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Aufgabe: Bauwerkserweiterung und Umplanung eines Teils des Brackenheimer Schlosses in ein WeinkompetenzzentrumsAuslober: Stadt Brackenheim, BM Rolf KieserWettbewerbsart: nichtoffener Einladungswettbewerb Zulassungsbereich: EWR/WTOTeilnahmeberechtigung: Architekten, Landschaftsarchitekten; Landschaftsarchitekten nur in Arbeitsgemeinschaft mit ArchitektenTeilnehmer: 12 ausgewählte Teilnehmer, 10 ArbeitenFachpreisrichter: Prof. Georg Augustin, Architekt, Berlin; Prof. Peter Cheret, Architekt, Stuttgart; Jochen Koeber, Landschaftsarchitekt, Stuttgart; Andrea Wandel, Architektin, Saarbrücken; Dirk Vogel, Architekt, Heilbronn; Hans-Jörg Engelmann, Baudirektor; Bettina Georg, Architektin, Berlin; Florian Schlüter, Architekt, Frankfurt Wettbewerbssumme: 14.500 Euro (zzgl. MwSt.)Preisgericht: 21.01.2011
Die Arbeit organisiert das Raumprogramm funktional und wirtschaftlich sehr gut auf einer ca. 2 m gegenüber dem Strassenniveau abgesenkten Ebene. Darüber erhebt sich das Gebäude mit einem gefalteten Dach, das mit geringer Höhe und einer umlaufenden Verglasung über dem Grundriss des Schlossgrabens liegt. Das niedrige Gebäude stellt das Schloss frei und verbindet stadträumlich die Obertorstrasse und die Situation vor dem Theodor-Heuss-Museum mit dem äußeren Schlossplatz. Als Volumen bewegt es sich zwischen Baukörper- und Typographischer Figur. Die architektonische Form besitzt die Zeichenhaftigkeit und typologische Exklusivität, die in der Auslobung gesucht wird. Die Raumideen und Raumerfindungen nutzen sehr gut vorhandene Potenziale. Als sehr positiv wird die Verbindung zwischen Gast- und Ausstellungsbereich gesehen. Kritisch gesehen wird die Nachlässigkeit mit der Teile der Erschließung und weite Teile des Außenbereichs bearbeitet sind. Das begebare Dach bedarf einen Absturzsicherung, die bei der geringen Höhenentwicklung des Gebäudes nicht vernachlässigt werden kann. Der Aufzug ist in der vorgeschlagenen Form und Position nicht akzeptabel. Die vollständige Besetzung des Schlossgrabens mit Terrassen und Gebäude erscheint aus denkmalpflegerischer Sicht problematisch. Ebenso problematisch gesehen wird die Lage der Gastebene unterhalb des Strassenniveaus und die damit verbundenen Barriere zwischen Gästen und Passanten, zwischen Innen- und Außenraum. Der vorliegende Entwurf wird insgesamt als sehr gute Lösung der gestellten Aufgabe bewertet. Kontrovers wird diskutiert, ob Weinkompetenzzentrum und Schloss vor dem Hintergrund der spezifischen Situationen von Stadt und Stadtgeschichte Brackenheims zu einem stimmigen und wirkungsvollen architektonischen Ensemble zusammengebunden werden können.
Städtebauliche Situation: Das Gebäude fügt sich harmonisch in die städtebauliche Situation ein. Die durch den Schlossgraben gebildete alte Stadtgrenze wird erkennbar herausgearbeitet. Die Verbindung des Schlosshofniveaus mit der tieferliegenden Oberhofstrasse ergibt sich selbstverständlich. Es liegt eine sehr präzise Auseinandersetzung mit den Höhenniveaus von Gebäuden und Außenanlagen vor. Baukörper: Die Gebäudeproportion passt ins Gebäudeensemble der Obertorstrasse, Schließt sich jedoch zu dominant an den Ostflügel des Schlosses an. Die traufgleiche Anbindung dieser Gebäude ist gestalterisch und bautechnisch problematisch. Die Vielzahl der gestaltenden Architekturelemente der Fassade steht im Widerspruch zu der homogenen Gesamtstruktur der Gebäude. Positiv ist jedoch der sensible Umgang mit der historischen Bausubstanz des Schlossgebäudes.Nutzung: Positiv ist die Eingangssituation unmittelbar an der Obertorstrasse. Im Untergeschoss ist die Unterbringung der Vinothek und der Zugang zum Museum im Hinblick auf die großzügige Belichtungssituation sehr gut gelöst. Auch die Anordnung der Küchennebenräume unterhalb der bisherigen Zufahrt zum Schloss überzeugt. Über die zusätzlich über das Raumprogramm hinaus ausgewiesenen Nutzflächen im 2.OG wird eine zukünftige Nutzung von Schlossräumen aufgezeigt. Eine Reduzierung um ein Geschoss wäre allerdings zu empfehlen. Der Eingangs- und Foyerbereich ist zu eng und kann größere Besuchergruppen nicht verteilen. Die Versorgung der Küche über den Personenaufzug ist hygienetechnisch bedenklich und zu überprüfen. Der Zugang zu den zu kleinen und gefangenen Gasträumen ist schwer auffindbar und nicht attraktiv. Die Bewirtschaftung des Außenbereichs über die halbgeschossige, sehr enge Außentreppe muss als problematisch angesehen werden. Ein harmonischer Übergang zwischen den Nutzungsbereichen ist ausschließlich zwischen Vinothek und Museum gegeben. Die Nutzung des alten Gewölbekellers als Degustationsraums wird vom Gastronomiesachverständigen aufgrund seines fehlenden Außenbezugs als problematisch angesehen. Obwohl die Raumqualitäten über bewusste Blickbeziehungen in den Außenraum verfügt, ist die Beziehung zum Schloss nicht wahr zu nehmen.
Der Entwurf überzeugt durch seine klare, reduzierte Sprache in Form zweier städtebaulich einfühlsam platzierter Baukörper, die zusammen mit dem Renaissance Schloß ein Ensemble bilden ohne dabei ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Der Baukörper im Schlossgraben reagiert in Höhenentwicklungen und gewählter zurückhaltender Form auf den besonderen Ort macht ihn weiterhin erlebbar. Der zwischen den beiden neuen Baukörpern entstandener Raum inszeniert den Weg zum Schloß, wird durch gastronomische Nutzung belebt und schafft eine wichtige Verknüpfung zur Obertorstraße. Aus gastronomischer Sicht sind die einfachen Erschließungswege positiv zu bewerten. Die publikumswirksamen Bereiche sind gut wahrnehmbar. Allerdings stellt die Trennung in zwei Bereiche ein Kompromiss dar, der neben zum Teil langer Wege unter wirtschaftlicher Gesichtspunkten bewertet werden muss. Neben der schlechten Einsehbarkeit der Vinothek müsste eine Überarbeitung der Raumanordnungen dazu führen die Präsenz und Öffnung zur Obertorstrasse zu stärken. Neben der guten städtebaulichen und baukörperlichen Antwort dieses Entwurfes mit dem adäquaten Maß an selbstverständlicher Unterordnung und gleichzeitiger Eigenständigkeit. Sollte eine Modifizierung der Baukörper mit stärkerer Öffnung zum Stadtraum und selbstbewußteren Einsatz des Sandsteins die Bedeutung und gestalterische Präsenz des Weinkompetenzzentrums an diesem Ort herforheben.