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Reg.Nr.: 2004-1-13Aufgabe: Planungskonzeptionen für qualitativ hochwertige Wohngebäude im Bereich Lehenstraße/Mühlrain in Stuttgart
Auslober: Bräutigam & Krämer GmbH und BW – Immobilien GmbH, Stuttgart
Wettbewerbsart: Realisierungswettbewerb als Einladungswettbewerb
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 11
Fachpreisrichter: Götz Guggenberger, Stuttgart; Wolf-Dieter Koch, Stuttgart; Detlef Kron, Stuttgart; Werner Oellers, Stuttgart; Wolfgang Riehle, Reutlingen (V); Ulf Roeder, Leonberg; Anton Ummenhofer, Stuttgart; Bettina Volz, Stuttgart; Erich Wolf, Stuttgart; Klaus Grützner, Stuttgart; Frank Ludwig, Stuttgart
Wettbewerbssumme: 72.000 Euro
Preisgerichtssitzung: 17.11.2004
Die Arbeit löst die Aufgabenstellung - die niedrige, scheinbar lockere Anordnung der Mehrfamilienhäuser folgt Topographie und den städtebaulichen Randbedingungen -auf sensible, nachvollziehbare Weise.An der Lehenstraße wird die Raumkante übernommen und allmählich aufgelöst. Durch die starke Gliederung der Baukörper – Über- und Unterschneidungen – wird die Körnung der benachbarten Bebauung aufgenommen. Die Hangtopographie wird weitestgehend erhalten. Sie erfährt in der autofreien, als Obstwiese gestalteten Grünzone eine sehr charakteristische Ausprägung, die an typisch schwäbische Kulturlandschaften erinnert und mit Fußwegen das Gebiet gut vernetzt. Die Erschließung der Stellplätze in den Tiefgaragen aus der Lehenstraße ist geschickt und störungsfrei gelöst. Alle Wohnungen sind zu Fuß barrierefrei oder über die Tiefgarage per Aufzug erschlossen. Die innere Erschließung der Gebäude Am Mühlrain bietet in den gemeinsamen, gut belichteten Kernen durch versetzte Anordnung der Eingänge eine geschützte Privatsphäre. Die Gebäudetypologie schafft bungalowartige Geschosswohnungen: großzügig gestaltete, individuelle Grundrisse mit optimalem Bezug zur Stadt und Gartenlandschaft. Die gelungene Orientierung der Terrassen und Räume verbindet die Vorzüge des Ausblicks talwärts mit der Südausrichtung hangwärts weitestgehend. Lediglich die Hanggeschosswohnungen sind durch Verschattungen benachteiligt. Außenliegende Bäder und Küchen belegen den insgesamt hohen Wohnwert. Das Wohnungsgemenge entspricht den Vorgaben. Die hohe Wohnqualität bedingt große Fassadenabwicklungen mit entsprechendem Glasanteil. Der Entwurf bietet durch seinen subtilen Umgang mit der besonderen, aber auch schwierigen Situation eine insgesamt überzeugende Lösung, die bei adäquater Um-setzung eine hohe Lebensqualität in der für Stuttgart typischen Hanglage verspricht.
Dem angestrebten städtebaulichen Ziel, eine Durchlässigkeit des Gesamtquartiers mit Hilfe von Einzelgebäuden gleicher Größe auf einem quadratischen Grundriss vorzuschlagen, kann im Grundsatz gefolgt werden.Die Differenzierungen in der Geschossigkeit der Gebäude entlang der Straße Am Mühlrain und der Lehenstraße wird anerkannt. Der Verfasser schlägt Baukörper vor, die sich in die Topographie einfügen, ohne größere Modellierungen vornehmen zu müssen. Die mit dem gewählten Gebäudetypus erreichbare Flexibilität (bewusst ohne eindeutige Orientierung um den verschiedenen Qualitäten der einzelnen Himmelsrichtungen gerecht zu werden) bietet gute Voraussetzungen für eine (auch in Bauabschnitten durchführbare) Realisierung. Aufgrund der Tatsache, dass das Planungsgebiet mit einem Gebäudetyp gegliedert werden soll, entsteht städtebaulich eine gewisse Gleichförmigkeit, die Differenzierungen von Freiräumen unterschiedlicher Größe und Funktion vermissen lässt. Der vor-geschlagene zentrale Grünbereich erscheint in seiner Größenordnung richtig bemessen, weist allerdings keine Differenzierungen insbesondere im Übergang zu den jeweiligen privaten Grünflächen auf. Die Erschließung