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Reg.Nr.: 2008-1-18Aufgabe: Entwicklung einer stadträumlichen Konzeption rund um die Ellwanger Basilika St. Vitus und ein qualifizierter Gestaltungsvorschlag für den Marktplatz und die angrenzenden Straßenzüge
Auslober: Stadt Ellwangen
Wettbewerbsart: begrenzt offener städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten; zwingende Arbeitsgemeinschaft von Landschaftsarchitekten mit Architekten/Stadtplanern
Teilnehmer: 32 ausgewählte Teilnehmer, 25 Arbeiten
Fachpreisrichter: Prof. Gerd Aufmkolk, Landschaftsarchitekt, Nürnberg (V); Ingrid Burgstaller, Architektin und Stadtplanerin, München; Karl Haag, Architekt und Stadtplaner, Stuttgart; Prof. Gunter Kölz, Stadt- und Verkehrsplaner, Ludwigsburg; Dr. Frank Lohrberg, Landschaftsarchitekt, Stuttgart; Prof. Arno S. Schmid, Landschaftsarchitekt, Leonberg; Prof. Christina Simon-Philipp, Architektin und Stadtplanerin, Stuttgart; Volker Kurrle, Architekt, Stuttgart
Wettbewerbssumme: 72.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 18.05.2009
Der Marktplatz wird konsequent als Mittelpunkt der Altstadt inszeniert. Hier liegt auch der Schwerpunkt der Arbeit. Der Sebastiansgraben wird als grünes Band mit Schwerpunkt Klostergarten vorgeschlagen, im östlichen Bereich jedoch stark von den hier nachgewiesenen Parkplätzen bestimmt. Die Anbindung zum Oberen Brühl wird insgesamt eher als untergeordnetes Thema behandelt. Die vorhandenen Kastanien werden entfernt. Stattdessen wird das zweigeschossige Servicegebäude in Verbindung mit einer Baumgruppe im südöstlichen Bereich des Marktplatzes vor den untergeordneten Seitenflügeln der Basilika als eigenständiges Feld gesetzt. In diesem Zusammenhang wird das Servicegebäude geschickt platziert: funktional richtig in Nähe zum Bushalteplatz, gestalterisch zurückgenommen, ohne die wichtigsten Blickbeziehungen zur Basilika zu stören. Die Aufenthaltsqualität unter dem Baumdach mit Außengastronomie vor dem Servicegebäude wird positiv beurteilt. Das in diesem Zusammenhang vorgeschlagene Brunnenband wird dagegen eher als unnötige Applikation gesehen. Zwischen diesem Feld und dem Landgericht entstehen ein spannungsvolles Gegenüber und ein gut proportionierter Platzraum, der eigentliche Marktplatz. Dieser liegt gegenüber den Stiftsherrenhäusern um eine bis drei Stufen erhöht, was den Freiraum unnötigerweise trennt. Vor den Stiftsherrenhäusern entsteht somit eine gut nutzbare, großzügige Vorzone. Die Bespielung des Marktplatzes durch verschiedene Veranstaltungen wird detailliert nachgewiesen, wobei gegenüber der heutigen Situation eine gewisse Einschränkung durch die Baumgruppe besteht. Der Platzbereich hinter dem Landgericht wird eher untergeordnet als Besucherparkplatz behandelt. Das auch hier vorgesehene lockere Baumdach und die Höhendifferenzierung durch Stufen wird vom Preisgericht kontrovers diskutiert, aus stadträumlicher Sicht insgesamt eher negativ beurteilt. Die Eingangsbereiche zum Marktplatz werden durch kleinmaßstäbliche Platzsituationen aufgewertet. Die geforderte Stellplatzzahl im Bereich des Marktplatzes wird nur annähernd erreicht. Die gewählte Erschließung ist möglich. Allerdings wird kritisch hinterfragt ob die Anordnung der öffentlichen Stellplätze am nordwestlich entfernten Platzrand richtig lokalisiert sind (Orientierung, Parksuchverkehr ...). Die vorgeschlagene Parkgarage unter dem Jeningengarten wird aus denkmalpflegerischer Sicht kritisch gesehen. Ein Teil der vorgeschlagenen Parkplätze im Sebastiansgraben ist derzeit privatrechtlich nicht realisierbar.
