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Reg.Nr.: 2004-2-09Aufgabe: Im Rahmen der Stadtsanierung soll das Quartier 7 in der Oberstadt Ravensburgs städtebaulich neu geordnet werden
Auslober: Stadt Ravensburg
Wettbewerbsbetreuung: Sanierungsbüro Gross+Scheible, Ravensburg
Wettbewerbsart: städtebaulicher Ideenwettbewerb als begrenzt offener Wettbewerb
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: Architekten und Stadtplaner
Teilnehmer: 26 (6 Gesetzte + 20 Geloste)
Fachpreisrichter: Hans Klumpp, Aichtal (V); Gundula Zach, Zürich/Stuttgart; Ludwig Wappner, München; Helmut Dunkelberg, Ravensburg; Harald Roser, Freiburg; Klaus Aisenbrey, Ravensburg
Wettbewerbssumme: 63.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 12.11.2004
Der städtebauliche Ansatz mit der Ausbildung einer großzügigen Hofanlage, die sich aus zwei L-förmigen Gebäudeteilen mit einer Anbindung an die Marktstrasse entwickelt, führt zu guten Qualitäten für den Strassenraum und im Loggienhof. Durch die kompakte Ausformung kann ein großer Teil der Quartierinnenfläche als Gartenhof im rückwärtigen Bereich der Häuser an der Eichelstrasse und Marktstrasse unbebaut bleiben. Die Anbindung an Marktstrasse 24 mit einem großzügigen Eingangsfoyer und darüber liegenden transparenten Laubengängen erzeugt eine klar definierte Eingangsadresse mit Charakter. Mit der Beibehaltung des südlichen Hofes (Hortus conlusus) und Schmuckgartens nördlich des Laubenganges entstehen gestaltete Hofräume, die den Bestand respektieren. Mit den unterschiedlichen Haustiefen entlang der Burgstrasse entstehen aufsteigende Trauflinien, die in der südlichen Innenecke zu einem Hochpunkt der Fassaden führen und so eine kraftvolle Situation entstehen lassen. Dort ist auch über die kleine Platzsituation der Eingang der Tanzschule erreichbar. Der großzügige Loggienhof schafft mit den arkadenartigen Umgängen großzügige und individuell nutzbare Eingangsbereiche mit halb privaten Sitznischen. So entstehen sowohl innen wie aussen mit den in die Fassaden eingezogenen Loggien einerseits homogene altstadtgerechte Lochfassaden wie auch eine klar geschichtete Innenzone. Das Raumprogramm ist insgesamt erfüllt. Es entsteht ein guter Mix an Wohnungsgrößen. Die Tiefgaragenzufahrt mit unmittelbarer Teilrampe funktioniert nicht. Es besteht aber die Möglichkeit, durch Zurückverlagerung zur Ausbildung eines inneren Stauraumes. Die Eingangssituation zur Tanzschule mit den verschiedenen Niveaus sollte überdacht werden.Die Qualität aller Wohnungen mit dem Typ des durchgesteckten Wohnraums ohne gesonderte Flure führt in allen Gebäudeteilen zu hoher Qualität. Mit den zwei Zugängen mit jeweils zugeordneten Aufzügen an Marktstrasse und Burgstrasse ist eine gute Einbindung in die Stadtstruktur gegeben. Mit der kompakten Bauweise, angefangen bei der Tiefgarage über die zwei zentralen Erschliessungselemente und die kompakte und dennoch großzügige Vierseitsbauweise mit zum Teil tiefen Grundrissen, ist eine hohe Wirtschaftlichkeit zu erwarten. Insgesamt liegt ein Entwurf vor, der durch seine differenzierten Betrachtungen der jeweiligen stadträumlichen und funktionalen Anforderungen eine überzeugende Lösung für die gestellte Aufgabe darstellt.
