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Reg.Nr.: 2006-1-14Aufgabe: Neubau eines Verwaltungsgebäudes der VR-Bank auf dem Grundstück der ehemaligen Justizvollzugsanstalt in Schwäbisch Hall
Auslober: VR-Bank Schwäbisch Hall
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 29
Fachpreisrichter: Prof. Jacques Blumer, Bern; Prof. Rolf Hoechstetter, Darmstadt (V); Folker Trostdorf, Stuttgart; Barbara Wilhelm, Lörrach; Bernd Stadel, Schwäbisch Hall; Eberhard Neumann, Schwäbisch Hall
Wettbewerbssumme: 63.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgerichtssitzung: 27.11.2006
Der Verfasser schlägt einen kompakten Baukörper mit nahezu vollflächiger Grundstücksausnutzung vor. Die Kubatur steht in einem angemessenen Verhältnis zur Umgebung, die Höhensituation lehnt sich an den Maßstab der JVA bzw. an das geplante Einkaufszentrum an und vermeidet die Konkurrenz zur historischen Altstadt. Die dreieckige Grundform des Baukörpers wird in Teilbereichen der Kubatur moduliert: die Nordspitze wird im EG und dem 1.OG zugunsten einer direkten Fußwegeverbindung zwischen Badtorweg und Weilersteg gekappt, das zweite und dritte OG kragt aus. Es ist fraglich, ob diese Geste an der nicht übermäßig wichtigen Fußwegeverbindung notwendig ist. Zumindest wäre eine Überarbeitung im Norden wünschenswert, um eine verbesserte Gestaltung zu erzielen. Im 2. und 3. OG wird im südöstlichen Bereich des Baukörpers ein Teil der Kubatur herausgeschnitten, wodurch ein harmonischer Übergang zum geplanten Einkaufszentrum entsteht. Die Eingangssituation ist optimal zum Platz orientiert. Die Qualität der Fassaden entspricht nicht der skulpturalen Qualität des Baukörpers. Das Raumprogramm wurde sehr gut umgesetzt, die geforderten Flächen sind nachgewiesen. Allerdings ist im Bereich der Mitarbeiterbüros nur eine eingeschränkte Flexibilität gegeben, zum Teil verbunden mit einer großen Raumtiefe. Der durchgehende Luftraum führt zu einer guten Belichtung des südlichen Innenteils, allerdings sind die Flurbereiche im 1. und 2. OG in Teilen weniger gut belichtet. Die externe Erschließung des Versammlungsraums ist sehr gut gelöst und direkt an den Hauptzugang zum Platz angebunden. Der Saal ist ohne jegliche Beeinträchtigung des Bankbetriebs verwendbar und findet in der Dachterrasse eine attraktive Ergänzung. Die Raumdisposition im DG ist großzügig und lässt eine angenehme Atmosphäre erwarten. Der Grundriss der Tiefgarage und ihre Aufteilung sind wenig überzeugend. Die abgetrennte Schleuse für den Geldtransporter ist offensichtlich zu klein dimensioniert. Der Sicherheitsbereich wäre überarbeitungsbedürftig. Der Verfasser liefert mit der Arbeit eine ansprechende architektonische Qualität mit einem relativ ruhigen Baukörper, der sich dem Grunde nach harmonisch einfügen würde. Die Natursteinfassade (Muschelkalk ) fügt sich harmonisch ein. Das einfache Entwurfsprinzip lässt eine wirtschaftliche Ausführung zu.
Mit einem kompakten und differenziert gegliederten Baukörper gelingt dem Projektverfasser eine sehr gute Einbindung in die Umgebung. Zum Kocher hin wird die im Modell dargestellte Gliederung der JVA maßstäblich geschickt weiter geführt, zur Altstadt hin vermitteln die ausgeprägten Kerben an der Ostseite angenehme Bezüge zum dort charakteristischen Parzellenstädtebau. Trotz der – im Vergleich zu den anderen Wettbewerbsbeiträgen - geringen Baumasse vermag sich das Gebäude der VR Bank prägnant und selbstbewusst darzustellen. Der Eingang liegt an schlüssiger Stelle zum Platz. SB-Zone und Kundenhalle sind richtig organisiert. Der separate Zugang zur Saalebene im DG funktioniert. Das Raumprogramm im 1. und 2. OG ist - wie vom Auslober angestrebt - ohne Verlagerungen erfüllt. Allerdings sind einige Bereiche nur als Teamarbeitszonen möglich. Die schmalen und durch die Glastrennwände schwach belichteten Flure sind kritisch zu beurteilen. Positiv bewertet wird die intelligente Split-Level-Anordnung der Untergeschosse. Die Konstruktion ist ablesbar und verspricht zusammen mit der knappen Kubatur eine günstige Wirtschaftlichkeit, sowohl in Erstellung als auch im Betrieb. Das vorgeschlagene energetische Konzept erscheint sinnvoll und realisierbar. Die Qualität der Fassadendarstellung entspricht bei weitem nicht der Qualität der Baukörperausformung. Der Entwurf stellt mit seinem differenzierten, sehr knappen Bauvolumen einen besonderen städtebaulichen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar.
