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Reg.-Nr.: 2005-3-01Aufgabe: Gestaltung und Neuordnung des nördlichen Eingangsbereiches in der Bühler Einkaufszone
Auslober: Stadt Bühl
Wettbewerbsart: Ideenwettbewerb als begrenzt offener Wettbewerb
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: Architekten und Stadtplaner sowie Garten- und Landschaftsarchitekten in Arbeitsgemeinschaft mit Architekten oder Stadtplanern
Teilnehmer: 20
Fachpreisrichter: Gerd Gassmann, Karlsruhe; Nikolaus Kränzle, Karlsruhe; Hubert Schnurr, Bühl; Günter Telian, Karlsruhe (V); Peter Weller, Leimersheim; Daniel Schäfer, Bühl; Petra Schippalies, Karlsruhe
Wettbewerbssumme: 27.000,00 Euro (ohne MwSt.)
Preisgerichtssitzung: 23.09.2005
Das Nordtor erhält durch einfache städtebauliche Maßnahmen eine hohe Identität. Trotz Abriss des Schützen wird durch die geschickte Anordnung eines Neubaus auf die historisch bedeutsamen Gebäude Polizei, Amtsgericht, Touristinformation nicht nur Rücksicht genommen, sondern sie werden entsprechend ihrer Bedeutung aufgewertet. Der Eingang zur Hauptstraße wird durch eine asymmetrischen Bebauung gekennzeichnet (Tor). Durch das Zurücktreten entlang der Rheinstraße im Südwesten wird die Verkehrsführung in die Rheinstraße optisch wie selbstverständlich gelenkt. Dies wird durch die Anordnung einer an dieser Stelle gut proportional höheren Eckbebauung unterstrichen. Durch das Zurücksetzen der Neubebauung des Schützen-Areals wird ein städtebaulicher Kontext zwischen neuem Nordtor und den bestehenden historischen Gebäuden neu erlebbar. Die Wahl der Baumassen und Gebäudehöhen fügt sich gut und harmonisch in die vorhandene Struktur ein. Durch die Gebäudestellung werden die öffentlichen und privaten Räume wie selbstverständlich zugeordnet und gegliedert, es entstehen erlebbare maßstabsgerechte Räume. Die Verkehrsführung entspricht der Zielsetzung und schafft funktionierende Erschließungen der Grundstücke. Die für den Fußgänger nutzbaren Räume werden erlebbarer und besser gestaltet. Die fußläufige Anbindung an das städtische Wegenetz ist gut gelöst. Das Stellplatzangebot ist optimal gelöst. In den Bereichen westlich der Hauptstraße sowie an der südöstlichen Ecke werden ausreichend große und flexible Flächen für Dienstleistung und Gewerbe angeboten. Im nordöstlichen Bereich bildet die Wohnnutzung den Übergang zu bestehenden Wohnquartieren und ist flexibel in Abschnitten zu realisieren. Insgesamt lässt sich das vorgeschlagene Konzept sehr gut in einzelnen Abschnitten umsetzen. Die Arbeit zeichnet sich auch durch eine hohe Wirtschaftlichkeit aus.
Städtebaulich reagiert die Arbeit mit ihren Baukörpern in Form und Stellung weitgehend richtig und angemessen auf die gegebene Situation. Besonders positiv wird das Gebäudeensemble im Bereich des "Eingangstors" bewertet. In Verbindung mit der vorgelagerten Platzfläche ergibt sich hier ein attraktiver Aufenthaltsbereich für Fußgänger und auch der Autofahrer wird, von der Hauptstraße kommend, durch die räumliche Situation in die Rheinstraße geleitet. Durch die leichte Schrägstellung des Neubaus eines "Ärztehaus" anstelle des historischen "Schützhauses" wird dieser Eindruck verstärkt und stellt eine deutliche Verbesserung, auch hier auf Grund der breiten Bürgersteige für die Fußgänger, dar. Auch das alte "Weinhaus" wird gut und entsprechend seiner Bedeutung in die städtebauliche Planung integriert. Fraglich erscheint allerdings der Vorschlag, nördlich der Grabenstraße Häuser in Zeilenform anzubieten. Hier hätte man sich eine Bebauung gewünscht die den städtischen Straßenraum mehr respektiert. Im Erscheinungsbild zeigt sich die neue Architektur zurückhaltend. Die "Torgebäude" – nicht symmetrisch angeordnet - sind richtig dimensioniert, werden ihrer Bedeutung gerecht und verhalten sich angemessen. Die einzelnen Nutzungen sind richtig gewählt, angeordnet und verteilt. Ladeneinheiten sind in unterschiedlichen Größen angeboten. Die gewünschte Flexibilität ist gewährleistet. Es fehlt allerdings eine große zusammenhängende Erdgeschossladenfläche. Die Parkplätze sind gut und ausreichend im öffentlichen Bereich und auf verschiedene Tiefgaragen verteilt. Ingesamt eine vernünftige Arbeit, die angemessen auf die gestellte Aufgabe reagiert, sich gut auch in Bauabschnitten und dabei wirtschaftlich realisieren lässt, leider aber Schwächen in der Anordnung der Gebäude nördlich der Grabenstraße aufweist.
