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Reg.Nr.: 2003-1-08Aufgabe: Ausarbeitung einer Planungs- konzeption für die Gestaltung der Stadtbahnhaltestelle Zuffenhausen Rathaus, des Straßenraums der Unterländer Straße und des städtebaulichen Umfelds vom Emil-Schuler-Platz bis Kelterplatz
Auslober: Stadt Stuttgart
Wettbewerbsart: Städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb als begrenzt offener Wettbewerb mit vorgeschaltem Bewerbungsverfahren
Zulassungsbereich: BRD ( Art. 49)
Teilnahmeberechtigung: Architekten und/ oder Stadtplaner, Garten- und Landschaftsarchitekten in Arbeitsgemeinschaften mit Architekten oder Stadtplanern
Teilnehmer: 27 (20 Geloste + 7 Gesetzte)
Fachpreisrichter: Detlef Kron, Stuttgart; Eckart Rosenberger, Gerlingen; Hans-Jürgen Frank, Stuttgart; Hartwig Beiche, Stuttgart; Sebastian Zoeppritz, Stuttgart; Hans-Dieter Lutz, Stuttgart (V); Karin Meyer, Tübingen; Wilfried Mann, Stuttgart; Juro Skocek, Stuttgart
Wettbewerbssumme: 85.0000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 13.10.2003
Der Entwurf ist geprägt durch eine spannungsreiche Abfolge von Straßen- und Platzräumen. Durch wenige markante Gestaltungselemente werden charakteristische Teilbereiche entwickelt. Der durch den Stadtbahnausbau deutlich verbreiterte Straßenraum zwischen Kelterplatz und Emil-Schuler-Platz ist mit der vorgeschlagenen Randbebauung gut gefasst. Als neues markantes Zeichen wird die Stadtbahnhaltestelle „Rathaus“ frei in die Fuge eingestellt. Sie wird als Klammer und stadträumliche Leitlinie zwischen dem baulich gefassten Kelterplatz, dem Platz vor der Zehntscheuer und dem neu gestalteten Emil-Schuler-Platz wirksam. Die großzügige Haltestellenüberdachung, ähnlich einer Stadtloggia mit filigraner Stahlkonstruktion, erscheint leicht und transparent. Bei der Haltestelle wird bereits der Endausbau vorgesehen. Es stellt sich die Frage, ob dies wirtschaftlich ist. Voraussetzung für ihre Realisierung ist das Freiräumen des benachbarten Privatgrundstücks. Der markante Kopfbau der Haltestelle fasst den Ernst-Schuler-Platz im Süden. Mit seiner vorgeschlagenen Bistro-Nutzung kann das Rathausvorfeld eine Belebung erfahren. Die Vorschläge für die Gestaltung des Rathausvorplatzes und des Emil-Schuler-Platzes als durchgängig erlebbaren, gegliederten Stadtraum sind schlüssig. Sie führen zu der gewünschten Neuordnung und Aufwertung. Nicht überzeugt dagegen der Vorschlag, eine Tiefgarage unmittelbar vor der Kirche an höchster Stelle im Gelände vorzusehen. Gegenüber den eher zurückhaltenden Gestaltungsmerkmalen ist die vorgeschlagene Ausbildung der kristallartigen Lichtkuppeln bei der Stadtbahnhaltestelle „Kirchtalstraße“ unangemessen und unverständlich. Die weiterhin im Ideenteil vorgetragenen Vorschläge und Anregungen werden anerkannt. Insgesamt stellt die Arbeit mit ihrem Vorschlag für die Endhaltestelle und der Abfolge neuer Platzräume sowie den Vorschlägen zur Freiraumgestaltung einen guten Beitrag dar.
Der Entwurf ist zunächst gekennzeichnet durch die Ausprägung der Haltestelle „Rathaus“ in Form eines markanten 2-geschossigen Bauwerks, dessen obere Ebene für öffentliche Nutzungen vorgeschlagen wird. Der in die verbreiterte Ludwigsburger Straße eingestellte Bau fasst den Rathausvorplatz ebenso wie den etwas groß geratenen neuen Platz vor der Zehntscheuer und dient gleichzeitig als Portal an der Einfahrt in die Ortsmitte. Allerdings wurde der Bahnsteig gegenüber der Auslobung um etwa 40 m in den tieferen Bereich verschoben. Für die Option eines 80 m-Bahnsteiges müssten größere Bauteile entfallen. Mit der Folge neuer Platzräume, die eng miteinander verbunden sind, erfährt die Mitte Zuffenhausens die wünschenswerte Aufwertung. Besonders anerkannt wird auch der Vorschlag, mit geeigneten Mittel einen großzügigen, zusammenhängenden Platzraum von der Pauluskirche zum Rathaus zu schaffen und den Kreuzungsbereich Unterländer Straße/Ludwigsburger Straße auf das kleinstmögliche Maß für den fließenden Verkehr zu beschränken. Ebenso schlüssig ist auch das Konzept zur Neugestaltung der Unterländer Straße einschließlich Haltestelle „Kirchtalstraße“. Die weiterhin im Ideenteil formulierten Vorschläge werden anerkannt. Ob eine wirtschaftliche Grundlage für die Realisierung der Stadtbahnhaltestelle in Form eines 2-geschossigen Bauwerks mit öffentlicher Nutzung gegeben ist, wird in Frage gestellt. Einer interessanten, konsequenten und leicht ablesbaren Gesamtkonzeption fehlt ein wesentliches Element, wenn die Stadtbahnhaltestelle nicht in dieser Form realisiert werden kann.
