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Foto: Wolfgang Geyer
Hauptstraße 23478343 Gaienhofen
Der ursprüngliche Entwurf zielte darauf hin, den geschichtsträchtigen Bestand, erbaut vom Architekten des Herrmann Hesse Hauses Hans Hindermann (ca.1908), fast über sechzig Jahre als Pension unter dem Namen villa köpfler geführt zu belassen, zu sanieren und um einen Nebenbau für gemeinschaftliche Nutzung wie Kochen, Essen und Wohnen zu erweitern. Da die Bausubstanz allerdings durch falsche Sanierung der vorherigen Besitzer leider vollständig ruiniert wurde, war ein Abriss unausweichlich.
Aber was tun mit einem Bau, der als Eingang zu Gaienhofen seit über einem Jahrhundert das Ortsbild prägte. Wir entschieden uns mit der Bauherrschaft, das zu retten, was dem Haus auch sein Erscheinungsbild gab und gänzlich unversehrt blieb: der vom regionalen Architekten Herrmann Nannizzi im Jahr 1933 angebaute Ziergiebel. Der ursprünglich angedachte Anbau als separates Gebäude rückte zusehends an das alte Haus näher und dient heute diesem als Stütze. Die gesellschaftlichen Nutzungen können somit unter einem gemeinsamen und erhabenen Dach unmittelbar genutzt werden.
Die in sich verschachtelten Dächer, also das Dach des Anbaus mit seinem fallenden First und das an den Bestand angelehnte Dach mit seiner großen Wiederkehr, stützen sich statisch genseitig und geben der gesamten Dachkonstruktion halt. Dadurch entsteht ein zweigeschossiger Dachraum in dem Essen, Kochen und Wohnen gemeinsam erlebbar werden. Der Anbau besitzt im Anklang an den Bestandsgiebel eine kleine vorgelagerte Loggia, der Dachraum wird dabei durch die verglaste Fassade nach außen hin erlebbar gemacht.
Der Anbau wurde in Stahlbeton ausgeführt, um eine Betonkernaktivierung zu ermöglichen und somit die träge Masse des Betons direkt nutzen zu können. Der von außen mit Zellulose gedämmte Beton-Anbau dient nun als Heizköper fürs gesamte Haus, der restliche Holzbau ist mit einer Niedrigtemperatur Fußbodenheizung versehen. Die Energie wird durch eine Wärmepumpe bereitgestellt, die sich bilanziell mit einer PV-Anlage, installiert am zugehörigen Hinterhaus über das gesamte Jahr mit Strom selbst versorgt. Das Gebäude ist an Anlehnung der alten Pension als Ferienhaus angedacht und für Feriengäste ganzjährig zugänglich. Die Steuerung des gesamten Gebäudes: Heizung /Strom / Technik /Gartenbewässerung ist in KNX ausgeführt, um einen externen Zugriff zu ermöglichen.
Der Wiederaufbau des Bestands ist in Holzständerbauweise mit Zellulosedämmung und außenliegenden Holzfaserdämmplatten für den nötigen sommerlichen Wärmeschutz ausgeführt. Das gesamte neue Kleid, damit gemeint Fassade und Dachhaut besteht aus einer hinterlüfteten Lärchenschindelverkleidung (dabei wurde das Dach in dreifacher und die Fassade in 2facher Schindelüberdeckung ausgeführt). Einerseits ermöglicht die Fassade ein einheitliches und feingliedriges Bild, andererseits verspricht die handwerklich sauber ausgeführte Fassade eine Nutzung über Generationen hinweg.
Die äußere Holzoptik wird im Innenbereich weitergezogen: als Kontrast zu den öffentlichen Zonen wie Essen und Kochen, die in Sichtbeton gehalten sind (Anbau), wurden die privateren und gemütlicheren Zonen wie Wohngalerie und Schlafräume aus Weißtanne ausgebildet bzw. verkleidet.
Die homogene Dachhaut, die großzügig gewählten Öffnungen, die für viel Tageslicht sorgen und die Kombination der Materialien Holz und Beton, sowohl innen als auch außen ermöglichen ein atmosphärisches Verweilen und ein gutes Innenklima zum Leben.
EnergiekonzeptBetonkernaktivierung für Niedrigtemperaturheizung mit Ergänzung in konventionellen FBH in privateren Bereichen.Wärmepumpe mit PV-Anlage auf Nebengebäude: über Jahr gesehen bilanzielle Energieautarkie.
MaterialienFassade und gemeinsames Dach: Lärchenschindelverkleidung 2- und 3-fachÖffentliche Bereich: Kochen/Essen/Eingang: SichtbetonPrivater Bereich: Wohnen/Schlafen: Holzverkleidung und Möbel: WeisstanneFenster Bestand: Fichte 3-Schicht verleimt, lackiertFenster Anbau: Holz: Weisstanne, farblos lackiert- Alu: Natur
Bauweise Sanierung/Neuaufbau:Eg: Mauerwerk Bestand + Innendämmung ZelluloseOG/DG: Holzständerbauweise mit Zellulose-Dämmung + Holzfaserdämmplatte (sommerlicher Wärmeschutz)Anbau:EG/OG: Stahlbeton inkl. Betonkernaktiviereung, Dämmung: Holzständer mit Zellulose-Dämmung + Holzfaserdämmplatte(somm.Wärmeschutz)
ProjektbeteiligteArchitekt: achatz kolb architekten achatzkolbarchitekten.de
Statik: baustatik relling baustatikrelling.de
Innenaustatter: schrewe schrewe-einrichten.de
Fotograf: Wolfgang Geyer
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.