Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Reg.Nr.: 2007-1-14Aufgabe: Vorbereitung der städtebaulichen, funktionalen und grünplanerischen Neuordnung des ehemaligen Geländes des SKV Sportvereins
Auslober: Stadt Waiblingen
Wettbewerbsart: begrenzt offener städtebaulicher Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner, Garten- und Landschaftsarchitekten, zwingende Arbeitsgemeinschaft von Architekt oder Stadtplaner mit Garten- und Landschaftsarchitekt
Teilnehmer: 10
Fachpreisrichter: Angela Bezzenberger; Prof. Cornelia Bott; Prof. Lutz Hachenberg; Prof. Hans-Dieter Kaiser (V); Prof. Franz Pesch; Birgit Priebe; Hans Schänzel; Prof. Sebastian Zoeppritz
Wettbewerbssumme: 46.000 Euro (inkl. MwSt.)
Preisgericht: 08.11.2007
Die Verfasser entwickeln ein städtebauliches Gerüst, das die besonderen Begabungen des Remsbogens nutzt und weiter verstärkt. Das neue Wohnquartier wird eingebettet in eine parkartige Auenlandschaft, die den kanalisierten Flusslauf um Retentionsterrassen ergänzt, die zu einer neuen Qualität im Verhältnis von Stadt und Landschaft führen: hier das städtische Quartier mit klar formulierten städtebaulichen Kanten, dort der Uferpark, dessen gelegentliche Überflutung als Stadterlebnis inszeniert wird. Durch Anhebung des Erdgeschosses und der Gärten werden die Wohnungen und Freiräume gegen Einsicht abgeschirmt. Zugleich kann mit diesen Maßnahmen Sicherheit vor Überflutung gewährleistet werden – auch bei Eintreten eines lebensbedrohenden 100-jährigen Hochwassers. Die Gestaltung des gewonnenen Freiraums findet in der Jury keine uneingeschränkte Zustimmung. Die Verlängerung der Fischtreppe zu einem tragenden Gestaltungselement, das dem gesamten Auenbereich eine besondere Note verleiht, dürfte nicht nachhaltig sein. Die gestalterische Qualität des städtebaulichen Konzepts wird auch im Detail durchgehalten: Die innere Erschließung ist optimal organisiert. Man erreicht das Quartier über eine Toreinfahrt und verteilt sich dann in die Garagen, die den einzelnen Gebäudeflügeln zugeordnet sind. Besonders zu würdigen ist, dass sich die Wohnstraße zu einem kleinen Plätzen aufweitet, die den Bewohnern für vielfältige Aktivitäten zur Verfügung stehen. Kontrovers diskutiert die Jury die Abgeschlossenheit des Quartiers (Gated Community?). Alle Wohngebäude werden konsequent zum Fluss orientiert. In Verbindung mit transparenten Lärmschutzflügeln, die Wintergärten, Treppen und Aufzüge aufnehmen, entsteht eine kammartige Bebauung, die allen Bewohnern einen Blick zum Flusspark ermöglicht – ein nicht zu unterschätzender Beitrag zu Adressbildung und Wohnatmosphäre. In der architektonischen Durcharbeitung dokumentieren die Verfasser ein gutes Verständnis für aktuelle Wohnformen und Grundrisstypologien. Unabhängig davon, ob Generationswohnen an dieser Stelle eine Zukunft haben kann, dokumentieren die gezeigten Grundrisse, welches Potential die gewählte städtebauliche Struktur für unterschiedliche Anforderungen und Wohnwünsche aufweist – barrierefreie Geschosswohnungen in Eigentum oder Miete als auch Reihenhäuser sind in diesem Konzept möglich. Allerdings sind in den Wettbewerbsplänen die notwendigen Abstellflächen nur teilweise nachgewiesen. Der Blick in die Unterlagen der Vorprüfung zeigt, dass die besonderen urbanen Qualitäten des Beitrags mit einer vergleichsweise hohen GFZ erreicht werden; damit verbindet sich die Frage nach der Marktfähigkeit des Wohnens bei höherer Dichte. Die geschlossene Bauform, auch an den Seiten, bildet einen ruhigen Innenraum, der auch durch den seitlich angelagerten Bolzplatz nicht gestört wird. Die Glasflächen der Lärmschutzflügel an der Neustädter Straße führen allerdings zu einer starken Reflexion zur bestehenden Bebauung. Das ökologische Potential der Lösung ist ambivalent zu bewerten. Vor allem ist in Rechnung zu stellen, dass der in den Plänen dargestellte Auenpark einen völligen Umbau des Flusses und seiner Ufer bedeutet, mit enormen Erdbewegungen. Trotz dieser Einschränkungen ist es den Verfassern hoch anzurechnen, dass sie mit ihrer Vision das große Potential des Grundstücks sichtbar gemacht haben.