der einzelnen Gebäude ist klar gegliedert, jeweils von öffentlichen Flächen ausgehend. Die Tiefgaragen der Gebäude Am Mühlrain und Lehenstraße werden über zwei Zufahrten von der Lehenstraße gut erschlossen, mit den zugehörigen Stellplätzen jeweils unter den Gebäuden. Oberirdische Stellplätze werden nicht angeboten und werden von den Auslobern auch nicht gewünscht. Alle Gebäude sind barrierefrei über Aufzüge in alle Geschosse zu erreichen. Die in-nere Erschließung des Grundstücks ist auf ein Minimum reduziert. Das Grundstück ist insgesamt wenig für die allgemeine Versorgung beansprucht. Die Gebäude mit einer inneren Kernerschließung und Lichthof, weisen ein hohes Maß an Flexibilität aus. Alle Räume orientieren sich nach außen mit einer natürlichen Belichtung. Die Grundrisse sind frei gestaltbar nach Wünschen der Auslober. Die Erdgeschoss- und Dachgeschosswohnungen sind von hoher Qualität hinsichtlich Ausblick und Besonnung. In den Obergeschossen sind vom Verfasser „loggiaartige“ Freibereiche vorgesehen, die aufgrund der Flexibilität der Gebäudeform hinsichtlich Zuschnitt und Größe optimiert werden könnten. Der Vorschlag des Verfassers ist flächenwirtschaftlich, lässt sich jedoch verbessern.Die Arbeit ist insbesondere aufgrund der Grundrissqualität, Wirtschaftlichkeit und hohen Flexibilität ein guter Beitrag.
Der Entwurf ist gekennzeichnet durch eine maßstabsgerechte und stark gegliederte kubische Bebauung, die sich an der Stuttgarter Tradition der „Klassischen Moderne“ orientiert. Die Körnung und Staffelung der einzelnen Gebäude passen sich gut der Umgebungsbebauung und der steilen Hangsituation an. Trotz der sehr individuellen Gestaltung der einzelnen Baukörper erscheint das Wohnquartier wie aus einem Guss, was ihr einen eigenständigen Charakter und guten Wiedererkennungswert verleiht. Die starke Gliederung führt jedoch auch zu einer gewissen Unruhe im architektonischen Gesamtbild. Die Verdichtung führt teilweise zu nicht gewünschten nachbarschaftlichen Einsichten und Verschattungen. Die einzelnen Häuser sind individuell gestaltet, mit klaren, gut ausgeformten Grundrissen, zentralen Erschließungen und Aufzügen, die in die darunterliegenden Tiefgaragen führen (Barrierefreiheit) und zum großen Teil großzügigen Terrassenberei-chen, die auch Ausblicke auf die Stadt ermöglichen, die aber nach Norden orientiert sind. Die 50 Wohnungen stellen damit ein gutes Angebot an „gehobene Wohnansprüchen“ für unterschiedliche Nachfragergruppen dar. Die Geschossigkeit (II+D) entspricht den städtebaulichen Vorgaben und die Flachdächer sind als Ausgleich begrünt. Durch die hohen hangseitigen Baukörper entsteht jedoch eine Verschattung der davorliegenden Teile. Die innere Erschließung der Wohnbebauung ist klar gegliedert und ermöglicht eine standortgerechte und indivi-duelle Freiraum- und Gartengestaltung, die anhand der Pläne jedoch nicht dargestellt ist. Die Gestaltung, der aus klimatischen Gründen freizuhaltenden Fläche, ist nicht nachvollziehbar. Die Unterbringung der notwendigen Stellplätze erfolgt in zwei gestaffelten Tiefgaragen unter der jeweiligen oberen und unteren Gebäudereihen, die über eine Zu- und Ausfahrt von der Lehenstraße erschlossen werden. Für eine Gemeinschaftsanlage stellt dies eine zweckmäßige und gute Lösung dar. Eine direkte individuelle Zuordnung auf die einzelnen Gebäude ist jedoch dadurch nicht möglich. Tunnelartige, unterirdische Verbindungen zu den Tiefgaragen werden als Nachteil angesehen. Gut gelöst ist die abschnittsweise Realisierung in zwei Bauabschnitten.Insgesamt stellt der Entwurf eine sowohl architektonische, städtebauliche als auch der Wohnqualität ansprechende Lösung dar, die gut in die Topographie eingefügt ist und zu einer Bereicherung des Wohnungsangebots in Stuttgart beitragen kann.