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Foto: Dirk Altenkirch
St. Leoner-Straße 168809 Neulußheim
AusgangssituationDurch den Erwerb des Nachbargrundstücks zur Evangelischen Kirche bot sich für die Kirchengemeinde die seltene Gelegenheit ein Gemeindezentrum im räumlichen Zusammenhang mit dem Kirchengebäude zu errichten. Das neue Gemeindehaus sollte Pfarramt, Pfarrwohnung, Gruppenräume und Gemeindesaal beinhalten. Grundlage für die Realisierung war die Auslobung eines Wettbewerbs durch die Evangelische Landeskirche.
EntwurfskonzeptDas neue Gemeindezentrum sollte nicht nur seine internen Nutzungen funktional bestens miteinander verknüpfen, sondern auch die Außenräume des Kirchenareals aufwerten und neu definieren. Darüber hinaus sollte die städtebauliche Bedeutung des Kirchengebäudes gestärkt werden. Dabei lag uns immer am Herzen, mit dem neuen Gebäude nicht in Konkurrenz, sondern vielmehr in "Dialog" zur Kirche zu treten.Unter diesen Voraussetzungen entstand ein U-förmiger Baukörper, der zusammen mit der Kirche einen zentralen Pfarrhof umschließt. Auch der Platz vor der Kirche sollte einen einladenden Charakter erhalten, indem die ursprüngliche Einzäunung entlang des Gehwegs wegfällt. So erschließt sich eine differenzierte Abfolge von Außenbereichen: über den offenen, straßenraumerweiternden Kirchplatz gelangt man in den geschützteren Pfarrhof, von dort dann in den rückwärtigen Pfarrgarten im Anschluss an den verglasten Gemeindesaal.
GebäudeorganisationDas Gemeindehaus selbst gliedert sich in drei Bereiche: zur St. Leoner-Straße erdgeschossig das Pfarramt mit darüberliegender Pfarrwohnung, der Gemeindesaal im hinteren Teil des Grundstücks und als verbindendes Element der Bereich der beiden Gruppenräume. Der Gemeindesaal erschließt sich vom Hof über ein bei Bedarf zuschaltbares Foyer. Betritt man den Saal, öffnet sich der Blick über die Glasfassade in den Pfarrgarten. Dem vorderen Baukörper kommt durch seine prominente Lage eine besondere Bedeutung zu: er bildet zum einen den Abschluss der Häuserzeile in Verlängerung des Hotels Adler, zum anderen ist er die bauliche "Visitenkarte" der Kirchengemeinde. Dies kommt in der markanten Form des zur Kirche hin auskragenden Kubus der Wohnung zum Ausdruck. Der Entwurf verzichtet bewusst auf modische Elemente und legt um so mehr Wert auf die Qualität der präzisen städtebauliche Einfügung, die Verwendung langlebiger Materialien bis hin zur Ausbildung markanter Details. Der Neubau respektiert das Kirchengebäude durch seine schlichte, klar verständliche Formensprache sowie subtile städtebauliche Bezüge. Die Gegensätzlichkeit beider Gebäude schafft einen Ort mit starker Identität.
Fassade, MaterialienDie Auswahl der Materialien bezieht sich auf das Kirchengebäude: der bestehende gelbliche Sandsteinsockel mit seinem Fugenverband gab den Anlass für den elfenbeinfarbenen Pflasterbelag von Kirchplatz und Pfarrhof, exakt abgestimmt darauf die Farbigkeit des Sockelgeschosses in Eternittafeln. Die monochrome Ausführung von Platzoberfläche und Sockelgeschoss des Neubaus unterstreicht das inhaltliche Zusammenwirken von bestehender Kirche und neuem Gemeindehaus. Der Verband der liegenden Fassadentafelformate wiederholt in diesem Sinn die Struktur des Kirchensockels. Die Erdgeschosszone in Eternit verbindet entlang des Hofes die beiden weiss verputzten Kuben des Gemeindesaals und der Pfarrwohnung. Im Bereich der Eingänge wechselt das Bild in hochstehende Tafeln: seitlich des Wohnungseingangs wird auf diese Weise das Garagentor fast unsichtbar in die Fassade integriert. Im Bereich des Eingangsfoyers werden die Fassadentafeln bis in den Innenraum weitergeführt.
EnergiekonzeptDer Haustechnik liegt ein ausgeklügeltes Energiesystem zu Grunde: sowohl die Gebäudeheizung als auch die Warmwasserbereitung erfolgt über zwei Wasser/Wasser-Wärmepumpen, die ihre Energie aus dem Grundwasser beziehen. Die Wärmepumpen versorgen über eine Fernleitung auch die angrenzende Kirche mit Heizenergie. Das Regenwasser der Kirche wird in einer Zisterne gesammelt und für die Toilettenspülung des Gemeindehauses verwendet. Außerdem wurden Photovoltaikzellen auf dem Dach des Neubaus montiert, die Strom für die Wärmepumpenheizung liefern; überschüssiger Strom wird ins Netz eingespeist.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.