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Reg.Nr.: 2007-1-19Aufgabe: Städtebaulicher Vorentwurf im abgegrenzten Wettbewerbsbereich sowie die Detaillierung von Entwurfsausschnitten
Auslober: Stadt Leonberg
Wettbewerbsart: begrenzt offener städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten, Stadtplanern, Landschaftsarchitekten, Arbeitsgemeinschaften aus Architekten u. Landschaftsarchitekten bzw. Stadtplanern und Landschaftsarchitekten
Teilnehmer: 61 Bewerbungen, 30 (23+7) gewählte Teilnehmer, 22 Arbeiten
Fachpreisrichter: Inge Horn, Leonberg; Dr. Eckart Rosenberger, Gerlingen; Prof. Gunter Kölz, Stuttgart; Prof. Arno Sighart Schmid, Leonberg; Prof. Günter Telian, Karlsruhe; Wolfgang Riehle, Stuttgart (V); Bernd Fahle, Freiburg; Daniel Fluhrer; Oliver Martini, Rottenburg; Timo Buff, Stuttgart
Wettbewerbssumme: 96.100 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 27.02.2008
Der Entwurf ist durch ein ebenso klares wie überzeugendes Grundkonzept gekennzeichnet. Zwei Baufelder im Zusammenspiel mit der bestehenden Bebauung entlang der Eltinger- und der Lindenstraße entwickelt, umschließen gemeinsam mit dem Felssporn der Altstadt einen großzügigen innerstädtischen Grünraum. Damit wird sowohl die topographische Situation erlebbar gemacht als auch die Altstadtkante aus verschiedenen Blickrichtungen überzeugend in Szene gesetzt. Zentrales Element des Entwurfs ist eine gerade baumbestandene Stadtpromenade in Form einer Wegeachse von der Stadtmitte zur Altstadt. Der Neuköllner Platz geht mittels eines sich öffnenden Platzraums in das neue Stadtforum über. Dieses markiert an richtiger Stelle den Mittelpunkt zwischen Altstadt und neuem Stadtquartier. Hier ist das neue Rathaus überzeugend positioniert und das Hallenbad wird an den Stadtraum angebunden. Von hier aus führt die Stadtpromenade auf kurzem und kurzweiligem Weg weiter zum Hirschbrunnenplatz und zur Altstadt. Damit wird das Ziel der Auslobung, über das zentrale Element eine attraktive Verbindung zwischen Altstadt und Stadtmitte herzustellen in hervorragender Weise erreicht und zugleich ein urbaner Stadtraum mit hohem Erlebniswert und Aufenthaltsqualität geschaffen. Lediglich der vorgeschlagenen "Brückenschlag" mit zwei getrennten Stegen, der sich im Ideenteil befindet und daher wohl nur längerfristig zu realisieren sein wird wirkt in dieser Form überzogen. Besondere Qualitäten werden auch im Park als übergeordnetes Freiraumelement zwischen den dorthin scharfkantig abgegrenzten Baufeldern erkannt. Er dient als Sichtzone für die Altstadt schafft durch seine großzügige Auslegung weiche Übergänge, verbindet die anschließenden Grünbereiche und nimmt das Reiterstadion auf. Positiv wird auch der Vorschlag gewertet, es im Charakter eines Amphitheaters einzubetten. Gleich einer Stadtbühne ist es auch von der Altstadt aus erlebbar und kann zugleich für vielfältige weitere Aktivitäten genutzt werden. Die neuen Stadtbausteine orientieren sich in Körnung und Höhenentwicklung an den bestehenden Strukturen. Sie stellen somit einen gelungenen Übergang zwischen der Kleinteiligkeit der Altstadt und den großmaßstäblichen Bauten der Stadtmitte dar. Das Wohnquartier am Park beinhaltet zwar ein differenziertes Wohnangebot, könnte jedoch im Sinne der gewünschten Urbanität eine deutliche Verdichtung erfahren. Beide Baufelder funktionieren unabhängig voneinander, was als weiterer Vorteil der Arbeit gewertet wird. In der Umsetzung ist jedoch der südliche Teil des Entwurfs mit Problemen behaftet. Der Vorschlag für die Fahrerschließung ist konsequent, die Fußwege sind gut miteinander vernetzt. Ein in Ausgewogenheit und Maßstab überzeugender Beitrag besticht durch seine Klarheit und vermag die Ziele der Auslobung in überzeugender Weise zu erreichen.
