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Reg.Nr.: 2009-4-07Aufgabe: Städtebauliches, funktionales und gestalterisches Gesamtkonzept sowie Planung eines realisierungsfähigen Wohnquartiers mit geringen gewerblichen/sozialen Nutzungsanteil für das Gelände WohnKarree Elsässer Straße in Freiburg
Auslober: Freiburger Stadtbau GmbH, Ralf Klausmann, Tel: 0761/2105-0, Freiburg
Wettbewerbsart: nichtoffener städtebaulicher Realisierungswettbewerb (RPW 2008)
Zulassungsbereich: Baden-Württemberg
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplaner und Garten- und Landschaftsarchitekten; Landschaftsarchitekten nur in Arbeitsgemeinschaft mit Architekten und/oder Stadtplaner
Teilnehmer: 124 Bewerbungen, 20 (15 +5) ausgewählte Teilnehmer, 17 Arbeiten
Fachpreisrichter: Prof. Dr. Franz Pesch, Architekt und Stadtplaner, Stuttgart (V); Prof. Gunter Kölz, Stadt- und Verkehrsplaner, Ludwigsburg; Prof. Christel Drey, Stadtplanerin; Angela Bezzenberger, Freie Landschaftsarchitektin, Darmstadt; Wulf Daseking, Freiburg; Lothar Korzen, Architekt; Prof. Günter Telian, Stadtplaner, Karlsruhe; Reinhold Ketteler, Stadtplaner, Freiburg; Manuela Bott, Architektin, Freiburger Stadtbau GmbH
Wettbewerbssumme: 78.000 Euro (inkl. MwSt.)
Preisgericht: 03.12.2009
Die Grundidee des Entwurfs ist die Fortführung des orthogonalen Rasters aus der Umgebung mit zentralem, verkehrsfreiem Grünraum sowie einer Aufweitung der Elsässer Straße zu einem Platzraum (Elsässer Markt). Diese, den Entwurf tragende Grundidee überzeugt. Sie wird unterstützt durch die aus der Bauflucht vorgerückte Lage des achtgeschossigen Punkthauses, welches einen Platz in der Elsässer zusätzlich betont und ein positives Signal setzt. Ebenso ist die räumliche Vernetzung des Entwurfs mit der Umgebung hervorzuheben. Mit dieser Grundidee einher geht ein konsequent autofreies inneres Verkehrskonzept, das eine hohe Wohnqualität ermöglicht. Die Wegevernetzung ist in ihrer Orientierung sehr gut organisiert. Durch die Vielzahl der Wohnungs- und Gebäudetypen ergibt sich eine vielfältige Formensprache, die zu einer hohen Lebendigkeit führt. In der Weiterbearbeitung sollte hier – insbesondere beim Punkthaus – großes Augenmerk gerichtet werden, damit die erwünschte Unverwechselbarkeit des Quartiers erreicht wird. Der angebotene Wohnungsmix erfüllt die Erwartungen und wird zur gewünschten Durchmischung führen. Damit wird eine Verjüngung des Stadtteils unterstützt. Die vorgeschlagene geschickte Tiefgaragenlösung führt zu überschaubaren Einheiten und vermeidet damit Angsträume. Die Umrisse sind so gewählt, dass der prägende Grünraum, der als "Rückgrat" des Quartiers gilt, nicht unterbaut wird. Damit wird ein üppiger Baumbewuchs sichergestellt. Der Kindergarten-Standort südlich des Punkthauses – aber in direkter Zuordnung zur Elsässer Straße – WB WohnKarree Elsässer Straße, Freiburg Endfassung Protokoll des Preisgerichts erweist sich als Glücksfall. Er ist gut erreichbar und liegt für die Nutzer an überzeugender Stelle. Der Entwurf stellt einen positiven, überzeugenden Beitrag zur gestellten Aufgabe dar. Er betont den Ort selbstbewusst und ordnet sich dennoch – ohne Lautstärke – in den Umgebungsbereich ein.
