Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Platz Vilafranca 377815 Bühl
ProjektleiterSusanne HoffmannHubert Predel
Die Fertigstellung der Carl-Netter-Realschule im September 2005 setzt einen Schlusspunkt hinter eine sechsjährige Planungs- und Bauzeit, in deren Verlauf die im Dezember 2001 eröffnete Mediathek den Auftakt bildete. Die Mediathek würde mit einer Bruttofläche von 2085 qm das ungleich kleinere Gebäude in dem neu zu erschaffenden Ensemble sein. Die vierzügige Realschule mit 5.738 qm Bruttofläche ist städtebaulich so zu integrieren, dass durch den Maßstabssprung der städtebauliche Kontext nicht auseinander bricht.Auf den Solitär der Mediathek mit der strahlend weißen Fassade wird mit einem niedrigeren, zweigeschossigen, liegenden Bauköper geantwortet. Diese liegende Proportion wird im Fassadenmaterial, einem Vormauerziegel mit einer Länge von 24 cm und einer Höhe von nur 5 cm, aufgenommen. Er hat Materialbezüge zur umgebenden Bebauung, ermöglicht aber gleichzeitig die Abgrenzung zur Mediathek als Solitär.
Sich selbstähnelnde Elemente, wie die stark plastischen Fensterleibungen, entstammen einem Formkanon. Die Dimensionen dieser plastischen Vertiefungen und Einschnitte sind der Gebäudegröße entsprechend proportional unterschiedlich. So interagieren die beiden quantitativ so unterschiedlichen Gebäude stadträumlich im Sinne eines sich ergänzenden Ensembles. Die beiden dem jetzigen Platz Vilafranca zugewandten Fassaden haben ähnliche Außenmaße und sich aufeinander beziehende Proportionen, wobei sich die Fassade der Realschule mit ihren aufs Minimale beschränkten Gestaltungsformen gegenüber der Mediathek zurücknimmt.Sie unterscheiden sich in der Farbe und in der Oberflächenstruktur. Die weiße Putzfassade der Mediathek ist glatt geschliffen, der Ziegel der Realschule porös, rau und polychrom changierend zwischen beige, rot und braun. Seine reliefartige Struktur verändert sich mit dem Verlauf der Sonne, seine Farbintensität wechselt von rötlich leuchtend zu braun. Unterschiedliche Lichtstimmungen gibt der Stein durch unterschiedliche Farbstimmungen wieder.
Der Vormauerziegel steht hier nicht in der konstruktiven Tradition eines lastabtragenden Mauerwerks. Es wird nicht unterschieden zwischen Fassadenbekleidung, tragendem Sturz und schützender Fensterbank. Ähnlich einem Computerrendering wird der Baukörper einschließlich aller Vor- und Rücksprünge einheitlich mit dem Ziegelstein textualisiert. Das vertraute Material, welches der Konvention vieler Schulbauten entspricht, wirkt verfremdet und monolithisch.
Der Klarheit und Strenge des Außenbaukörpers steht ein heller, weißer, eher spielerisch wirkender Innenraum gegenüber, der überrascht. Großzügige Treppenanlagen, eine helle Aula, unterschiedliche räumliche Situationen mit Nischen und Sitzecken, vielfältige Blickachsen machen den Innenraum über seine Funktionalität hinaus zum Ort der Begegnung, der Kommunikation und des Erlebens.Die Materialien strahlen, auch auf die Gefahr hin, dass Gebrauchsspuren leichter auszumachen sind, Freundlichkeit und Helligkeit aus. Weiß gespachtelte Wände und Decken alternieren mit hellen Sichtbetonflächen feinster Oberflächenqualität und weiß lasierten Eichenholzmöbeln. Im Kontrast zu diesen hellen Materialfarben steht ein kräftiges Rot des Linoleumbodens und kobaltblaue Einbauelemente. Herzstück des Innenraumes bildet die Aula mit ihren laternenähnlichen Oberlichtaufbauten, welche auf freigespannten Holzleimbindern ruhend dem Innenraum eine barocke Leichtigkeit verleihen.
Unterschiedliche Glasarten im Bereich der Oberlichter, Gläser mit transluzenter Kapillarglaseinlage, wechseln in unregelmäßigen Abständen mit transparenten Glasarten und erzeugen unterschiedliche Lichtstimmungen aus weißlich-hell gefiltertem Licht mit warmen direkten Lichteinsprengseln. Raum, so Louis I. Kahn, kann erst durch das natürliche Licht als Architekturraum wahrgenommen werden, denn es erzeugt eine atmosphärische Dichte, die Räume lebendig macht: "natural light is a light of mood."
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.