Die Idee der Verfasser, in einen Altstadtkern und einen erweiterten Altstadtbereich zu unterscheiden, ist nachvollziehbar umgesetzt. Die Basilika, die evangelische Stadtkirche und das Jesuitenkolleg werden – ihrer Wertigkeit entsprechend – hervorgehoben. Die denkmalpflegerischen Belange werden eingehalten. Die archäologischen Spuren und Räume bleiben erhalten mit Ausnahme der optionalen Tiefgarage unter dem Klostergarten und werden gewinnbringend in das Gesamtkonzept integriert. Das Servicegebäude sitzt räumlich gesehen an der richtigen Stelle mit einer den Platzraum gut ergänzenden und mit herrlichen Blickbeziehungen auf die historischen Gebäude versehenen Freischankfläche. Die Architektur ist ambitioniert, der Duktus wird von Teilen des Preisgerichtes als etwas zu massiv empfunden. Die Infostele ist eine angemessene Bereicherung des kleinen Marktplatzes. Die Herausnahme der Bäume wird nicht als Verlust empfunden. Die Parkplatzanordnung folgt wie selbstverständlich der historischen Form und ist in ihrer Gliederung übersichtlich. Der Gedanke der Wasserspielfläche wird der Würde der Platzanlage nicht gerecht. Die Verkehrserschließung ist gut gewählt und lässt durch die kompakte Anordnung der Stellplätze am südlichen Rand des Marktplatzes eine gute Akzeptanz für Kunden und Anwohner erwarten. Die Befahrbarkeit der Marktgasse und der Kürschnergasse wird kritisiert. Sebastiansgraben, Jeningengarten und Klostergarten sind ansprechend gelöst. Die Arrondierung der Häuser im Sebastiansgraben kann nur von einigen Mitgliedern des Preisgerichtes nachvollzogen werden. Der Erhalt des Landgerichtsparkplatzes stört nicht. Zugänge zur optionalen Tiefgarage überzeugen nicht. Der Kosteneinsatz ist angemessen. Insgesamt ist dieser Vorschlag ein wertvoller Beitrag. Das Konzept ist stimmig bis zum Detail komponiert.
Der Entwurf greift die vorhandenen stadträumlichen Qualitäten auf und entwickelt sie in den einzelnen Teilräumen geschickt weiter. Dem urban geprägten Marktplatz wird der Bereich des Sebastiansgrabens gegenüber gestellt, der in Fortführung der Gestaltungshaltung des "Schönen Grabens" mit Aussichtsterrassen und Spielbereichen positiv aufgewertet wird. Denkmalpflegerische Belange sind weitgehend berücksichtigt, allerdings wird durch die Platzierung des Servicegebäudes und die hierfür ausgewiesenen Stellplätze in den Bereich der östlichen Kapelle "Peter und Paul" und den historischen Garten eingegriffen. Die historisch stärker differenzierten Gartenbereiche Kollegiumsgarten, Klostergarten, Jeningengarten werden durch die Gesamtgestaltung zusammengebunden, zum Teil unter Verlust einiger historischer Mauern. Der Marktplatz ist unter Beibehaltung von 5 Kastanien geschickt in unterschiedliche Nutzungsbereiche gegliedert, wobei sich ein breites Band mit Bewegungsraum und Stellplätzen richtigerweise den Stiftshäusern zuordnet. Zwischen den verbliebenen Kastanien und der Südfassade entsteht an der richtigen Stelle ein Aufenthaltsbereich von hoher Qualität. Durch die Wahl der Belagsmaterialien – Natursteinpflaster im Platzbereich, Natursteinplatten am Platzrand, und in den Verbindungsgassen zur Fußgängerzone – werden die funktionalen Bezüge gut herausgearbeitet. Die nördlich angrenzenden Grün- und Freibereiche Sebastiansgraben weisen eine klare Gestaltungshaltung auf, bleiben aber etwas nüchtern. Auch auf die wünschenswerte Öffnung des Stelzenbaches wird verzichtet. Die geforderte Stellplatzzahl auf dem Marktplatz wird nur annähernd erreicht (42 Stellplätze). Die Erschließung und Anordnung der Parkplätze lässt jedoch einen guten Ablauf erwarten. Der Parkraumbedarf insgesamt ist ausreichend und nachgewiesen. Allerdings ist die starke Parkierungskonzentration auf das Quartier Obere Brühl im Realisierungsprozess problematisch. Die fußläufige Verknüpfung mit dem Bereich Oberer Brühl wird durch einen Treppenturm mit Aufzug und Steg zum Jeningenplatz an der richtigen Stelle angeboten, die gleichzeitig vorgeschlagene unterirdische Verbindung zur Tiefgarage des Einkaufzentrums Oberer Brühl erscheint allerdings sehr aufwendig und wenig attraktiv. Der Entwurf erscheint problemlos in Bauabschnitten realisierbar. Im Marktplatzbereich ist eine wirtschaftliche Realisierbarkeit gegeben, die Gestaltung des westlichen Sebastiansgrabens ist deutlich aufwendiger, die Realisierbarkeit einer großen Tiefgarage in der Oberen Brühl (220 Stellplätze) dürfte schwieriger darstellbar sein.
