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Reg.-Nr.: 2005-4-09Aufgabe: Umbau und Modernisierung der Universitätsbibliothek in Freiburg
Auslober: Land Baden-Württemberg, Vermögen und Bau Baden-Württemberg
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 13
Fachpreisrichter: Prof. Arno Lederer, Stuttgart (V); Prof. Dr. Werner Durth, Darmstadt; Prof. Michael Wilford, London; Volker Staab, Berlin; Claudia Reusch, Stuttgart; Armin-Hagen Berberich; Dr. Matthias Schmelas, Freiburg; Karl-Hein Bühler, Freiburg
Wettbewerbssumme: 230.000,00 Euro (inkl. MwSt.)
Preisgerichtssitzung: 27.04.2006
Die neue Bibliothek ist ein Gebäude des 21. Jahrhunderts und bildet zusammen mit dem Stadttheater und den Kollegiengebäuden I und II ein Ensemble, welches das kulturelle Zentrum der Stadt repräsentiert. Es handelt sich um ein aufregendes Juwel – eine prismatische reidimensionale Form, die sich aus den benachbarten Gebäuden herausschält und den Anschein der Massivität der Bibliothek reduziert. Die deutliche Reduzierung des vorhandenen Gebäudevolumens respektiert in besonderer Weise die Wohnbebauung an der Milchstraße. Der Haupteingang liegt axial gegenüber dem elliptischen Vorsprung des Kollegiengebäudes I in einer zentralen Einschnürung des Baukörpers und ist sowohl vom "Platz der Alten Synagoge" als auch vom Werthmannplatz aus zu sehen. Im Westen liegt der Eingang ebenfalls in einer Einschnürung. Beide Eingänge führen in die zentrale öffentliche Eingangshalle, mit dem gesicherten Bereich gegen Süden und den öffentlichen Bereichen im Norden. Die Caféteria orientiert sich in Richtung Platz der Alten Synagoge und dem Werderring, dort ist sie auch im Außenbereich sichtbar erlebbar. Die "Tapetenmuste" der Fassade stoßen direkt bis auf den Grund und berücksichtigen den öffentlichen Bereich nur sehr wenig. Die Eingänge und die Caféteriafassade sollten im Fassadenmuster, welches durch die Lesesäle in den oberen Geschossen geprägt wird, deutlich differenzierter herausgearbeitet werden. Die Fotos der Modellbearbeitung in der Präsentation zeigen an, wie dieses Ziel erreichbar ist. Die Organisation des Innenraums ist sehr einfach, klar und effizient: Die Bücherregale liegen in der inneren Dunkelzone und die Leseplätze am äußeren Rand, so dass die Benutzer sowohl das Tageslicht als auch den Blick auf die Stadt genießen können. Die Organisation lässt flexible Anpassungen auf zukünftige Änderungsanforderungen zu. Die Arbeit enthält als einzige eine offene Verbindung bis ins 2. UG. Die Lage und der Zugang zu den Parlatoriumsbereichen sind gut. Die Erschließung des Gebäudes ist in all seinen Ebenen eindeutig. Die Lage und Entwicklung der Lufträume, sowie die Darstellung der Funktionsverteilung sind an Hand gut erklärender Diagramme dargestellt. Dieses Projekt erfüllt 94% des Raumprogramms. Angesichts der zu erwartenden Anzahl von Bibliotheksbenutzern erscheinen die neu eingefügten Treppenhäuser im Norden und Süden des Gebäudes als zu steil und zu eng. Der Entwurf mit begrenztem Glasflächenanteil (60%) und Sonnenschutzverglasung (g = 0,23) hat nach unten außen aufgehende Fenster, die im sommerlichen Wärmeschutz problematisch sind. Das innere Durchlüftungskonzept ist bei den vorgesehenen Atrien nicht schlüssig. Erhöhter Kunstlichtbedarf; Technikflächen ok.
