Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Aufgabe: Städtebauliche und freiraumplanerische Vorentwurf, inklusiv der Verkehrskonzeption und der wasserwirtschaftliche Vorplanung Seitenpfaden, OffenburgAuslober: Stadt Offenburg, OB Edith SchreierWettbewerbsart: offener Realisierungswettbewerb Zulassungsbereich: Baden-Württemberg, die Teilnehmer von außerhalb des Zulassungsbereichs mit Hinweis auf Artikel 49 möglichTeilnahmeberechtigung: Zwingende Arbeitsgemeinschaft von Architekten und/oder Stadtplanern mit LandschaftsarchitektenTeilnehmer: 60 Bewerber, 32 ArbeitenFachpreisrichter: Angela Bezzenberger, Landschaftsarchitektin, Darmstadt; Prof. Susanne Dürr, Stadtplanerin, Karlsruhe; Dr. Fred Gresens, Architekt, Hohberg; Prof. Gunter Kölz Verkehrs- und Stadtplaner, Ludwigsburg; Torsten Nufer, Architekt, Leiter FB 5, Stadt Offenburg; Dr. Eckart Rosenberger, Architekt und Stadtplaner, Fellbach (V); Dr. Christoph Jopen, Bürgermeister Stadt Offenburg; Dr. Christina Schäfer Gemeinderätin GRÜNE, Offenburg; Sibylle Laurischk, Gemeinderätin FDP, Offenburg; Rudi Zipf, Gemeinderat FWV, Offenburg; Andreas Clausen, Stadtplaner, Stadt Offenburg; Leon Feuerlein, Stadtplaner, Stadt Offenburg; Pit Müller Landschaftsarchitekt, FreiburgWettbewerbssumme: 52.000 Euro (zzgl. MwSt.)Preisgericht: 20.05.2011
Das städtebauliche Strukturkonzept ist konsequent aus der angrenzenden Bebauung entwickelt. Das Motto „NATUR NAH STADT“ zeigt sich überzeugend in der Gestaltung, Anordnung und Maßstäblichkeit der Quartiere. Wo Stadt auf Straße trifft, zeigen sich folgerichtig Blockstrukturen, wo Landschaft auf Bebauung zukommt, wird mit Einzelbebauung reagiert. Die Stadteinfahrten werden markant definiert, allerdings bleibt die Platzgestaltung im Bereich des Kreisels hinter den Erwartungen zurück. Gleiches gilt für den östlichen Abschluss. Die Aufnahme und Weiterführung der vorhandenen Achsen und der Wegebeziehungen ist städtebaulich gut gelöst und ermöglicht gute Blickbeziehungen zu Stadt und Landschaft. Das Erleben von Stadt und Natur ist eine Botschaft des Konzeptes. Die zentrale Lage und Größe des inneren „Riesbach-Grünzuges“ ist richtig und maßstäblich; die Ost-West-Verbindung vernetzt die unterschiedlichen Baustrukturen und lässt eine abschnittsweise Realisierung zu. Die Plätze und Wohnhöfe entwickeln sich aus den Baustrukturen und sind angemessen dimensioniert. Nachbarschaftliche Beziehungen können sich aufgrund der vorgeschlagenen Struktur gut entwickeln. Die Anordnung der unterschiedlichen Gebäudetypologien ist überzeugend dargestellt und vielfältig strukturiert. Das Konzept ist sehr flexibel und anpassungsfähig. Der südliche Abschluss fällt in der Qualität zu dem Gesamtgebiet ab und wirkt spannungslos. Die Erschließung ist einfach und übersichtlich gelöst und fördert die Orientierung. Die Zufahrt über die Ortenberger Str. wird positiv bewertet, ebenso wie die beiden Zufahrten über die Fessenbacher Straße. Radund Fußwege werden mit den vorhandenen Strukturen gut vernetzt. Auch der Käfersberger Weg ist seiner Bedeutung entsprechend ausreichend angeschlossen. Die dezentrale Parkierung ist den einzelnen Wohnbereichen gut zugeordnet und entsprechend der Baustruktur mit Tiefgaragen und oberirdischen Parkplätzen konsequent gelöst. Die Anforderungen an das Entwässerungssystem aus dezentralen, semizentralen und zentralen Elementen