Der Verfasser platziert seinen Entwurf so, dass zum einen der Platz gegenüber der JVA klar formuliert wird und zum anderen auf der Nordseite ein ungezwungenes, aus dem Badtorweg herausfließendes breites Vorland entsteht. Damit wird ein Auftakt zur Stadt und ein natürlicher Zugang zur Busstation und dem Weilersteg geschaffen. Der Aufbau des projektierten Baukörpers mit einem 3-geschossigen Sockel und dem darüber gelegten 2-geschossigen Kamm schafft eine überzeugende Verbindung zur Maßstäblichkeit der Altstadt. Diese Verbindung wird durch die Verzahnung auf der Grabenseite verstärkt. Die gerade Süd- und Westfassade des Neubaus gleicht sich der Geometrie der JVA an. Die Funktionalität des Entwurfs ist im Großen und Ganzen gegeben. Die Jury kritisiert Verlagerungen wesentlicher, vorstandsnaher Funktionen in andere Stockwerke (Vertriebssteuerung und Personal), die so nicht gewünscht sind. Die Verlagerung der Öffentlichkeitsarbeit kann hingenommen werden. Die Umschichtung der Verbundmitarbeiter vom EG ins OG ist nicht sinnvoll, da die Laufkundschaft auf die unteren Geschossen beschränkt bleiben sollte. Die KSC im 3. Obergeschoss ist in Ordnung. Die Jury diskutiert kontrovers die Funktionalität der Anlage. Die Architektur und die räumliche Qualität lebt von einer plastischen Kleinmaßstäblichkeit, sowie der Luftigkeit der offenen Licht durchfluteten Innenbereiche. Trotz dieser Offenheit liegt das Verhältnis BGF/BRI im Schnitt der eingereichten Arbeiten aber eher im oberen Bereich. Das konstruktive Konzept ist einfach und nachvollziehbar. Die Lage des Saals im 2. OG ist möglich, müsste allerdings von der Statik her gesehen genau überprüft werden. Die ökologischen Überlegungen entsprechen dem heute für analoge Gebäude bestehenden Standard. Der Entwurf lässt eine durchschnittliche Wirtschaftlichkeit vermuten, wobei die Ausbildung der Passagenhöfe in den Obergeschossen eine gewisse Rolle spielen dürfte.
Der Projektverfasser setzt den viergeschossigen Baukörper flächendeckend in die zu Verfügung gestellten Flächen, gibt dem resultierenden dreikantigen Volumen aber auf den drei Seiten eine leicht differenzierte Ausbildung. Auf der Süd- und Westseite geschieht dies durch ein geschossweises Einziehen der Fassade auf der Grabenseite durch einen markanten Einschnitt. Macht die Verformung der Fassade im Erdgeschoss Sinn, so ist sie in den oberen Geschossen weniger gut nachzuvollziehen, und lediglich aus bauplastischen Gründen zu erklären. Der Baukörper selber wird in der Höhe differenziert. Auf diese Weise entsteht eine eigenständige Graben- , Platz- und Salinenstraßen –Situation, sowie ein maßstäblicher Übergang sowohl zur Altstadt wie auch zur JVA hin. Im Inneren lebt das Gebäude von einem über alle Geschosse durchgehenden Lichthof. Solche Qualität fehlt allerdings im nördlichen Teil des Hauses, der von der ersten bis zur dritten Ebene von schmalen Korridoren ohne Tageslicht charakterisiert ist. Zur Funktionalität ist zu bemerken: Die Verlagerungen des Kundeservicecenter vom Erdgeschoss in das 3. Obergeschoss und der Öffentlichkeitsarbeit vom 1. Obergeschoss in das 2. Obergeschoss gehen in Ordnung. Restliche Verlagerungen sind unkritisch. Einschränkungen beim Geldverkehr sind lösbar. Die in den Fassaden und der Innenraumperspektive angedeutete architektonische Atmosphäre ist schwer nachvollziehbar. Aussagen wie "freundlich eingefärbte Betonteile" sind zu vage, um eine Vorstellung von der architektonischen Qualität des Gebäudes zu erhalten. Das Streifenmuster der Fassade ist unverständlich. Entsprechend den Kennziffern dürfte der Bau ökonomisch im günstigen Bereich liegen. Aussagen zur Ökologie liegen im heute üblichen Rahmen.