Die U-förmige monolithisch-kompakte Baukörperform ist gut an den Dachformen und Proportionen der bestehenden Bausubstanz abgeleitet und interpretiert diese. Das Verspringen in der Firstlinie ist beeindruckend gelöst. Die städtebauliche Durcharbeitung ist überzeugend. Der Baukörper wirkt als Skulptur in sich und wirkt dennoch vermittelnd. Durch die kompakte Baukörperform entstehen 2 qualitativ hochwertige Innenräume, insbesondere in bezug zur Altsubstanz Markstrasse 20 – 26 (teilweise mit Blickkontakt zum Veitsburghang). Die Altsubstanz wird mit ihren rückwärtigen Fassaden respektiert, Belichtung und Besonnung werden kaum beeinträchtigt. Das „Hexenhaus“ wird respektiert. Die gemeinsame Dachterrasse ermöglicht einen umfassenden Rundblick auf die Stadtlandschaft der Altstadt. Durch das Verspringen der Firstlinien entstehen relativ viele Wohnungen mit Dachschrägen, die aber durchaus zur Wohnungsqualität beitragen können. Die monolithische Bauform erzeugt keine konventionellen Wohnungsgrundrisse, dennoch ist die Qualität und Funktionalität sichergestellt. So haben z.B. viele Wohnungen Loggien und es werden hochwertige Dachterrassen konzipiert. Die Tanzschule ist direkt von der Burgstrasse erschlossen und bewirkt an dieser Stelle eine räumlich-funktionale Bereicherung. Die Binnenerschliessung erzeugt einen hohen Grad an Ökonomie. Die vertikale Erschliessung im rückwärtigen Bereich von Markstrasse 22 – 26 kann ohne Probleme ergänzt werden. Die Innenhöfe sind anfahrbar. Die Tiefgarage ist in das Gebäude integriert und bewirkt dadurch wenig Störungen. Die Tiefgaragenrampen müssten jedoch weiter ins Gebäudeinnere verlagert werden, um grössere Stauräume zur Burgstrasse zu gewährleisten. Das Wohnungsgemenge und die Zahl der Wohneinheiten entspricht knapp den Anforderungen.Das Fassadenmaterial könnte noch diskutiert werden, allerdings erscheinen die vorgeschlagenen Rot-Ockertöne als eine angemessene Referenz an die umgebende historische Bebauung. Die hervorragende Qualität dieser Baukörperform erzeugt eine städtebauliche Bereicherung der Altstadt in Ravensburg. Der innovative und sehr mutige Entwurf berücksichtigt Historie und weist überzeugend in die Zukunft.
Beurteilung des Landesdenkmalamtes:Ungeachtet der architektonischen Qualität sprengt dieser Monolith in Form und Material aus denkmalpflegerischer Sicht den Altstadtmaßstab sowohl im Hinblick auf die städtebauliche Struktur als auch hinsichtlich der gestalterischen Merkmale der Altstadtbebauung. Sowohl das ehemalige Patrizierhaus Marktstrasse 26 als auch die historischen Großbauten Franziskanerinnenkloster und Kornhaus werden durch die altstadtuntypische Bebauung erheblich beeinträchtigt. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist deshalb vorsorglich darauf hin zu weisen, dass eine Zustimmung der Fachbehörde nicht in Aussicht gestellt werden kann.
Die Verfasser wählen städtebaulich eine völlige Neuinterpretation für das Quartier entlang der Burgstrasse. Abgeleitet von der historischen Struktur der parzellierten Hinterhofbebauung mit Gebäuden verschiedener Höhen und Maßstäbe, werden mittels fünf solitärer Gebäude in verdichteter Stellung zueinander, interessante neue Stadträume geschaffen, die für die gestellte Aufgabe von hohem stadträumlichen Nutzwert sein können. Hierbei gelingt die Fügung von Solitärgebäuden, baulichen knappen Fugen und Bestandsgebäuden im südwestlichen Bereich der Burgstrasse gut, im südöstlichen Teil hingegen gibt es doch stadträumlich größere Probleme. Dies zum einen in der Proportion, zum anderen in der Ignoranz der Umfassung des „Hexenhauses“ und zuletzt in der gewollten Überleitung des grünen Veitsburghanges. Weiterhin muss das weit in den nördlichen Bestandsinnenhof hineingeschobene kleinere Solitärgebäude kritisch in seiner Aussenraumwirkung betrachtet