Das geplante Baugebiet überzeugend mit dem als Auenlandschaft aufgefassten Remsufer vernetzt. Der dreigeschossige Gebäuderiegel wirkt jedoch unmaßstäblich gegenüber der vorhandenen Einfamilienhausbebauung. Der Standort des Bolzplatzes ist gut gewählt. Die Kombination mit der Parkierung für die Stadtvillen ein interessanter Beitrag. Mittelpunkt des Baugebietes bildet ein Anger der im Nordosten durch den Gebäudezug räumlich klar begrenzt ist. Die Öffnung nach Südwesten ist positiv. Der Anger ist gut mit der Umgebung vernetzt. Der vorgeschlagene Wasserkanal kann neben der Regenwasserableitung eine Bereicherung darstellen. Die Wohnqualität ist durch sie Ausrichtung fast aller Wohnungen zur Rems sehr hoch. Die Grundrisse des Gebäuderiegels entsprechen dem üblichen Standard. Hervorzuheben ist die Variabilität der Stadtvillengrundrisse. Die Uferzone ist durchgehend freigehalten und geht fließend in die parkartig gestalteten Freiräume zwischen den Punkthäusern über. Die Verkehrserschließung ist im Ansatz klar und entlastet das Baugebiet weitgehend. Die ebenerdigen Stellplätze für die Punkthäuser beeinträchtigen das Gebiet kaum. Die Erschließung der öffentlichen Parkplätze ist unübersichtlich. Die Fußwegwegeverbindung zwischen Baugebiet und Remsuferweg ist ausreichend. Der Lärmschutz gegen die Neustädter Straße ist nur durch eine kleine Lücke unterbrochen und sicher ausreichend. Die Reflexion zur gegenüberliegenden Seite ist relativ hoch. Der Lärmschutz gegen die Talstraße und den Bolzplatz sollte erweitert werden. Der Remsuferstreifen wird naturnah belassen. Die Regenwasserabteilung erfolgt im großen Teil über den Wasserkanal. Die Anzahl der Wohneinheiten liegt im unteren Bereich. Eine separate Errichtung der Punkthäuser ist möglich. Die Koppelung des zweiten Stellplatzes mit dem Bolzplatz ist nicht ganz unproblematisch. Die Vermarktbarkeit der Wohnungen ist gut.
Die Verfasser haben sich auf dem Remsbogen für ein introvertiertes städtebauliches Konzept entschieden. Hausgruppen rahmen eine Quartiersmitte, die Ort für Kommunikation und Spiel ist. Die Gestaltung der Quartiermitte überzeugt nicht. Das breite Remsufer dient als Kulisse und wird visuell über Öffnungen zwischen den Gebäudeflößen Atmosphäre spendend einbezogen. Die vorhandene Uferlinie wird belassen. Der Wasserkontakt wird über einen Steg von der Quartiersmitte hergestellt. Vorgelagerte kleine Inseln an dieser Stelle sollen dem kanalisierten Fluss ein lebendiges Wasserbild verleihen und ihn damit aufwerten. Diese Maßnahmen und Eingriffe sind behutsam gewählt und denkbar. Zurück zum baulichen Konzept: Ein Distanzraum entlang der Neustädter Straße mit Senkrechtparken und einem parallelen Erschließungsweg wirkt sich positiv auf das Wohnen an dieser verkehrsreichen Straße aus. Die Gliederung in 4 Gebäudeeinhei-ten schafft ein qualitätvolles Gegenüber zur bestehenden Bebauung. Die Grundrisse sind flexibel und gut gelöst. Das gilt ebenso für die individuellen Reihen-Atrium-Häuser. Die Grundrisse versprechen eine hohe Wohnqualität und sind in einer modularen Bauweise kostengünstig realisierbar. Die Gliederung der Gebäude an der Neustädter Straße bewirkt allerdings auch Lärmeintrag in das Grundstücksinnere. Aufgrund der Erschließungsstruktur ist der Anteil an privater Verkehrsfläche sehr hoch. Andererseits sind hier Spiel und Kommunikation möglich. Die oberirdischen Stellplätze innerhalb der Freiflächen stören Bild und Nutzung des Raums. Die notwendigen öffentlichen Stellplätze fehlen. Die Integration der Kellerräume im Untergeschoss ist aufgrund der Hochwassersituation problematisch. Das nördliche Gebäudefloß rückt zu nah an die Talstraße heran. Die Wohnqualität ist durch die frequentierte Talstraße beeinträchtigt. Die vorgeschlagenen Lärmschutzmaßnahmen stellen keine Lösung dar. Der Bolzplatz liegt an falscher Stelle und ist zu klein. Der Vorschlag, ihn nach Bau der Garage auf der Dachfläche anzulegen wird zur Kenntnis genommen. Der Vorschlag für eine Landmark am Remssteg betont diesen Ort und stellt einen möglichen Beitrag dar. Insgesamt bieten die Verfasser ein hochwertiges Wohnkonzept an. Die Introvertiertheit der Gebäude formen konsequent ein ebensolches städtebauliches Konzept, das in diesem Landschaftsraum gut vorstellbar ist. Die architektonische Anmutung überzeugt, wenngleich das Remsufer so nicht gegeben ist. Eine Frage ergibt sich dabei grundsätzlicher Art, nämlich, ob nicht hinsichtlich der Konzeption stärker Bezug zum Flussraum zu nehmen sei.