Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Reg.Nr.: 2004-2-03Aufgabe: Neubau eines modernen, zeitgenössischen Einfamilienhauses mit klaren geometrischen Formen, hellen Räumen und unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten.
Auslober: Familie Lock, Ertingen
Wettbewerbsbetreuung: Rolf R. Bürhaus, Freier Architekt+Stadtplaner, Weingarten
Wettbewerbsart: Realisierungswettbewerb als kooperativer Einladungswettbewerb
Teilnehmer: 7
Fachpreisrichter: Gerd Ackermann, Tübingen (V); Markus Allmann, München; Meinrad Morger, Basel; Thomas Stumper, Ravensburg
Preisgerichtssitzung: 23.07.2004
Resonanz der Auslober, Jeannette und Frank Lock, zum Wettbewerb:Herr Bürhaus hat uns darauf angesprochen, ob wir ein kurzes Statement zur Veröffentlichung unseres Wettbewerbes „Wohnhaus Lock“ in Ertingen abgeben möchten.Dies tun wir im Folgenden gerne, nicht in Architekten- sondern in Bauherren-Sprache.1. Gründe für den Wettbewerb* Architekten sollen sich „anstrengen“ und nicht Lösung aus der Schublade abliefern.* Wir wollen „ein Mal bauen und dann richtig“. Für jeden kleinen Anbau an ein Dorfrathaus wird ein Wettbewerb durchgeführt, warum also nicht für unser Wohnhaus.* Wir suchen eine architektonisch anspruchsvolle Lösung.* Empfehlung, Wettbewerbe durchzuführen in der Zeitschrift „Häuser“.
2. Erwartungen an den Wettbewerb* Breites Spektrum an Ideen und Konzepten.* Lösung für unsere nicht so einfache Grundstückslage.* Neutraler fachlicher Rat in einer für uns verständlichen Sprache.* Erläuterungen dafür, was die abgegebenen Arbeiten für uns im täglichen Leben heute und in Zukunft bedeuten.
3. Ergebnis* Es ist für einen Laien sehr schwierig, einen Wettbewerb durchzuführen. Wir wurden zu Beginn von Pontius zu Pilatus verwiesen. Erst als wir kurz davor waren aufzugeben und bei der Architektenkammer ziemlich massiv wurden, bekamen wir die Adresse von drei ehrenamtlichen Beratern. Hr. Stumper aus RV hat uns dann auf den Weg gebracht und Herr Bürhaus hat ein geniales Preisgericht zusammengestellt.* Unsere Erwartungen an den Wettbewerb wurden übertroffen. Das Spektrum der Lösungen war erfreulicherweise sehr breit. Wir haben nicht sieben Mal dieselbe „Kiste“ präsentiert bekommen.* Wir haben mit dem ersten Preis eine Lösung bekommen, die uns sonst nicht in den Sinn gekommen wären. Hier wollen wir wohnen!* Die Fachleute des Preisgerichts haben uns an der Hand genommen und die Architektursprache für uns „übersetzt“. Das Preisgericht war echtes Teamwork und hat sehr grossen Spass gemacht.
Die Frage „Wollen Sie in diesem Haus wohnen“ war für uns fast so aufregend wie vor dem Traualtar! Herzklopfen…Wir können das Verfahren – trotz der nicht unerheblichen Kosten – eindeutig weiterempfehlen. Hoffentlich finden Sie bei Ihrem Wettbewerb ein ähnlich geniales Preisgericht, wie wir es haben durften.