werden erfüllt und sind nachvollziehbar dargestellt. Die Erläuterungen und Bemessungen sind sehr ausführlich dokumentiert. Die Höhensituation im Bereich des Regenrückhaltebeckens ist zu prüfen, ebenso wie im Bereich des Überlaufes der privaten Regenwasserspeicher. Die Aspekte des solaren Städtebaus sind sehr gut berücksichtigt. Überwiegend südorientierte Gebäude erlauben eine energetisch vorteilhafte passive Sonnenenergienutzung. Auf den vorgeschlagenen Flachdächern können aktive Sonnenenergienutzung und Regenrückhaltung durch Dachbegrünung in Einklang gebracht werden. Das Konzept bewegt sich im wirtschaftlich positiven Bereich und weist ein gutes Verhältnis von Nettobauland zu Gesamtfläche auf, ebenso wie eine über dem Durchschnitt liegende GFZ. Die Arbeit stellt insgesamt einen sehr guten Beitrag zur Lösung der Aufgabe dar.
Der Entwurf zeigt eine klare Gliederung der Baumassen gestaffelt von Nord nach Süd. Positiv prägend für den Entwurf sind der Grünraum (genannt Anger) in der Mitte sowie die Umfassung der Stadtkante mit dem verlegten Riesbächle. Besonders hervorzuheben ist dabei der durchgehende Fußweg und die sehr gut durchgearbeitete Stadtkante. Die Umlegung des Käfersberger Weges nach Norden ist geschickt und begünstigt die Wohnnutzung im Quartier. Das exklusiv gemeinte Sonderbaufeld „Wohnen im Feld“ an der Ostgrenze wirkt isoliert und ist ohne Bezug zum sonstigen Stadtteil. Der Geschosswohnungsbau mit Schwerpunkt im Westen ist dort entwurflich richtig platziert. Städtebaulich wünschenswert wäre allerdings ein stärkeres Heranrücken der in Nord-Süd-Richtung platzierten Gebäude an die Ortenberger Straße. Damit könnte eine stärkere Betonung des Stadteinganges erreicht werden. Das Solitärgebäude am Kreisel bildet gemeinsam mit dem nördlich gegenüberliegenden gleich hohen Bestandsgebäude eine angemessene Torsituation. Die Struktur des nördlichen Baufeldes ist konsequent aus der dort angrenzenden Umgebung abgeleitet. Die Auflockerung im südlichen Baufeld ist eine angemessene Antwort auf die Zielsetzung der Ausloberin. Die geneigten Dachformen der freistehenden Einfamilienhäuser sind nicht akzeptabel. Der Anger stellt eine gelungene Verknüpfung mit dem östlichen Grünraum dar. Ebenso positiv sind die privaten nach Süden orientierten Grünräume zu vermerken. Durch die gelungene Maßstäblichkeit ist eine gute Orientierung und die Bildung von Nachbarschaften im Gebiet möglich. Die gewählte Baustruktur lässt vielfältige Bautypologien zu. Der Entwurf weist einen gut ausreichenden und im Vergleich überdurchschnittlichen Anteil an Nettobauland bei durchschnittlicher Verdichtung aus. Ein eigentlich wünschenswerter Verzicht auf das Sonderbaufeld „Wohnen im Feld“ erscheint unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit leider nicht machbar. Deshalb wäre hier ein alternatives Angebot eher angezeigt. Das System zur Ableitung und Rückhaltung von Regenwasser im umgelegten Riesbächle und einem neuen Element in der Quartiersmitte ist schlüssig und gut mit den privaten Bereichen vernetzt. Die neue Führung des Riesbächles ist hinsichtlich der Höhensituation zu überarbeiten. Die Größen der Regenwasserbewirtschaftungselemente sind allerdings nicht nachvollziehbar. Die solare Orientierung ist als noch befriedigend einzustufen. Die Arbeit ist insgesamt ein gut durchdachter, interessanter Beitrag zur Aufgabenstellung.