Die Idee des Verfassers, das für dieses kleine Grundstück sehr große Raumprogramm in einem durch die Gebäudeerschließung zweigeteilten Gebäude unterzubringen, führt in Körnung, Gebäudehöhe und –gliederung zu einem städtebaulichen überzeugenden Ensemble. Die Gebäudefugen im Verlauf der inneren Passage markieren an richtiger Stelle städtebaulich wichtige Bezüge zum neuen Quartiersplatz bzw. zum Badtorweg. Das Gebäude zeigt nach allen Seiten "Gesicht", auch zum Stadtgraben, der somit nicht zur „Rückseite“ wird. Die Vernetzung des Fußwegesystems ist über die innere Passage und damit durch das Gebäude hindurch gut gelungen. Der gewählte Entwurfsansatz - einer inneren Passage über alle Geschosse - führt in der Konsequenz zu einer deutlichen Zweiteilung der einzelnen Nutzungsebenen. Dies führt - im Vergleich zum Raumprogramm - teilweise zu größeren bzw. kleineren Funktionsbereichen. Grundrissorganisation und Zuordnung dieser Bereiche sind weitgehend gelöst. Die Flure erscheinen zum Teil etwas zu schmal und ohne größere Raumqualität. Der Erdgeschossbereich mit Haupteingang, Kassen- und SB-Bereich ist großzügig und übersichtlich organisiert. Der externe Zugang zum Saal ist über beide Treppenhäuser jeweils mit Aufzug gewährleistet. Der Saal selbst ist zweiteilbar mit guter Orientierung und Aussicht auf die Altstadt. Konstruktion und Fassaden sind schlüssig aus dem Grundriss entwickelt. Die steinerne Lochfassade zeigt bei aller Ruhe auch die gebäudewirksamen Fugen als vertikale Gliederungselemente. Die Gebäudedaten liegen im mittleren Bereich. Der Entwurf gibt eine gute Antwort auf die Frage wie an diesem Ort auf kleinem Grundstück ein großes Raumprogramm städtebaulich vertretbar bei gleichzeitig guter Funktionalität realisiert werden kann.
Der Entwurf weist in seiner Grundkonzeption interessante, gut proportionierte städtebauliche Einzelbezüge zur Gesamtsituation auf. Trotz dieser Vielfalt wird ein homogenes Erscheinungsbild erreicht. Der Entwurfsgedanke der Grundrissfigur spiegelt sich jedoch nicht konsequent in der Fassade; zu bemängeln ist insbesondere die Südfassade. Das Erdgeschoss überzeugt durch ein hohes Maß an Funktionalität und Übersichtlichkeit, unterstützt durch gut durchdachte fußläufigen Anbindungen an das städtische Fußwegesystem. Die Obergeschosse weisen ein brauchbare Nutzungs- und Aufenthaltsqualität auf. Die geforderten funktionalen Zuordnungen werden im Grundriss nicht vollständig erfüllt. Leider ist die Belichtung des Luftraums, als ein prägendes Element der Grundrisslösungen dieser Geschossebenen nur sehr eingeschränkt möglich. Der Nutzen des Glassteinfussbodens zum 4. OG wird bezweifelt. Die Erschließung und die Lage des Sitzungssaales im 4. OG vermag nicht zu überzeugen. Positiv sind die Terrassen mit ihren vielseitigen Blickbezügen zur Altstadt und zur Flusslandschaft zur bewerten. In den Untergeschossebenen werden alle Anforderungen in übersichtlicher Form erfüllt. Geschickt erscheint das Verlegen der Archivräume in die unterste Untergeschossebene. Es ist zu erwarten, dass der Entwurf in wirtschaftlicher Weise realisiert werden kann. Die Aussagen zur Energiekonzeption streifen zwar alle aktuellen Erkenntnisstände, ohne sich jedoch festzulegen. Die Entwurfslösung hat positiv zu bewertende Grundzüge, verbunden mit einer ausgeprägt eigenständigen Formensprache.