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Reg.Nr.: 2008-1-10Aufgabe: Entwicklung einer städtebaulichen Konzeption um die Thermalbadgrundstücke in Bad Ball als Erweiterungsstandort der WALA Heilmittel GmbH zu nutzen sowie ein Neubau des Technikums
Auslober: WALA Heilmittel GmbH, Bad Boll
Wettbewerbsart: Realisierungswettbewerb als Einladungswettbewerb in Form eines kooperatives Verfahrens
Teilnahmeberechtigung: Architekten und Landschaftsarchitekten in zwingender Arbeitsgemeinschaft
Teilnehmer: 6 ausgewählte Teilnehmer, 6 Arbeiten
Fachpreisrichter: Prof. Jörg Aldinger, Architekt, Stuttgart; Angela Bezzenberger, Landschaftsarchitektin, Darmstadt; Prof. Carl Fingerhuth, Architekt, Zürich (V); Prof. Manfred Hegger, Architekt, Kassel; Prof. Rüdiger Kramm, Architekt, Stadtplaner, Darmstadt; Prof. Ulrike Lauber, Architektin, München; Prof. Arno Sighart Schmid, Landschaftsarchitekt, Leonberg; Johannes Kappler, Architekt, Nürnberg
Wettbewerbssumme: 99.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 27.11.2008
Es überrascht, in welcher Weise es den Verfassern des Entwurfs gelingt, die aus dem Zwischenkolloquium bekannte Großform mit Einschnitten in eine landschaftsgerechte aufgelöste Struktur zu übertragen, die zudem die Anforderungen an Bauabschnittsbildung und Veränderbarkeit in vollem Umfang erfüllt. Die aus einer Zellstruktur abgeleitete Formensprache geht unmittelbar auf die Unternehmensphilosophie und die gestalterischen Erwartungen der WALA ein. Um einen künstlich angelegten See entsteht ein Firmensitz, der seine besonderen Bezüge zur Natur, wie zum Element Wasser unmittelbar zum Ausdruck bringt. Die einzelnen Bauteile können in Form und Größe exakt die baulichen Anforderungen abbilden. Neben der Wasserfläche als verbindendes Element wirkt ein die Baukörper zusammenführendes Dach über die Geschossebene, das aufgrund der vorzufindenden Topografie im Osten direkt in den Landschaftsraum übergeht. Die Adressbildung in Richtung Kurpark überzeugt. Die Zuwegung vom Westen mündet über eine Brücke direkt in das Foyer, von dem aus alle Nutzungen übersichtlich erschlossen sind. Die ruhige Atmosphäre der Wasserflächen wird durch die Gestalt der begrenzenden Baukörper, besonders jedoch durch das verbindende Vordach entlang des Ufers noch verstärkt. Die Körnigkeit der Zellstruktur nimmt Rücksicht auf den empfindlichen Landschaftsraum und die umgebende Bebauung. Der Freiraum kann ohne Beeinträchtigung der Sicherheitsbedürfnisse des Unternehmens als öffentlicher Landschaftsraum von der Bevölkerung wie von den Kurgästen genutzt werden. Besonders bemerkenswert ist der vorgeschlagene Fußweg von der Badstraße zur Immenau. Diese Freiraumqualitäten werden auch durch die getrennte Anlieferungsstraße erreicht, die in den ersten Bauabschnitten allerdings einen erheblichen Aufwand mit sich bringen würde. Das Raumprogramm kann als erfüllt gelten; lediglich die Anordnung der Abteilung "Reinigung" wird wegen mangelndem Ausblicks und Tageslichtbezug als kritisch betrachtet. Absehbare Veränderungen des Raumprogramms werden das Gesamtkonzept nicht in Frage stellen. Auch die geschwungenen Gebäudeprofile beeinträchtigen die Funktionalität der verschiedenen Nutzungsarten überraschenderweise kaum. Ein Konzept für die Gebäudekonstruktion wurde im Einzelnen noch nicht nachgewiesen. Eine Realisierbarkeit ist jedoch aufgrund der Kleinteiligkeit und der Rationalität der Gesamtanlage nicht in Frage zu stellen. Weder der Umgang mit der Gebäudehülle noch das vorgeschlagene gebäudetechnische Konzept können energetisch bisher überzeugen. Hier wäre zwingend Nacharbeit von Nöten. Die wirtschaftlichen Kennwerte liegen im Mittelfeld der eingereichten Projekte. Die vorgeschlagene Freiraumgestaltung, insbesondere die Wasserfläche und die Pflanzenfelder, benötigen hohen Investitions- und Pflegeaufwand. Der Nachweis der Stellplätze im Norden ist zu überdenken, das vorgespiegelte Bild der Fortführung einer Streuobstwiese über die mehrgeschossige Parkanlage dürfte mit angemessenen baulichen Mitteln nicht erreichbar sein. Insgesamt bildet der Beitrag einen überzeugenden Ansatz zu einer anspruchsvollen Lösung für die besonderen Anforderungen des Auslobers.
