Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Reg.Nr.: 2008-1-06
Aufgabe: Bauwerksplanung für den Neubau einer Stadthalle mit großem Saal für 500 Personen, Bühne und Vereinsräumen in Bönnigheim
Auslober: Stadt Bönnigheim
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 195 Bewerbungen, 21 Teilnehmer, 12 Arbeiten
Fachpreisrichter: Prof. Peter Cheret, Stuttgart; Joachim Eble, Tübingen; Prof. Jo Frowein, Freiburg; Dr. Eckart Rosenberger, Fellbach (V); Beatrice Soltys, Besigheim; Oliver Sorg, Stuttgart
Wettbewerbssumme: 53.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 23.04.2010
Der weitgehend eingeschossige, langestreckte Baukörper fügt sich sehr gut in die vorgegebene städtebauliche und landschaftliche Situation des Amann-Quartiers ein. Die Erschließungsseite dockt in großzügiger Weise an die Promenade der Bleichwiese an. Alle Foyer-, Saal- und Aufenthaltsflächenmit der Aussenterrasse orientieren sich nach Süden und Osten in die Parklandschaft des renanurierten Bauchlaufs. Damit respektiert der Entwurf die Ideen des städtebaulichen Rahmens. Die Formensprache zielt auf eine skulpturale Einheit mit einer Natursteinfassade, die Bezug aufnimmt zur Materialität der Stadtmauer. Aus dieser Sicht sind die langgestreckten, leicht geneigten - mit Naturstein belegten - Dachflächen als "Fassade" nur konsequent. Allerdings ist die städtebaulich wichtige Ostfassade mit Bezug zum Schloss eher unter-repräsentativ. Die innere Organisation ist im Wesentlichen großzügig, übersichtlich und konfliktfrei, mit Ausnahme der Unterteilung des Saals. Hier entstehen ungünstige Raumzuschnitte mit ungünstigen Proportionen und nicht nutzbaren Flächen. Die WC-Anlagen sind kompakt zusammengefasst. Allerdings entsprechen sie nicht in vollem Umfang den Anforderungen bei den öffentlich zugänglichen Anlagen. Aufgrund der Dachgestaltung bietet der Entwurf im Bereich des Foyers eine zusätzliche Galerieebene an, deren Nutzung flexibel angedacht werden kann. Die Freiraumbereiche sind gut zoniert und orientiert. Allerdingswirkt die Stegverbindung über den Bach verkrampft und stört empfindlich die Renaturierungslandschaft. Obwohl der Entwurf im A/V-Verhältnis über dem Durchschnitt liegt, ist durch die vergleichsweise geringe Kubatur dennoch eine wirtschaftliche Bauweise zu erwarten. Allerdings bedeutet die Naturstein-Dachfassade einen hohen Aufwand. Das Energiekonzept zielt auf eine C02-neutrale Energieversorgung und entspricht den zukünftigen Anforderungen an öffentliche Gebäude. Die Haustechnikkomponenten sind angemessen gelöst, allerdings wird die Lage im Obergeschoss kritisch bewertet. Insgesamt entspricht der Entwurf mit seinem behutsamen Einfügen in den städtebaulichen und landschaftlichen Rahmen, seiner eindeutigen und sensiblen Bauskulptur und seiner insgesamt klaren Organisation mit transparenten und vielfältigen Raumbeziehungen den Erwartungen der Auslobung an eine selbstbewußte und dennoch bescheidene Stadthalle.
Eine sehr gute Ablesbarkeit von Stadthalle und Vereinshaus entsteht durch die klare Gliederung der Baukörper. Die Maßstäblichkeit der Baukörper fügt sich wohltuend in den städtebaulichen Kontext. Die Erschließung und die innere Organisation sind sehr funktional und werden in vollem Umfang den Ansprüchen gerecht. Insbesondere die räumliche Trennung von Vereinshaus und Stadthaus werden von der Jury begrüßt. Der Haupteingang mit dem langgestreckten Dach ist sehr repräsentativ. Der Windfang sollte überarbeitet werden. Das langgestreckte Foyer verbindet gelenkartig die Stadthalle mit dem Vereinshaus. Dadurch sind Blickbeziehungen von dem Foyer sowohl in Richtung historische Altstadt als auch auf die südliche Auenlandschaft möglich. Dem Foyer im Süden vorgelagert befinden sich eine überdachte Außenterrasse, die eine hohe Aufenthaltsqualität verspricht. Da die Wege zwischen Aussenbereich und Küche lang sind, sollte eine zusätzliche Möglichkeit für die Bewirtung vorgesehen werden. Durch die differenziert gestalteten Zugangssituationen und der Vorbereiche verknüpft sich das Gebäude sehr gut mit dem Außenraum. Die Promenade führt direkt zu dem längsgestreckten, überdachten Haupteingang. Es entsteht eine attraktive Zugangssituation vis a vis zur Altstadt. Aufgrund des stark gegeliederten Baukörpers entsteht ein nicht ganz optimales A/V-Verhältnis. Die vorgeschlagene Fußbodenheizung und -kühlung ist sinnvoll und gut. Insgesamt ist das angedachte Energiekonzept sinnvoll. Die Wirtschaftlichkeit ist durchschnittlich. Die Kennziffer BRI ist günstig. Die vorgeschlagene Konstruktion ist einfach und wirtschaftlich realisierbar. Die Fassade ist im Betrieb pflegeleicht und langlebig. Der Entwurf ist ein überzeugender und der Situation angemessener Beitrag. Die Architektursprache ist klar und unprätentiös.
