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Auslober: Katholische Kirchengemeinde St. Johannes der Täufer Leonberg
Wettbwerbsbetreuung: Kaupp Architekten, Mannheim
Wettbewerbsart: begrenzt offener Wettbewerb mit vorgeschaltem Bewerbungsverfahren
Zulassungsbereich: Bundesland Baden-Württemberg
Teilnahmeberechtigung: Freie Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit bildenden Künstlern
Teilnehmer: 35 (28 Lose + 7 Einladungen)
Fachpreisrichter: Jörg Aldinger, Stuttgart; Diether F. Domes, Langenargen, Maler; Heiner Giese, Rottenburg; Christiane Hüpping, Rottenburg; Ernst Kaspar, Aachen (V); Frau Wolfrum, Karlsruhe; Herbert Volz, Ulm
Wettbewerbssumme: 27.586,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 26.09.2003
Dem Wunsch der Kirchengemeinde, „eine zeitgemäße Raumkonzeption zu finden, die den Veränderungen in der Liturgie und im Gemeindeleben Rechnung trägt“, begegnen die Entwurfsverfasser mit der Thematisierung eines Lebensweges in der Kirche. Hierbei werden mit lediglich zwei bronzenen Elementen alle Maßnahmen des gesamten Projektes geordnet. Ein bronzenes Band als Bild des Lebensweges führt vom Quellbrunnen auf dem Vorplatz der Kirche über ein Weihwasserbecken zum Altar und Taufort bis zur Auferstehungsplastik durch den gesamten Kirchenraum. Die überkommene Innenraumsituation kann hierdurch weitgehend erhalten werden. Die Position des Altars schiebt sich in die Ebene zwischen die erste Stützenreihe des Kirchenschiffes hinein und nähert sich so der Gemeinde. Der Taufort nimmt den bisherigen Standort des Altares ein und ermöglicht Tauffeiern im Angesicht der Gemeinde. Während die Handlungsräume für Kirchenmusik und Kindergottesdienste gelobt werden, mangelt es der Innenraumgestalt jedoch an Entschiedenheit und zwingender Plausibilität. Die Materialwahl und Beschränkung führt zu einem reizvollen Kontrast zwischen bestehenden Steinmaterialien aus Muschelkalk und eingefügter Bronze. Die Anhebung des Kirchplatzes auf das Niveau der Kirche, sowie die Angleichung des Bodenbelages erweitert den kirchlichen Raum bis an den Rand der Straße. Das zweite Element der Neuordnung bildet ein skulpturaler Funktionspavillon der notwendige Raumerweiterungen beherbergt und den Pfarrgarten zur Straße hin abgrenzt.Zusammen gefasst kann man feststellen, dass die liturgischen Orte in Positionierung und Ausführung, nicht völlig überzeugen. Dennoch gelingt es den Verfassern, durch Reduzierung von Eingriffen und Beschränkung in der Materialität ein beachtenswertes, dem Bestand verpflichtetes Konzept vorzulegen.
Das stadträumliche Gefüge der St. Johannes der Täufer Kirche wird durch die geometrisch, symmetrische Ausformung des Kirchenvorplatzes verstärkt. Die ergänzenden Bauwerke fügen sich in die umgebende Bebauung gut ein, allerdings wird der Maßstabssprung zwischen Kirchenportal und vorgestellten Pavillons kritisch bewertet. Die notwendige konzeptionelle Veränderung der Wegekirche führt der Verfasser zu einer neuen Kirchenraumtypologie, deren Inspiration der bildhaften Darstellung des Abendmahles entspringt. Eine Communio Kirche, orientiert an einem langen Altartisch, lebt eine eucharistische Betonung die kontrovers diskutiert wird: Das Gegenüber der Gläubigen versus das Erleben von Gemeinschaft, die Betonung des Altars versus der Gleichberechtigung des Ambo. Die Großzügigkeit und räumliche Klarheit des Konzepts versus Flexibilität bei neuen Gottesdienstformen oder Konzerten. In der Summe steht ein in allen Teilen präzise formulierter Entwurf mit einer bildhaften Vorstellung einer gemeinschafts orientierten Kirche, die die Gemeinde fordert und fördern kann. Der Wunsch des Auslobers nach mehr Helligkeit des Kirchenraumes wird durch die Farbgestaltung beeinflusst. Hierbei ist nicht nur die Absorption von Licht durch Farbe sondern auch die psychologische Wirkung von Helligkeitskontrasten zu berücksichtigen. Der neu definierte Kirchenraum wird durch eine Marienkapelle funktional und gestalterisch sinnvoll ergänzt. Die dienenden Nutzungen sind angemessen angeordnet. Die baulichen Maßnahmen erscheinen konstruktiv, bauphysikalisch und wirtschaftlich gut realisierbar. Insgesamt besticht der Entwurf durch seine konzeptionelle und gestalterische Kraft, die sich allerdings im Dialog mit dem Nutzer zu bewähren hätte.
