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Reg.Nr.: 2006-2-07Aufgabe: Erarbeitung einer städtebaulichen Konzeption für das Planungsgebiet
Auslober: Stadt Aulendorf
Wettbewerbsart: Offener städtebaulicher Ideenwettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplanern, Garten- und Landschaftsarchitekten
Teilnehmer: 92 Ausgewählte, 53 eingereichte Arbeiten
Fachpreisrichter: Prof. Dr. Franz Pesch, Herdecke a.d. Ruhr (V); Prof. Fritz Auer, Stuttgart/München; Angela Bezzenberger, Darmstadt; Wulf-Heinrich Daseking, Freiburg; Rudi Bucher, Aulendorf; Prof. Winfried Schwantes, Stuttgart; Johann Senner, Überlingen
Wettbewerbssumme: 59.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 19./20.04.2007
Die klaren und schlichten Linien des Entwurfes – gut entwickelt mit Strukturkonzept – überzeugen in allen drei Teilgebieten des Wettbewerbs. Trotz der großzügigen und entschlossenen Linienführung ergibt sich eine angemessene Reaktion auf Historie und Bestand sowie Einfügung in der Landschaft. Die erste stabile Achse wird im Bereich Safranmoos als "Grünes Band" gestaltet. Sechs Wohnhöfe mit jeweils eigenem Charakter und entwicklungsfähiger Struktur zweigen davon ab. Die zweite gegenüber mancher Unwägbarkeit der Realisierung stabile Achse zentriert den Geschosswohnungsbau an der Parkstraße auf den Hofgarten hin. Das "Grüne Band" das den Park und die Hillstraße verbindet, verläuft in der Senke und lässt seine Randbebauung damit aufsteigen. Alle sechs Wohnhöfe bieten von der Achse aus Einblicke in positiv aufsteigende nachbarschaftliche Räume. Jeder Wohnhof hat die Chance, trotz möglicherweise schwankender Qualität der architektonischen Einzellösungen eine eigene Atmosphäre zu entwickeln. Die Struktur der Wohnhöfe entspricht in besonderer Weise der Aufforderung zur Realisierung des Planungsgebiets in Bauabschnitten. Die zweite Hauptachse strukturiert den Bereich Parkstraße und richtet ihn auf den Hofgarten aus. Das Kulturhaus setzt einen Glanzpunkt und steht in Blickbeziehung zu einem zentralen Punkthaus, das an das "Grüne Haus" angrenzt und auch dort einen gut proportionierten Vorplatz bildet. Entlang dieser Achse Parkstraße kann sich das hoch verdichtete Stadtquartier nach der Maßgabe der wirtschaftlichen Realisierbarkeit stabil entwickeln. Vom städtebaulichen Kristallisationspunkt des Kulturhauses eröffnen sich weitere Durchblicke zum Schloss und in den Hofgarten. Der barocke Garten erscheint historisch angemessen interpretiert und durch eine Obstwiese gut abgeschlossen. Das ans Thermalbad angelagerte Freilichttheater kann in seiner übermäßigen Ausdehnung nicht überzeugen. Das Gesamtbild zeigt eine sehr hohe Verdichtung, die ohne Verluste an urbaner Atmosphäre zurückgenommen werden könnte. Das gilt besonders für den Zentralbereich an der Parkstraße. Hier erscheinen die angebotenen Bauformen als zu massiv. Die Anlage für Betreutes Wohnen zeigt sich übermäßig eng und müsste überarbeitet werden. Die Nahtstelle zwischen Park und Wohngebiet Safranmoos ist überfrachtet und wirkt abschottend. Der Entwurf würde von einer Rücknahme des Bauvolumens zugunsten eines Spielplatzes und weiterer Kommunikationsräume profitieren. Das "Grüne Band" in Richtung Südwest wird durch den Versuch der Integration mit der Regenwasserführung unnötig belastet und verkompliziert. Eine Begradigung der Wegeführung und einer Gestaltung als Allee würde die Prägnanz des Entwurfes erhöhen. Der Anschluss des willkommenen "Grünen Bandes" an diese Hillstraße erfolgt aus genau dem wichtigen Punkt. Hier fehlt aber die Akzentuierung durch einen kleinen Platz mit markantem Zentrum. Das "Grüne Band" als Fußweg könnte im Zentrum des Wohngebiets Safranmoos durch einen Platz strukturiert werden. Die im Entwurf weniger differenzierte und stark abschließende Bebauung der Hillstraße und zur Mozartstraße hin gelingt in der Baulinie, übertreibt jedoch die Verdichtung. Zukunftsweisend ist die Orientierung des Entwurfs auf das Kulturhaus und den See, die den hochwertigen Bestand mit diesem im Entwurf sehr gelungenen "neuen Aulendorf" verbindet. Zur oberschwäbischen Residenzstadt passt die urbane Entwicklung entlang stabiler Achsen, die dieser in allen drei geographischen Aufgabenbereichen ansprechende Entwurf vorschlägt.