werden. Konsequent wählt der Verfasser für alle Gebäude eine gleichartige Gestaltstruktur, sowohl in der Wahl der Öffnungen als Lochfassaden als auch in den materiellen Qualitäten der Sockel, Fassaden und Dachtexturen. Eine klar ausgeformte Sockelstruktur im Verlauf der Burgstrasse zeigt den Hangverlauf und wird im Bereich eines südwestlich liegenden zurückspringenden Platzes durch die Funktion der Tanzschule mit Leben erfüllt. Die Häuser folgen diesem Hangverlauf ebenso subtil und leiten somit harmonisch in die bestehende Nachbarbebauung über. Bei der Qualität der Wohnnutzung liegt der Schwerpunkt auf der Bildung von „Adressen“, so dass konsequent jedes Haus eine eigene Erschliessung erhält. Dies impliziert natürlich auch 5 Aufzüge, die bei dieser Konzeption notwendig werden. Das Wohnungsgemenge ist flexibel gestaltbar, die Ausrichtung und Belichtung der Wohnungen kann vielfältigste Innenraumqualitäten anbieten. Die Nutzungskennwerte liegen allerdings im unteren Bereich:Erschliessung und Sanitärräume werden bewusst im Kernbereich organisiert, um für Aufenthaltsräume maximalen Aussenbezug zu erhalten. Die Nutzung der Häuser wird vom EG/Gartenebene bis unter den Dachfirst für die Nutzungsvorgaben ausgenutzt, das Dach wird zum raumbildenden Element. Die „Wohnanlage“ hat gute Binnenaussenbereiche, die, primär von der Markstrasse 24 erschlossen, kommunikativen Raum für Bewohner und Besucher gleichermassen bieten. Den Wohnungen im EG muss allerdings ein erhöhtes Augenmerk gegeben werden, damit gerade im Bereich der Burgstrasse diese gleichermassen vermarktbar sind. Tiefgaragenerschliessung und Zugang Tanzschule sind geschickt gelöst und bieten den notwendigen Raum im Vorfeld zur Burgstrasse. Trotz der solitären Gebäude lässt die Arbeit augrund ihrer einfachen Typologie und Bauweise eine wirtschaftliche Herstellung erwarten. Insgesamt eine städtebauliche Herausforderung für das historische Ravensburg an dieser bedeutsamen Stelle, die dennoch für die gestellte Aufgabe einen interessanten Gedankenansatz formuliert.
Die Konzeption stellt eine erstaunlich einfache und selbstverständliche Lösung für die Neubebauung dar. Zwei maßstäbliche Baukörper auf einem Sockel nehmen das gesamte Raumprogramm auf. In ihrer präzisen Setzung reagieren die Baukörper rücksichtsvoll auf die historische Bebauung entlang der Marktstrasse und die Nachbarn an der Burgstrasse. Dabei entstehen differenzierte Aussenräume: der intime „Museumshof“ im Anschluss an das Gebäude Marktstrasse 26, der grosszügige Wohnhof in Anbindung an den Haupteingang im Gebäude Marktstrasse 24 und der schöne Garten im Anschluss an den unteren Quartierteil Eichelstrasse / Markstrasse 10 – 20. Durch sein Volumen und seine architektonische Erscheinung bildet das „Stadthaus“ einen überzeugenden Abschluss an der oberen Burgstrasse.Die sehr starke Differenzierung des zweiten Baukörpers als „Gartenhaus“ mit Flachdach ist in der dargestellten Form konzeptionell überzogen. Die Tanzschule wird durch einen attraktiven ebenerdigen Eingangsbereich im Übergang Burgstrasse mit Garten aufgewertet. Der strukturelle Aufbau der Wohnungen verspricht grosse Wohnqualität und Flexibilität, wobei die Wohnungen im Durchschnitt klein sind und im Vergleich eine sehr niedrige Gesamtwohnfläche ausgeworfen wird. Die räumliche Ausbildung der Erschliessungen ist in den beiden Gebäuden konzeptionsbedingt sehr unterschiedlich. Jedoch ist jede für sich qualitätvoll und insgesamt klar und übersichtlich. Durch die einfachen Volumen mit klarem Aufbau ist eine wirtschaftliche Umsetzung zu erwarten. Die im Grundsatz mögliche städtebauliche Konzeption, die durch die im Vergleich kleine Wohnfläche erkauft ist, verliert durch die sehr plakative Unterscheidung in „Gartenhaus“ und „Stadthaus“. Eine subtilere Differenzierung wäre hier wünschenswert.