Die Kirche St. Johannes d. T. in Leonberg wird zu einem komplexen Ensemble von drei dicht miteinander verflochtenen Orten erweitert: Vorplatz, Kirchenraum und Garten korrespondieren auf vielfältige Weise miteinander. Der quergelagerte Vorplatz erschließt Kirche und Garten, eine quergelagerte Fassade verbindet die Räume und fasst zugleich den Platz. Das ist ein großzügiges Entree und ein Aufenthaltsort mit Ruhepunkten zugleich. Kirche und Garten werden auf neue Weise über die ganze südliche Fassade verbunden. Das gibt dem Garten eine neue Bedeutung und dem Innenraum eine zusätzliche neue Orientierung. Der Garten wird von einem Restraum, einer Abstandsfläche neben der Kirche, zu einem eigenständigen Aufenthaltsraum von großer Qualität. Das alles ist schon von seiner räumlichen Grunddisposition eine außerordentlich kraftvolle Lösung. Aus einer Kirche, die einsam auf dem Grundstück schwimmt und die doch auch etwas die Schwerfälligkeit und kantige Monumentalität ihrer Zeit hat, wird ein Ort großer Poesie.Dazu trägt die räumliche Ausbildung im Detail bei: Die Härte des Innenraums wird auf vielfältige Weise durch skulpturale Elemente gebrochen. Der Vorplatz hat einen intimen Sitzplatz. Die Kinderkirche wird über eine Himmelsleiter betreten. Die Rosette ist in einen Tubus eingesenkt, tiefe Fensternischen, Wasserspeier und Wasserbecken, etc. Der Ort der Kinderkirche in der Achse des Kirchenraumes als Ergänzung der alten Fassade unterstreicht die Beachtung, die die Verfasser den Kindern schenken. Ergänzt werden diese Qualitäten auf räumlich gestalterischer Ebene durch eine Anzahl von stimmigen funktionalen Zuordnungen (Stühle, Küche). Neben all diesem Lob gibt es auch Kritik und geteilte Meinungen im Preisgericht. So hoch die Ausbildung einer Querfassade geschätzt wird (auch deren Massenverteilung), so werden doch formale Details zumindest als befremdlich befunden, wenn die Fassade nicht gar als verbaut betrachtet wird. Wird diese „Zumutung“ eines Tages als erträgliche empfunden werden? Das ist zumindest umstritten. Eigentlich wollten die Auslober weg von der Wegekirche. Da bietet der Entwurf keine Antwort. Sowohl Empore als auch der Chor sind zu klein für Orchester und Chor zugleich. Die gewellte Wand ist akustisch problematisch für die Orgel, da es Rückreflektionen zur Orgelempore gibt. Das müsste zumindest weiter geometrisch überprüft werden. Der asymetrische Standort der Orgel ist akustisch ungünstig. Bis auf die Grunddisposition der Wegekirche wären alle Punkte bei einer Weiterbearbeitung zu beheben. Das gälte es abzuwägen gegen die grundsätzliche Fähigkeit der Verfasser mit großer architektonischer Kraft für die katholische Gemeinde in Leonberg einen besonderen Ort zu schaffen.
Der neu gestaltete Vorplatz der Kirche ist deutlich von der städtebaulichen Kante zurückgenommen. Auch der Neubau orientiert sich in seiner Ausrichtung an der Kirche und nicht am Straßenraum. Der Kirchvorplatz wird dadurch leider in seiner Fläche sehr reduziert. Die glasgedeckte Vorhalle, durch die auch der behindertengerechte Zugang gewährleistet ist, wirkt etwas undefiniert. Bei der Innenraumumgestaltung ist sehr verhalten mit dem Bestand umgegangen worden. Die Veränderung der Wegekirche ist als Aufgabe nicht angegangen worden. Einzige Veränderung im Kirchenschiff hier bildet die nach vorne stärker betonende bogenförmige Stellung der Bänke. Eindeutiger Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Umgestaltung des Chorraumes. Der gesamte Raumeindruck wird von farblich gestalteten Glasplatten geprägt. Somit gewinnt der Raum an Gewicht und der Blick der Kirchbesucher geht nicht ins Leere. Der Künstler assoziiert in der Spiegelung und in den Reflexen des Lichtes auf dem Glas den Ausdruck von Wasser und Licht im Hinblick auf Taufe und Auferstehung. Die diaphane Wand aus Glas lebt durch das Spiel der Lichter. Die Chorraumumgestaltung in Hinblick auf die Stellung der liturgischen Orte beschränkt sich im Allgemeinen auf ein geringes Hervorziehen des Altars und der Absenkung der Altarstufen. Der Taufort wird in den Chorraum hinter den Altar verlegt. Die Gestaltung von Altar, Ambo und Tabernakel ist sehr schlicht und reduziert. Die Massivität der liturgischen Gegenstände bildet aber das notwendige Gewicht im Kirchenraum um sich nicht im Raum zu verlieren. Der Raum vor dem Altar erscheint als bespielbare Fläche, allerdings zu klein. Auch die Absenkung der Altarstufen wurde im Hinblick der Sichtbarkeit kritisch betrachtet. Die geforderten Nebenräume sind im Servicegebäude untergebracht. Auch die Kinderkirche findet man hier mit Ausrichtung zum Pfarr- bzw. Rosengarten. Abschließend ist zu bemerken, dass der Schwerpunkt dieser Arbeit eindeutig in der künstlerischen Umgestaltung des Chores liegt. Die Glaswand zieht den Betrachter in seinen Bann.