Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Hunnenstraße 2474613 Öhringen
Mitarbeit: Rüdiger Bastl
Baukosten ca. 2.220.000,- Euro
Die Turnhalle aus dem Jahr 1889 wurde in der Architektur der Gründerzeit entsprechend als dreischiffiges Holzfachwerk mit sichtbarer Ziegelausfachung erstellt. Die Türme des Schaugiebels dienten den Steigern der Feuerwehr zur Übung. Der Hallenraum entsprach den damaligen Anforderungen an eine moderne Sportstätte. Die ursprünglich vorhandenen Lohegruben - Sprunggruben mit Rindenmulchfüllung - wurden im Lauf der Zeit geschlossen, Steigeisen an der Holzkonstruktion sind jedoch noch ebenso ursprünglich erhalten wie auch die Halterungen für Ringe und Reck.
In den 1930er Jahren wurde rückwärtig eine Bühne angebaut. Nach dem Bau einer weiteren Turnhalle in den Nachkriegsjahren wurde sie die "Alte Turnhalle" genannt. Nach wie vor war sie die Veranstaltungshalle der Stadt Öhringen. Erst mit dem Bau der Stadthalle verlor sie ihre Stellung und verfiel langsam. Brandschutzauflagen ließen keine Veranstaltungen mehr zu, der Sportbetrieb war nur noch eingeschränkt möglich, die Beheizung im Winter war mangelhaft.
Im Jahr 2000 wurde unser Büro mit einer Voruntersuchung beauftragt. Dabei wurden drei Nutzungsvarianten erarbeitet, wobei die Entscheidung schließlich für die Sanierung als Turnhalle mit der Option einer Erweiterung zur Kleinveranstaltungshalle fiel.
Die Arbeiten begannen mit dem Abbruch des Bühnenanbaus und diverser An- und Einbauten. Der behutsame Rückbau der Wandbekleidungen befreite die Galerie in ihrer Ursprungsform aus ihrem Dornröschenschlaf. Der Rückbau offenbarte allerdings auch Feuchteschäden an den Türmen. Die Türme wurden vollständig abgebaut und in der Zimmerei rekonstruiert.
Das Hallentragwerk war in gutem Zustand und konnte in seiner Ursprungsform erhalten werden. Statische Verstärkungen wurden behutsam eingefügt. Das Ziegelmauerwerk der Halle blieb erhalten, die Wärmedämmungen wurden in Innenbereich angebracht. Dabei wurde das Sichtfachwerk ausgespart und ablesbar belassen. Die nur unvollständig erhaltenen Lamperien wurden in der heutigen Materialsprache neu hergestellt. Mit den gewählten Mehrschichtplatten wurde auch die Bühnenöffnung geschlossen. Glas bildet die Trennung zum Vorraum und erhält so die ursprüngliche Transparenz. Die Dacheindeckung in Titanzink wird den Angaben aus den alten Baueingabeplänen gerecht.
Der Hallenbau beherbergt ausschließlich den Sportraum und die Galerie mit Aufgang. Ein neu erstellter Anbau nimmt die Nebenräume auf. Das Material der Fassadenplatten entspricht in seinem Ursprung der Ziegelausfachung, die Form und Verarbeitung dagegen dem heutigen Stand. So verbindet sich alt und neu, ohne dass die Nachtstellen verwischen.
Der Erhalt der ursprünglichen Nutzung ist im Denkmalbereich eher selten. Hier konnte ein Denkmal wieder für den Sportbetrieb genutzt werden. Die aktuellen Anforderungen wurden ablesbar gestaltet. Der Anprallschutz an den Stützen ist leicht reversibel, die Basketballkörbe können mit wenigen Handgriffen demontiert werden. Die Sportnutzung wurde der Qualität der Halle angepasst, auf belastenden Richtungssport wie Fußball oder Handball wird verzichtet.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.