Der Verfasser schlägt eine Lösung vor, die die städtebauliche Einbindung in die Umgebung auf sehr selbstbewusste, eigenständige, aber intelligente Weise löst. Dies wird erreicht durch eine enge Verzahnung zwischen Stadtraum abgesenktem Bibliotheksvorplatz und dem Hauptzugang mit dem Foyer der Bibliothek. Somit gelingt es auch, die Schwierigkeit des von Süd nach Nord ansteigenden Straßenraums zu lösen. Besonders positiv ist die Reduktion der Gebäudehöhe um zwei Geschosse zu bewerten, denn erst dadurch gelingt es, die Traufhöhen der Nachbargebäude in der Milchstraße und der Belfortstraße zu berücksichtigen. Der Haupteingang liegt an der drei Geschosse hohen, verglasten Längsfassade über die, wie ein Schutzschild die letzten beiden Obergeschosse auskragen, was aber nur mit zusätzlichen baukonstruktiven Maßnahmen zu realisieren ist. Ein weiterer Nebeneingang zur Cafeteria befindet sich an der Nord/Ost-Ecke, dort gibt es auch eine Erweiterung in den Freibereich, was zu einer Steigerung der Attraktivität im städtebaulichen Umfeld führen wird. Das Gebäude entwickelt sich äußerst konsequent in die vom Auslober vorgegebenen Rahmenbedingungen, was sowohl Gebäudefluchten, Gebäudehöhen aber auch Funktionalität und Erschließung anbelangt. Die klare Grundrisszonierung erlaubt eine gute Übersichtlichkeit und Orientierung im Gebäude. Eine Trennung zwischen gesichertem und ungesichertem Bereich ist ohne Probleme möglich. Das Parlatorium im 3. Obergeschoss bietet zusätzliche Qualitäten, insbesondere mit der Anbindung an die vorgelagerte Dachterrasse. Die saubere Abtrennung der Verwaltung in einem eigenen Geschoß wird positiv bewertet. Zwischen den vorhandenen Treppenhauskernen I und II wird ein Lichthof eingeschnitten, der die einzelnen Geschoßebenen mit weiteren zusätzlichen Treppen verbindet. Durch die 2geschossige Eingangshalle und den an den Gebäudeenden ausgebildeten Lufträumen entstehen spannende Innenraumsituationen. Die äußere Gestaltung des Gebäudes setzt im städtebaulichen Umfeld klare Akzente, die aber etwas Feingliederigkeit vermissen lassen. Die harten Konturen und, insbesondere die auf der Ostseite gelegene weite Auskragung, müssen allerdings kritisch gesehen werden. Der Vorschlag ist konsequent, aber auch mit einer gewissen Klarheit und Strenge durchgearbeitet was im Preisgericht sehr unterschiedlich und kontrovers diskutiert wurde. Der Entwurf hat fast nur Glasflächen, teilweise mit Vorhangfassade (bedruckt) geschützt, im einschaligen Bereich völlig ohne Sonnenschutz, so dass das Klima dort nicht beherrschbar ist. (S/O-Ecke). Die Lüftungsbeschreibung (innere Fassade mit horizontalen Schlitzen) ist unzulänglich. Die Luftbehandlung am Schlitz mit Konvektoren ist nicht funktional. Diese Technologie muss grundsätzlich überarbeitet werden – vor allem in Bezug auf die Regelung der Öffnungen (Regelungsstrategie). Sommerlicher und winterlicher Wärmeschutz nicht optimal. Technikflächen im 1. UG zu klein; im 3. OG großzügig.
