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Reg.Nr.: 2008-1-09Aufgabe: Neugestaltung der öffentlichen Verkehrsflächen in der Konrad-Adenauer-Straße nach der Fertigstellung des geplanten Tunnelbauwerks; städtebauliche Ideen für die angrenzenden Stadträume mit Anschlüssen an den Straßenraum
Auslober: Stadt Stuttgart
Wettbewerbsart: begrenzt offener städtebaulicher Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten
Teilnehmer: 24 (16 + 8) ausgewählte Teilnehmer, 20 Arbeiten
Fachpreisrichter: Wolfgang Riehle, Reutlingen (V); Prof. Günter Telian, Karlsruhe; Prof. Rolf Karajan, Stuttgart; Dr. Detlef Kron, Stuttgart; Ilse Lange-Tiedje, Stuttgart; Günther Vogt, Zürich; Prof. Dr. Christina Simon-Philipp, Stuttgart; Uwe Stuckenbrock, Stuttgart; Anette Ipach, Stuttgart; Wolfgang Schwanz, Stuttgart
Wettbewerbssumme: 115.000 Euro (inkl. MwSt.)
Preisgericht: 24.10.2008, 20.02.2009
Eine neue stadträumliche Qualität der Konrad-Adenauer-Straße wird durch die rhythmisierte Pflanzung von Baumcarrées zwischen Charlottenplatz und Gebhard-Müller-Platz geschaffen. Die Ansprüche der verschiedenen Nutzer (Autofahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger) werden gleichgewichtig berücksichtigt. Die prägnante, einfache Gestaltungssprache und die selbstverständliche Verwendung der eingesetzten Vegetation (Baum, Hecke, Rasen) versprechen eine der Nutzung angemessene atmosphärische Stimmung. Die dynamische Längsausrichtung der Straße für den motorisierter Individualverkehr und die Raumbildung der Baumcluster quer zu dieser stehen in einem spannenden Dialog und schaffen eine Gleichwertigkeit beider Richtungen. Die vier Übergänge für Fußgänger sind gut aus der angrenzenden heterogenen Stadtstruktur entwickelt. Die als Plätze formulierten Bereiche sind in Lage, Dimension und Ausstattung ausgewogen. Die vorgeschlagene Randbebauung des Akademiegartens überzeugt dagegen weder städtebaulich noch typologisch. Auf absehbare Zeit verspricht eine Stärkung des Parkrandes mehr Qualität für den Stadtraum. Das gleiche gilt für den Vorplatz des Landtags, der weder funktional noch von seinen repräsentativen Ansprüchen eine stimmige Gestaltung verspricht. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird im Bereich des Treppenaufgangs die Stringenz des Entwurfs nicht eingelöst. Irreführend ist die doch arg verfälschte Darstellung des Straßenraums in der Perspektive. Die Funktionsfähigkeit der Verkehrsführung ist gewährleistet. Wender und Bushaltestellen sind gut in das Projekt integriert. Der Zugang zu der Stadtbahnhaltestelle Charlottenplatz ist nicht nachvollziehbar bzw. höhenmäßig nur zusammen mit den Neubauten des Ideenteils realisierbar. Insgesamt betrachtet gibt die Arbeit überzeugende Antworten auf die Vielzahl der gestellten Fragen. Die zurückhaltende und angemessen formulierte Gestaltung der Konrad-Adenauer-Straße verspricht ein robuster und stimmungsvoller neuer Stadtraum zu werden.
