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Reg.Nr.: 2008-4-04Aufgabe: Städtebaulicher Entwurf in vier Bauabschnitten und die Bauwerksplanung des 1. Bauabschnittes für einen neuen Standort der Firma testo AG, Lenzkirch
Auslober: Fa. Testo AG, Lenzkirch, Lothar Walleser
Wettbewerbsart: einstufiger städtebaulicher und hochbaulicher Einladungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Landschaftsarchitekten; Landschaftsarchitekten nur in Arbeitsgemeinschaft mit Architekten
Teilnehmer: 10 ausgewählte Teilnehmer, 10 Arbeiten
Fachpreisrichter: Prof. Klaus Humpert, Architekt, Freiburg (V); Dr. Rosenberger, Architekt und Stadtplaner, Fellbach; Pit Müller, Landschaftsarchitekt, Freiburg; Wolfgang Borgards, Architekt, Freiburg
Wettbewerbssumme: 144.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 07.10.2008
Der Entwurf ist durch ein überzeugendes Grundkonzept gekennzeichnet. Mit der fächerförmigen Anordnung der vier Einzelbaukörper über einen zusammenhängenden Sockelgeschoss, das nur partiell aus dem Erdreich ragt, wird die Anlage überzeugend mit der Landschaft verzahnt und zugleich werden im südlichen Bereich zur Ortsmitte hin Vorfahrt/Vorplatz räumlich gut gefasst. Durch den vergleichsweise großen Abstand zur Bundesstraße und die Auflösung in Einzelbaukörper bleibt das die Landschaft prägende Schwarzwald-Panorama von überallher erlebbar, was als besondere Qualität der Arbeit gewertet wird. Zufahrten und Parkplätze sind sinnvoll und logisch entwickelt. Allerdings ist ein barrierefreier Zugang zu den Gebäuden von dort nicht nachgewiesen. Logistisch nicht akzeptabel ist dagegen die Anordnung von Produktion und Versand auf unterschiedlichen Stockwerken. Auch die derzeit erst für den vierten Bauabschnitt vorgesehene Logistikbucht für Anlieferung und Versand entspricht noch nicht den Vorstellungen des Auslobers. Insgesamt überzeugt die An- und Zuordnung der Funktionsbereiche. Vom großzügigen Foyer ergibt sich über die vorgelagerte Cafeteria ein großzügiger Blick in die Landschaft. Direkte Verbindungen der Gebäudeteile untereinander sorgen für kurze Wege, auch zwischen Büro- und Laborflächen. Zu einer hohen innenräumliche Qualität trägt auch die Tagesbelichtung über geschossübergreifenden Atrien bei. Die Büroflächen können flexibel für Einzel- und Großraumbüros genutzt werden. Die Anordnung der Großraumbüros an den jeweiligen Stirnseiten ist schlüssig. Durch die fächerartige Anordnung der Obergeschosse ist von allen Büros aus eine Verbindung zur offenen Landschaft gegeben, was der Arbeitsqualität förderlich ist. Mit wenigen architektonischen Mitteln, wie Gliederung, Proportionen, Maßstäblichkeit, Materialwahl, wird eine Bauanlage von hoher Qualität erreicht. Die architektonische Durchbildung der Baukörper und der Fassaden entspricht der Großzügigkeit der Gesamtkonzeption und ist der Aufgabe angemessen. Mit dem eleganten Erscheinungsbild wird auch das Ziel der Auslobung erfüllt, die Firma Testo mit einem beeindruckenden Gebäude am neuen Standort zu präsentieren ohne dabei protzig zu wirken. Die besondere Gestaltqualität der Gesamtanlage wird sich jedoch wohl erst ab dem zweiten Bauabschnitt erschließen. Die Wirtschaftlichkeit der Baukonstruktion ist gegeben, wobei die vorgeschlagenen Fassadenmaterialien hochwertiger Metalle und Sonnenschutzlamellen aus Holz den wirtschaftlichen Vorteil etwas schmälern. Hierzu sollte über Alternativen nachgedacht werden. Die Arbeit leistet einen bemerkenswerten Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe. Sie überzeugt in Ausgewogenheit, Maßstab und Gestaltung sowie insbesondere durch ihren großzügigen