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Reg.Nr.: 2006-2-05Aufgabe: Entwicklung eines realisierungsfähigen, städtebaulichen Rahmenkonzeptes mit einer attraktiven Wohnbebauung für das topographisch schwierige Hanggrundstück unterhalb des Österberges
Auslober: Siedlungswerk Stuttgart
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR / WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 15
Fachpreisrichter: Martin Albers, Zürich; Mona Ernst, Stuttgart; Heinz Lermann, Stuttgart; Bruno Möws, Stuttgart; Prof. Wolfgang Schwinge, Stuttgart (V); Ulla Schreiber, Tübingen; Annette Sinz-Beerstecher, Rottenburg a. N.; Thomas Bamberg, Pfullingen; Erich Fritz, Tübingen
Wettbewerbssumme: 40.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgerichtssitzung: 08.02.2007
Der Entwurf spricht eine sensible und pointierte Sprache in der schwierigen Topografie: schmale, lineare Baukörper für Familienwohnen folgen der Straßenerschließung beziehungsweiße den Höhenlinien, wichtige Endpunkte sind kompositorisch durch einzelne Geschossbauten akzentuiert. Es entsteht eine Mischung in der Gebäudetypologie die ohne Zwänge ist und ohne gewalttätige Erschließungsmaßnahmen auskommt. Der Entwurf sichert also ein hohes Maß an gemischten Wohn- und Bauformen ohne die oft kritisierte Separatisierung. Durch die schmalen Baufelder kann die weitergeführte Straße Hundskapfklinge zu einem angerförmigen Quartiersplatz aufgeweitet werden, der jedoch bezüglich seiner wirklichen Aufenthaltsqualität überprüft und verbessert werden muss. Die Straßenerschließung zeichnet sich durch eine hohe Wirtschaftlichkeit aus. Die mäanderförmige Gesamtanlage wird von einem feinen Fußwegenetz durchzogen, welches die Ebenen der Wohnzeilen verbindet und eine Querwegverbindung am Mittelhang initiiert. Die Parkierung ist deutlich dezentralisiert, die Geschossbauten verfügen über eigene Tiefgaragen, wobei hier am östlichsten Gebäude sich topografisch-bauliche Schwierigkeiten und Aufwendungen abzeichnen. Den Reihenhäusern entlang den Erschließungsstraßen sind Carports oder Garagen direkt zugeordnet. Diese erfordern eine sorgfältige Gestaltung im Übergangsbereich Straße- Garten- Gebäude. Die mittlere Reihenhauszeile oberhalb der Hundskapfklinge erhält ihre Parkierung in einer angrenzenden gemeinsamen Tiefgarage mit Aufzugsanbindung an den mittleren Wohnweg. Diese Erschließung ist für diese Situation vertretbar. Analog zur linearen und klaren städtebaulichen Disposition den Entwurfs ist das Angebot der Grundrisse von einfacher und klarer, dass heißt kostengünstiger Grundstruktur, die auch eine große Ausgestaltungsvielfalt zulässt. Die Höhenstaffelung und Feingliedrigkeit der Baukörper sichert eine gute Aussichts-, aber auch optimale Besonnungslage. Der Grundstücksverbrauch ist maßvoll, in der empfindlichen obersten Randlage wird der Wirkungsbereich des Mittelhangs durch einen unbebauten Geländestreifen deutlich verbessert. Das Spielplatzangebot sollte lagemäßig und räumlich überprüft werden. Aufgrund der schlanken und topografisch verträglich gesetzten Baukörper wird die gewünschte Wohnfläche geringfügig unterschritten. Insgesamt führt der Bebauungsvorschlag die für Tübingen typische- zwischen Verdichtung und Auflockerung abwechselnde Hangbebauung fort, in der Fernsicht lässt dies eine harmonische Einfügung des exponierten Wohnquartiers erwarten.