Das städtebauliche Konzept entwickelt sich konsequent zwischen den beiden Pol-Enden der Kreisverkehre Kelterplatz und Emil-Schuler-Platz. Die Tunnelöffnung an der Ludwigsburger Straße wird durch einen eigenständigen transparenten Baukörper - Stahl-/ Glaskonstruktion - überdacht. Am nördlichen Ende dieser Baukörper als Raum-kante des neu zu gestaltenden Rathausvorplatzes als Ersatz des wegfallenden Gebäu-des am Bezirksrathaus, ist ein Café/Kiosk geplant. Durch die Stellung der neuen Haltestelle wird der Straßenraum auf einen maßstabsgerechten Grundriss zurückgeführt und es wird ein neuer architektonischer Akzent gesetzt, der auf den ersten Blick nicht als reines Verkehrsbauwerk zu werten ist. Auch die städtebauliche Idee einer Raumkante mit einer neuen 4-geschossigen Bebauung auf der westlichen Seite der Ludwigsburger Straße fügt sich gut in das Gesamtkonzept ein. Der neue Hochpunkt bei der Post am Kelterplatz wird als Dominante, bei dem als sensibel einzustufenden Zuffenhausener Altstadtbereich sehr kritisch bewertet. Nicht gelöst ist die Zufahrt zu der westlich ver-bleibenden Tiefgarage an der Zehnscheuer bzw. die neue Tiefgaragenzufahrt in der Hohenloherstraße macht die Andienung und Erschließung der dort befindlichen Gebäude nicht mehr möglich. Die Gestaltung des Emil-Schuler-Platzes wird zuviel durch die Verkehrstechnik des Kreisverkehrs dominiert, zumal der Brunnenstandort verlegt werden muss. Die Begren-zung des Platzes an der Pauluskirche durch eine „Stadtloggia“ als neue Raumkante gegenüber der kleinen bestehenden Ladenzeile spiegelt in gewisser Weise den Halte-stellenneubau wieder und setzt einen zusätzlichen architektonischen Akzent. Die Grundfunktionen der Haltestelle bei 40 m Einsatz sind voll erfüllt, bei einer auf 80 m Bahnsteigverlängerung wären die Rampen im Weg und müssten umgebaut werden. Von Norden her ist ein allen Ansprüchen und behindertengerechter Zugang nicht vor-handen. Hier müssten Änderungen und Verbesserungen bezüglich der Sicherheit (Be-rührschutz) vorgenommen werden. Bei der Haltestelle in der Kirchtalstraße sind bestehende Anlieferungen und Zufahrten der dort liegenden Geschäfte nur teilweise möglich. Insgesamt stellt der Entwurf ein durchaus realistisches und umsetzungsfähiges Gesamtkonzept dar.
Die Schließung und Ergänzung der Raumkanten zwischen dem neuen Ärzte- und Geschäftshaus am Kelterplatz und dem Bezirksrathaus ist städtebaulich konsequent und gut gelöst und stellt auch längerfristig eine Perspektive für die Entwicklung des Zuffenhausener Stadtkerns dar. Der Stadtgrundriss wird durch die überbaute Tunnelmundöffnung mit einem u-förmigen Aluflächentragwerk auf einen gerechten Maßstab zurückgeführt. Die Umnutzung und Ergänzung einschließlich Abbruch und Neubau des Postgebäudes fügt sich in das Gesamtkonzept gut ein, wobei über eine Wohnnutzung an diesem stark befahrenen Knotenpunkt noch weiter nachgedacht werden muss. Der Vorplatz der Pauluskirche wird durch einen Cafépavillon neu gestaltet, wobei der Standort nicht so günstig plaziert ist und ein Denkmal verbaut wird. Die Senkrechtparker in der Unterländer Straße sind verkehrstechnisch sehr problematisch. Die Zufahrt zu der Tiefgarage an der Zehntscheuer ist weiterhin gut möglich. Die Möblierungsideen werden unabhängig ihrer Realisierbarkeit als positiv angesehen. Die Änderung im 7. Obergeschoss des Geschäftshauses wird nicht als Verbesserung angesehen. Die Haltestelle Rathaus ist in ihrem Entwurf sehr stark auf den 40 m langen Bahnsteig fixiert, der eine Erweiterung auf 80 m nur eingeschränkt möglich macht. Für die Option eines 80 m langen Bahnsteiges müssten die Treppenanlage am Rathaus entfallen und neu konzipiert werden. Als echter Witterungsschutz ist das Bauwerk zu hoch und zu offen und müsste daher modifiziert werden. Die Rampen sind zu nahe am Fahrdraht (Berührschutz); auch hier müsste eine Nachbesserung vorgenommen werden. Der nördliche Zugang ist nicht behindertengerecht. Im Bereich der Haltestelle Kirchtalstraße ist die Anlieferung und Zufahrt der umliegenden Gebäude nur eingeschränkt möglich. Das Gesamtkonzept stellt einen realistischen und zukunftsweisenden Ansatz für die Entwicklung des Zuffenhausener Stadtkerns dar, der alle Nutzungsstrukturen miteinander verknüpft. Die Haltestelle am Rathaus könnte als Lösung sowohl für ein praktisches Funktionsbauwerk als auch ein modernes Kunstwerk im öffentlichen Raum angesehen werden.