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Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Reg.Nr.: 2009-4-03Aufgabe: Im Ideenteil sollen städtebauliche Elemente ermittelt und dargestellt werden und freiräumliche Ziele definiert werden. Im Realisierungsbereich ist die Infrastrukturaufgabe "Betreutes Wohnen" einschließlich der städtebaulichen Festlegung späterer Bauabschnitte als Vorentwurf zu konzipieren.
Auslober: Gemeinde Wellendingen, BM Thomas Albrecht
Wettbewerbsart: nichtoffener Ideen- und Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: Balingen, Rottweil, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen; Teilnahme von außerhalb des Zulassungsbereichs möglich
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten, Verkehrsplaner; Zwingende Arbeitsgemeinschaft von Architekten mit Stadtplaner und/oder Landschaftsarchitekt
Teilnehmer: 41 Bewerbungen, 35 ausgewählte Teilnehmer, 26 Arbeiten
Fachpreisrichter: Karl-Heinz Henninger, Freier Architekt, Konstanz; Pit Müller, Freier Garten- und Landschaftsarchitekt, Freiburg; Volker Rosenstiel, Freier Architekt und Freier Stadtplaner, Freiburg; Günter Telian, Prof. Freier Architekt, Freier Stadtplaner, Karlsruhe (V); Alfons Bürk, Freier Architekt, Freier Stadtplaner, Rottweil
Wettbewerbssumme: 47.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 24.07.2009
Die Arbeit besticht durch eine hervorragende Maßstäblichkeit und städtebauliche Gesamtidee für die Ortsmitte Wellendingen. Es entsteht ein neuer Platz durch den Vorschlag, dass Geschäftshaus in östlicher Richtung neu zu platzieren. Es entsteht eine sympathische Platzfolge zwischen Kirchplatz, Rathausvorplatz und dem neuen Schlossplatz. Überzeugend wird nachgewiesen, dass in der alten vorhandenen Bausubstanz neue Nutzungen möglich sind und Neubauten in der Bautradition Satteldach und TraufsteIlung ergänzt werden können. Dadurch ergibt sich eine selbstverständliche Gesamtsituation. Auch die Neubauten nehmen die Charakteristik des Wellendinger Bauernhauses auf und tragen so zur Erhaltung des überkommenen Ortsbildes bei. Der vorgeschlagene Gebäudetypus für das Betreute Wohnen eignet sich für diese Wohnform. Die dargestellte Nutzungsmöglichkeit der zur Wohnung gehörenden Abstellräume in dem großen Dachraum ist zu prüfen. Jedoch ist aus wirtschaftlicher Sicht zu untersuchen, ob nicht weiteren Wohnungen dort unterzubringen sind. Die Lage des Gemeinschaftsraumes hin zum Schlossplatz ist reizvoll und wird in der Zusammenschau mit dem Wohn- und Geschäftshauses zur Belebung des neuen Platzbereiches beitragen. Zu beachten ist die gewünschte Einsehbarkeit der Läden im Wohn- und Geschäftshaus von der Hauptstraße her. Zusammengefasst eine Wellendinger Lösung, die den dörflichen Charakter weiterentwickelt.