Landschaftsbezug. Energiekonzept: Allgemein Der Entwurf bemüht sich um ein der Nutzug angemessenes Verhältnis von opaken zu transparenten Flächen. Das Energiekonzept erscheint weitgehend schlüssig, wobei die vorgestellte Differenzierung die Flexibilität der Nutzung einschränkt. Wintersituation: Eine Beheizung mittels Bauteilaktivierung führt nur im Zusammenspiel mit einer Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung zu einem ausgeglichenen thermischen Raumklima. In diesem Zusammenhang ist auch die "natürliche Lüftung" über schallgedämmte Öffnungsflügel zu hinterfragen.Sommersituation: Die vertikalen Holzlamellen in den Großraumbüros stellen ein gestalterisches Element dar, das allerdings eine Tageslichtnutzung in der Tiefe der Räume eher behindert. Die Kombination von Sonnen- und Lärmschutz erweist sich als aufwendig. Für eine freie nächtliche Kühlung fehlen die antreibenden Kräfte, der Kamineffekt der Treppenhäuser reicht hierfür nicht aus. Die Wirksamkeit der Bauteilaktivierung für den geforderten sommerlichen Komfort wird nicht nachgewiesen, der beschriebene Ansatz erlaubt jedoch eine effiziente Realisierung.
Das Gebäudeensemble besteht aus vier amorph gestalteten Einzelgebäuden, die in freier Zuordnung auf dem Grundstück stehen. Die ausnahmslos überirdischen Stellplätze sind rund um das Ensemble an der Peripherie des Grundstücks angeordnet, den Übergang zu den Gebäuden bildet im Norden einen lang gezogene Wasserfläche, die gleichzeitig Retentionsaufgaben übernimmt. Nachteilig wird bewertet, dass der Hauptzugang vom Altenweg durch die Besucherparkplätze verstellt ist. Bezüglich einer reduzierten Einsicht von der B31 auf die Stellplätze sollte dort eine Tieferlegung in Erwägung gezogen werden. Die geschwungen-kreisförmige Fassadengestaltung führt zu einer interessanten Gebäudetypologie, die auch in der Stellung der Gebäude zueinander spannungsreiche Zwischenräume schafft. Durch die entstehenden Fassadenlängen wird eine gute Belichtung der Arbeitsplätze ermöglicht. Die abschnittsweise Realisierbarkeit ist gewährleistet, ebenso die logistische Anbindung, wobei für den 4. BA allerdings noch eine Lösung gefunden werden muss. Im Eingangsbereich wird die direkte Nachbarschaft von Kantine und Foyer als kritisch beurteilt, die Erschließung der Büroetagen ist unübersichtlich. Das Raumprogramm entspricht den Erfordernissen, ein klarer Nachteil der Arbeit ist allerdings die schlechte funktionale Verbindung der einzelnen Bauabschnitte. Die gewählte Bauform lässt eine gute Belichtung und Belüftung der Arbeitsplätze erwarten, eine flexible Aufteilung in Einzel- und Großraumbüros ist gewährleistet. Durch den Verzicht auf eine Tiefgarage liegen die Planungskennwerte im vorderen Bereich der Wettbewerbsbeiträge, allerdings lässt die geschwungene Bauform höhere Herstellungskosten erwarten. Insgesamt bietet die Arbeit einen interessanten städtebaulichen und architektonischen Beitrag, mit Schwächen in Funktionalität, innerer Erschließung und Freiraumgestaltung.Energiekonzept: Allgemein Der Entwurf enthält ein weitgehend schlüssiges Energiekonzept. Es bleibt offen, wie die "dezentralen" Energienetze mit zentralen Einrichtungen, wie dem BHKW kooperieren.Wintersituation: Die Arbeit enthält keine Angaben über die Qualität der thermischen Gebäudehülle, mit Ausnahme der Verglasungsflächen. Die Kennwerte im Passivhausbereich erscheinen nicht plausibel.Sommersituation: Die vorgeschlagenen Kastenfenster stellen eine wirksame, allerdings auch aufwendige Lösung dar. Die Aussage, dass der Energiebedarf für Kühlung incl. Entfeuchtung nur 20% des Heizenergiebedarfs sei, erscheint zu optimistisch.