Zentrales Element des Entwurfs stellt ein in Ostwestrichtung aufgespannter Grünraum dar. Er nimmt sowohl den Festplatz als auch den Pferdemarkt auf und bietet mit einem die höhere topografische Lage nutzenden Stadtplatz einen Ausblick ins Glemstal. Er stellt die Altstadtkulisse frei und ist gleichzeitig verbindendes Element zwischen Altstadt und neuer Stadtstruktur. Allerdings wird mit dem Ausblick vom Stadtplatz nach Osten nicht die Altstadtkulisse in den Fokus genommen, sondern die Bahnhof-/ Rutesheimer Straße, die wenig städtebauliche Qualität aufweist. Gefasst wird ein neuer Freiraum im Süden durch eine dichte Baustruktur die qualitativ hochwertiges Wohnen verspricht. Die Gebäudeabstände und die Dichte sind in Einzelbereichen nochmals zu prüfen. Die östlich angrenzenden Handelsstrukturen ergänzen in angemessener Körnung und strukturell sehr guter Lage den Entwurf. Anerkennung findet der Versuch des Umgangs mit dem bestehenden Rathaus und einer neuen Vorfahrt. Fraglich bleibt jedoch, ob der zergliederte Baukörper nicht weiter die stadträumliche Qualität schwächt.Zusammenfassend gelingt des dem Verfasser, die fußläufige Verbindung zwischen Altstadt und Stadtmitte mit angenehmen Raumabschnitten zu gliedern, jedoch bietet die umgebende Baustruktur kaum einladende Gesten zum innenliegenden neuen öffentlichen Stadtraum, so dass die Wahrnehmung von den Hauptachsen (Eltinger Straße/Lindenstraße) nicht gegeben ist. Dies könnte durch ein Weglassen von Gebäudevolumen jedoch erreicht werden. Insgesamt bietet sich aber mit diesem hochwertigen Entwurf ein angemessenes und umsetzbares städtebauliches Konzept.
Der Entwurf sieht eine klar strukturierte städtebauliche Entwicklung vor, die unterschiedliche Teilbereiche - Wohnen und Büro/Hotel im westlichen Teil, Handelsnutzungen im östliche Teil - entstehen lässt, und dabei gleichzeitig die Verknüpfungsfunktion zwischen historische Altstadt und bestehender Stadtmitte räumlich gut betont. Durch die Fortführung der Grünstrukturen des Altstadthanges über neuen Pferdemarkt und dem geplanten Altstadtpark entsteht ein großzügiger Grünzug, der die Altstadtkulisse heraus stellt und gut erlebbar macht, und sich positiv mit dem urbanen Stadtraum beim neuen Rathaus verknüpft. Das neue Rathaus liegt an günstiger Stelle, die die Verknüpfungsfunktion des neuen Stadtquartiers verstärkt. Es eröffnen sich gute Blickbeziehungen zur Altstadt, der geplante Steg setzt an den richtigen Stellen an, ist aber aufgrund der Länge und Höhe über Gelände zu hinterfragen. Unter geschickter Berücksichtigung der Topographie reihen sich die intensiv für den Pferdemarkt zu nutzenden Flächen - historischer Marktplatz, Pferdemarktoval im "Tälchen" und neuer Stadtplatz geschickt aneinander. Im westlichen Wohnquartier kann die Ausrichtung der Wohnungen nicht immer voll überzeugen, vor allem die nach Süd-Westen orientierten Wohnungen direkt an der Lindenstrasse sind dem Straßenlärm ausgesetzt. Auch der neue Wohnkomplex am nördlichen Rand des östlichen Baugebietes (Ersatz für das bestehende Wohngebäude am Eltinger Fußweg) überzeugt nicht, es wird durch den geplanten Laden- und Marktkomplex überragt und verschattet. Die großen Blockstrukturen für Handelsnutzungen liegen günstig, auch zur Altstadt, können gut angedient werden, erscheinen aber zu groß dimensioniert, die engen Lichtinnenhöfe dagegen sehr klein. Auch die Aufteilung der Rathaus- und Notariatsnutzungen auf zwei Gebäude wird kritisch gesehen, hingegen ist der Hotelstandort am Stadtplatz gut gewählt. Eine abschnittsweise Realisierbarkeit ist schlüssig in drei Schritten nachgewiesen. Die verkehrliche Erschließung ist adäquat, auf die Kreisverkehre bei Polster Bendel und bei der Einmündung Lindenstraße- Eltinger Straße wurde verzichtet. Für die schwierige Yufgabenstellung "Stadtumbau Leonberg Mitte" werden klare und großzügige Strukturen vorgeschlagen, die in Schritten gut realisierbar sind, sich positiv in das Stadtgebilde einfügen und die angestrebten Verknüpfungen gut herausarbeiten.
