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Reg.Nr.: 2006-1-20Aufgabe: Entwicklung eines realisierbaren Planungskonzeptes für eine qualitativ hochwertiges innerstädtisches Quartier mit unterschiedlichen Wohnnutzungen
Auslober: Siedlungswerk, Stuttgart, St. Anna-Stiftung Ellwangen
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 12
Fachpreisrichter: Prof. Dr. Hans-Joachim Aminde, Berlin (V); Dr. Detlef Kron, Stuttgart; Heiner Giese, Rottenburg/Stuttgart; Bruno Möws, Stuttgart; Folker Trostdorf; Prof. Ursula Steinhilber; Dieter Broghammer; Maja Djordjevic-Müller; Prof. Jörg Stötzer; Heinrich Sonntag
Wettbewerbssumme: 80.000 Euro (inkl. MwSt.)
Preisgericht: 23.03.2006
Die Prägnanz und Klarheit der Bebauungskonzeption überzeugt mit der "Winkelgruppe" der Pflegeanlage/Betreutes Wohnen und gleichzeitig mit den 3 "Wohnwinkel" die vielfältige Freiräume in Höfen bilden. Dabei wird in besonderer Weise auf den Maßstab der Umgebungsbebauung nach Höhe und Gebäudelänge eingegangen. Ebenso ist die Kita und vorgelagerter Spielhof im Bestandsbau mit wenigen Ergänzungen gut einbezogen. Eine weitere große Qualität dieser Arbeit liegt in der differenzierten Ausbildung aller Freiräume. Die Dürrheimerstraße wird selbstverständlich durchgeführt und die Nord- Südverbindung zur Wildunger Straße lässt genügend Freiraum für Kindergarten und Pflegeheimbewohner. Auch das Ineinandergreifende dieser Freiräume verspricht eine hohe Qualität. Die Lage des Pflegeheims ermöglicht eine eindeutige Zuordnung des internen Freiraumes für das Pflegewohnen und dem Kindergarten mit der positiven Möglichkeit einer beidseitigen Durchdringung. Der Quartiersplatz als Teil der Nord-Süd-Querung liegt richtig und ruhig im Zentrum der Anlage und erhält klare Raumfassungen und ist mit seiner Dimension ein gut nutzbarer öffentlicher Raum des Gebietes. Die Wohnungen besitzen eigene private Gärten als direkt zugeordnete Freiräume mit hoher Qualität. Die einheitliche aber gegliederte Baustruktur für Eigentums- sowie geförderten Wohnungsbau in "Winkeln" wird positiv bewertet. Auch die Maßstäblichkeit der Wohnbebauung überzeugt, ebenso die guten Grundrisse. Die vorgeschlagenen Fassaden, mit wiederholten Elementen, aber differenziert angeordnet, geben dem Quartier ein unverwechselbares Gesicht. Die Nutzungen im Bestand (Kita, Wohnen für Menschen mit Körperbehinderung und die Seniorenwohngruppe) sind so untergebracht, dass sie die vorhandene Struktur erhalten und trotzdem den nutzungsspezifischen Anforderungen gerecht werden. Die Altenpflege weist eine gute Gesamtorientierung auf Bezug zur Himmelsrichtung, Orientierung Eingangsbereich zum Platz- und Garten an der Südseite. Alle Funktionsräume liegen richtig nach Norden, die Aufenthaltsbereiche sowie Zimmer wünschenswert nach Süden, Osten, Westen. Insbesondere die mittige Lage des Gemeinschaftsbereiches zwischen 2 Pflegegruppen mit zu loben. Der Multifunktionsbereich ist gut mit Aufenthaltsbereichen koppelbar. Insgesamt liegt der Entwurf, etwa Wohnungsgröße im Schnitt und Relation Nutzfläche zu umbauter Raum, vergleichsweise im wirtschaftlichen Bereich. Eine abschnittsweise Realisierung ist gut möglich. Selbst die Zufahrten zu den 3 geplanten Tiefgaragen liegen dezentral, so dass das Verkehrsaufkommen nicht an einer Stelle massiert auftritt. Insgesamt ist die Arbeit ein sehr guter Beitrag zur gestellten Aufgabe.