Strahlenförmig öffnet sich das schlüssige Gesamtkonzept zur B31 und zur Landschaft. Es entsteht damit eine sensible räumliche Verzahnung zum städtebaulichen Umgriff des exponierten Grundstückes an der B31. Zum Vorplatz an der Kreuzung Altenweg / Neustädter Straße verdichtet sich die vorgeschlagene Baustruktur und definiert damit die räumliche Fassung des Vorplatzes. Unter dem Vorplatz wird bereits im ersten Bauabschnitt eine Tiefgarage vorgesehen. Dieser zusätzliche Aufwand ist die Grundlage für den großzügigen und repräsentativen Vorplatzbereich mit einer großen Wasserfläche aus der das Treppenhaus der Tiefgarage aufsteigt. Ein viergeschossiger Baukörper verbindet die vier Gebäude-Finger über alle Geschosse und garantiert eine optimale Kommunikation im gesamten Gebäude über alle Bauabschnitte. Aus der Perspektive der Ortsmitte wird die viergeschossige Eingangsfassade wegen der großen Länge und Höhe kritisch beurteilt. Die Grundriss-Struktur der Einzelbaukörper ist flexibel aufteilbar und für die geforderten Belange gut verwendbar. Die tiefen Baukörper werden in der Mittelzone zusätzlich über Lichthöfe belichtet, teilweise werden auch Verbindungstreppen zwischen den einzelnen Geschossen über diese Innenhöfe vorgeschlagen. Die Verbindungen innerhalb der einzelnen Gebäude-Strahlen und im Gesamtgebäude werden sowohl im technischen Bereich wie auch in der Kommunikation zwischen den Abteilungen der Firma optimal beurteilt. Produktion und Logistik liegen störungsfrei von der Eingangszone abgewandt an der richtigen Stelle. Die vorgeschlagene Gebäudestruktur ist sehr interpretierbar, zeigt jedoch eine große Offenheit und Flexibilität für spätere Entscheidungen. Dies wird positiv beurteilt, da diese Bauabschnitte voraussichtlich zuletzt erstellt werden. Insgesamt wird mit dem Entwurf eine sehr gute Grundstruktur für die ausgeschriebene Bauaufgabe vorgelegt. Das städtebauliche Gesamt-Konzept, die Grundrisse der Gebäude und die Qualität der Arbeitsplätze wird positiv beurteilt. Kritisch bewertet wird das städtebauliche Konzept hinsichtlich der langen Fassade zur Kreuzung Altenweg / Neustädter Straße. Durch die wenig aussagekräftigen Fassaden ist die Beurteilung gerade dieser Ansicht erschwert. Die Zufahrtsrichtung in die Tiefgarage stimmt nicht mit dem vorgelegten Tiefgaragen-Grundriss überein.'Wintersituation: Die Arbeit enthält keine Angaben über die Qualität der thermischen Gebäudehülle. Das Heizungs- und Lüftungskonzept ist nicht klar, da in der Erläuterung sowohl von "natürlicher Lüftung" wie auch von "Wärmerückgewinnung" gesprochen wird.Sommersituation: Die Sonnenschutzmembran besitzt gestalterische Qualität, behindert jedoch den Sichtbezug nach Aussen. Sie besitzt keine tageslichtlenkenden Eigenschaften. Die Möglichkeit der thermischen Grundwassernutzung im Wasserschutzgebiet muss geprüft werden. Die Einhaltung der in der Auslobung geforderten Komfortkriterien kann nicht nachvollzogen werden, ist mit der von fast allen Entwürfen verwendeten Betonkernaktivierung jedoch wahrscheinlich.