Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Reg.Nr: 2004-4-07Aufgabe: Städtebaulicher Realisierungswettbewerb zur Erschließung des Gebietes und seiner Verflechtung mit dem angrenzenden Stadt- und Landschaftsraum
Auslober: Stadt Rottweil
Wettbewerbsbetreuung: STEG Stadtentwicklung Südwest, Stuttgart
Wettbewerbsart: Realisierungswettbewerb als begrenzt offener Wettbewerb
Zulassungsbereich: EWR
Teilnahmeberechtigung: interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaften aus Architekten/ Stadtplanern und Garten- und Landschaftsarchitekten
Teilnehmer: 40 (8 Gesetzte + 32 Geloste)
Fachpreisrichter: Hans-J. Aminde, Stuttgart (V); Angela Bezzenberger, Darmstadt; Andreas Haas, Rottweil; Gunter Kölz, Stuttgart; Günter Telian, Karlsruhe; Volker Trostdorf, Stuttgart; Barbara Wilhelm, Lörrach; Odile Laufner, Stuttgart; Michael Muffler, Tuttlingen
Wettbewerbssumme: 65.000 Euro
Preisgerichtssitzung: 18.02.2005
Mit großer Leichtigkeit und wie selbstverständlich legen sich die drei neuen Baufelder unterschiedlicher Größe auf die vorhandene Topographie und Landschaft. Besonders reizvoll sind die räumlichen Versätze der Baufelder entlang des neuen südlichen Siedlungsrandes und die damit verbundene spannungsvolle Verzahnung mit der angrenzenden Landschaft. Die grünen Fugen im Verlauf der Imster Straße und des Hohlweges nehmen vorhandene und vertraute Wegebeziehungen auf und verknüpfen sie auf differenzierte Weise mit den neuen Bauquartieren. Der besondere Vorzug dieses Entwurfes liegt auch darin, dass das gewählte Thema der Landschaftsverzahnung bis in die einzelnen Baugruppen hinein sowohl am südlichen als auch nördlichen Ortsrand hinein getragen wird und damit abweisende Rückseiten und Randadressen vermeidet. Das Erschließungssystem ist folgerichtig aus dem gewählten Entwurfsansatz entwickelt, mit enger Verknüpfung an das bestehende Straßennetz und guter innerer Orientierung für Bewohner und Besucher. Die verkehrsberuhigte Verbindung der zwei Baufelder im Gebiet Spitalhöhe über den kleinen Quartiersplatz ist geschickt und vermeidet unerwünschten Fremdverkehr. Auch im Gebiet Krummer Weg ist die Erschließung klug gewählt und schlüssig. Das Preisgericht zeigt sich insbesondere überrascht, dass es den Verfassern gelungen ist auch für dies schwierige Plangebiet ein eigenständiges Baufeld zu entwikkeln, das den Dreiklang der Baufelder erst ermöglicht. Die einzelnen Wohngruppen sind räumlich differenziert gefasst und zeigen aufgrund ihrer inneren Erschließung große Offenheit gegenüber veränderter Wohnungsnachfrage. Die verdichtete Bebauung der Geschosswohnungen liegen richtig an zentralen Orten mit hohem Wohnwert und freiem Blick in die Landschaft. Die Vorschläge für den öffentlichen Freiraum sind von gleich hoher Qualität. Die Planungsdaten liegen im mittleren Bereich, dies gilt auch für die Energiebilanz. Der Entwurf gibt eine hervorragende Antwort auf die Frage, wie in diesem empfindsamen landschaftlich geprägten Gelände Freiraum und Bebauung in Spannungsreicher Verzahnung zusammenkommen können bei gleichzeitig hoher Wohnqualität nach innen und ortsbildprägender Identität nach außen.