Mit herzlichem Gruss aus ErtingenJeannette und Frank Lock
- Topografische Lösung. Sucht Horizontalität. Eingeschossiges Struktursystem liegt in der Landschaft. Auf architektonisch artifizielle Art wird im Inneren die Topografie nachgebildet.- Aus der Siedlungsstruktur hergeleitet werden freigestreute Einfamilienhäuser über System „Hofhaus“ zu Solitär übergeleitet.- Projekt behandelt in der Gebäudestruktur das Raumprogramm auf programmiert. Art Einteilung in 4 Hauptzonen und Befriedigung des Raumprogramms innerhalb der Zonen. Daraus ergibt sich das „Erschließungskreuz“. Dazwischen eingelegt werden vier Freiraumbereiche, die als Höfe ausgestaltet werden.- Konzeption ergibt innenräumlich vielfältige und erlebnisreiche „Wohnlandschaft“.- Einerseits ist das Raumprogramm heute variabel einteilbar, aber auch zu einem späteren Zeitpunkt flexibel veränderbar.- Das Wohnhausprojekt hat eine sehr introvertierte Qualität, andererseits wird durch gezielte Öffnungen in dem Außenraum die nähere Umgebung erlebbar.- Die Höhenlage des Gebäudes im Bezug zum Terrain ist problematisch und zu überlegen, ob das Gebäude höher zu legen wäre. Insbesondere würde das Gefälle der Garagenzufahrt, der Zugang ins Gebäude entspannter. Obwohl der Fernblick zur Donaulandschaft nicht aufgenommen wird, wird durch das Höhernehmen der ersehnte Weitblick günstiger und die vorgeschlagene Turmstruktur unnötig.- Obwohl der Verfasser den Blick aufs begrünte Dach inszenieren möchte, ist der Einblick in den Südosthof problematisch.§ Die Dialektik zwischen natürlicher Wiese und artifizieller Hoflandschaft ist von hoher Qualität.- Einzig der nordwestl. Außenbereich wischt über die aufgelöste Raumecke schwächlich. Warum der Treppenausgang in den Garten nicht gleich wie der Treppenzugang ins Haus außerhalb des Gebäudes angelegt? Die Kubatus ist im Durchschnitt und die gewählte Konstruktion ist einfach. Die Unterhaltskosten sind aufgrund der großen Außenabwicklung im aufwendigen Bereich.Zusammenfassend handelt es sich um ein äußerst innovatives Projekt von hohem Wohnwert. Anstatt äußerer Repräsentation legt das Projekt großen Wert auf einen inneren Reichtum.
Auf einem von der Umgebung abgelösten Sockel entwickelt der Verfasser eine Komposition aus additiven Baukörpern und substraktiven Außenräumen, die sich entsprechend der Topografie von unten nach oben staffeln.Der Grundriß wird klar in 3 Bereiche gegliedert:- Zur Landschaft orientiert das Raumkontimum der Wohnräume- Der Kinderbereich als eigenständige Einheit, die unmittelbar dem Eingang zugeordnet ist und- Der Elternbereich im Obergeschoss und den darunter liegenden Garagen.
Somit kann der gesamte Garten als naturnaher Außenbereich belassen werden. Durch diesen Gegensatz wird die baukörp. Dramaturgie noch gesteigert. Die eingeschnittenen Freibereiche entwickeln jeweils einen eigenen Raumcharakter und ermöglichen dadurch eine unterschiedliche Benutzbarkeit.Trotz der Kompaktheit der Arbeit ist es dem Verfasser gelungen, durch den geschickten Raumfluss ein großzügiges Raumerlebnis zu erzeugen.Durch die 2-geschossigkeit zur Allensteinstr. entsteht eine angemessene Präsenz und Adresse.Der mögliche Blick auf das Flachdach bedarf einer sorgfältigen Gestaltung dieser Flächen, für die die Arbeit keine Ansage macht (Kamin, Abzüge, Flachdachausbildung).Durch die großflächige Verglasung des Wohntraktes und die Öffnung des Innenhofes nach Norden ist keine ausreichende Privatheit zum angrenzenden Nachbarn möglich.Die Ansagen zur Konstruktion sind sehr unverbindlich und dadurch nicht beurteilbar.Die Kubatur und Flächen liegen im oberen Bereich.Die zu erwartenden Unterhaltskosten liegen auf Grund der großen Abwicklungen im oberen Bereich.
Der gewählte Typus ist im Kontext überzeugend, er ist richtig am Hang positioniert. Interessant erscheint die Anordnung der Garage, da sich die sichtbare Baumasse reduziert, die Länge der Zufahrt ist aber problematisch und teilt den Garten in zwei Hälften.Der Zugang aus der Garage ist wenig attraktiv, Gäste kommen nicht ins obere Geschoss, in eine Halle die das Gebäude eher in zwei Teile trennt anstatt sie zu verbinden – befremdlich ist die Stützenstellung.Gut gelöst ist die Anordnung des Elternschlafzimmers mit dem flexiblen Kind-Arbeitszimmer. Schlaf- und Küchentrakt sind strukturell nicht sauber getrennt.Ein guter Vorschlag ist der Patio im Schlafzimmer, hingegen das Zenithlichtband an der Ostwand nicht überzeugt.Kaminzimmer und Wohnzimmer müssten getauscht werden.Die Zuwegung zu den Kinderzimmer im Sockelgeschoss hat Kellercharakter.Das Gästezimmer liegt zu weit im Innern des Gebäudes.Die Gartengestaltung ist im Zusammenhang mit dem einfachen Gebäude nicht verständlich. Die Kubatur ist für die erreichte Nutzfläche zu hoch. Die Unterhaltskosten sind als durchschnittlich zu bewerten.Insgesamt eine angemessene und unprätentiöse Antwort auf die gestellte Aufgabe, deren potential aber leider nicht vollständig ausgeschöpft wurde.