Mit souveräner Geste wird ein scheinbar neuer Stadtbaustein in das Ensemble öffentlicher Bauten in der kulturellen Mitte Freiburgs gesetzt, obgleich darin der konstruktive Bestand der alten Bibliothek weitgehend erhalten ist. Leitidee des Entwurfs ist die Transformation des Bestands durch horizontale Teilung des Baus in einen zweigeschossig verglasten Flachbau, der einerseits vielfältige Bezüge im städtischen Kontext aufnimmt und deutlich zur Qualifizierung des öffentlichen Raums beiträgt, andererseits aber als öffentlichkeitsbezogene "Basis" einen wirksamen Kontrast zum klar konturierten Kubus des aufgeständerten "Wissensspeichers" bildet, in dessen Zentrum sich ein überraschend weiträumiger Lesesaal befindet. Im Hinblick auf die Verknüpfung und Erkennbarkeit der Funktionen sowie das nächtliche Erscheinungsbild der Bibliothek bietet diese Arbeit einen einprägsamen Beitrag zur Erneuerung des Universitätszentrums, doch wird der gewählte Maßstab des großen Bibliothekquaders im Verhältnis zu den Proportionen der umgebenden Bauten, Platz- und Straßenräume als problematisch betrachtet und im Preisgericht kontrovers diskutiert. Hinzu kommt, dass durch die Dimensionierung der beiden geschichteten Baukörper die Straßenräume der Belfort- und der Milchstraße unzulässig verengt werden. Die innere Organisation ist funktional und übersichtlich; der Freihandbereich ist jedoch zu gering dimensioniert – ein Defizit, das leicht kompensiert werden kann.Besonders gewürdigt wird die Verbindung von Innen- und Außenraum auf Erdgeschoßebene, da hier durch Modellierung des Geländegefälles am "Platz der Alten Synagoge" neue Aufenthaltsbereiche geschaffen werden. Der Entwurf mit seinem gemäßigten Fensterflächenanteil hat leider keinen variablen Sonnenschutz (Glasbedruckung), ansonsten lässt das Konzept mit gutem winterlichen und sommerlichen Wärmeschutz und gut beschriebenen Fensteröffnungsmöglichkeiten die gewünschte natürliche Belüftung zu. Die Technikfläche im 5. OG ist zu vergrößern.
Das Gebäude orientiert sich durch die Sonderform der das Gebäude prägenden Reitertreppe städtebaulich eindeutig zum "Platz der Alten Synagoge". Eine überzeugende Verbindung zum Werthmannplatz (Uni-Campus) wird dagegen nicht hergestellt. Die Rückführung der Außenhülle des Gebäudes auf eine strenge kubische Form ermöglicht dem Verfasser die Einhaltung der baurechtlichen Vorgaben und stellt das Gebäude über das geforderte Maß hinaus in Abstand zur Nachbarbebauung. Die Erschließung über den Haupteingang mit dem Durchgang zur Milchstrasse unterstreicht den Öffentlichkeitscharakter der Erdgeschosszone mit Rechercheplätzen, Caféteria, Infothek usw. Die abgesenkte Projektion der Reitertreppe an der Nordostecke des Gebäudes ragt jedoch zu großen Teilen in den öffentlichen Durchgangsbereich hinein. Die Trennung zwischen öffentlicher Zugänglichkeit und gesicherten Bereichen gelingt in guter Weise. Die öffentlichen Bereiche im 3. OG und 4. OG werden u. a. über die großzügig angelegte Reitertreppe erschlossen. Die gesicherten Bereiche mit der Zugangskontrolle im Erdgeschoss werden über den Kern I und die neue zweiläufige Treppenanlage erschlossen. Dies wird durch sparsame Eingriffe in die Gebäudesubstanz erreicht. Die räumliche Qualität und Atmosphäre der großen Lesesäle wird durch die Mehrgeschossigkeit deutlich gesteigert. Das Potential der Reitertreppe als Parlatorium in den Ebenen EG bis 2.OG ist groß, jedoch in seiner räumlichen Qualität noch nicht ausgereift. Die gewählten Fassadenmaterialien verleihen dem Gebäude innerhalb des städtebaulichen Kontextes einen eigenständigen, solitären Charakter. Für den Betrachter von außen ist die Funktion des "Ellenbogens" in der Fassade nicht erkennbar. Gleichwohl ist er die einladende Geste des Hauses und deutliche Kennzeichnung des Haupteingangs. Der Wettbewerbsbeitrag zeigt, wie mit durchdachten Eingriffen in die Substanz und zurückhaltender neuer Fassade ein guter städtebaulicher Beitrag geleistet werden kann. Gleichzeitig wird dabei ein im Innern funktionierendes Gebäude erreicht. Der Entwurf hat mit 60% einen moderaten Glasflächenanteil (Kastenfenster), großzügige Geschoßverbindungen, so dass eine natürliche Durchlüftung wie vorgesehen möglich ist. Das Technikkonzept mit Quellluft ist in Ordnung. Der als Druckboden ausgeführte Doppelboden muss mit angeschlossenen Luftleitungen versehen werden, um die Hygienerichtlinien VDI 6022 erfüllen zu können (Höhe Doppelboden 15 cm). Die Technikflächen sind ok.