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Aufgabe: Neubau des Überdachungsbauwerks des Zentralen Omnibusbahnhofes (ZOB), PforzheimAuslober: Stadt Pforzheim, OB Gert HagerWettbewerbsart: nichtoffener RealisierungswettbewerbZulassungsbereich: EWR/WTOTeilnahmeberechtigung: ArchitektenTeilnehmer: 21 (14 + 7) ausgewählte Teilnehmer, 19 ArbeitenFachpreisrichter: Prof. Fritz Wilhelm, Architekt, Lörrach (V); Hanns Jana, Architekt, Zimmern o.R.; Prof. Felix Schürmann, Architekt, München; Jochen Abraham, Architekt, Pforzheim; Hans Göz, Architekt, Pforzheim; Christian Fischer-Wasels, Architekt, Pforzheim Wettbewerbssumme: 34.000 Euro (zzgl. MwSt.)Preisgericht: 27.05.2011
Die Verfasser schlagen für den neuen Omnibusbahnhof eine über die gesamte Fläche des Areales greifende Konstruktion vor. Diese bindet die geometrisch sehr eigenständig formulierten Fahrsteige in eine ordnende Großform ein, dennoch wird eine wohltuende Maßstäblichkeit durch die geschickte Anordnung zweier Zäsuren erreicht, die einen wohltuenden Übergang zum Hauptbahnhof schaffen. Hervorzuheben ist die schöne und leichte Anmutung der flachen Schirme, die durch den rückwärtigen Abschwung wie selbstverständlich eine räumliche Fassung zum nördlichen Gleisgelände entwickeln. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass die gefundene Form eine direkte Entsprechung zur Raumschale der benachbarten Bahnhofshalle aufbaut. Mit dieser Referenz und der gewählten Formsprache erinnert der Entwurf an den Optimismus Mobilität und Zukunft in der Zeit des Wiederaufbaus und greift beeindruckend die Charakteristik der Stadt und den Genius des Ortes auf. Im Stadtraum fügt sich die neue Überdachung selbstbewusst im Gegenüber zu II Tronco und Stadtbau ein, ohne den alten Bahnhof zu dominieren. Trotz der wirksamen Grenzziehung nach Norden sichern die Einschnitte den wichtigen Blickbezug in Richtung Nordstadt. Statisches Konzept und Konstruktion sind bis ins Detail (Entwässerung) wohl durchdacht, schlüssig und gut realisierbar. Die Überdachung deckt die Zustiegsbedingungen weitestgehend ab. Die Schallproblematik der großen Horizontalflächen müsste hinsichtlich störender Reflektionen überprüft werden. Die ausgewogene Balance zwischen geschlossenen und offenen Flächen bietet, auch durch die vorgeschlagenen Bäume, eine hohe Aufenthaltsqualität. Die dargestellte Dachbegrünung ist im Sinne der Nachhaltigkeit verständlich, wird aber in Bezug auf eine Verunklarung der Form kritisch diskutiert. Die ausgewiesenen Materialien stellen eine wirtschaftliche und unterhaltskostenarme Konstruktion dar. Die Investitionskosten liegen im durchschnittlichen Bereich. Insgesamt stellt die Arbeit einen in allen Aspekten hervorragenden und in der Synthese von Funktion und Poesie besonders bemerkenswerten Beitrag dar.
Städtebau: Der Entwurf stellt sich als ein Bauwerk dar, das den Ort neben dem Hauptbahnhof aussagekräftig besetzt. Die Überdachung ist in ihrer Grundform schlüssig, die westliche Dachkante orientiert sich an den notwendigen Verkehrsbeziehungen des ZOB und an der Auffahrt zum Schlossberg. Insgesamt leitet sich die Formfindung der Dachfläche schlüssig von den Randbedingungen ab. Das Bauwerk steht eigenständig da und setzt dem denkmalgeschützten Hauptbahnhof in respektvollen Abstand eine eigenständige Form in positiver Weise entgegen. Die Höhenverhältnisse mit der Umgebungsbebauung (Bahnhof, Nordstadtbrücke) sind gewahrt. Aufgrund der Überschreitung des Mindesthöhenmaßes von 4,5 m auf 5,4 m gibt die Überdachung auch künftigen Busgenerationen noch Entwicklungsmöglichkeiten. Zwar gibt es keine ausgesprochenen städtebaulichen Sichtkorridore zur Nordstadt; die Höhe des Dachs ermöglicht aber dennoch eine ungestörte Blickbeziehung nach Norden.Architektonische Gestaltung: Der auf filigranen Stützen ruhende Tragwerkrost, in den pneumatische Folienkissen eingebettet sind, sorgt für große Transparenz und Leichtigkeit des gesamten Bauwerks. Die transparenten Folienkissen werden durch einen umlaufenden Dachrand eingefasst, wodurch sich ein klar gegliederter Abschluss artikuliert. Von besonderer Bedeutung ist der Einschnitt im südlichen Bereich des Daches: dadurch wird die lange Dachkante aufgelöst und es entsteht eine geschickte Gliederung. Die Folienkissen sollen durch LED-Lichtleisten in der Nacht beleuchtet werden. Dadurch kann ein heller, angstfreier Aufenthaltsort an zentraler Stelle geschaffen werden. Im