Die städtebauliche Grundidee, um eine Freiraumquerspange mit dem Riesbächle drei neue Teilquartiere mit unterschiedlicher Ausformung und baulichen Typologien anzulagern, ist gut entwickelt und gibt dem Gesamtgebiet besondere Identitätsmerkmale und Wohnwertqualitäten. Gleichzeitig ist es gelungen, diesen gebietsspezifischen Entwurfsansatz gut und selbstverständlich in den Stadtgrundriss der bestehenden Baustruktur der Franz-Ludwig-Mersy-Straße, der Grimmelshausenstraße und der Hölderlinstraße zu integrieren. Besonders positiv wird die Qualität der Grün- und Freiräume beurteilt; dies sowohl in der Lage, in ihrer Ausformung und Dimension als auch in der Aufnahme des Riesbächles bis hin zur Retensionsfläche. Die Abstandsfläche entlang der Ortenberger Str. und die bauliche Formulierung sind hinsichtlich der Raumkanten und der Volumen der Baukörper kritisch zu hinterfragen. Die Eckbebauung am Kreisel und die Straßenbebauung entlang der Fessenbacher Str. sind dagegen sowohl in der Raumführung als auch im Maßstab gut gewählt. Die Vielfalt der vorgeschlagenen Wohntypologien und ihre Mischung entsprechen in besonderer Weise den Auslobungszielen und lassen eine gute Vermarktbarkeit erwarten. Bei der dargestellten kleinteiligen Baustruktur des südlichen Teilquartiers erscheint die Flexibilität der baulichen Umsetzung jedoch eingeschränkt. Allerdings zeigt der große Anteil des Nettobaulandes eine überdurchschnittliche Wirtschaftlichkeit. Die Einführung des Käfersberger Weges durch einen Versatz im zentralen Bereich entspricht dem geforderten verkehrsberuhigten Ansatz und lässt mittel- bis längerfristig einen Verzicht auf diese Verkehrsverbindung ohne städtebauliche Auswirkungen auf das Wohngebiet zu. Das gewählte Erschließungsprinzip über innenliegende Schleifen und kurze Stichstraßen ist gut gewählt und ökonomisch als verkehrsberuhigter Bereich realisierbar. Allerdings sollte auf eine Verbindung zum bestehenden Wohngebiet An der Hohlgasse und auf eine Anbindung an die Ortenberger Str. verzichtet werden, umso mehr, als letztere auch nicht notwendig ist. Das System zum Regenwasserbecken ist nachvollziehbar und von dezentralen bis zu zentralen Elementen schlüssig dargestellt. Die Ableitungsmulden als gemeinsame Grundstücksgrenzen sind hinsichtlich ihrer Unterhaltung zu überprüfen. Die Höhensituation des Überlaufes der privaten Regenwasserspeicher ist kritisch zu sehen. Eine solare Struktur ist in mehreren Ansätzen erkennbar. Gestufte Flachdachflächen erlauben Fensterflächen zur Energienutzung auch in nördlichen Gebäudezonen. Die Gebäudeverschattung ist überwiegend gut minimiert. Es überwiegen eher kleine, wenig kompakte Gebäudestrukturen. Insgesamt besticht der Entwurf durch seine klaren und schlüssigen städtebaulichen Ansätze und durch die Ausformung der Baustrukturen und Freiräume im Inneren des Wohngebietes selbst. Er erfüllt dadurch in besonderer Weise die wesentlichen Anforderungen an ein neues Wohngebiet, sowohl bezogen auf die Identität des Standortes als auch auf die Einbindung in die bestehende Offenburger Stadtstruktur.