Der Entwurf überzeugt durch eine einfache aber städtebaulich klare Grunddisposition. Der Verfasser baut das neue Quartier mit neuem Programm wie selbstverständlich weiter. Die innere Führung und Aufenthaltsqualität der neuen Straßen- und Platzfolge ist schlüssig aus den Randbedingungen entwickelt und differenziert gestaltet. Der Quartiersplatz liegt zentral als Abschluß der Dürrheimer Straße, er ist gleichzeitig Eingangsplatz zum Pflegeheim und den Betreuten Altenwohnungen sowie Ausgangspunkt des Fußweges zur Wildunger Straße, vorbei an dem großzügig geöffneten Spiel- und Freibereiche der Kita. Der 3. große Freibereich ist das maßstäblich gut gefasste "grüne Zimmer" im offenen Hof der Eigentumswohnungen. Die wechselnden Orientierungen fast aller Wohnungen zu einem dieser verschiedenen Freibereiche, lässt eine hohe Wohnqualität erwarten. Darin liegt im wesentlichen die Qualität des Entwurf. Die räumliche Fassung der verschiedenen Baugruppen und Nutzungen ist maßstäblich gut aus dem städtebaulichen Kontext entwickelt. Vertikale Fugen, insbesondere in den Eckbereichen sowie horizontale Höhenstufungen führen zu einem lebendigen und funktionalem schlüssigen Gesamtkonzept aus einem Guss. Grundrissorganisation und architektonische Gestalt sind wie selbstverständlich aus dem gewählten Entwurfsansatz entwickelt. Eigentumswohnungen und geförderte Wohnungen zeigen gleiche Bauelemente, gleich gute Wohnqualität und eine einprägsame Architektursprache im Sinne einer ganzheitlichen Gebäudeplastik einschließlich Sockel und Dachabschluß. Das Pflegeheim liegt gut, mit eigener Adresse, Vorfahrt und eine große Zahl von Stellplätzen an der Dürrheimer Straße aber auch am neuen Quartiersplatz. Die Organisation als Hofanlage lässt eine optimale Umsetzung des Raumprogramms zu. Alle Gemeinschaftsbereiche liegen mittig zu den Pflegegruppen, sind einzeln nutzbar, aber auch gemeinsam nutzbar. Mit Ausnahme von 4 Pflegezimmern liegt kein Zimmer nach Norden. Lediglich die Gebäudehöhe schränkt die Aufenthaltsqualität und Belichtung des knapp bemessenen inneren Gartenhofs unerwünscht ein. Die Betreuten Altenwohnungen im 2. – 4. Obergeschoss über dem Pflegeheim haben ebenfalls eine eigene Adresse an der Dürrheimer Straße. Die Organisation als Erschließung orientiert ebenfalls keine Wohnung nach Norden. Die innere Erschließung lässt eine gute Orientierung mit wertvollen Ausblicken nach außen und in den Gartenhof zu. Auch die Tiefgarage ist übersichtlich organisiert. Im Prinzip sind 3 Tiefgaragen mit getrennten Zufahrten möglich. Eine davon liegt unter dem Pflegeheim. Die Kita liegt im bestehenden Altbau mit großem eigenen abtrennbaren Spiel- und Freibereich. Der Entwurf lässt sich in einem Bauabschnitt realisieren. Seine wirtschaftlichen Daten liegen im mittleren Bereich. Insgesamt gibt der Entwurf eine schlüssige Antwort und die Frage, wie an diesem nicht einfachen Standort die Nutzungen trotz hoher baulicher Dichte mit guter Wohnqualität realisiert und in das vorhandene Stadtquartier integriert werden können. Durch Einrücken eines Baukörpers wird die Dürrheimer Straße sehr subtil aufgefangen, bevor sie durch Treppen auf die Kreuznacher Straße hochspringt . Von diesem Platz aus führt ganz selbstverständlich die Nord-Süd-Querung zur Wildunger Straße. An dieser liegt der gut proportionierte Freiraum des Kindergartens. Mit dem privatnutzbaren Wohnhof ergeben sich klar zugeordnete Freiräume für öffentliches, halböffentliches und Grün.
Insgesamt entsteht eine einprägsame einfache Gesamtbebauung bei der das generationsübergreifende Wohnen als ein gegliedertes Quartier bildet, dass sich in drei abstrakten L-Figuren im Lageplan "lesen" ließe. An der Dürrheimerstraße entwickeln sich die geforderten Eigentumswohnungen in vier wohlproportionierten Stadthäusern. Die geförderten Wohnungen bilden zusammen mit dem Pflegeheim und Wohnverbund die öst- und südliche Quartiersgrenze. Eine verbindende Ecke beider Nutzungsteile eine betont städtebauliche Dominanz ohne diese funktional zu nutzen. Die Dürrheimerstraße bleibt in ihrer Struktur erhalten, leider wird sie im Osten zu plötzlich durch eine Treppenanlage auf das Niveau der Kreuznacher Straße angehoben. Etwas verzwungen wirkt die Nord-Süd Durchquerung. Allerdings entsteht im Knickpunkt ein öffentl. nutzbarer Freiraum als grüne Mitte. Positiv beurteilt werden die Freiräume zur Wohnbebauung, weil gute Wohngärten im Quartier entstehen, nahezu alle Freiräume sind als private und halböffentliche Flächen den angrenzenden Nutzungen in den Bauwerken zugeordnet und stellen damit eine willkommene Bereicherung dar. Die notwendige Parkierung ist an einer Tiefgarage unter den Gebäuden entlang der Kreuzmacher Straße vorgesehen, die allein über eine Erschließung über die Dürrheimerstraße bedient wird. Die kompakte Form dieser Anlage wird gewürdigt, obgleich die Versorgung des Pflegeheimes über die Tiefgarage kritisch beurteilt wird. Die Grundrisse der Wohnungen an der Dürrheimer Straße weisen durchgängig eine hohe Qualität, gute Freiraumbeziehungen und Belichtungen sowie angemessene Erschließungssituationen auf. Die Kindertagesstätte wird über einen Quartiersplatz, an den auch der Zugang des Pflegeheimes liegt großzügig erschlossen. Da alle Aufenthalts- und Gruppenräume unmittelbar mit gemeinsamen Freiflächen verbunden sind, ist eine gute Funktionalität der Kindertagesstätte zu erwarten. Das Altenpflegeheim liegt gut auffindbar an der Wildunger Straße mit Zugang vom Quartiersplatz. Die Erschließungsebene nimmt neben Foyer, Multifunktionsraum, Verwaltungstrakt einen Lichthof auf und bietet damit Gelegenheit für informelle Begegnungen. In den beiden darüberliegenden Pflegegeschossen gewährt der den Lichthof umrundende Flur einen zur Unterbringungen von Demenzkranken hilfsreichen Rundlauf. Allerdings wird die Ausweisung von 22 nordorientierten Pflegezimmern sehr kritisch gesehen. Die Lage der Süd-orientierten Zimmer an der Wildunger Straße ist leider lärmbelastet, teilweise im Winter verschattet. Die Fassaden aller Bauwerke sind wohltuend gegliedert und vermitteln glaubhaft die innen-außen Beziehungen aller Nutzungen. Die Kennwerte der Bebauung liegen im durchschnittlichen Bereich.