Mit vier Stadthöfen mittlerer Dichte bringen die Verfasser eine neue Typologie nach Freiburg Mooswald. Diese Zutat zur Stadtmorphologie wird überzeugend präsentiert, wie der Schwarzplan dokumentiert. Im Ergebnis entstehen maßstäbliche Gebäudegruppen mit gut geschnittenen Innenhöfen und einem differenzierten Angebot an wohnungsintegrierten und wohnungsnahen Freiräumen. Die Kindertagesstätte ist gut platziert und erhält einen gut abgeschirmten Außenbereich. Der von den Verfassern dokumentierte Entwurfsprozess, in dem sich das räumliche Konzept aus der Addition von vier gleichen Stadtbausteinen entwickelt, hat jedoch entscheidende Nachteile. Den Rändern zu den angrenzenden Quartieren fehlt es an räumlicher Präzision. Sie präsentieren sich eher als Resträume ohne eigene städtebauliche Qualität. Besonders kritisch zeigt sich das an der Elsässer Straße, wo die Chance vertan wird, einen hochwertigen Stadtraum zu formulieren und lediglich zwei Dreiecksflächen – eine steinerne und eine begrünte – angeboten werden, deren Tragfähigkeit und Qualität in Zweifel gezogen werden muss. Der zwischen den Stadthöfen angebotene Quartiersplatz liegt gut nachvollziehbar an der Schnittstelle der Wege durch das Quartier. Zuschnitt und Größe lassen erwarten, dass sich hier das Quartiersleben entfalten kann. Mit ihren gestalterischen Andeutungen treffen die Verfasser die Stimmung des Ortes – zu fragen wäre allerdings, ob die Fläche vollständig mit harten Belägen versehen werden müsste. Der Hoftypologie geschuldet ist ein direktes Aufeinandertreffen öffentlicher Platznutzung und privater Gartennutzung. Aus den Schnitten ist nicht eindeutig abzulesen, wie die Höhenverhältnisse und Übergänge zwischen öffentlichem Raum und Gebäudeeingängen gelöst sind. Die angebotene Wohntypologie erlaubt die Realisierung der gewünschten Vielfalt der Wohnungen. Die Grundrisse überzeugen. Mit Blick auf die demografische Entwicklung und den Wunsch des Auslobers nach Barrierefreiheit erscheint das Angebot an Maisonetten etwas üppig. In ihren architektonische Aussagen versprechen die Verfasser ein differenziertes Bild des WohnKarrees Elsässer Straße geprägt von sorgfältig komponierten Lochfassaden und einer differenzierten Kubatur. Die Erschließung des Gesamtquartiers über die Ränder und die dadurch erreichbare Beruhigung im Innenbereich wird positiv bewertet. Die erforderlichen Nachweise für Notverkehr und Belieferung sind aufgezeigt, jedoch im Detail zu konkretisieren. Die TG-Zufahrten ausschließlich über die Elsässer Straße sind nicht unproblematisch und bedingen gleichzeitig zwei langgestreckte Garagenkörper, die eine Reihenfolge der Realisierungsstufen zwingend festlegen und deshalb eine Differenzierung in kleinere Einheiten konsequenter wäre. In ihrem Entwurf präsentieren die Verfasser ein vielfältiges Stadtquartier mit hoher Wohnqualität und attraktiven Innenräume. In den von der Jury kritisch gewürdigten Nutzungskonflikten an der Nahtstelle von öffentlichem Quartiersplatz und privaten Gärten und in den räumlichen Mängeln der Gebietsränder sind die Verfasser Gefangene ihrer Entwurfsphilosophie.
Charakteristisch für dieses Konzept ist eine rhythmisch gelungene Verteilung unterschiedlicher städtebaulicher Volumina in eine filigrane Freiraumstruktur. Es entsteht eine morphologisch interessante Staffelung von Gebäudehöhen und Kubatur. Diese Gleichartigkeit mit Variationen lässt es jedoch nicht zu, unterschiedlich prägnante Stadträume zu formulieren, etwa um eine kleine soziale "Mitte" im Quartier. So WB WohnKarree Elsässer Straße, Freiburg Endfassung Protokoll des Preisgerichts unterscheidet sich der zentrale Erschließungsweg von der Elsässer Straße ins Innere der Siedlung im Raumprofil nicht von den übrigen Abständen zwischen den Baukörpern. Die Orientierung fällt hier schwer. Auch dies wird kritisiert. Lediglich zur Elsässer Straße werden eine längere Zeile und ein geringfügig höherer Solitär angeordnet. Letzterer markiert allerdings mit nur einem zusätzlichen Geschoss zu unentschlossen seinen besonderen Standort am Viertelsplatz und am Quartierseingang. Nach außen präsentiert sich das neue Quartier städtebauliche unentschlossen. Das Stadtbild wirkt nach Ansicht des Preisgerichtes "konventionell". Die Freiräume erweisen sich bei genauerem Hinsehen als sensibel gestaltete Struktur. Enge und weite Zwischenräume wechseln sich wie die Baukörper in angenehmen Rhythmus durch eine lineare Anordnung von Hecken und Mulden. Die seitlichen gemeinschaftlichen Flächen zwischen den Gebäuden werden jedoch im Hinblick auf ihre sozialräumliche Brauchbarkeit als in Frage gestellt. Dagegen gelingt durch die Anordnung der Nebengebäude für Fahrräder und Müll eine gute räumliche Gliederung des Umfeldes. Die Erschließung des Quartiers ist zwar angedeutet, lässt jedoch den Nachweis der Funktionsfähigkeit für Not- und Versorgungsfahrzeuge offen. Durch die Anordnung der Tiefgaragenzufahrten von der Elsässer Straße wird zwar eine Befahrung des Innenbereiches vermieden. Jedoch weist das Tiefgaragen-Konzept Mängel hinsichtlich Befahrbarkeit, Orientierung und Sicherheit auf und determiniert zudem weitgehend die Realisierungsstufen der Bebauung. Das architektonische Konzept wird ebenfalls kritisiert. Zu beliebig und unterschiedlich erscheinen die drei bis vier Fassadentypologien, auch wenn die leichten Schwünge der Südfassade der nördlichen Zeile für sich genommen ein interessantes Element sein könnten. Insgesamt bleibt die architektonische Formensprache jedoch beliebig bis willkürlich und ohne verbindendes Thema. Das Wohnungsangebot ist solide, ohne jedoch eine besonders interessantes Angebot an funktionaler oder räumlicher Vielfalt zu liefern. Bis auf einige Maisonetten wird ausschließlich Geschosswohnungsbau angeboten. Der überwiegend vorgesehene Dreispänner, wenn auch eine wirtschaftliche Erschließungsform, erzeugt naturgemäß in jedem Geschoss der Zeilen eine nur einseitig belichtete Wohneinheit. Bei der "Luftigkeit" der offenen Struktur wäre ohne Not eine weit aus größere Vielfalt der Wohnungstypologien möglich. Wegen der im Vergleich großen Nutzflächen lässt der Entwurf eine gute Wirtschaftlichkeit erwarten. Trotz der Mängel bleibt das Gesamtkonzept in seiner Grundstruktur solide, lässt allerdings innovative Beiträge vermissen.