Die zentrale Entwurfsidee hat zum Ziel, die beiden städtischen Freiraumachsen von der Glems bis zur Alten Autobahn zu verbinden und mit der neuen "Stadtachse" von der Stadtmitte bis zur historischen Altstadt zu überlagern. Dabei wird die Formulierung des Einstiegs in diese Achse am Belforter Platz durch das Abschwenken der Gebäudekante gut gelöst. Durch das Absetzen von der Eltinger Straße und durch die Anordnung von Einzelhandelsflächen erhält der Boulevard die notwendige städtische Belebung. Die Ausrichtung des länglichen Platzraumes setzt die historische Altstadtkante am östlichen Ende in Szene. Allerdings bricht die Achsenidee zur Altstadt mit Beginn der Grünzone abrupt ab und weist nur noch eine nachgeordnete und unbefriedigende Wegeführung auf, die sich am Bestand ausrichtet oder aber durch die vorgeschlagene Neubebauung zusätzlich verpfropft wird. Die vorgeschlagene Freiraumkonzeption am Altstadtrand und in das Gebiet hinein ergibt sich in besonderem Maße durch die Funktionen der Einzelbereiche und lässt dadurch eine zusammenhängende naturräumliche Qualität in ihrer Hinführung zum Glemstal vermissen. Dabei könnte vor allem der Bereich des Reiterstadions mehr Offenheit vertragen. Die räumliche und funktionale Anbindung der großflächigen Einzelhandelsangebote an die bestehende Struktur am Neuköllner Platz wird begrüßt. Die Erweiterungskonzeption des Neuen Rathauses stützt die räumliche Linienführung des neuen Boulevards; jedoch wäre eine Öffnung des Rathauskomplexes zur neuen Stadtachse wünschenswert. Im Gegensatz dazu sollte eine räumliche Schließung des nördlichen Blockbereichs (Telekom) erfolgen. Das Wechselspiel im entwickelten neuen Wohnquartier zwischen Baustruktur und Freiräumen entwickelt einen eigenen Charakter mit hoher Wohnumfeldqualität. Die dargestellte Struktur lässt Spielraum für verschiedene Wohnformen und ist gut erschlossen. Durch die differenzierte Gebäudestruktur lässt sich eine gute Interpretation in die ausgeprägte Topografie erreichen. Die Neuformulierung des Verknüpfungsbereiches an der Bendelkreuzung ist nicht aufgenommen. Insgesamt setzt die Arbeit die gewählte Entwurfsidee in den Grundzügen um und liefert interessante Vorschläge. Allerdings lässt sie in der Ausformung wichtiger Einzelaspekte einige Fragen offen. Insbesondere betrifft dies die nicht konsequent weitergeführte Konzeption des Boulevardgedankens in Richtung Altstadt und die wenig qualitätvolle Ausformulierung des Freiraumes, der in dieser Ausprägung eine kraftvolle Anbindung an die historische Altstadt nicht leisten kann.
Ein gut dimensionierter und großzügiger Freiraum stärkt die Qualität und die Besonderheit der Leonberger Altstadt. Die hohe Qualität dieses Grünraums wird konsequent genutzt, um hochwertiges Wohnen mit Altstadtblick zu entwickeln. Der Park erhält damit eine gegenüber der Altstadtkulisse würdevolle Randbebauung mit einer großen Durchlässigkeit über das Gewerbeband hindurch bis hin zur Eltinger Strasse. Leider sind diese Blickkorridore gestalterisch nicht hervorgehoben. Auch mindert der große Parkplatz auf der Westseite des Grünraums und der etwas inszeniert wirkende Citypark die Qualität dieses Raumes. Die Aufreihung der Läden an der Eltinger Strasse bis zur Einmündung Steinstrasse entlang einer Einkaufsachse erscheint nicht spannend genug und ist auch gestalterisch nicht befriedigend gelöst. Die Fuge, der Hauptzugang zur Altstadt, ist überdimensioniert und wirkt gerade auch im Zusammenhang mit dem eiförmigen Stadtpavillon etwas unbeholfen. Die Ansammlung von Cafés und Restaurants erscheint hier etwas übertrieben. Der Übergang zur Altstadt liegt zwar hier an der richtigen Stelle, ist aber nicht konsequent genug entwickelt. Die bauliche Ausformulierung der Lindenstrasse wird gewürdigt, zumal damit zum Einen der Schulbereich geschützt und zum Anderen das bestehende Rathaus mit seiner Erweiterung gut in die neue Struktur räumlich eingebunden wird. Die klare Struktur und die einfache Baukörpertypologie lassen eine wirtschaftliche Realisierung in mehreren Bauabschnitten zu. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass der Realisierungsteil geringfügig in den Ideenbereich eingreift. Die Besonderheit der Arbeit liegt im dem gut dimensionierten, großzügigen Freiraum und der einfachen Baustruktur. Es fehlt der Arbeit jedoch an räumlicher Spannung.