Die Ausbildung des Stadthallenkomplexes in zwei Bauteilen (Körper), die durch ein gemeinsames Foyer gebunden werden, ist nachvollziehbar und reagiert auf die städtebaulichen Randbedingungen. Die kopfartige Ausbildung und das Hinwenden des Baukörpers der Vereinsräume zum Schloß kann nachvollzogen werden, ist jedoch nicht der Hauptzugang. Deshalb befremdet auch die sehr kraftvolle Auskragung. Die Anlagerung reiner Nebenräume zum Festplatz befremdet. Der eigentliche Zugang zur Stadthalle wendet sich der Bleichwiese zu und wirkt eher zufällig. Foyer und teilbarer Saal sind gut proportioniert, die Andienung über die Küche funktioniert direkt. Zur Burgstraße bietet die Stadthalle leider nur eine Rücksituation mit sehr opulenter Andienung. Das Stuhllager auf der Ostseite des Foyers ist etwas abgelegen. Das Aufklappen der Wände wirkt im Entwurf fremd. Ein Behinderten-WC wird vermisst. Der zweite Rettungsweg fehlt. Die äußere Erschließung der weißen Kuben auf der Bleichwiese ist ein etwas fremdes Bild und lässt den Bezug zu Bönnigheim an dieser Stelle vermissen. Die Behandlung der Promenade in ihrer sehr breiten Ausformung nimmt dem Bachraum die Parkqualität. Von den Kennwerten liegt der Entwurf im eher oberen, ungünstigen Bereich. Aussagen zu Gebäude- und Haustechnik sind wenig detailliert und nicht ganz schlüssig, die Lage der Technikräume kritisch. Der Entwurf stellt eine solide Lösung zur gestellten Aufgabe dar. Lässt jedoch Atmosphäre und Ausstrahlung vermissen.
Die Grundidee des Entwurfes beinhaltet den fliessenden Übergang des östlichen Landschaftsraumes vom Schloss über das Foyer bis in den flexibel zu öffnenden Saal. Allerdings "begrüßt" die vollkommen geschlossene Nebenraumspange die Spaziergänger und die Besucher aus der Stadt oder aus den Parkraumzonen. Das wirkt sehr abweisend und wird nachteilig bewertet. Die Grundidee des fliessenden Raumes lässt sich aber nicht aus der Modell und Grundrissbetrachtung ablesen. Die klare Gliederung in einen hohen Hauptbaukörper und einer flachen Nebenrauspange verbunden durch eine Glasfuge lässt eine orthogonale Raumaufteilung vermuten. Der wohl aus akustischen Gründen konisch zugeschnittene Saal mit seinen über Eck flexibel öffenbaren Elementen hat zur Folge, dass sowohl im Aussen- als auch im Innenbereich undefinierte Räume entstehen. Das aus dem Grundriss zu erlesene Element Treppe/Regieraum bekommt eine Wertigkeit, die weder funktional gerechtfertigt sowie auch nicht in der Fassade ablesbar ist. Der Regieraum funktioniert bei der Raumteilung des Saales nicht. Die Nebenraumspange mit der Anordnung WC/Küche ist funktional unvorteilhaft. Als sehr nachteilig wird die Lage und Erschließung der Vereinsräumlichkeiten eingeschätzt. Diese sind nur durch die Öffnung des Gesamthauses nutzbar. Der Technikraum ist nicht erschlossen. Das konstruktive Gerüst als Stahlbetonbau zu konzipieren ist aufgrund von zu wünschenden Stützenfreiheiten nachvollziehbar, aber nicht konsequent durchdacht. Die Natursteinfassade des hohen Baukörpers sowie die Holzplattenfassade der Nebenraumspange bilden keine nachvollziehbare entwurfliche Einheit. Das energetische Konzept ist nicht ausreichend dargestellt. Insgesamt wird die Idee des fließenden Raumes positiv bewertet. Allerdings wurde der Gedanke nicht in allen Bereichen konsequent durchgearbeitet und letztendlich durchgesetzt.