Der Entwurf setzt sich folgerichtig mit den unterschiedlichen Bereichen des Wettbewerbgebietes mit ihrer jeweils besonderen Struktur und Maßstäblichkeit auseinander: Schlossplatz, Hofgarten, bestehender Geschoßwohnungsbau Parkstraße, Wohngebiete Mozartstraße/Friedenstraße. Dabei greifen die vorgeschlagenen neuen Baustrukturen die bestehenden Qualitäten auf und entwickeln sie weiter. Der Bereich Schlossplatz ist ambitioniert gestaltet, er erhält durch strenge Baumpflanzungen auf dem Platz sowohl eine räumliche Beziehung zum Park, als auch durch ein den Hofgarten begrenzenden Baukörper eine bauliche Kante. Im Bereich Parkstraße wird durch die Stellung der Baukörper eine optische Einbindung des Parks erreicht. Die durch die Gestaltung der Baukörper entstehenden Raumfolgen mit ihren Durchgängen und den verbindenden Holzdecks ist vielgestaltig und im Detail individuell ausformbar. Die dargestellten Bauvolumen überschreiten nicht den vorhanden Maßstab der Umgebungsbebauung. Die vorgeschlagene Erschließung über eine einfache Erschließungsschiene ist unkompliziert und logisch. Im Bereich Safranmoosstraße wird eine lineare Struktur mit unterschiedlichen Wohnformen vorgeschlagen. In Gebäudeform und Gebäudestellung werden die Häuserzeilen der Mozartstraße und der Friedenstraße eigenwillig interpretiert. Es werden Einzel-, Ketten- und Reihenhäuser vorgesehen. Die Orientierung der vorgeschlagenen Haustypen ist teilweise problematisch. Die vorgeschlagene Baustruktur lässt keine individuellen Bauformen zu und wäre nur in einem Zug realisierbar. Die bestehende Fußwegeverbindung von den Wohngebieten zur Kernstadt ist nicht aufgenommen worden, der im Norden vorgesehene Fußweg erscheint wenig sinnvoll. Im Bereich der Haupterschließung und des Fußweges im Wohngebiet werden fingerartige Grünbezüge in den Park vorgeschlagen. Der Ausnutzungsgrad liegt in beiden Baugebieten unter dem Durchschnitt, für die Erschließung werden überdurchschnittliche Werte erreicht. Der landschaftsarchitektonische Entwurf ist differenziert und subtil ausgearbeitet insbesondere dort, wo Übergänge zu gestalten sind. Vom Park zum Wohngebiet Safranmoos und zum urbanen Umfeld Schlossplatz. Die Trennung von öffentlichen landschaftsbezogenen Wegen und Wohnwegen ist gut gelungen.