Die Wettbewerbsarbeit fällt auf durch ein klar ablesbares einfaches Konzept. Die 3 deutlich konzentrierten Baufelder sind topographisch gut in den bewegten Landschaftsraum gesetzt. Zu kritisieren ist hier lediglich das abfallende Ende der südwestlichen Häuserzeile im mittleren Feld. Die Erschließung vom Hausener Kreisel bietet mit den dort angelegten Gehölzen einen angenehmen Auftakt zum neuen Wohngebiet. Die reizvolle Allee stellt eine günstige Verbindung zur Imster Straße und weiter nach Osten zur Stadt her. Die weiteren Zufahrten senkrecht zum Haus funktionieren mit Ausnahme der Zufahrt zu den Einfamilienhäusern im Süden. Die oben genannte Allee erscheint da nur einseitig bebaut zunächst unwirtschaftlich. Jedoch bewirkt die zunächst unbebaute nördliche Fläche einen angenehmen Abstand zum Charlottenwäldle und bietet auch am Strassenknick einen landschaftlich schönen Übergang zum Klosterbachtal. Landschaftlich und verkehrstechnisch sehr günstig gelegen erscheint das Stadtteilzentrum mit den dort vorgeschlagenen möglichen Aktivitäten. Hervorzuheben ist die Vernetzung zu den bestehenden nördlich und östlich gelegenen Wohngebieten. Der Kindergarten ist ungünstig dezentral angeordnet. Die Parkierung ist sehr wirtschaftlich angelegt. Die südlich bzw. westlich vor den Geschosswohnungen liegenden Parklätze dürften allerdings die Wohnqualität dieser Wohnungen einschränken. Ebenso steht die Wirtschaftlichkeit der Carports im Gegensatz zum Komfort eines nahe dem Haus gelegenen Stellplatzes. Die Zahl der angebotenen Wohneinheiten liegt im mittleren Bereich, bei den Geschosswohnungen besteht zwischen Berechnung und Modell gegenüber den im Plan eingetragenen Geschosszahlen eine Differenz. Die gewünschte Vielfalt der einzelnen Bautypen ist dargestellt und möglich. Eine Parzellierung im Einzelnen und die Realisierung in Bauabschnitten sind in einfacher Form gegeben.Der Wert des Entwurfes liegt in einem sparsamen Umgang mit dem Gelände, in behutsamen Umgang mit der Landschaft und leistet damit eine wirtschaftliche und entwicklungsfähige Lösung.
Die Idee für die Bebauung Spitalhöhe – Krummer Weg neigt in der Anordnung von clusterartigen Feldern mit jeweils einem Mix aus unterschiedlichen Wohnformen, die landschaftlich gegliedert sind. Damit ist ein nachfrageorientiertes Konzept dargestellt, das sich abschnittsweise gut realisieren lässt, allerdings mit einer relativ geringen Anzahl an Wohneinheiten. Die Bebauung weist eine negative Energieeffizienz auf.Eine vom Kreisel Hausener Straße bis zur Imster Straße gespannte Haupterschließungsstraße bildet das Rückgrat der Cluster. Hier sind auch die mehrgeschossigen Wohnhäuser angesiedelt. Besonders an den Zugangsräumen sind diese städtebaulich und landschaftlich falsch platziert.Mit Versetzen im Verlauf der Haupterschließungsstraße wird das zügige Durchqueren verhindert. Die Länge der abzweigenden Erschließungsgassen ist teilweise problematisch. Die Bilanz zeigt ein Defizit an Stellplätzen. Sie sind hinsichtlich der Gestaltung und Nutzung des öffentlichen Raumes nachteilig angeordnet. Die Grünzäsuren sind landschaftlich und städtebaulich in richtiger Lage eingefügt. Sie betonen topographische Gegebenheiten und akzentuieren das Baugebiet. Die kleineren keilförmigen privaten Grünflächen sind problematisch für die Gewährleistung des Entwässerungskonzeptes, das insgesamt nicht schlüssig dargestellt ist. Obwohl mit dem Bebauungskonzept eine gute und logische Absicht dargestellt ist, fehlt dieser bei der Einlagerung der Cluster in die vorgefundene Landschaft, dass an ihr auch visuelle Teilhabe entstehen kann. Bebauung und Landschaft stärken sich nicht gegenseitig . Die qualitativen Potentiale sind nicht ausgeschöpft, weil letztlich die Cluster auf sich selbst bezogen bleiben und die Grünzäsuren lediglich gliedernde nicht steigernde Elemente sind.