günstigsten Fall stellt sich das Dach als flächig schwebendes Lichtobjekt in der Nacht dar. Der Vorschlag, die Bussteige mit grün eingefärbtem Asphalt zu versehen, sollte nicht weiter verfolgt werden. Qualität der konstruktiven Lösung: Die gewählte Tragwerkstruktur erscheint schlüssig und materialgerecht. Besonderer Beachtung bedarf der Einschnitt im südlichen Bereich: dort ist es evtl. notwendig, den Einschnitt stärker auszubilden, um auch weiterhin eine schlanke und filigrane Konstruktion bei den Stützen und der Dachkante zu erreichen. Die Entwässerung der Dachfläche bedarf noch einer weitergehenden Ausarbeitung und Konkretisierung. Funktionalität (Verkehr, Sicherheit, Nutzung, Komfort): Insgesamt weist der Entwurf nur sehr geringe und von der Detailplanung behebbare Abweichungen von den im Auslobungstext vorgegebenen Funktionen auf. Die in der Vorprüfung als nichtüberdachte Bussteige ausgewiesenen Halteplätze können mit geringfügigem Aufwand korrigiert werden. Die gewählte Großform der Dachfläche sorgt für einen in jeder Hinsicht ausreichenden Witterungsschutz für die Fahrgäste auf den Bussteigen. Der auf den Folienelementen aufzubringende Sonnenschutz bedarf noch einer Konkretisierung. Die Stützenreihe auf dem Kombibahnsteig hat einen zu geringen Sicherheitsabstand zur Fahrgasse. Hier muss noch konstruktiv nachgearbeitet werden. Die Möblierung der Bussteige mit Sitzbänken und Fahrgastinformationen ist übersichtlich und funktionsgerecht. Die notwendigen Sanitäreinrichtungen sind oberirdisch angebracht. Wirtschaftlichkeit / Nachhaltigkeit: Aus Sicht der Vorprüfung kann der Kostenrahmen eingehalten werden, wenn auch eine Tendenz zur Erhöhung erkennbar ist. Der wesentliche konstruktive Anteil, die Dachhaut, wird als auskömmlich kalkuliert angesehen. Insgesamt scheint das Bauwerk im Kostenrahmen realisierbar zu sein. Inwieweit Folgekosten bei Betrieb anfallen, kann aus heutiger Sicht nicht abschließend geklärt werden. In gewissem Umfang werden mit Sicherheit Betriebskosten bei der Pflege der Dachhaut anfallen.
Die vorgeschlagene Großform als komplette Überdachung der gesamten ZOBFläche mit einer weitgespannten, gewölbten Stahlkonstruktion wirkt als markanter Solitärbaukörper, der mit seiner Trauflinie die Höhe des Bahnhofs übernimmt. Die Nähe zum Bahnhofsgebäude ist akzeptabel, die Maßstäblichkeit zum Bahnhofsgebäude insgesamt eingehalten und entspricht dem Anspruch einer neuen Adresse des Bahnhofs und ZOBs. Das Tragwerk ist nachvollziehbar und schlüssig dargestellt, unter dem transluzenten Membrandach ist ein angenehmer Raum für die Reisenden zu erwarten. Die Anforderungen an Funktionalität sind durch die maximal überdachte Fläche voll erfüllt. Die Abgrenzung zum Bahnsteig 1 ist durch die Möblierung gegeben, das Verkehrskonzept ist unverändert übernommen. Aufgrund der absoluten Größe des Daches und der weitgespannten Konstruktion liegen die Erstellungskosten über dem Budget, der Unterhaltsaufwand der Dachkonstruktion wird kontrovers diskutiert und wäre noch genauer zu untersuchen. Insgesamt überzeugt der Entwurf durch einen hohen Wiedererkennungswert bei hoher Funktionalität.
Die Arbeit schlägt eine das gesamte Busbahnhofsgelände überspannende, vollständig transparente, membranüberspannte Konstruktion vor. Durch die bewusst große Höhe von ca. 11 m entsteht ein schöner, leicht und lichter, filigraner Schirm höchster Transparenz, der die Spannung zwischen Schutz und Öffnung auslotet. In diesem Zusammenhang wird allerdings die Qualität der städtebaulichen Raumbildung diskutiert. Die große Höhe integriert den Bahnhof als gleichwertigen Baustein im Verkehrsgefüge, sie wird aber in Bezug auf die überformende Dominanz und den Maßstab kritisch hinterfragt. Die gewählten Baumstützen sind konsequent aus der Vision des hohen transparenten Daches entwickelt. Insgesamt lässt die eher skizzenhaft und schematisch vorgetragene Konstruktion aber sowohl räumlich und konstruktiv eine abschließende Wertung nur schwer zu. Die vollständige Überdachung garantiert einen weitestgehenden Witterungsschutz, der allerdings an den Rändern aufgrund der großen Höhe eingeschränkt ist. Die vorgeschlagene Beleuchtung sichert eine hohe Signifikanz im Nachtbild. Die Investitionskosten werden vermutlich über dem Durchschnitt liegen. Der maximale Transparentanteil lässt in Zugänglichkeit, Wartung und den zu befürchtenden hohen Verschmutzungsgrad hohe Kosten erwarten.