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Reg.Nr.: 2007-3-05Aufgabe: Städtebaulich-architektonische Lösungsvorschläge für die "Soziale Mitte" im neuen Baugebiet Walldorf-Süd
Auslober: Stadt Walldorf
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten
Zwingende Arbeitsgemeinschaft von Architekten und Landschaftsarchitekten
Teilnehmer: 62 Bewerbungen, 29 (24 + 5) Teilnehmer, 24 Arbeiten
Fachpreisrichter: Dieter Astor, Walldorf; Gabriele D´Inka, Fellbach (V); Ursula Hüfftlein-Otto, Stuttgart; Michael Weindel, Waldbronn; Karl Bauer, Karlsruhe; Odile Laufner, Stuttgart; Andreas Kaupp, Mannheim; Angela Bezzenberger, Darmstadt
Wettbewerbssumme: 79.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 16.11.2007
Die neue Mitte liegt richtig im Zentrum als Erschließungsplatz für alle Funktionen und hat damit alle Chancen für die gewünschte Belebung. Noch besser wäre eine noch stärkere Verbindung mit dem Grünzug aus Südwesten gewesen. Ansonsten ist die Vernetzung mit den benachbarten Gebieten sehr gut ausgebildet. Es entstehen einladende fußläufige Erschließungen in alle Richtungen, auch des Bestandes. Die räumliche Durchbildung zwischen den Gebäuden ist durch die Abfolge von Verengungen und Öffnungen sehr abwechslungsreich. Dabei entstehen für die Nutzungen sehr gut dimensionierte Höfe mit privatem Charakter. Die Erweiterung der Schule ist ohne wesentliche Eingriffe in die Substanz gut gelöst. Der Erweiterungsbau sucht die kurze Verbindung und löst sich doch selbständig ab, wodurch der schöne Pausenhof entstehen kann. Zusätzlich ergibt sich dadurch ein großzügiger Eingang vom Grünzug. Genauso sicher ist die Hawkins-Schule situiert. Die Winkelform der Kinderbetreuungseinrichtungen schafft großzügige geschützte Höfe mit Südostorientierung. Die erdgeschossige Mensa vor der Sporthalle liegt richtig und belebt Zentrum und Platz. Die Idee eines multifunktionalen Platzes, auch vor allem als Spielbereich für die Kinder, wird begrüßt. Die Funktionalität ist in allen Bereichen gleichermaßen durch die klare Erschließung und deren räumliche Qualität für die Kommunikation gegeben. Barrierefreiheit ist bis auf die Obergeschosse im Kindergartenbereich gegeben. Die bauabschnittsweise Realisierung ist bis auf den Zusammenbau von Mensa, Restaurant und soziale Dienste mit der Sporthalle gegeben. Die Wirtschaftlichkeit der angemessenen Architektursprache liegt im mittleren Bereich. Die Außenbereiche der Kindergärten und der große Platz sind sehr gut besonnt. Zur Bauweise werden wenig energieintensive Baumaterialien wie Holz vorgeschlagen.Ein gutes Energiekonzept wird fachlich kompetent beschrieben. Es wird auf Niedrigenergiebauweise hingewiesen. Geothermie wird nicht nur zur Heizung, sondern auch zur sommerlichen Kühlung vorgeschlagen. Auf die sinnvolle Kombination von südorientierten Solarsystemen mit nordorientierten lichtbändern wird hingewiesen. Insgesamt ein Entwurf, dem durch die geschickte Zuordnung der Einzelbereiche und -bauten ein wesentlicher Beitrag zur Ausführung der neuen Mitte, aber auch deren Integration in das Umfeld gelingt.
Die Verfasser bilden mit einer "Piazza", einem Quartiersplatz entlang der Bürgermeister-Willinger-Straße, den Auftakt zur neuen sozialen Mitte Walldorf Süd. Hier mündet der Grünzug von Westen ein, hier sind unter einer hohen Pergola sehr übersichtlich die Zugänge zu allen neuen Einrichtungen gelegen. Wie an einem Rückgrat sind die Häuser aufgereiht; links und recht bilden die Erweiterung der Schillerschule und die neue Mensa die Kopfbauten, das sich dazwischen spannende Dach bildet zugleich Platzwand und Pforte ins Quartier. Der Anbau der Schillschule sowie die Erweiterung der Stephen-Hawkings-Schule sind so gut möglich, allerdings sind die Erschließungswege in beiden Schulen knapp zugeschnitten. Die Nutzungszuordnung in der Schillerschule am wichtigen Eingang an der "Piazza" sollte überdacht werden, bei der Stephen-Hawkings-Schule ist die Anfahrbarkeit nicht gelöst. Die Pausenbereiche der beiden Schulen sowie der "Weg" der Schüler zu Mensa und Sporthalle ist durch die verschiedenartige Behandlung der Außenräume sicher reizvoll. Vom Platz aus legen sich Kindergarten und Kinderkrippen wie "Finger" in den Grünraum, l-geschossige angenehme Häuser, die sich beim Kindergarten besonders gut mit den Freibereichen verzahnen. Die Anordnung der Schlafbereiche müsste allerdings bei den Krippen überprüft werden. Viele Überlegungen zu Synergienutzungen sind umgesetzt, bei der Kinderbetreuung und im Bereich der Mensa und der Turnhalle. Diese vorgeschlagene gemeinsame Nutzung unter Einbeziehung des Foyers und Öffnung auf dem Platz ist auch das ganz besonders Hervorstechende, was diese Arbeit bietet. Der Entwurf liegt von der Kubatur her deutlich über dem Durchschnitt, die geforderten Nutzungen sind weitgehend erfüllt. Eine Erstellung in Bauabschnitten ist möglich. Der BRI ist hoch. Nur eine Dachbegrünung wird zur Regenrückhaltung vorgeschlagen. Zu energetischen Sachverhalten werden bedauerlicherweise keine Aussagen gemacht. Die Stadtpergola hätte zum Beispiel nahe liegend als Photovoltaikfläche vorgeschlagen werden können. Die Arbeit verbindet gekonnt alt und neu, die angestrebte Wirkung der "Piazza" ist auch in den Zwischenschnitten bereits wirksam.