Die Arbeit lässt sich durch zwei wesentliche Elemente charakterisieren: zum Einen durch eine stringente lineare Gestaltung der Konrad-Adenauer-Straße mit einer begrünten Mittelachse und zum Anderen durch einen großen zentralen kombinierten Opern- und Theaterplatz, der sich über die Straße hinweg fortsetzt. Wohltuend zurückhaltend ist der städtebauliche Ideenteil mit wenig Neubebauung. Für den Akademiegarten werden keine neuen Gebäude vorgeschlagen. Die durch die Bündelung der Verkehrsstreifen und reduzierten Breite der Mittelachse erreichten Flächengewinne an den Seiten verleihen durch eine relativ schlichte Gestaltung dem Entwurf wenig Stärke. Der eher poetisch und mit willkürlichen Heckenstrukturen gestaltete Mittelstreifen hat keine Nutzung. Die Idee des großen zentralen Platzes, der die Halbhöhenlage mit dem Schlossgarten verbindet, wird positiv gewürdigt, jedoch liegt das Problem bei der Umsetzung dieser Idee an seiner Größe und den fehlenden Raumkanten. Um die Fußgänger zu lenken und dem Platz eine gewisse Funktion zu verleihen ist er insbesondere mit Wasserfontänen übermöbliert. Die große versiegelte Platzfläche ist als verbindendes Element in der Stadtlandschaft schwer einzuordnen. Die weiteren drei Überwege nehmen sich dagegen eher bescheiden aus. Der Überweg am Akademiegarten weicht ein wenig aus der zentralen Achse Neues Schloß-Brunnen heraus. Am Wilhelmspalais fehlt dagegen die gute fußläufige Erschließung. Dem Knotenpunkt Charlottenplatz/Planie fehlt sowohl eine städtebauliche als auch eine stadtgestalterische Idee. Die Möglichkeit – wie im Plan angedeutet – den Landtag als Gebäude direkt zu erweitern und anzubauen, stößt auf erhebliche architektonische und denkmalpflegerische Bedenken. Der Landtag ist als Solitär, so wie er heute dort steht, ein herausragendes Kulturdenkmal der 50er/60er Jahre. Ebenso ist der Anbau einer "Cranko-Lounge" an die Stuttgarter Oper, ebenfalls ein herausragendes Denkmal, kritisch zu sehen. Verkehrstechnisch funktioniert der Entwurf gut, die Leistungsfähigkeit der Knotenpunkte, Erfordernis der vier Übergänge, Bushaltestellen, Zufahrten, etc. werden voll erfüllt.
Die Bündelung der Fahrbahnen und deren Platzierung auf der Schlossgartenseite eröffnen große Entwicklungspotenziale im Vorfeld der Kultureinrichtungen auf der Hangseite der Konrad-Adenauer-Straße. Der Verfasser verbreitert den Hangfuß, definiert die Raumkanten und schafft angemessene Verbindungen zwischen den Ebenen über Treppen und Rampen. Rhythmisiert durch die Bepflanzungen ergeben sich so Außenräume, die temporär bespielbar sind und so eine Bühne für weitere kulturelle Nutzungen bieten können. Die Baumpflanzungen in diesem Bereich wirken jedoch einerseits zu dicht, andererseits in ihren Begrenzungen diffus. Sie stehen daher der gewünschten Beruhigung und Strukturierung des städtischen Umfelds entgegen. Der Wechsel von Baumpaketen und Freiflächen bietet Reize, ist jedoch im Detail zu wenig stringent. Die Platzgestaltung zwischen Landtag und Oper kann nicht überzeugen, was auch der breiten Tiefgaragenabfahrt mit ihren "abtauchenden Bäumen" geschuldet ist. Eine hohe Aufenthaltsqualität an dieser wichtigen Verbindung vom Schlossplatz hin zu den Museumsbauten ist nicht erkennbar. Im Bereich des Akademiegartens grenzt der am Charlottenplatz gelegene Pavillon den Garten zur stark belasteten Kreuzung hin ab und stärkt so die Aufenthaltsqualität des Grünbereichs. Allerdings kann die Nahtstelle von Akademiegarten zur Konrad-Adenauer-Straße nicht überzeugen. Die Ausbildung der Treppenanlage in Verbindung mit der vorgelagerten, versetzten Baumreihe findet in der Bepflanzung des Akademiegartens keine Entsprechung und wirkt daher willkürlich. Die Anzahl der Fahr- und Abbiegespuren am Charlotten- und Gebhard-Müller-Platz ist nicht ausreichend; die Verkehrsführung bzw. eine Aufweitung weiterer Fahrspuren müsste geprüft werden. Die Wender sind aufgrund des schmalen Mittelstreifens nicht uneingeschränkt funktionsfähig. Die vier Fußgängerüberwege sind sinnvoll angeordnet; der Überweg beim Landtag muss im Hinblick auf seine Breite überprüft und ggf. verschmälert werden. Die im Ideenteil vorgeschlagenen ergänzenden Bauten sind im Grundsatz nicht zu beanstanden, können allerdings lediglich als "Platzhalter" betrachtet werden. Insbesondere die Auskragung im oberen Bereich des Kulissengebäudes des Staatstheaters stellt keine überzeugende Option dar. Insgesamt bietet der Entwurf einen städtebaulich sehr interessanten und tragfähigen Ansatz, der jedoch in zahlreichen Bereichen optimiert werden müsste.