Die lockere Anordnung von Clustern zur Generierung eines Campus für die Wala ist das tragende, durchgängige Gerüst des Entwurfskonzepts. Das Konzept wird folgerichtig von der systemimmanenten typologischen Ambivalenz geprägt. Die lockere Anordnung der Cluster erzeugt differenzierte Wege und Raumbeziehungen. Landschaftsplanerische Elemente können themenbezogen den Clustern zugeordnet werden. Das Konzept unterschiedlicher Gartenanlagen ist sehr begrüßenswert und passt zur Unternehmensphilosophie der WALA. Die Großform erlaubt eine Individualisierung im Binnenbereich, deren Ausformung in den Gärten von hoher Qualität ist. Dagegen stehen die Wegelängen, insbesondere die Trennung von Funktionsbereichen ohne geschützte Verbindung und die mangelnde Qualität der Anlage in den ersten Entwicklungsphasen. Hier ist insbesondere der erste Abschnitt im Norden als belastend für Landschaft und Freiraum zu benennen. Im vorgetragenen Entwurf entsteht eine besondere Diskrepanz zwischen der formalen Auflösung der Cluster und der dennoch verdichteten Gesamtwirkung. Die campusartige Struktur ist begrüßenswert, die Formgebung allerdings wird vom Auslober als zu hart und teilweise aggressiv –als nicht WALA-gemäß– empfunden. Möglicherweise wäre weniger Differenzierung und auch weniger erlebbare bauliche Verdichtung vorteilhafter gewesen. Die dezentrale äußere Erschließung ist im Clustersystem logisch, allerdings mit großen Nachteilen behaftet. Die flächige Verteilung von PKW Stellplätzen könnte zum bestimmenden Bild in den Außenanlagen werden. Die Aufteilung der Logistik in zwei Anlieferungshöfe ist nicht zu akzeptieren. Die Cluster sind grundsätzlich als Hallentypus mit an- und eingefügten Funktionsbauten ausgeführt. Der "soziale" Ort der Halle entspricht den Vorstellungen eines kommunikativen Lebens in der Wala. Der Bruch in der architektonischen Struktur zu den funktionalen Bereichen erscheint zu deutlich. Der Versuch die freigeformten Hallenbauwerke mit den Funktionsbauten gestalterisch zu verbinden erscheint artifiziell und überinstrumentiert. Die Formensprache sucht einen eigenständigen Formenkanon zu entwickeln, der sich zu sehr an einem vermuteten organischen Baustil orientiert und zu wenig aus der Struktur und dem Wesen der Bauwerke entwickelt ist. Das Energiekonzept ist realistisch, sinnfällig und ausgewogen. Sehr gute Behaglichkeit verbindet sich mit hoher Energieeffizienz auf harmonische Weise. Der Entwurf erfüllt das Raumprogramm nicht. Der Mangel an Flächen wird durch die komplizierten Raumzuschnitte noch verschärft. Allerdings ist er strukturell flächen- und volumenwirtschaftlich und lässt auch bei einer Anpassung an das vorgegebene Raumprogramm eine gute Wirtschaftlichkeit in Investition und Unterhalt erwarten. Insgesamt ist der Entwurf durch die bewährte Idee eines Campus geprägt, kann aber in Funktion und Detail nur teilweise überzeugen.
Im Bebauungsvorschlag wird der neue Gebäudekomplex als ein Gesamtensemble in den bestehenden Landschaftsraum gesetzt. Die Anlage besteht aus einem zusammenhängenden Sockelgeschoss, auf das 11 Baukörper aufgesetzt sind. Zwei dieser Baukörper sind als Sonderelemente gestaltet: das Hochregallager als goldene Schatzkammer und der Lichthof als elliptisches Volumen. Durch diese Maßnahmen gelingt es insbesondere die Produktionsflächen im Sockelgeschoss verträglich in die Landschaft zu integrieren. Jedoch wird die maßstäbliche und gestalterische Ausformulierung der Sonderbaukörper und die Lage des Lichthofs kritisiert. Die Gesamtanlage wirkt als abgeschlossene Einheit, die keinen Mehrwert für die Gemeinde bietet. Es gibt lediglich einen öffentlichen Zugang aus westlicher Richtung. Da an dieser Stelle auch die Zufahrt zur Tiefgarage mit 750 Stellplätzen angeordnet ist, wirkt das Entree auf Mitarbeiter und Gäste wenig einladend. Die öffentliche Nutzung der Dächer wird als nicht realistisch angesehen und kann für firmenfremde Nutzer auch keine Aufenthaltsqualität bieten. Weitere Wegevernetzungen werden nicht aufgezeigt. Positiv wird die differenzierte Wahrnehmung des Gebäudekomplexes aus den unterschiedlichen Himmelsrichtungen bewertet. Jedoch bleiben die Aussagen zur endgültigen Fassadegestaltung beliebig. Die durch den Aspekt der Nachhaltigkeit begründete Verteilung von offenen und geschlossenen Fassadenelementen kann nicht nachvollzogen werden. Weitere energetische Fragestellungen werden zu allgemein beantwortet. Textliche Hinweise finden sich nicht im Gebäudeentwurf wieder. Die interne Organisation der Funktionsfläche ist konventionell. Es fehlen allerdings Kommunikationsflächen. Die vorgeschlagene Doppelerschließung über die grünen Dächer und die Produktionsanlagen wird ebenfalls kritisch bewertet. So sehr der Gebäudekomplex in seiner Endausbaustufe überzeugt, so fraglich ist die Qualität der einzelnen Bauabschnitte. Der Bau des Technikums im ersten Bauabschnitt bedingt zudem die Realisierung von Produktionsanlagen im Erdgeschoss. Die Aufteilung des Technikums erscheint willkürlich und nicht praktikabel. Grundsätzlich wird die Originalität der grundlegenden Idee für die Bebauungsstruktur gewürdigt. Allerdings wird das Potenzial dieser Idee nicht ausgeschöpft.