulhausbau nicht nachteilig. Allerdings wird dies auch dadurch erreicht, indem deren Programmflächen deutlich unterschritten sind. Das Raumprogramm des Marchtaler Plans, speziell im Hinblick auf die Bildung der Jahrgangsstufen, ist vorbildlich gelöst, auch wenn die Grundrisse dieser Bereiche sehr schematisch dargestellt sind. Die Zuordnung der Flächen für Stillarbeit in den Pavillons entspricht den Vorstellungen des Auslobers, die Stillflächen in den Fluren sind wegen der fehlenden klaren Zuordnung und der fehlenden Möglichkeit zur Beaufsichtigung nicht geeignet. Im östlichen, dreigeschossigen Baukörper ist die Lage des Lehrerbereiches funktional gut, auch wenn einzelne Räume in der Abfolge zu korrigieren sind. Ebenso sind die Fachklassen in den Obergeschossen richtig plaziert. Die bereits oben positiv erwähnte Lage des Tagheimes und der Aula erfährt eine Abschwächung durch die zu verwinkelte Anbindung an den Schulkomplex. Insgesamt ist die Umsetzung des Raumprogrammes gut gelöst. Durchdachte Details, wie die Lage der Bibliothek auf der Brücke, die Schaffung von Innenhöfen bei einzelnen Fachklassen, der Vorschlag für die Lehmwand, zeigen den liebevollen Umgang der Verfasser mit der Aufgabenstellung und dass das Prinzip der Schule auf Augenhöhe erkannt wurde. Die Arbeit lässt qualitätvolle, gut belichtete und abwechslungsreiche Räume und Raumfolgen erwarten über deren gestalterische Ausformung aber wenig Aussagen gemacht sind. Freiflächen und Innenhöfe sind durch ihre Zuordnung zu den Klassenzimmern nur von kleineren Einheiten erreichbar, fördern damit aber die Individualität. Der zwischen Schulpavillon und Funktionsbau gelagerte Bereich erfüllt die Aufgabe eines Pausenbereichs und wird zum Schulcampus. Die Kennzahlen lassen insgesamt, für alle Bereiche, eine wirtschaftliche Realisierung erwarten. Die Verfasser haben einen wichtigen diskussionswürdigen und charmanten Beitrag zur Formulierung einer Schule an diesem Ort und mit den speziellen pädagogischen Anforderungen des Marchtaler Plans geliefert. Insgesamt bleibt die Arbeit zu schematisch.
Die Baukörperanordnung bezieht sich in eindeutiger Struktur zur Situation entlang der Stuttgarter Straße und gliedert durch das introvertierte duale Konzept den Außenraum in eindeutig wahrnehmbare Bereiche - dem großen Sportfeld als Pufferzone zur lärmbelasteten Straße im Osten und dem großzügigen zur Stadt orientierten, räumlich gefassten Eingangsbereich im Norden, an dem auch die Bushaltestelle konsequenter angelegt wäre. Als zusätzliche Maßnahme ist das gesamte Territorium der Schule gegenüber der Straße angehoben. Konzeptionell versucht der Verfasser in Gebäude- und Raumstruktur den Marchtaler Plan in seinen pädagogischen Grundsätzen durch einen strukturierten Baukörper mit differenzierter Gebäude-Hofsituationen umzusetzen. Die Anordnung der Klassenräume nach Norden ist problematisch. Die Eingangssituation ist großzügig angelegt und bildet innenräumlich mit Aula, Speisesaal und Tagesheimbereich den zentralen Ort der Schule. Die innere Organisation und Struktur der Schule erscheint übersichtlich und funktional. Die Lage der Grundschule am Eingangsbereich ist sinnvoll. Entlang des „Schulweges“ bilden sich viele Ausblicke und Lichtsituationen die eine differenzierte räumliche Wahrnehmung ermöglichen. Die Klassen- Hofsituation funktioniert gut. Als problematisch angesehen wird die Lage des Stillarbeitsbereiches aus pädagogischen und aufsichtsrechtlichen Gründen. Die Materialisierung soll eine homogene Raumstruktur unterstützen und so die Identifizierung der Benutzer mit ihrem Gebäude ermöglichen. Der Anteil der Schulfläche an der Programmfläche ist nach Schulbaurichtlinien im untersten Bereich. Die differenzierte Struktur bedingt eine große Hüllfläche. Insgesamt ist der Entwurf im baukörperlichen und raumatmosphärischen Bereich ein architektonisch qualifizierter Beitrag.
Die Verfasser dieses Entwurfes schlagen die Anordnung zweier zurückhaltender Baukörper vor, die die kleinteilige Struktur der Wohnbebauung aufnimmt und gleichzeitig auf die Großmaßstäblichkeit der angrenzenden Gewerbebauten reagiert. Die Gebäude sind richtig plaziert und fügen sich maßstäblich in die umgebende Bebauung ein. Ob mit der bescheidenen Geste einer durchgängig zweigeschossigen Bebauung der Stadteingang aufgewertet werden kann wird von der Jury hinterfragt. Das Gebäude wurde von der Stuttgarter Straße abgerückt, die Abstände sind ausreichend um der Lärmschutzproblematik zu begegnen. Zwischen den Gebäudeteilen befinden sich abgeschirmte, ruhige Bereiche. Die Sportplätze befinden sich an der Stuttgarter Straße, eine Beeinträchtigung der Wohnbebauung ist nicht zu befürchten. Die Idee, Schule und Sporthalle entlang einer Nord-Süd-Achse zu erschließen, ist leider zu wenig ausgearbeitet und überzeugt in der Präsentation nicht. Die Lage der Zugänge zum Schulgebäude erscheint in Bezug auf seine äußere Form zu beliebig und wirkt nicht so einladend, wie man es sich gerade bei dem vom Auslober formulierten pädagogischen Anspruch gewünscht hätte. Die Funktionsbereiche sind sowohl im Inneren der Schule, Sporthalle als auch in den Außenbereichen sinnvoll angeordnet und erfüllen die wesentlichen die Anforderungen des Auslobers. Die Sporthalle ist nicht barrierefrei erschlossen. Besonders hervorgehoben wird die gelungene Organisation der sogenannten "Klassenhäuser“, die sowohl horizontal, als auch vertikal eine Durchlässigkeit bietet, die im Sinne des Marchtaler Planes optimal gelöst ist. Das durch kleine Innenhöfe gegliederte Schulgebäude weist innenräumlich hohe Qualitäten auf. Es entstehen interessante Ein- und Durchblicke zwischen den einzelnen Funktionsbereichen ohne dabei die Intimität der einzelnen Bereiche zu stören. Wenig überzeugend ist jedoch die Ausformulierung der beiden Eingangsbereiche: Die Funktion der Aula ist nicht geklärt. Auf Grund der knappen Anordnung der Flurzone wäre eine dauerhafte Öffnung der Aula als Foyer unabdingbar. Der Übergang zu den Freiflächen ist sowohl funktional als auch gestalterisch gut gelöst. Die Abgrenzung zu den südlichen Innenhöfen teilt jedoch eine nicht nutzbare Restfläche ab. Die Jury lobt die Strenge des Entwurfes und die konsequente Umsetzung des pädagogischen Konzeptes, wobei sich die Verfasser jedoch nach Auffassung der Jury allzusehr zurücknehmen. Die Flächen und Kubatur befinden sich im unteren Drittel, was eine wirtschaftliche Umsetzung des Entwurfes erwarten lässt.