Die Arbeit trennt die Fahrspuren nur mit einem schmalen Grünstreifen und ordnet sie in Tallängsrichtung asymmetrisch an. Es werden zum Teil mehr Spuren angeboten als gefordert. Die Hangseite erhält dadurch eine großzügige Vorzone, die den Museen und kulturellen Einrichtungen einen angemessenen Raum gibt. Mit Baumpflanzungen wird angenehm sparsam umgegangen. Dem partiellen Alleencharakter werden offene Räume gegenübergestellt, um städtebaulich wichtige Bezüge im Bereich des Neuen Schlosses und des Staatstheaters zu betonen. Die vollständige verkehrliche Neuordnung des Charlottenplatzes schafft klare orthogonale Bezüge, die an die historische Situation anknüpfen. Das Waisenhaus gewinnt einen großzügigen Vorbereich, der allerdings durch die Anordnung zahlreicher Bäume seine Qualität nicht entfalten kann, zudem ist die stadtbildprägende Kante/Fassade des Waisenhauses nicht mehr erlebbar. Der Entwurf formuliert deutlich ausgeprägte Raumkanten mit städtebaulich gelungenen Typologien im nördlichen Straßenabschnitt, der die Stadtquartiere diesseits und jenseits der Konrad-Adenauer-Straße vernäht". Südlich des Landtags bekennt sich der Entwurf einerseits zu den offenen Raumstrukturen des Wiederaufbaus, andererseits wird der axiale Bezug zum Neuen Schloss regelrecht zelebriert durch einen gläsernen, der Landesbibliothek vorgelagerten Kubus, der ein Café enthält. Es wird eine Art von doppeltem Dialog aufgebaut: Stadtmuseum – Cube/ Kunstmuseum - Neues Schloss – Neuer Cafékubus. Die axial aufgebauten Baumpflanzungen im Akademiegarten wirken überinstrumentiert und werden der tatsächlichen bzw. potentiellen Nutzung des Freiraums nicht gerecht. Die vorgeschlagene Erweiterung des Landtags ist weder städtebaulich noch funktional nachvollziehbar. Der entstehende Platzraum wird durch eine prominent platzierte Tiefgarageneinfahrt in seiner Qualität in Frage gestellt. Die Funktionalität der Verkehrsführung am Charlottenplatz ist zu prüfen. Eine Überlastung zu Stoßzeiten kann nicht ausgeschlossen werden, denn es ist mehr Verkehr auf der Konrad-Adenauer-Straße zu erwarten. Vor dem neuen Stadtmuseum entsteht ein autobahnähnlicher Raum, der die heutige Situation nicht zwangsläufig verbessert. Am Gebhard-Müller-Platz fehlt eine Wendemöglichkeit. Die angebotene Wendemöglichkeit vor der alten Staatsgalerie ist verkehrstechnisch nicht möglich. Die Fußgängerquerungen liegen nicht immer an den richtigen Stellen. Im westlichen Bereich bauen sie mehr auf der Symmetrie als der tatsächlichen Querungsnotwendigkeit der Fußgänger auf. Der Zugang zur U-Bahn ist nicht angemessen gelöst, da bestehende Umsteigemöglichkeiten und sich daraus ergebende Wegebeziehungen nicht berücksichtigt werden. Insgesamt lässt der Ansatz eine angemessene städtebauliche Auseinandersetzung mit dem Ort erkennen. Die Aufnahme bzw. Neuinterpretation wird allerdings nicht immer überzeugend vorgetragen. Es wäre nachzuweisen, welche Qualitäten sich am Charlottenplatz ohne die Berücksichtigung bzw. Realisierung des Ideenteils ergeben würden.