Die auf den ersten Blick ansprechende städtebauliche Gesamtidee erscheint nach genauerer Betrachtung etwas diffus: einerseits sind Bebauung und Grün fingerartig miteinander vernetzt, andererseits verlaufen drei Streifen Ost-West orientiert und sind mit unterschiedlichen Bautypologien versehen. Diese beiden Ideen konkurrieren miteinander und führen zu einer Schwächung der räumlichen Grundorientierung hin zur freien Landschaft. Auch die Höhenentwicklung ist nicht eindeutig: an der Fessenbacher Str. schafft die punktförmige Bebauung eine neutrale Übergangszone zur existierenden Bebauung, durch die Höhen dieser Stadtvillen wird die Eindeutigkeit dieser Zone etwas geschwächt. Zur Ortenberger Str. existieren einerseits nachvollziehbare Sonderbaukörper, deren Höhenentwicklung und räumliche Anordnung mit den entstehenden Freibereichen zur Straße allerdings fragwürdig, ist ebenso die Grünbereiche und die Orientierung der südlichen Wohnbebauung. Die Vernetzung in Bezug auf das städtebauliche Umfeld und den Grünraum ist dagegen der zentrale und gelungene Gedanke des Entwurfs: die Lage der vorgeschlagenen nord-süd verlaufenden Grünfelder überzeugt, sie greifen angrenzende Verkehrsanbindungen zur Stadt oder mit dem Käfersberger Weg zur Landschaft auf. Allerdings sind sie untereinander nicht vernetzt und es entsteht kein durchgängiges Freiraumsystem. Die Qualität dieser Freiräume ist in Gestaltung und Funktion nicht vertieft. Die Platzierung eines zentralen Quartiersplatzes mit entsprechenden Nutzungen wird positiv gewertet, seine bauliche Fassung überzeugt noch nicht. Die U-förmige Verkehrserschließung des Quartiers ist sinnvoll und pragmatisch, die Stiche im Süden des Plangebiets enden allerdings ohne Wendemöglichkeit, die Wendemöglichkeit im Osten dagegen erscheint überdimensioniert. Der ruhende Verkehr wird überwiegend in TGs organisiert, dadurch entstehen hohe Aufenthaltsqualitäten in gefassten Straßenräumen. Die ost-west orientierten Bautypologien sind hinsichtlich gewünschter Parzellierung und Vielfalt robust und anpassungsfähig. Die gekoppelten Zeilen am Südrand erlauben als Hofsituation die Bildung von Nachbarschaften, sie bieten auch die Möglichkeit zur Bildung von Baugemeinschaften. Die Punkthäuser sind durch eine gemeinsame TG zu einer Einheit verbunden, die Umsetzung dieser großen Einheiten erscheint jedoch sehr urban und damit wenig realistisch. Durch die Ost-West Orientierung der Baukörper ist eine solare Optimierung nicht möglich. Die überwiegend kompakten Bauformen sind dagegen positiv zu bewerten. Das vorhandene Regenrückhaltebecken wird aufgelöst und durch semizentrale Rückhaltung ersetzt. Der Ansatz ist nachvollziehbar. Die teilweise oberflächliche Ableitung von Regenwasser ist zu überprüfen und eher wenig realistisch. Das System ist durch dezentrale private Regenwasser-bewirtschaftungssysteme zu ergänzen, da ansonsten die Ableitungselemente bei weitem nicht ausreichen. Trotz der bezeichneten Kritikpunkte stellt die Arbeit auf Grund ihrer ansprechenden städtebaulichen Gesamtidee, der guten Vernetzung durch Grünräume und der Vielfalt der Bautypologien einen bemerkenswerten Beitrag zur Lösung der komplexen Aufgabe dar. Der Entwurf liegt in der wirtschaftlichen Betrachtung über dem Durchschnitt, die Vermarktbarkeit der Sonderbaukörper zur Ortenberger Str. wird in Frage gestellt.