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Foto: Guido Kasper
Charlottenstraße 1288045 Friedrichshafen
Die Stadt Friedrichshafen hat eine Fassadenbegrünung an einem vorgestellten Rankgerüst an der Südfassade des Technischen Rathauses realisiert. Ziel der Baumaßnahme ist, neben der Beschattung des Gebäudes, die Förderung der Biodiversität durch Vertikalbegrünung in der Innenstadt und damit eine Verbesserung des städtischen Mikroklimas an diesem zentralen Ort. Die Stadtverwaltung Friedrichshafen möchte ihrer Vorreiterrolle gerecht werden und den Bürgern sichtbar machen, wie sich Ökologie und Urbanität kohärent miteinander vereinbaren lassen. Im Zuge des Bauvorhabens konnten eine integrierte Photovoltaik-Anlage sowie eine Anlage für Regenwassernutzung ergänzt werden.
Die Platzbereiche sind mit einer Tiefgarage unterbaut. Aus der Geometrie der Garagendecke ergibt sich in der Platztopografie ein Höhenversatz, der durch Rampen und Stufen ausgeglichen wird. Die Pflanzung konnte daher nur als Trogbepflanzung mit begrenzter Substratmenge ausgeführt werden. Die vorhandenen Sitz- und Stützmauern mit Brunnenbecken und Wasserspiel wurden dabei erhalten und weiterentwickelt.
Das Rankgerüst besitzt eine Fläche von ca. 594 qm (39,20 m x 15,16 m) und wurde mit einem Abstand von circa vier Metern vor der Fassade platziert. Es nimmt die Fluchten des Bestandsgebäudes auf und orientiert sich in seiner Höhe an der Brüstungsoberkante. Innerhalb der Konstruktion dienen vertikal geführte Einzelseile aus Edelstahl als Kletterhilfe. Der Pflanztrog wird platzseitig angeordnet und verläuft durchgehend mit einheitlicher Oberkante. Die Materialität der vorhandenen Mauern wurde hierbei aufgenommen.
Vor dem Arkadengang des Rathauses ergibt sich eine neue „grüne Laube“. Die Begrünung erfolgt mit raschwachsenden Gerüstkletterpflanzen wie beispielsweise Jungfernrebe, Akebie, Ramblerrosen, Glyzinien. Als Unterpflanzung wurde eine artenreiche Strauch- und Staudenpflanzung eingesetzt.
Die Rankkonstruktion besteht aus konfektionierten Stahlprofilen, welche gemeinsam mit dem Ingenieurbüro LM Structure & Facade, Zürich (Reto Furrer) erarbeitet wurden. Eine besondere Herausforderung war es dabei, die erforderlichen Rückverankerungen an das Bestandsgebäude und die Lasteintragungen auf Bestand und Tiefgaragendecke sowohl gestalterisch wie auch bauphysikalisch zu integrieren.
Für eine optimierte Verschattung der Obergeschosse und eine effizientere Nutzung der geplanten Rankkonstruktion wurde eine Photovoltaik-Anlage auf dem Rankgerüst (Ebene 4. OG) errichtet. Vor dem zurückgesetzten Penthouse-Geschoss sorgt eine Trogbepflanzung auf einer Länge von etwa 35 Metern mit Strauch- und Staudenbepflanzung für eine angemessene Verschattung.
Um eine dauerhaft funktionierende Pflanzung zu erhalten, ist eine automatisierte Bewässerungsanlage erforderlich. Diese ist als Anstaubewässerung konzipiert, welche zusätzlich in den Anfangsjahren durch eine Tröpfchenbewässerung ergänzt wird. Die Speisung erfolgt durch eine neu angelegte unterirdische Regenwasserzisterne mit einem Volumen von ca. 30 cbm. Im Umfeld konnten zusätzliche Dachflächen an den Regenspeicher angeschlossen und damit ein maximiertes Speichervolumen (Stichwort „Schwammstadt“) erzielt werden. So kann der Betriebshof der Stadt Friedrichshafen auch in längeren Trockenperioden Gießwasser für Straßenbäume und Stadtgrün entnehmen und die städtische Kanalisation wird zudem entlastet.
Insgesamt wurde mit der Baumaßnahme eine sowohl bauphysikalisch, ökologisch, gestalterisch als auch mikroklimatisch wirksame Vertikalbegrünung in einen „steinernen“ innerstädtischen Kontext implementiert.
Positive Auswirkungen der Fassadenbegrünung:- Verbesserung des Mikro- und Stadtklimas: Beschattung (Senkung von Fassadentemperatur und Innenraumtemperatur), Regenwasserrückhalt, Verdunstung, Bindung und Filterung von Staub und Luftschadstoffen, Erhöhung der Luftreinigung, Sauerstoffproduktion, CO2-Reduktion.- Energieeinsparung: Wärmedämmung und Hitzeschild. Senkung des Primärenergiebedarfs (Heizen/Kühlen).- Beschattung und Kühlung: Im Sommer schützt die Begrünung die Fassade vor intensiver Sonneneinstrahlung und hat dadurch einen angenehmen Kühleffekt.- Gebäudeerhaltung: Schutz gegen UV-Strahlen, Hagel, starke Temperaturschwankungen, Schadstoffe und Schmutz.- Minderung für Eingriffe in Natur und Landschaft: Erhaltung der Artenvielfalt durch Schaffung zusätzlicher Grünflächen und die Erweiterung der Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Erhöhung der Artenvielfalt und Biodiversität.- Moderne Stadtplanung: Verbesserung des Arbeits- und Wohnumfelds, großflächig einsetzbares Gestaltungselement der Städte- und Landschaftsplaner. Reduzierte Kanalbelastung wegen Regenwasserrückhalt.- Lärmschutz: Minderung der Schallreflexion.- Ästhetik: Die Begrünung wertet das Gebäude optisch auf und ermöglicht eine ästhetische Gestaltung.- Wertsteigerung: Grünes Umfeld steigert den Wert der Immobilie und des Wohngebiets.
(Quelle: Bundesverband GebäudeGrün e.V.)
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