Mit einer Umfahrung des zentralen Schlossplatzes durch die neue Rathausstraße verblüfft das vorgelegte Konzept. Der verkehrsfreie Schlossplatz spannt sich zwischen Schloss, Schlössle und winkeiförmigem Wohn- und Geschäftshaus. Der Freibereich zwischen Geschäftshaus und Schlössle wird als attraktiver Biergarten mit Baumdach vorgeschlagen. Der zentrale Platz entwickelt sich über die Hauptstraße nach Norden zum neuen Jugendzentrum. Dazu werden die Häuser 18 und 18/1 zu einem langen Baukörper erweitert, der den zentralen Platz räumlich fasst. Als Ergänzung des Jugendzentrums wird davor durch die Topographie bedingt eine Freitreppe vorgeschlagen als Jugendtreffpunkt im Freien. Der innovative Ansatz eines zentralen Dorfplatzes wird vom Preisgericht besonders gewürdigt. Seitlich des neuen Jugendtreffs wird der heutige Trampelpfad an der Kirche vorbei zu einer großzügigen Verbindung zur Lembergstraße erweitert. Auf der Westseite es Jugendtreffs wird das Haus 22, wie gefordert, zum Bürgerhaus umgebaut. Das Gebäude wird als Solitär freigestellt und nach Norden mit einer Bauzeile für junges Wohnen ebenfalls zur Lembergstraße verbunden. Der hauptsächliche Ansatz der Freiraumplanung ist die große Platzfläche über die Hauptstraße hinweg als definierte Ortsmitte. Die übrigen planerischen Aussagen zur Freiraumplanung sind sehr zurückhaltend. Wenig überzeugend ist die Südkante des Schlossplatzes bei der großen Linde. Hier endet der großzügige Platz in einem schmalen Durchgang zur neuen Rathausstraße. Trampelpfade sind hier vorprogrammiert. Die Gebäudetypologie ist für die funktionalen Vorgaben der Ausschreibung richtig vorgeschlagen. Die nachgewiesenen Grundrisse für Betreutes Wohnen werden gut beurteilt. Der Pflegehausgrundriss mit dem innenliegenden wintergartenähnlichen Innenhof ist ein guter Ansatz, der jedoch weiter präzisiert werden müsste. Die Erschließung über die neue Rathausstraße funktioniert, die geforderten Parkierungsmöglichkeiten sind nachgewiesen. Anhand der statistischen Werte für Bruttorauminhalt und Bruttogrundrissfläche wird der Entwurf als wirtschaftlich beurteilt, Eine abschnittsweise Realisierbarkeit der unterschiedlichen Bauaufgaben ist gegeben. Insgesamt besticht der Entwurf durch seine innovative Verkehrsführung für einen verkehrsfreien zentralen Platz. Ob dieser anspruchsvolle Ansatz für ein Dorf wie Wellendingen angemessen ist, wird vom Preisgericht in Frage gestellt.
Zwischen Schloss, Schlössle und neuem Geschäftshaus wird die neue Ortsmitte mit einem Belagsteppich und einem Baumplatz angelegt. Der Bereich mit dem betreuten Wohnen und dem Pflegehaus liegt daneben genauso wie die Bebauung um die Kirche jenseits der Hauptstraße. Diesem städtebaulichen Ansatz fehlt die direkte räumliche Fassung und die städtebauliche Bedeutung als öffentlicher Raum. Dies wird von den Verfassern in ihrer Analyse der vorhandenen Situation kritisiert, ohne dass es in ihrem Konzept umgesetzt wird Die Auseinandersetzung der neuen Gebäude mit den Bestandsbauten ist maßstäblich gelungen und entspricht dem dörflichen Charakter von Wellendingen Zwischen den Gebäuden entwickelt sich ein großer Freiraum, der durch Raumkanten gefasst wird. Er ist leider nur farbig angelegt und wenig differenziert ausgearbeitet, so dass eine Beurteilung schwer fällt. Gut beurteilt werden die Grundrissvorschläge für das Betreute Wohnen und das Pflegehaus. Auch die Erweiterung des Betreuten Wohnens ist problemlos machbar. Ebenso sind die dargestellten Ansichten der Gebäude von hoher Qualität. Die konzeptionellen Ansätze für die neuen Gebäude sind funktional gut überlegt. Durch ein großes Flächenangebot hat der Entwurf hohe statistische Werte. Die Wirtschaftlichkeit wird dennoch durchschnittlich beurteilt. Eine Realisierung in Abschnitten ist gut möglich. Insgesamt zeigt der Entwurf für den Realisierungsteil sehr gute Gebäudevorschläge. Der städtebauliche Ansatz wirkt eher aufgesetzt.