Die vorgeschlagene Lösung für den Eingangsbereich zur Altstadt wird sowohl stadträumlich wie baukörperlich bzw. architektonisch positiv bewertet. Auch in der Gegenrichtung findet der Straßenraum der Innenstadt auf diese Weise einen harmonischen Abschluss. Besonders positiv gesehen wird die unsymmetrische Ausbildung der Eingangssituation mit einem querliegenden hofartigen Eingangsplatz. Durch den Erhalt des Gebäudes "Schützen" entsteht eine gabelförmige bzw. kreuzförmige Führung der Straßen, welche gegenüber dem derzeitigen Zustand für den Verkehr in Richtung Rheinstraße keine Verbesserung bringt. Ähnliches gilt in Richtung Grabenstraße. Hingegen wird die Fortführung der Hauptstraße durch den angedeuteten Belagwechsel in Zu-sammenhang mit der Oberfläche des Eingangsplatzes als ein guter Vorschlag angesehen. Im Planungsbereich nördlich der Rheinstraße werden die relativ großen Gebäudeabstände zwischen den querliegenden Gebäudezeilen kritisiert. Die vorgeschlagenen stadthausartigen Haustypen bei der Wohnbebauung nördlich der Grabenstraße werden als dieser Situation am unmittelbaren Rand der Altstadt von Bühl ange-messen betrachtet. Allerdings bestehen Bedenken hinsichtlich der baukörperlichen und räumlichen Anordnung der Gebäude. Durch die freie Anordnung der Baukörper ohne Berücksichtigung des Verlaufs der Grabenstraße entsteht ein mehr oder minder diffuses freiräumliches Gebilde ohne erkennbare sinnvolle inhaltliche Widmung dieser Freiflächen. Positiv gesehen wird die vorgeschlagene nördlich gelegene Verbindung zwischen Haupt-straße und Hugo-Fischer-Weg mit begleitenden Parkständen. Angesichts der geringen Fahrbreite der Straße ist allerdings dort nur Einbahnverkehr möglich.Die Gliederung der Baukörper und die architektonische Ausbildung der Fassaden hat hohes Niveau. Anzumerken ist allerdings, dass der hohe Anteil von Fassadenflächen mit horizontaler lamellenartiger Verkleidung zwangsläufig einen gewissen Pflegeaufwand nach sich ziehen wird. Die Realisierung in Bauabschnitten ist grundsätzlich möglich. Die vorgeschlagenen Nutzungen der EG-Zonen erscheinen sinnvoll im Bereich der kleinen oder mittelgroßen Läden bzw. gastronomischen Einrichtungen. Allerdings erscheint der vor-geschlagene Ladenkomplex im Bereich der Gebäudegruppe südlich der Rheinstraße mit 2 x ca. 300 m² Nutzfläche als zu klein für mögliche Interessenten wie Discounter o.ä.. Der Verfasser schlägt ausschließlich ebenerdige Stellplätze für den öffentlichen und privaten Parkraum vor. Leider hat dieser an sich positive Vorschlag zur Konsequenz, dass die gefor-derte Stellplatzzahl lediglich zu 50% erfüllt wird. Korrekterweise muss allerdings angemerkt werden, dass diesem Defizit auf einfache Weise schon dadurch abgeholfen werden könnte, wenn der Verfasser ähnlich wie nahezu alle anderen Vorschläge im Verfahren ausreichenden zusätzlichen Parkraum in Tiefgaragen vorgeschlagen hätte. Zur Wirtschaftlichkeit ist anzumerken, dass die erreichten 6,629 m² BGF mit zu den geringsten erreichten Ausnutzungen im Verfahren gehören.Schlussbemerkung: Wie bereits angesprochen, liegt die Qualität der Arbeit vor allem in der stadträumlichen und architektonischen Ausbildung der Eingangssituation zur Altstadt.
Identitätsbildend ist ein vom Verfasser als "Biene" bezeichneter multifunktionaler Mehrzweckbau, der das Nordtor als Platz charakterisiert. Der sogenannte "Bienenplatz" greift die Architektur in Gestalt und Höhenentwicklung auf. Es entsteht ein angemessener und räumlich interessanter Innenstadtraum, dessen Qualität jedoch erheblich durch die Verkehrslenkung gemindert wird. Die beabsichtigte Umlenkung des Innenstadtverkehrs wird durch die Platzgestaltung nicht gewährleistet. Ein auffallendes Merkmal der Arbeit ist die im Teilbereich nordöstlich der Hauptstraße vorgeschlagene Baustruktur für alternative Wohnformen mit durchgrünten Höfen, die sich im Ansatz als gelungen präsentieren, jedoch nicht detailliert ausgearbeitet sind. Sowohl in der Raumausnutzung als auch im Stellplatznachweis liegt die Arbeit im oberen Drittel bzw. erfüllt die Nachweispflicht. Sollte es zu einer Umsetzung der Arbeit kommen, muss die Formensprache der Architektur weiterentwickelt und ausgearbeitet werden. Der Entwurf erhält seine Qualität hauptsächlich durch den Mehrzweckbau.