Tragende Idee des Entwurfs ist eine homogene ruhige Platzfläche, die sich durch einen einheitlichen Belag im gesamten inneren Wettbewerbsgebiet auszeichnet. Diese zurückhaltende Annäherung an die Aufgabe wird vorn der Jury begrüßt. Die Belagsänderung im Eingangsbereich der Basilika wirkt hingegen überzogen und unmotiviert. Der weitgehende Erhalt der Kastanien als Raumkante wird als Option im Umgang mit dem Bestand positiv gesehen. Die Parkierung ist direkt im Anschluss an die Baumreihe gut platziert. Sowohl die Funktionsfähigkeit des fahrenden und ruhenden Verkehrs, als auch die Aufenthaltsqualität vor den Stiftsherrenhäusern werden positiv beurteilt. Die Parkplätze vor der Sparkasse entfallen, was im Preisgericht kontrovers diskutiert wird. Der Entwurf unternimmt den Versuch, das Servicegebäude im westlichen Bereich des Platzes unterzubringen. Diese Positionierung des Gebäudes stellt eine interessante Option dar. Der städtebauliche Ansatz wird positiv gesehen, funktional gibt es hingegen Mängel (Entfernung Bushaltestelle). Der umfangreiche (voluminöse) Sockelbereich am Servicegebäude ist hingegen nicht nachvollziehbar, nimmt er doch dem Gebäude jegliche Leichtigkeit. Die Verkehrsführung am Sebastiansgraben wird im westlichen Bereich neu organisiert. Ziel der Verfasser ist es, die Fußgängerführung vom Bahnhof in die Stadt zu stärken. Die diesem Ziel zu Grunde liegende Konzeption wird städtebaulich anerkannt. Die Funktionalität wäre im Einzelnen zu prüfen. Eine Tiefgarage unter dem Landgerichtsparkplatz am Sebastiansgraben hat den Vorteil, dass kaum Konflikte mit der Bodendenkmalpflege auftreten. Die Terrassierung im westlichen Bereich wirkt hingegen fremd, auf historische Spuren und Grenzen wird keine Rücksicht genommen. Auch ist der Preis für diese Lösung – die völlige Entfernung der historischen Mauer – zu hoch und letztlich nicht nachvollziehbar. Der östliche Sebastiansgraben wird entlang eines urban gestalteten Wassergrabens bebaut. Dies ist nicht vorstellbar. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die ruhige Handschrift des Entwurfs überzeugt, die Aufenthaltsqualität auf dem Platz wird durchweg positiv bewertet, wenngleich einzelne Vorschläge, Gestalt- und Möblierungselemente zu hinterfragen wären. Der Entwurf ist in Abschnitten gut realisierbar.
Die Arbeit überzeugt durch eine Neugestaltung des Vorbereichs der Stiftshäuser. Dazu wird eine lockere Baumreihe relativ nah an die Häuser herangerückt und mit der Parkierung kombiniert. In der perspektivischen Darstellung wird das Potential dieses Ansatzes deutlich. Im Lageplan erscheinen die Proportionen (Flächen vor den Gebäuden) dagegen etwas beengt. Durch die Neuordnung entsteht eine große Platzfläche, die die Verfasser bis zum Custoriengebäude vorziehen wollen. Die Basilika erhält so im östlichen Apsisbereich eine deutliche Aufwertung. Die Verfasser bespielen den neuen Platz mit historischen Motiven/Interpretationen (vermutete Fundamente als Pflasterbänder, Standort ehemaliger Kapellen als erhöhte Wasserbecken). Dadurch entsteht der Eindruck einer belebten Platzfläche, wobei die Angemessenheit der Gestaltungsmittel im Preisgericht umstritten ist. Insbesondere müsste geprüft werden, ob das zentrale erhöhte Wasserbecken nicht bei Veranstaltungen wie den Pferdetagen hinderlich ist. Der Eingangsbereich von Basilika (von Westen) und Evangelischer Stadtkirche wird durch ein Freiräumen und die Anordnung des Servicegebäudes vor der Sparkasse angenehm aufgewertet. Die Verfasser schlagen eine Tiefgarage am östlichen Platzende vor, wodurch der Bereich und die Geschäftslage an der Apothekergasse gestärkt wird. Die Untergrabung der ehemaligen Kapelle führt zu Eingriffen in archäologische höchst brisante Räume und wird vom Preisgericht daher kritisch beurteilt. Im Bereich des Sebastiansgrabens gelingt es den Verfassern, die unterschiedlichen Freiräume zu einem zusammenhängenden Grünzug zusammenzubinden. Dazu schlagen die Verfasser eine Baumreihe entlang der Straße und Freilegen des Stelzenbachs neben der Straße vor. Die südlich angrenzenden Freiräume können je nach ihrer Begabung als private oder öffentliche Grünflächen genutzt werden. Positiv wird hervorgehoben, dass die historischen Gärten im Umfeld der Kirchen formal anders behandelt werden als der Grünzug am Sebastiansgraben. Auch die Verknüpfung nach Norden zur Oberen Brühl erscheint angemessen. Ohne die Tiefgaragen im östlichen Platzbereich fehlen marktplatznahe Stellplätze, die zu Lasten der Gestaltqualität im Bereich Sebastiansgraben angeordnet werden müssten. Die Stellplatzsituation am Marktplatz (37 Stellplätze) ist nicht voll befriedigend.