Die Verfasser schlagen eine kleinteiligere Gliederung des gesamten Quartiers in drei eigenständige Nachbarschaften vor, innerhalb derer die unterschiedlichen Wohnformen sinnvoll durchmischt werden und sich über drei Höhenstufen hangaufwärts entwickeln. Die klare Einteilung und Ordnung fördert die Auffindbarkeit und die Identifikation des eigenen Wohnstandortes. Die Anbindung der Anlage an die bestehende Straße und öffentliche Erschließung ist sinnvoll und liegt im ökonomischen Bereich. Der Entwurf überzeugt durch eine Abfolge von kleinen Plätzen und Wegen innerhalb des Quartiers. Die Anbindung der Anlage an das bestehende Gebäude 28 überzeugt nicht. Die Klinge in der Haarnadelkurve wird freigehalten von einer Bebauung und als öffentlicher Spielplatz vorgeschlagen. Die Innenerschließung hat durch ihre Staffelung über Wege und kleine Plätze hohe städtische und räumliche Qualität und bietet kleine Standorte für Aufenthalt und Aussicht. Im Gegensatz dazu sind die öffentlichen Wege zwischen den Quartieren im natürlich belassenen Landschaftraum überzeugend angelegt. Diese grünen Zäsuren lassen den Hangverlauf des Österbergs aus der Stadtansicht heraus wieder neu erleben. Flächenverbrauch und Wirtschaftlichkeit der Grundstücksausnutzung liegen im oberen Bereich. Alle Wohnungen sind mit Südorientierung angelegt und bieten ungehinderten Ausblick ins Tal. Die Durchmischung der Wohntypologie bietet für alle Wohnungen gleichwertige Lagen. Die Vielfalt der Grundrissvariationen ermöglicht eine Anpassung des Wohnungsgemenges an die sich stellende Marktsituation, ebenso die mögliche abschnittsweiße Erstellung der einzelnen Quartiere. Auch wenn dem Preisgericht nicht entgangen ist, dass zwischen der zeichnerischen Gebäudehöhendarstellung und dem Modell leichte Differenzen bestehen, stellt der Entwurf einen ebenso guten wie überzeugenden Beitrag zur Lösung der Aufgabe dar.
Die Entwurfkonzeption entspricht zunächst der städtebaulichen Körnung, ist jedoch durch seine Unterteilung in einen lang gestreckten Riegel aus Mehrgeschossern und großen zusammenhängenden Eigenheimquartieren sehr kompakt. Diese führt zu einem guten Verhältnis von Dichte und Grundstücksverbrauch. Das Angebot der sehr gut ausgearbeiteten verschiedenen Haus und Wohntypologien entspricht der Auslobung. Sie finden ihre weitere Qualität durch ihre interne Zuordnung. Die Abfolge von kompakten Baukörpern und Öffnungen zur Landschaft bei einem relativ knappen Grundstücksverbrauch führen zu einem in Nachbarschaften gegliedertem Städtebau. Kritisch ist die horizontale Trennung in eine Ost-West-Achse mit Mehr- und Einfamilienhäusern durch einen besonderen, breiten Straßenraum. Durch fast multifunktional aufgeteilte platzartige Aufweitungen mit den Häusern zugeordneten Spielbereichen, Zugängen zu den Häusern und Tiefgaragen, Einzeleinfahrten zu Garagen leidet er an der sehr massiven Anordnungsdichte des ruhenden Verkehrs und verliert damit teilweise seine vom Verfasser gewünschte Aufenthaltsqualität. Es fehlen weitere kleinteilige Spiel- und Aufenthaltsangebote im halböffentlichen Bereich. Die lang gestreckten Treppenanlagen wirken in ihrer räumlichen Dimensionierung sehr privat, sodass sie den Ansprüchen einer öffentlichen Wegeführung wenig standhalten. Die Grünbereiche zwischen den Wohnclustern sind für die Nutzung von Grabeland sehr gering dimensioniert. Die Pflege und dauerhafte Nutzung sind zu überprüfen. Die Verlegung des Erschließungsstraßenprofils im östlichen Kurvenbereich führt zu großen Geländesprüngen mit Stützmauerhöhen bis zu 13 Metern. Bei Beibehaltung des jetzigen Straßenverlaufs ist die nördliche Blockzeile im Kurvenbereich fraglich. Die Gliederung in drei Bauabschnitte mit der zeitlichen Abwicklung von Osten nach Westen und der Weiterführung des Straßenverlaufs, ist sehr schlüssig und gewährleistet in jedem Bauabschnitt eine gute Mischung von verschiedenartigen Wohnformen. Die Erschließungsaufwendungen selbst sind im mittleren Bereich. Insgesamt ist es ein guter städtebaulicher Entwurf mit einer großen Angebotsvielfalt, bräuchte jedoch an einigen Stellen eine städtebauliche Nachjustierung. Ob der zur Beurteilung stehende Entwurf dafür die nötige Robustheit aufweist, wäre zu überprüfen.