Die Verfasser gliedern die unterschiedlichen Baufelder mit Grünkeilen, die eine optimale Verzahnung mit der Landschaft ermöglichen. Mit dem Thema Wasser, in unterschiedlichster Ausprägung, werden die Freiräume gestaltet und erhalten einen jeweils unverwechselbaren Charakter. Der geschwungene Parkweg fädelt die verschiedenen Baufelder konsequent wie an einer Schnur auf und vermittelt auch fast selbstverständlich zu den benachbarten Stadtquartieren. Die zeilenartige Bebauung im Safranmoos wird durch eine Hauptachse erschlossen, welche den Blick auf den östlich gelegenen Schlosspark in richtiger Weise offen hält. Die abgehenden Stichstraßen erschließen kammartig das Wohngebiet. Der vorgeschlagene Mix von unterschiedlichen Formen des verdichteten Wohnens ergeben eine interessante Struktur- und Raumbildung, deren Qualität allerdings von einer Umsetzung der stringenten Häuserzeilen "aus einer Hand" abhängt. Die Qualität der sehr langen Straßenräume – insbesondere die räumliche Integration des ruhenden Verkehrs - wird von den Verfassern leider nicht aussagefähig dokumentiert Die Bruttogeschoßfläche liegt im mittleren Bereich. Das Altenwohnen ist folgerichtig der Schussentalklinik zugeordnet. Die viergeschossige Anlage ist ebenso wie die anschließende Wohnbebauung wirtschaftlich realisierbar, jedoch erscheint die Dichte zu hoch, so dass die verbleibenden Freiräume zu wenig Atmosphäre aufweisen. Die großzügige Verknüpfung der Hauptstraße mit dem Park über den Schlossplatz ist in einer überzeugenden Weise gelungen. Die lange Wasserachse und die vorgeschlagene Säulenhalle unterstreichen diese Absicht. Der gestreckte Baukörper verleiht dem zeitgemäß interpretierten Hofgarten eine klare, räumliche Kante. Der Entwurf lässt sich gut in Abschnitten realisieren und wird insgesamt als ein sehr qualitätvoller Beitrag für diesen Ort in Aulendorf gesehen.
Die Verfasser dieser Arbeit entwickeln zwei neue Baugebiete, die sich in Anlehnung an die Topographie (Gebiet Safranmoos) und die umgebende Typologie (Gebiet Parkstraße) eigenständig in ihren Umgebungsbereich einbinden. Die vorgeschlagene Grundstruktur im Bereich "Parkstraße" überzeugt durch ihre ausgebildeten Planungsfelder und das vorgeschlagene "Granulat" der einzelnen Kubaturen. Dabei ist erkennbar, dass eine stufenweise Realisierung der einzelnen Segmente sehr gut möglich ist. Auch das "Betreute Wohnen" in direktem Bezug zur Parkanlage und direkter Ankoppelung zum Altenheim ist gut gelöst. Bei genauer Betrachtung dieser Einzelbauten fällt allerdings auf, dass sie sehr plastisch ausgebildet wurden und eine Realisierung dieser Formen schwierig erscheint – jedenfalls mit erhöhtem Kostenaufwand verbunden sind. Die KFZ-Erschließung dieses Gebietes erfolgt sowohl über die Safranmoosstraße – wie auch über den Schlossplatz. Dies war vom Auslober ausdrücklich nicht gewünscht. Über die Parkierung innerhalb dieses Quartiers wird leider keinerlei Aussage getroffen. Im Baugebiet "Safranmoos" wird die vorgeschlagene Verkehrserschließung mit den Verknüpfungen an das vorhandene Straßensystem begrüßt. Unterschiedlichste Hausformen – sowie in Aulendorf gewünscht – könnten sich an diese Straßen anlagern und zur Vielfalt eines lebhaften Neubaugebietes beitragen. Insbesondere könnte durch die nördliche Reihenhauszeile mit ihren Nebengebäuden und Garagen entlang der neuen Straße – bei guter Gestaltung - ein positiver Beitrag zur Unverwechselbarkeit geleistet werden. Ob allerdings bei Einzelvermarktung der Parzellen das gewünschte gestaltete Bild für diesen Bauabschnitt erreicht werden kann, ist zu bezweifeln. Schade ist, dass die Verfasser die Chance des "Hineinziehens" der Parkanlage in das Gebiet nicht gesehen und umgesetzt haben. Die sonstigen Grünvernetzungen – insbesondere die großzügige Gestaltungsgeste im Eingangsbereich des Schlossplatzes - sind anzuerkennen. Damit kann sich die Park- und Grünanlage bis hin zur Hauptstraße deutlich bemerkbar machen und trägt damit zur Kultivierung dieses bedeutenden Ortes bei. (Schloss und Park – Schlosspark). Zusammenfassend ist festzustellen, dass es sich bei dieser Arbeit um einen interessanten Beitrag zur Weiterentwicklung Aulendorfs handelt. Leider bleiben bei der Ausformung – insbesondere im Gebiet "Parkstraße" viele Fragen offen. Dies betrifft auch das "Hineinziehen" des vorhandenen Stadtparks in das Neubaugebiet "Safranmoos".