Die städtebauliche Entwurfsidee versucht, weitgehend sowohl die Bewegung der bestehenden Bebauung als auch den Verlauf der Topographie aufzunehmen. Lediglich im westlichen Randbereich wird diese Zielsetzung in nicht nachvollziehbarer Weise gegen die Geländeneigung verlassen. Generell ist positiv anzumerken, dass eine durchgehende Parallelität der Bebauung durch Verschwenkungen und Versätze vermieden wird, jedoch sind keine öffentlichen Räume mit besonderer Qualität erkennbar. Dazu trägt auch die fehlende Gliederung des Gesamtgebietes durch Freiräume zwischen dem Charlottenwäldle und dem südlichen Landschaftsraum bei. Die vereinzelten Obstgärten können diese Funktion allein nicht ersetzen, auch wenn anerkannt wird, dass die bestehende Obstbaumwiese („Apfelgarten“) erhalten bleibt. Die verkehrliche Anbindung an die Imster Straße und die Hausener Straße ist richtig gewählt. Allerdings ist die Einführung der westlichen Erschließungsstraße in das Wohngebiet nicht akzeptabel, da die städtebaulich-räumliche Ausbildung eines Stadteinganges in das Gebiet völlig fehlt bzw. an einer beliebigen Stelle erfolgt. Dazu trägt auch die weite Zurückführung der Erschließungsstraße in das nördliche Wohngebiet bei. Die gewählte innere Erschließung über Anliegerstraßen und Wohnwege ist mit einem angemessenen Flächenanteil realisierbar. Die vorgeschlagene Verteilung der baulichen Dichte, zunehmend von Nord nach Süd, ist zwar von der Planungsidee her nachvollziehbar, hat jedoch den Nachteil, dass einzelne Realisierungsabschnitte mit Gemengevielfalt nur schwerlich oder durch eine Änderung des Entwurfsansatzes umgesetzt werden können. Zudem ergibt die durchgängige vorgeschlagene Einfamilienhausbebauung am Südrand des Gebietes keinen prägenden Siedlungsrand. Der vorgegebene Anteil an Geschosswohnungsbau wird deutlich unterschritten, die Gesamtflächenbilanz lässt jedoch eine gute Wirtschaftlichkeit erwarten; allerdings auf Kosten eines sehr geringen Anteils an öffentlichen Frei- und Grünräumen. Bei den Aspekten der Regenwasserableitung bzw. –rückhaltung werden keine näheren Angaben gemacht, die energetischen Anforderungen sind nur im begrenzten Maß erfüllt. Insgesamt zeigt der Entwurf zwar positive Ansätze im Umgang mit der Baustruktur und der prägnanten Topographie, jedoch sind Schwächen in der räumlichen Qualität der Haupterschließung, der Freiflächengliederung und der bautypologischen Ausformung erkennbar.
Die städtebauliche Idee, die Bebauung in sechs Baufelder mit Aussicht in die Landschaft zu gliedern und sie versetzt zueinander anzuordnen, wird positiv gesehen. Die zur Sonne orientierten Gebäude ermöglichen eine konsequente passive Nutzung der Sonnenenergie. Jedes Baufeld bietet in sich eine Mischung von verschiedenen Haustypen an, was eine abschnittweise Realisierung begünstigt. Die höhere Bebauung jeweils an Freiflächen im Norden anzusiedeln ist richtig. Der nördliche Rand zum Charlottenwäldle ist differenziert und interessant. Durch die Einfachheit des Bebauungssystems ist eine große Flexibilität innerhalb der Haustypen gegeben, die sich am Bedarf orientieren kann. Im Inneren der Quartiere schaffen kleinere Aufweitungen maßstäbliche Freiräume mit Begegnungsmöglichkeiten. Die Zwischenräume zwischen den Baufeldern bleiben in ihren Aussagen eher vage, stellen aber ein positives Angebot dar. Unverständlich ist die Erschließung im westlichen Baugebiet von Süden, den Berg hinauf. Die Erschließung insgesamt über Stichstraßen mit den vorgeschlagenen Längen wird als äußerst problematisch gesehen, insbesondere in Bezug auf die Ver- und Entsorgung. Eine Orientierung für Externe ist nur schwer möglich. Die Baufelder sind untereinander nicht miteinander verbunden. Der von den Verfasser/ innen vorgetragene Grund den Grünzug dadurch autofrei zu halten wird als Absicht gewürdigt, in der Umsetzung jedoch nicht glaubwürdig geplant (Wendehämmer berühren sich fast). Positiv wird die Platzierung des Kindergartens an zentraler Stelle im Neubaugebiet gesehen. Der große Anteil an öffentlichem Grün ist aus ökonomischen Gründen für die Gemeinde schwer realisierbar. Unter ökologischen Gesichtspunkten stellt die Arbeit über ihre energieeffiziente Gebäudeausformung und –orientierung einen positiven Beitrag dar. Insgesamt wird eine Idee vorgetragen, die eine Identifikation und eine besondere Charakteristik vermittelt, wenngleich, auch die Mängel in der Erschließung und der hohe Anteil des öffentlichen Grüns eine Realisierung erschweren.