Mit einer großen Geste gelingt eine zusammenhängende bauliche Struktur "unter einem Dach" für alle Funktionen. Durch den geschickten Verlauf der Großform entsteht ein gut dimensionierter Stadtplatz als Endpunkt des Grünzugs, ei großzügiger Freibereich für die Kinderbetreuung und ein gut dimensionierter Schulhof mit Mitintegration der Hawking-Schule. Zu eng ist dabei der Abstand zwischen der Sambuga-Schule und der Hawking-Schule geraten. Sehr gut ist die innere Durchwegungsmöglichkeit und Verbindung aller Frei- und Gebäudebereiche ausgebildet. Die Sporthalle direkt bei den Schulen und am Stadtplatz ist gut platziert. Dasselbe gilt für die Mensa, womit die nötige räumliche Umfassung des Stadtplatzes in einem ersten Bauabschnitt gewährleistet wäre. Der hauptsächlich eingeschossige Kinderbetreuungsbereich ermöglicht für alle den direkten Zugang zum Freibereich. Die teilweise Orientierung nach Nordwesten und Nordosten ist schade. Etwas lang wirkt die Erschließungszone im Kindergarten. Attraktiv ist die unterschiedliche Nutzungsmöglichkeit der Freianlage. Die Wirtschaftlichkeitsdaten sind ungünstig, was an der Angleichung der Dachhöhen von Schulen und Sporthalle liegen könnte. Die Barrierefreiheit ist gegeben. Das bauabschnittsweise Bauen ist möglich. Realisierungsverschiebungen im Kinderbereich sind ohne Auswirkungen auf die Gesamtkonzeption möglich. BRI ist sehr hoch. Die beschriebene Bauweise (Stahlbetonskelett, Holzfenster, Holztafelelemente) ist bezüglich der Herstellungsenergie günstig. Zur Regenrückhaltung wird nur auf begrünte Dachflächen verwiesen. Solarsysteme sollen auf den Dachflächen angeordnet werden. Zwei Drittel der Außenbereiche der Kindergärten sind ungünstig nach Nordwest und Nordost orientiert. Die Schatten der Gebäude sind falsch gezeichnet. Die zeichenhafte Geste der "Klammer" verdeutlicht das neue Miteinander von gewachsener und neuer städtebaulicher und sozialer Struktur.
Der Entwurfsverfasser arbeitet mit einfachen funktional gestalteten Baukörpern. Er orientiert sich mit dieser Entscheidung gestalterisch an der Konzeption der Stadterweiterung Walldorf-Süd, auch im unmittelbaren Übergangsbereich zur Altbebauung. Er lässt den Grünzug von Walldorf-Süd über die Bürgermeister-Willinger-Straße hinweg in einem gefassten Platz enden. Mit diesem Dreiecksplatz und der östlich angrenzenden großen Freifläche bewältigt er die unterschiedlichen Stadtstrukturen von Walldorf-Süd und dem Altort. Insbesondere mit der großen Grünfläche werden ungegliederte Raumsituationen mit einer parkähnlich gestalteten Sportanlage an die Stadtstrukturen von Walldorf-Süd angebunden. Sie eröffnet insbesondere mit den angrenzenden städtischen Flächen weitere städtebauliche Möglichkeiten. Gut gelungen ist die interne Erschließung der Sozialen Mitte, die die ÖPNV-Trasse mit dem Schlossweg verknüpft. Die gewählten Baukörper in ihrer Ausdehnung und Gebäudehöhe fügen sich unaufdringlich sowohl in die bereits bebaute als auch in die geplante Umgebung ein. Die vom Planverfasser vorgeschlagene Erweiterung der Schillerschule, die Positionierung der Stephen-Hawkins-Schule, der Mensa und der Sporthalle schaffen eine gut funktionierende und räumlich differenziert gegliederte Schulanlage. Leider hat es der Planverfasser nicht geschafft, dem Schulbereich insgesamt über einen zentralen Eingangsbereich zusammen mit dem Mensa- und Sporthallenbereich eine "Adresse" zu geben. Die Einrichtungen für Klein- und Vorschulkinder sind modular und funktional gut gelöst und bilden einen sinnvollen Übergang zum angrenzenden Wohngebiet. Hervorzuheben ist die für solche Einrichtungen gewünschte Orientierung der Gruppenräume und Außenbereiche. Die Solitärlösung des Seniorenrestaurants - baulich abgesetzt von der Mensa - widerspricht der Ausloberintention, das Zusammensein von Jung und Alt zu fördern. Die Außenbereiche der Kindergärten sind positiv nach Südost orientiert. Der BRI ist leicht über dem Durchschnitt. Dachbegrünung und wassergebundene Außenflächen sollen Regenwasser zurückhalten. Schlagworte zur energetischen Optimierung sind formuliert, die Mensa erhält überwiegend nur Abendsonne. Gebäudewinkel der Schulerweiterungen bilden stark verschattete Außenflächenbereiche. Abgesehen von heilbaren Mängeln stellt dieser Entwurf einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Sozialen Mitte Walldorf-Süd dar.