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Reg.Nr.: 2004-1-03Aufgabe: Bauwerksplanung für den Umbau und die Sanierung der ehemaligen Neckarwerke zum Rathaus für Technik und Finanzen der Stadt Esslingen (Realisierungsteil) sowie ein städtebaulicher Vorschlag zur Aufwertung des südlichen Eingangs zur Innenstadt (Ideenteil)
Auslober: Stadt Esslingen
Wettbewerbsbetreuung: Nixdorf Consult, Gerlingen
Wettbewerbsart: Realisierungs- und Ideenwettbewerb als Einladungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerber- und Auswahlverfahren
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: Freie Architekten als Generalplaner
Teilnehmer: 7
Fachpreisrichter: Wilfried Wallbrecht, Esslingen; Heinz Engenhofer, Stuttgart (V); Jörg Aldinger, Stuttgart; Folker Trostdorf, Stuttgart; Frank Eberhard Scholz, Esslingen; Michael Assenmacher, Esslingen
Wettbewerbssumme: 53.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 07.07.2004
Die Entscheidung, das Ensemble des Rathaus für Technik und Finanzen durch eine ruhig gestaltete Freifläche im Vorfeld aufzuwerten wird begrüßt. Daraus ergibt sich die wertvolle Option, die ortsspezifische Situation der Stadt Esslingen als Stadt am Wasser durch die Öffnung des Rossneckars und der Maille räumlich zu erschließen. Das neu definierte „freie Feld“ am Stadteingang ist für den Verfasser Anlass in größeren Maßstäben zu denken. Eine homogene Hülle betont die Baumasse des Gebäudes Küferstraße 2 und weißt auf die Bedeutung des Rathauses im öffentlichen Raum hin. Mit der Verknüpfung der Maßstäblichkeit des Freiraums Maille und der Baukörpergliederung entfernt sich der Entwurf allerdings vom Maßstabs- und Proportionsgefüge der Esslinger Altstadt. Dieser Vorgang erfährt eine Betonung durch die Materialität der Hülle und das Zitat des Flugdachs aus den Stilelementen der klassischen Moderne der Architektur. Damit schlägt die Begründung der Integration des Rathaus für Technik und Finanzen in eine Manifestition baulicher Polarität um. Die Hülle scheint eher dem Zeitgeist als der Charakteristik des Ortes entnommen zu sein. Daraus muss die kritische Fragestellung erlaubt sein ob die zeitgebundene Hülle in mittelfristigen Erneuerungszyklen ausgetauscht werden muss. Die große Qualität des Entwurfs liegt in der sicheren und soliden Durcharbeitung. Äußere und Innere Erschließung, die Zuordnung der Funktionen, der Umgang mit der bestehenden Bausubstanz sind klar konzipiert und sicher in der gestalterischen Haltung bis hin zum Detail umgesetzt. Lediglich bei der Geometrie der Tiefgaragenrampe und bei der Nutzung des Dachgeschosses bleiben offene Fragen. Die wirtschaftlichen Kenndaten und das klargegliederte Konstruktionsprinzip lassen im Vergleich zu anderen Arbeiten eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Insgesamt beeindruckt die Arbeit durch ihr schlüssiges Konzept, dessen konsequente Umsetzung und gestalterische Sicherheit im Umgang mit der Bausubstanz. Für die schwierige Fragestellung einer neuen Hülle für einen in seiner Proportion kritisch zu bewertenden Baukörper kann die Arbeit leider keine abschließende Antwort aufzeigen.
Die Idee des Verfassers, mit sehr geringen baulichen Mitteln das Raumprogramm in dem bestehenden Gebäudeensemble schlüssig unterzubringen und gleichzeitig das Gebäude Küferstraße 2 durch eine architektonische 2-Teilung in dem Stadtraum maßstäblich einzubinden wird als gelungener Ansatz anerkannt. Insbesondere die Grundrissorganisation im Rathaus ist vom Haupteingang, über Bürgerservice und vertikale Haupterschließung übersichtlich und wird räumlich reizvoll differenziert. Der Haupteingang liegt richtig gewählt im Zentrum des Gebäudeensembles, die offene einläufige Treppe in mittiger, kurzer Entfernung zu den einzelnen Nutzungsbereichen. Hervorzuheben ist die Beibehaltung der bestehenden Baustruktur aller drei Gebäude, insbesondere der Erhalt des zentralen Treppenhauses einschließlich Nebenräume in Gebäude Küferstrasse 2 ohne Nachteile der inneren Organisation. Damit wird der Aufwand der Umbaumaßnahmen soweit möglich reduziert. Das Angebot der Läden im Erdgeschoss ist von der Fläche her zu gering, aber die Konsequenz aus der Beibehaltung vorhandener Bauelemente. Die Umwandlung der heutigen Hausmeisterwohnung zu Büros ist aufgrund der notwendigen Belichtung und Raumhöhe nicht sinnvoll. Völlig unverständlich ist das vorgeschlagenen Bauvolumen im Ideenteil. Davon abgesehen gibt der Entwurf in Grundrissdisposition und architektonischem Ausdruck eine schlüssige und einprägsame Antwort auf die Frage, wie an diesem Ort das bestehende Gebäudeensemble mit angemessenem Aufwand umgenutzt werden kann.
Die Verfasser definieren den Stadteingang Ritterstraße als einen großzügigen, durchgehend belegten Vorbereich des Rathauses für Technik und Finanzen. Dieser Platz erstreckt sich bis zum Roßneckar, der durch eine leicht angehobene Terrasse nicht nur wieder erlebbar wird, sondern auch ein angemessenes Gegenüber zum Freibereich beim Café Uferlos bildet. Richtig ist, hier auch eine neue verbindende Fußgängerbrücke anzusetzen. Die erwünschte Platzwirkung wird noch unterstützt durch den Vorschlag, die Bäume von der Fassade Ritterstraße an den Roßneckar umzusetzen. Gleichzeitig schaffen und unterstützen diese Maßnahmen insgesamt den wünschenswerten gestalterischen und auch funktionalen Bezug zwischen Maille und östlicher Altstadt. Die gewählte Lochfassade nimmt in Gliederung und Materialwahl Bezug auf zur umgebenden Bebauung, was mit dem Verzicht auf ein fassadenbündiges Sockelgeschoss leider nicht gelingt. Dagegen ist nicht nur die Aufnahme der Traufhöhe von Ritterstr. 17 im Gebäude Küferstr. 2 gelungen, sondern auch die Eckausbildung an der Küferstraße ein interessanter gestalterischer Beitrag. Die Lage der Abfahrt in die Tiefgarage an der Nahtstelle zu Gebäude Ritterstr. 17 ist praktikabel; ein neuer Tiefhof mit 3 Stellplätzen scheint jedoch nicht verhältnismäßig. Die Ladenflächen an der Ecke Küfer-/Ritterstraße mit entsprechenden Anlieferbereichen sind richtig situiert. Der Eingang ins Rathaus für Technik und Finanzen über den Altbau liegt etwas peripher. Auch scheinen die Höhensprünge im EG im Bürgerservicebereich nicht hinreichend beachtet. Die Bürogrundrisse in den oberen Geschossen sind jedoch gut organisiert. Auch die Niveauunterschiede zwischen den Gebäuden sind dabei gut gelöst. Die Nutzung des Dachgeschosses (Belichtung) in Ritterstr. 17 ist zu hinterfragen. Die Vorzüge der Arbeit liegen nicht nur in den geringen Eingriffen in den Bestand, sondern vor allem in der Organisation der Bürogrundrisse. Im Ideenteil wird ein weiter zu verfolgender Beitrag zum Thema „Stadt am Fluss“ geliefert.